küsse für Köiperschaftsbeamte den Beamten der Kirchen- und Pfarrgemeinden zugänglich zu machen. Im Anschluß hieran wird die entsprechende Aenderung des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der Staatsbeamten in die Wege geleitet werden, wogegen die von meiner Regierung ernstlich ins Auge gefaßte und vorbereitete umfassende Revision dieses Gesetzes wegen des damit verbundenen erheblichen Mehraufwands zu meinem Bedauern vorerst noch zurückgestellt werden muß.
Eine Anzahl weiterer Gesetzentwürfe ist zur Zeit in Bearbeitung begriffen und zum Teil dem Abschluß nahe. Inwieweit diese Entwürfe in der jetzt beginnenden Landtagsperiode Ihrer Beratung unterstellt werden können, hängt von dem Fortgang Ihrer Verhandlungen ab.
Ich darf das Vertrauen hegen, daß Sie sich der Erledigung der Ihnes hieuach obliegenden wichtigen und schwierigen Aufgaben mit gewohnter Hingebung widmen werden. Mögen Ihre Verhandlungen, vom Geiste der Mäßigung und Persönlichkeit getragen, unter Gottes Bei- i stand zu einem glücklichen Ergebnis führen und für mein geliebtes Volk segensreiche Früchte zeitigen!
Ich erkläre den Landtag eröffnet.
Unter den Hochrufen der Versammlung verließ der König mit seinem Gefolge den Saal und begab sich nach dem Schlosse zurück.
LandesnachrichLen.
ss HÜöivge«, 4. Nov. Für hervorragende Tätigkeit bei der Ermittlung des wegen versuchten Lustmords verurteilten Metzgers Pauli von Rohracker hat das K. Justizministerium den Statiouskommandauten in Rottenburg und Tübingen und dem' Landjäger in Ergenzingen Geldbc- lohnungen verwilligt. Daneben dürfen sich dieselben auch in die vom Vater der Verletzten ausgesetzten Prämien teilen.
ff Hleuttirrgert, 4. November. Durch die Anzeige eines Mitarbeiters ist man einem üblen Unfug auf die Spur gekommen. Eine ganze Reihe Arbeiter des Güterbeförderers Feucht hat sich an dem ankommenden neuen Wein nicht i nur gelabt, sondern auch mit Schläuchen solchen aus den j Fässern adgezapft, in Flaschen fortgetragen und im eigenen j Keller Neuen eingelegt. Die hiesigen Wirte empfanden den Abmaugel oft merklich, daher dürfte in Zukunft eine bessere ! Aufsicht am Platze sein.
* Stuttgart, 4. Nov. Das K. Konservatorium für
Musik veranstaltet am Sonntag 6. November eine Trauer- - frier für den f Prof. Eduard Keller. I
* Höppiuge», 3. Nov. Eine Frau Müller, Mutter s von sechs Kindern, entfernte sich vor einigen Tagen ohne Wissen ihrer Angehörigen von hier. Heute kam nun die Nachricht hieher, daß sie auf dem Grabe ihrer Mutter in Baltmaunswerler vergiftet aufgefunden worden sei.
ss Alm, 4. Nov. Von den bürgerlichen Kollegien wurde gestern die Einführung des obligatorischen Handarbeitsunterrichts an den kath. Mädchenschulen, sowie die Anstellung von Fachlehrerinuen beschlossen.
* (Verschiedenes ) J,r Schwenningen wurde dem Lagerhalter des Konsumvereins, Matthias Obergfell, durch den Aufzug, mittels dessen er einen Mehlsack hinablasseu wollte, der Kopf zerdrückt. Der Verunglückte hinterläßt eine große Familie. — In Bückingen wurde der ca. 60 Jahre alte, verheiratete frühere Bäckermeister A. Carle tot aus dem See gezogen. Der Verunglückte wollte sich am Mittwoch mit einem Handwägelchen von Heilbronn aus nach Hause begeben und scheint iu der Dunkelheit vom Wege abgekom- mrn und gerade an einer abschüssigen Stelle ins Wasser geraten zu sein. Da die Wasserstelle nicht gerade tief aber sehr schlammig ist, so dürfte wohl der Bedauernswerte dem Erstickuugstodt anheimgefallen sein.
* Srfrrrt, 2. Nov. Heute Nacht gelang es zwei Straf- ; lingeu, aus dem hiesigen Landgerichtsgefängnisse zu ent- ! fliehen. Zwei andere, welche mit ihnen von der fünf Meter hohen Umfassungsmauer sprangen, blieben schwer verletzt liegen.
ss Berlin, 4. Nov. Die „Boss. Zeitg." meldet aus Meran: Unter dem Verdacht, die Witwe Ennemoser in Al- gund erwürgt und beraubt zu haben, wurden bisher 11 i Personen verhaftet. !
sf Berlin, 4. Nov. Auf dem Neubau eines Hauses ; in der Mittenwalder Straße stürzte infolge zu schwerer Be- i lastung ein Gerüst zusammen. Fünf Arbeiter wurden ver- ! letzt, davon einer schwer.
ss Berlin, 4. Nov. Der „Berl. Lokal-Avz." meldet: Auch zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten wird ein Schiedsgcrichtsvertrag abgeschlossen werden. Die darauf bezüglichen Verhandlungen find von der amrrikan. Regierung angeregt worden.
* Kaiser Wilhelm wurde von der Handelskammer iu St. Louis in Anerkennung der hervorragenden deutschen Ansstellvngslcistungen mit einem Spazierstock beschenkt, der die Bildnisse Washingtons, Friedrichs des Großen und des Ausstellungspräfidenten trägt. Der „alte Fritz" auf dem Spazierstock soll Wohl auch eine kleine Entschädigung sein, für den alten Fritz", den der Kaiser den Amerikanern schenkte und der mit so geteilten Gefühlen aufgenommen wurde.
* Unser Verlust an Offizieren, Beamten und Mannschaften seit Beginn des Hererofeldzuges beträgt bis jetzt 671 Tote.
Ltnrssrrft
werden die seither erschienenen Nummern von
„Ans -en Tannen"
nachgclicfcrt. wenn jetzt noch Bestellungen für die Monate
November ««d Dezember gemacht werden.
Ausländisches,
sf Wien, 4. Nov. Das Fremdenblatt meldet: Graf Posadowsky sprach heute vormittag 11 Uhr im Ministerium des Aeußern vor und hatte mit Graf Goluchowsky eine Besprechung. Am Samstag findet zu Ehren des Grafen Posadowsky beim Minister des Aeußern ein Diner statt.
* Best, 3. Nov. Die Tochter eines hiesigen Geldbrief- trägers stahl ein diesem «»vertrautes Paket mit Edelsteinen im Werte von l 5 000 Kronen und übergab es ihrem Bräutigam. Dieser verkaufte die Steine und ging dann mit einem anderen Mädchen durch. Die Verratene erschoß sich, nachdem sie iu einem an die Polizei gerichteten Briefe den Sachverhalt dargelegt hatte.
* Luzern, 4. Nov. Zu Ehren der Unterhändler bei den deutsch-schweizerischen Handelsvertragsverhandluugen gab die Stadt ein Bankett, welchem auch der Bundesprä- fident beiwohnte. Er brachte einen Toast auf Deutschland und den deutscheu Kaiser aus. Der deutsche Gesandte in Bern von Bülow, erwiderte mit einem Trinkspruch auf die Schweiz.
ff Baris, 4. Nov. Dem „Temps" zufolge wird der russische Fregattenkapitän Clado, Vizekommaudaut des Ad- miralschiffes des Geschwaders Roschdjestwensky, der mit 3 anderen Offizieren nach Petersburg äbgereist ist, über die Dogger Bank Angelegenheit vor der Untersuchungskommisston das folgende Zeugnis ablegen, welches die russische Version der Angelegenheit darstellt: 1) Roschdjestwensky wurde während der Fahrt verständigt, daß bald unter dieser, bald unter jener Flagge segelnde Schiffe sich an der skandina- > vischen Küste aufholtev. 2) In dem Augenblick, als sich ; die Doggerbankaffäre ereignete, sah der Transportdampfer >
„Kamtschatka" zwei Torpedoboote. Gleichzeitig verzeichnet« der Funkentelegraphen-Apparat des Geschwaders eine anscheinend vou der „Kamtschatka" stammende Anfrage, welche in ungewöhnlicher Form abgefaßt war und deshalb auf Befehl Roschdjestwenskys nicht beantwortet wurde. Später wurde jedoch festgestellt, daß der Transportdampfer „Kamtschatka" keinerlei Anfrage abgesandt hatte. 3) Als Admiral Roschdjestwensky sab, daß die beiden von der „Kamtschatka" signalisierten Torpedoboote das Geschwader zu überholen suchten, gab er Befehl, zu feuern. Es ist absolut falsch, daß auf Fischerboote gefeuert wurde; im Gegenteil, als man die Fischerboote erblickte, wurde das Feuer eingestellt. 4) Es ist falsch, daß das Geschwader russische Torpedoboote für japanische gehalten hat. Die russischen Torpedoboote waren zur Zeit, als sich die Affäre ereignete, bereits im Aeimelkanal. Wohl ist dagegen richtig, daß 8 Torpedoboote von Liebau abgingen und von ihnen nur 7 nach Tanger kamen. Ein Torpedoboot hat eben in den dänischen Gewässern Havarie erlitten und ist deshalb von dem Eisbrecher „Permak" nach Libau zurückgeschleppt worden. Die Enquetekommisston wird wahrscheinlich in Haag zusammentreten.
* Hlew-Bork, 2. Nov. Das große Reservoir bei Winstou in North Carolina brach ein und überflutete mehrere Meilen Landes. 23 Personen kamen in den Fluten um.
* Hlerv-Hvtk, 3. Nov. (Tel.) Vier schwer bewaffnete Desperados übe: fielen die Natioualbank in Codry Wyoming. Sie ermordeten den Kassierer und plünderten die Kasse. Sie entkamen dann ins Gebirge. Buffalo Bill mit seinen Jndianerspähern nahm lt. „Berl. T." die Verfolgung auf.
fs Das „Prachtgebäude" der Kontinentale» Sparbank iu Memphis in Nordamerika stürzte plötzlich zusammen. 24 Personen wurden unter den Trümmern begraben.
ss Fokio, 4. Nov. Der Geburtstag des Kaisers wurde im ganzen Lande festlich begangen. Der Kaiser hielt iu Tokio eine Parade über 2 Divisionen ab, die iu Kriegsausrüstung waren.
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Gt»de«ten-U»ruhe« j« Innsbruck.
* Mierr, 4. Nov. In Innsbruck wurde gestern die neue italienische Rechtsfakultät sang- nnd klanglos eröffnet, indem die Professoren nach kurzer Begrüßung der Studenten sofort an die praktische Arbeit gingen und mit ihren Vorträgen begannen. Zuvor allerdings riefen die Hörer: „Wir wollen eine Universität iu Triest! Weg von Innsbruck !" Das war aber auch alles. Nachdem so die Sache glimpflich zu verlaufen schien, kam es nachts zu sehr bedauerlichen blutigen Zusammenstößen zwischen Studenten, wobei die deutschen mit solcher Erbitterung gegen die Italiener vorgingeu, daß die Polizei die letzteren in Schutz nehmen mußte. Angeblich sollen 200 Revolverschüsse abgegeben worden sein. Sechs Personen wurden schwerverletzt, und eine wurde getötet.
* München, 4. Nov. Nach einem Telegramm der M. R. N. aus Innsbruck machte bei den gestrigen Unruhen das Militär einen Bajonettangriff auf die Ruhestörer, wobei zwei Deutsche, darunter der Kunstmaler Pezzy erstochen wurden.
* Iurrsöruck, 4. Nov. Heute vormittag zogen deutsche Studenten vor die italienische Fakultät, demonstrierten dort heftig unter den Rufen : „Weg mit den Meuchelmördern!" und schleuderten Steine gegen die Fenster des Gebäudes. Die Wache suchte die Menge zu zerstreuen, jedoch dauerten die Kundgebungen fort. Der Abgeordnete Erler richtete an den Ministerpräsidenten Körber ein Telegramm, in welchem er dir sofortige Schließung der Fakultät fordert.
ff I«nsör«lk, 4. Nov. Im Laufe des Tages fanden wiederholt Tumulte statt. Die Demonstranten, denen sich der Pöbel aus der Stadt auschloß, drangen iu das Gebäude der italienischen Fakultät, zertrümmerten das Mobiliar und warfen es durch die Fenster auf die Straße. Ein
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Umsonst suchst Du des Guten Quelle Weit außer dir, in wilder Lust;
In dir trägst Himmel oder Hölle Und deinen Richter in der Brust- Kein Gold ersetzt den inneren Frieden, Kein Glanz, war er den Göttern gleich; Ist dir Genügsamkeit beschieden,
Dann bist du glücklich, bist du reich.
Fein gesponnen
oder
Das FastnachLsgeheimnis.
Kriminal-Roman v. Lawrence F. Lynch. — Deutsch v.E. Kramer. (Fortsetzung.)
„Sonderbare Geschichte das !" dachte Mr.Carnow. „Sonderbarer Anfang, sonderbares Ende! Es ist etwas faul im Staate Dänemark. Es ist leicht, Halt zu rufen, Mrs. Warham. Die Sache fängt an, mick zu interessieren. Ich Hab' große Lust, nicht Halt zu machen. Ich will nicht Halt machen. Ich werde Sie, wie verabredet war, auf- suchen und dann um Mr. Larsens Bekanntschaft bitten. Ich bin neugierig, ob er die Suche aufgegeben hat! Ich bin neugierig — Halloh! — Was ist los?"
Die Alarmglocke der Feuerwehr ließ sich vernehmen. Spritzen uüd Mannschaftswagen kamen die Straße herunter und rasten um die Ecke.
„Achtung! — Aufgepaßt! — Halt, halt!" Warnuugs- rufe, Angstgekreisch — eine hohe Gestalt, die sich mit einem Satz von dem Bürgersteig mitten in das Straßevgewühl stürzt — dann ist es vorbei. Spritzen und Wagen raffeln weiter, und das Entsetzen einer Mutter löst sich in Tränen der Freude und Dankbarkeit: ihr Kind ist im letzten Augenblick
gerettet, weggeriffeu vor den Hufen der hinstürmenden Pferde. Es liegt erschreckt, aber unverletzt auf der Straße, und neben ihm, mit der einen Hand noch die Kleider des Kindes haltend, blutend und besinnungslos, Rufus Carnow.
Man hob ihn behutsam auf und trug ihn vom Straßendamm auf den Bürgersteig. Jetzt, nachdem das Unglück geschehen war, kamen auch zwei Polizisten herbeigeeilt, und der eine drängte sich an die Seite des Bewußtlosen und sah ihm iu das bleiche, blutende Gesicht.
„O," rief er, „es ist Carnow, Rufus Carnow!" Er winkte einen Wagen heran, sandte nach einem Arzt und brachte den Verwundeten nach seiner Wohnung.
So kam es, daß Patsy. als er einige Stunden später mit ängstlichem, verlegenem Gesicht in Carows verdunkeltes Zimmer trat, eine Krankenpflegerin cm dem Bett fand, in dem sein Herr, den Kopf in Bandagen gewickelt, sehr blaß und schwer atmend lag und schlief.
Der Arzt erklärte die Verletzungen für ernst, aber nicht für lebensgefährlich; wenn es gelänge, das Fieber fernzuhalte», so würde alles gut ablaufen. Er verorduete sorgfältige Pflege und vor allem unbedingte Ruhe.
Patsys Gesicht wurde noch sorgenvoller, als er dies hörte; er fühlte eine schwere Verantwortung auf seinen Schulter», und nach reiflicher Uebrrlegung beschloß er, zur Polizei zu gehen nnd dem Direktor Bericht über seine Wahrnehmungen zu erstatte». Allein zu seinem Leidwesen erfuhr er dort, daß dieser bald nach Carnows letztem Besuch auf dem Bureau eine dringliche Dienstreise augetreteu hatte.
„Das Glück ist gegen mich," murmelte Patsy bekümmert, als er sich auf den Heimweg machte. Ich wünschte, ich wüßte —" er hielt plötzlich inne, und ein Grundsatz, den er hatte Carnow wiederholt aussprechen hören, kam ihm in den Sinn: „Wenn Du nicht weißt, was Du tun sollst, dann tue nichts."
„Ich weiß nicht, was ich tun soll," sagte er vor sich hin, „also —"
Plötzlich kam ihm ein neuer Gedanke, und sein Gesicht hellte sich auf.
„O, ich weiß doch, was ich tun soll! Ich werd' weiter spüren, so lange er aufs Trockene gesetzt ist, und den Manu mit den Photographien nicht aus den Augen lassen. Das kann ja auf keine» Fall schaden."
Und glücklich in dem Gedanken, daß er vielleicht auch jetzt noch dem Manne dienen könne, der iu seinen Augen ein Muster von Scharfsinn, Weisheit und Geschicklichkeit war, eilte er auf die Straße hinaus und unterzog sich von neuem seiner freiwillig übernommene» Pflicht, dem Mann mit den Photographier», wie Patsy John Larseu getauft hatte, weiter nachzuspüren. Mehrere Stunden lang wartete er vergeblich vor Galwcys Hotel auf das Erscheinen des Fremden. Es fing schon an, dunkel zu werden, der Wagenverkehr, das Gedränge auf deu Straßen wurde immer stärker. Plötzlich hielt eine Droschke vor der Tür des Gasthofes, Larsen trat mit einer Reisetasche in der Hand heraus, stieg ein und fuhr rasch davon. So schnell die überfüllte Straße es erlaubte, eilte Patsy nach, allein er kam nur langsam vorwärts und verlor in dem zuuehmeuden Dunkel deu Wagen aus den Augen.
Fünfzehntes Kapitel.
Grau und düster zog der nächste Tag herauf; fast die ganze Nacht hindurch war Regen gefallen, und auch jetzt noch, um die siebente Morgenstunde regnete es langsam und gleichmäßig, wie wenn es nie wieder aufhören wollte.
Durch eine Straße nach der City, die fast nur große Speicher enthielt und von Fußgängern wenig aufgesucht wurde, schlich ein blasser, ausgehungerter Mann in zerlumpten Kleidern, der offenbar die Nacht unter freiem Himmel zugebracht hatte. Sein jugendliches Gesicht zeigte die Spuren des
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