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Hlr. 11.
Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag mit der wSch. Beilage »Der SonntagS- Gast".
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Wr. 168.
Amtsblatt für
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Sonntag, 30. KKLobev.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
1904.
Amtliches.
Das kgl. Oberamt Calw macht bekannt, daß zu der im Januar 1905 vorzunehmenden Neuwahl der Mitglieder der Handelskammer die Wählerlisten vom Oberamt einer Durchsicht und Richtigstellung unterzogen worden sind und daß die Wählerlisten der Abstimmungsbezirke Calw und Licbenzell vom 1. bis 7. November je einschließlich auf dem Rathaus in Calw bezw. Liebenzell zu jedermanns Einsicht aufgelegt sind. Einsprachen gegen die Wählerlisten sind binnen der Ausschlußfrist von einer Woche nach Beginn der Auslegung unter Beifügung der erforderlichen Bescheinigung beim Oberamt anzubringen. Angefügt wird, daß nur diejenigen zur Teilnahme an der Wahl berechtigt sind, welche in die Listen ausgenommen worden sind.
Die Herdstkontrollversammlungeu finden
im Koutrollbezirk Calw wie folgt statt: In Lieben zell am 5. November, 8s/^ Uhr vormittags beim Rathause; in Gechiugen am 5. November, 2 Uhr nachmittags bei der Kirche; in Calw am 7. November. 8 Uhr vormittags in der Turnhalle; in Neudul ach am 8. November,
Uhr vormittags beim Rathaus; in Neu Weiler am 8. November, 1^/2 Uhr nachmittags Leim Rathaus.
TagsspoMiL.
Die englische konservative Zeitung „Globe" kommt auf die Verhältnisse in Demsch-Sudwrstafrika zu sprechen und meint, cs würde wohl notwendig werden, noch weit energischer gegen die Hottentotten oorzugehea, wenn man die Kolonie vor dem Ruin schützen wolle. Es sei klar, daß trotz der großen Verstärkungen, die die deutschen Truppen dort erhalten hätten, der Aufstand unter den Eingeborenen immer mehr zunehme. Stamm auf Stamm nehme die Waffe „gegen den weißen Tyrannen" auf. Wenn es uun auf nichts weiter dabei ankäme, als auf eine Kraftprobe zwischen den beiden Gegnern, dann würde Großbritannien ruhig zusehen können, etwa ehenso wie dieses den ewigen Krieg zwischen den Holländern und den Atchinesen betrachtete. Hier seien die Verhältnisse aber durchaus andere. In Südafrika laufe die britische Grenze über hundert Meilen mit der deutschen zusammen und es bestehe daher eine große Gefahr, daß sich die Empörung auf die Busatos, die Koffern, die Zulus und die Mantabele übertrage. Ja, es hätten sich bereits schon verschiedene Anzeichen von Unruhe unter diesen Stämmen bemerkbar gemacht. Aus dem Transvaal sei vor einiger Zeit bereits eine Abteilung losgezogen, um ihren Stammesverwandten gegen die Deutschen zu helfen. Man wisse nicht, was aus dieser Abteilung geworden sei, aber es sei nicht ausgeschlossen, daß sie die Ursachen davon seien, daß die Witbm sich ebenfalls gegen die Deutschen empörten. Außerdem komme aus Johannesburg die Nachricht, daß unter den dortige» Schwarzen sich allerlei Teu- deuzeu bemerkbar gemacht hätten, sich nicht mehr recht an die Gesetze zu kehren, etwas, was ihnen früher fremd gewesen sei. In Anbetracht dieser nrd ähnlicher Anzricheu habe die britische Regierung guten Grund, „der deutschen Regieruug Vorwürfe wegen ihrer kurzsichtigen Dummheit" zu machen. Der Ton der englischen Presse
wird immer gemütlicher!
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Wird es wegen den Fischern von Hüll zum Kriege kommen? fragen ängstliche Gemüter. — Vorläufig wohl nicht. Nach neuere» Depeschen hat zwar England sehr energisch in einem Ultimatum Bestrafung der schuldigen russischen Offiziere und die Garantie gegen ähnliche Vorfälle verlangt, doch ist anzunehmen, daß Rußland diese Forderungen bewilligt. Aber selbst bei Annahme des englischen Ultimatums bleibt die Lage noch gespannt. Englands Kriegsschiffe werden mindestens die Russenschiffe auf dem Weg nach Oftasten begleiten und beaufsichtigen und ihnen an allen Ecken der Welt im Wege stehen. Leicht können dadurch sich neue Mißverständnisse und noch schwerere Z r- sammenstöße ergeben wie bei Hüll. Wird sich die rusfiche Flotte die britische Beaufsichtigung gefallen lassen und wird nicht einmal über diesen oder jenen Punkt des Seekriegsrechts eine Differenz aufkommeu, zum Beispiel bei Durchsuchung neutraler Schiffe, beim Kohleneiunehmen oder bei ähnlichen Anlässen? Ja, es könne» sich ganz gleiche Zwischenfälle wie bei Hüll nochmals ereignen. Denn die russische Flotte kann, wenigstens nach Ansicht ihres Führers, gar nicht anders Vorgehen, um sich ungefährdete Bahn zu verschaffen, als daß sie jedes zu nahe kommende, nicht ganz zweifelsfreie Fahrzeug in den Grund schießt. Je näher es nach Ostafien geht, um so wahrscheinlicher wird es, daß von Japanern gemietete harmlos aussehende Schiffe der baltischen Flotte auflauern. Die Russen stehen aus dem Standpunkt, daß diejenigen sich vorjehen mögen, die ihnen in die Quere kommen. Auch die kleinsten Schiffe find in der Zeit des Dynamits, der Torpedos und der Streuminen zu fürchten, sogar das bloße Jndenwegreunen genügt oft, um Unfälle herbeizuführeu. Als vor mehreren Jahren der deutsche
Passagierdampfer „Elbe" im Kanäle uuterging, und einige hundert deutsche Auswanderer, Männer, Frauen uud Kinder, ihr Lebe» verloren, da war es ein kleines englisches Schiff gewesen, das frech und rücksichtslos die Bahn des großen Dampfers gekreuzt uud so das furchtbare Unglück verschuldet hatte. — Geht es nun bei diesem Zwischenfalle auch ohne Krieg ab, so wird doch England die Situation benütze», Rußland zu drohen uud unter dem Druck dieser Drohung seinen diplomatischen Beutezug in Tibet, Afghanistan und Persien mit Erfolg fortsetzeu. Unblutige Erfolge sind den Engländern von jeher lieber gewesen als Kriegslorbeeren, zumal wenn es sich um einen Welikcieg handelt. Drnn würde heute zwischen England und Rußland der Krieg erklärt, wo letzteres schon mit Japan im Kampf liegt, so würde zweifellos auch der Verbündete Rußlands, Frankreich, vom Leder ziehen müssen, und die weiteren Folgen wären
noch ganz unabsehbar.
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Folgende Streitkräste zur See würden der britischen Regierung im Notfälle zur Geltendmachung ihrer Forderungen sofort zur Verfügung stehen: 1. Das Mittelmeer- geschwader unter dem Kommando des Admirals Sir C. Domvile, bestehend aus 12 erstklassigen modernen Kriegsschiffen, 4 gepanzerten Kreuzern, 6 schnellseqeluden Kreuzern zweiter Ordnung, 3 Torpedobooten und 27 Torpedojägern. 2. Das Kanal Geschwader unter dem Kommando von Vize- Admiral Lord Charles Beresford, bestehend aus 8 erstklassigen Kriegsschiffen und 4 Kreuzern. 3. Das einheimische Geschwader unter dem Kommando des Vize-Admirals Sir A. K. Wilson, bestehend aus 8 Kriegsschiffen, davon 4 neue erstklassige Fahrzeuge, 2 erstklassigen Panzerkreuzern, 2 Kreuzern zweiter Ordnung, 24 Tvrprdojägeru und einer Anzahl von Kanonenbooten, die sich augenblicklich nicht bei der Flotte befinden, aber in allerkürzester Frist zu ihr stoßen können. Bon Interesse ist es in diesem Augenblicke, die Streitkräfte Rußlands in europäischen Gewässern dieser stattlichen Armada gegenüberzustellen. Die Baltische Flotte besteht aus: 5 erstklassigen modernen und 2 älteren Kriegsschiffen, 8 Kreuzern, 12 Torpedojägern und einer großen Anzahl von Transporten. Die Schwarzemeer-Flotte besteht aus 2 erstklassigen modernen und 5 alten Kriegsschiffe» und verschiedenen Kreuzern und „Hilfskreuzern", darunter jedoch kein moderner Panzer kceuzer. Die britische Mittelmeerflotte allein ist die stärkste der Welt, und die drei obenerwähnten Geschwader zusammen sind weit stärker als sämtliche Fahrzeuge Rußlands und Japans in den ostasiatischen Gewässern. DaS sind Tatsachen, die nicht aus der Welt zu schaffen sind, und deren sich die Diplomaten in Petersburg zu gegebener Stands wohl erinnern werden. Daß die britische Regierung sich ihrer Stärke wohl bewußt ist, erhellt aus den Noten des Auswärtige» Amtes cbc iso sehr wie aus den Reden britischer Minister und anderer verantwortlicher Politiker.
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Auf dem Wege nach Deutschland befindet sich der Täglichen Rundschau zufolge eine marokkanische Sondermission. Sie soll mit den Regierungen der hauptsächlich am Handel Marokkos interessierten europäischen Staaten Verhandlungen über Erhöhung der Einfuhrzölle in Marokko pflegen, da die Sultanscinnahmen durch die Zollgarantieen sehr geschmälert worden sind. Gegeuwärtig weilt die Mission noch in London.
Der englisch russische Zwischensatt aus der Nordsee.
ff Lorrdorr, 28. Okt. Der heutigen Unterredung des russischen Botschafters Grafen Benckeudorf mit dem Minister des Aenßeru, Marquis of Lansdowne, wohute auch der französische Botschafter bei. Graf Benckendorf hatte nach dem Kabinettsrate wieder eine ^ständige Konferenz mit dem Minister des Aenßern. In einem Bericht über die englisch-russischen Verhandlungen teilt das Reutersche Bureau mit: Nach Empfang der englischen Note sandte die russische Negierung dringende Telegramme nach verschiedenen Häfen, wo Roschdjestweuskys Schiffe anlaufen könnte», um ausführliche Aufklärung z» fordern. Am Dienstag telegraphierte Kaiser Nikolaus sein Bedauern uud sein Mitleid mit den Opfern. Gleichzeitig wurde das britische auswärtige Amt auf die wiederholte britische F rderung hin benachrichtigt, daß weitere Schritte unmöglich seien, bevor nicht amtliche Aufklärung vorliege. Die russische Regierung sprach ebenfalls ihiWedauern über den Vorfall aus. Bei der Formulierung der britischen Forderungen wurde deutlich Anerkennen gegeben, daß wenn nicht hinsichtlich der Forderung auf Bestrafung der Offiziere Genugtuung gegeben werde, der baltische» Flotte nicht gestattet werden würde, über Tanger hinauszugehen.
Die russische Regierung antwortete, sie könne die Offiziere, ohne sie gehört zu haben, nicht verurteilen, da dies die Rechte des Kaisers beeinträchtigen würde. Die britische Regierung konnte sich von den Fischern keine Bestätigung für die Erklärung des russischen Admirals verschaffen, daß sich 2 Torpedoboote unter den Fischerbooten sich befunden hätten. Da die russische Regierung erklärte, sie könne, bis die Angelegenheit gründlich aufgeklärt sei, ihr Verhalten nur auf den Bericht des Admirals gründen, ist die Angelegenheit ins Stocken geraten. Das Kabinett beriet über die Frage, wie ein Ausweg aas dieser Sackgasse zu finden sei. Es gilt nicht als unwahrscheinlich, daß man die engen Beziehungen des französischen Botschafters zur britischen Regieruug und der russischen Botschaft benutzten wird, um eine unparteiische Untersuchung des Talbestandes zu fördern. Sollte eine solche Untersuchung zustande kommen, so dürfte die baltische Flotte nicht weiter fahren, bis die Urtersuchung beendigt uud die Vorschläge der Untersuchungskommiston ausgeführt seien.
ff 28. Okt. Die Besatzungen der Fischer
dampfer Moulmein, Minho, Gullbossein, sowie die verwundeten Leute von Bord des Crane sind heute vernommen worden. Sie leugnen entschieden die Anwesenheit von Torpedobooten oder von Schiffen, die fih so rasch wie Torpedoboote bewegten, in der Nähe der Fischerflotte. Das Schiff Beediug berichtet, ein russisches Schiff habe es um 7 Uhr Morgens beschossen. Der Bericht wurde dem auswärtigen Amte mitgeteilt.
* London, 28. Okt. Ein Telegramm berichtet, die russische Regierung habe gestern der euglische« Regieruug völlige Genugtuung gegebe«. Außer Entschädigung wurde zngesichert, die schuldigen Offiziere zu bestrafen und der englischen Regierung die Zusicherung gegeben, daß ein solcher Zwischenfall sich in Zukunft nicht mehr ereignen werde.
* London, 28. Okt. Die erste Division der Heimatsflotte verließ heute den Firth of Forth und trifft morgen in Portlaud ein. Sämtliche beurlaubte Offiziere sind gestern zurückberufeu worden.
* Eine amtliche Note der englischen Regierung hat mit großem Interesse Kenntnis genommen von der Mitteilung, daß ein Kreuzer des dänischen Geschwaders noch vor dem Angriff der russischen Schiffe ans die englischen Fischerboote angegriffen und beschossen wurde. Es ist dies von der Regierung dem russischen Botschafter mitgeteilt worden.
fit Da« Reutersche Bureau erfährt: Die britische uud die russische Regierung habe« ihre Bereitwilligkeit kuudgegebe«, im Prinzip de« Vorschlag auzuuehmeu, datz die strittigen Punkte betr. de« Borsall aus der Dogger Bank einer Untersuchnngskommissio« überwiese» werde« uud die russische« Schiffe unterdessen i« Vigo verbliebe«. In Betreff der Eiuzelheiteu ist «och nichts feftgestellt worden, jedoch dürften die Artikel S, 1v und 32 der Haager Kouveutio« eine befriedigende Grundlage für das eiuzu- schlageude Verfahren biete». Dieser Vorschlag ist «icht vo« der britische» Regieruug auSge- gaugeu.
ff Neteksöurg, 28. Okt. Der Generalstab der Marine teilt mehrere Telegramme vom Chef des zweiten Geschwaders des Stillen Ozeans des Generaladjutauten Roschdjestwensky mit. Das erste derselben lautet: Die Affaire in der Nordsee wurde durch 2 Torpedoboote hervorgerufen, die ohne Lichter zu zeigen, im Schutze der Dunkelheit die an der Spitze des Geschwaders fahrenden Schiffe angriff. Das Geschwader ließ die Scheinwerfer spielen und eröffnete das Feuer. Dabei zeigten sich einige kleine Dampfschiffe, die Fischdampfern ähnelten. Das Geschwader versuchte diese Dampfer zu schonen und stellte das Feuer ein, sobald die Torpedoboote aus dem Gesichtskreis verschwunden waren. Die englische Presse ist darüber empört, daß das am Ort des Zusammenstoßes vom Geschwader bis zum Morgen zurückgelassene Torpedoboot den Beschädigten keine Hilfe geleistet habe. Bei dem Geschwader befand sich nicht ein Torpedoboot und niemand wurde am Ort des Zusammenstoßes zurückgelassen ; folglich blieb bei den kleinen Dampfern dasjenige von den Torpedobooten, das nicht in den Grund gebohrt, sondern nur beschädigt war.
ff Netersvurg, 28. Okt. Ueber den Zwischenfall in den Gewässern vor Hüll wird E,Vigo eine Verhandlung stattfinden, bei welcher die ^Betracht kommenden russischen Offiziere zugegen sein werden.
ff Netersvmg, 28. Okt. Es bestätigt sich, daß der Zwischenfall in den Gewässern von Hüll durch ein internationales Schiedsgericht entschieden werden wird und die