aus Miikdeu melden: Auch am zweiten Tage nach der Schlacht herrschte auf der ganzen Front Ruhe. Die russischen Soldaten bleiben in ihren Stellungen, ruhen »ach den 10 Kampftagen und beobachten den Gegner. Die Bewegungen des Feindes lassen darauf schließen, daß er mit Truppenbewegungen stark beschäftigt zu sein scheint. Nach Aussagen von Gefangenen bereiten die Japaner den Rückzug vor. — Ein am 21., nachts 1 Uhr, aufgegebenes Telegramm desselben Korrespondenten berichtet, daß in der Nacht vom 20. eine Abteilung Freiwilliger unversehens eine japanische Batterie angriff, die Bedienungsmannschaft tötete, 3 Geschütze eroberte und dieselben trotz Gefahr und Schwierigkeiten ins russische Lager brachte.
* Htom, 21. Okt. „Jtalia militare" berichtet, daß 90 Transportschiffe den japanischen Hafen von Sasebo verlassen haben. Diese sollen 75 000 Mann, 200 Geschütze und zahlreiche Munition für die japanische Armee an Bord haben. Die 2. japanische Armee wird 400000 Mann umfassen und 1000 Geschütze zählen.
* London, 21. Okt. Nach Meldungen ans Tokio wird aus General Okus Hauptquartier berichtet: Die Japaner sind dis aus 16 Kilometer südlich von Mukdeu vorgegavgeri. Die Russen errichten schwere Befestigungswerke, 3 Kilometer südlich vo i Hunho. Man erwartet, daß sie dort Widerstand leisten werden; natürliche Verteidigungspankte sind dort nicht vorhanden.
* London, 21. Okt. Hiesige Blätter veröffentlichen ein Telegramm aus Tokio, Marschall Oyama melde, erhoffe «ochste Woche i« Mukden einzntreffe«
* London, 21. Okt. Aus Tschifu wird dem „Daily Telegraph" gemeldet, ein Chinese aus einem Dorfe nahe bei Liaoteschan, das er am Mittwoch verließ, teilte mit, die Japaner hätten 7 Belagerungsgeschütze bei Santschanfu, 5 deutsche Meilen nördlich von dem Marieuberge bei Su- schiyin, aufgestellt. Am Sonntag den 18. Oktober begann eine heftige Beschießung Port Arthurs, die am Mittwoch den io. Oktober noch fortdauerte. Die russischen Forts beantworten das Feuer der Japaner heftig. Einem Dampfer unter französischer Flagge soll es abermals gelungen sein, Vorräte nach Port Arthur zu bringen.
Vermischtes.
* Es ist ein großer Fehler, unbegabte Kinder mit Gewalt gelehrt machen zu wollen. Auch auf dem letzten Kongreß für Kinderforschung warnte der berühmte Jenaer Irrenarzt Prozessor Mnswanger wieder eindringlich vor geistiger Ueberbürdung Schwachsinniger, die häufig zu sittlicher Entartung führen. Uebereifrige Lehrer und Lehrerinnen hätten nicht selten den Ehrgeiz, geistig schwerfällige oder zerstreute Kinder durch vermehrte Anspannung ihrer Kräfte (durch Nachhilfestunden, gehäufte Hausaufgaben rc.) anzutreiben, um so mit aller Gewalt bessere Leistungen zu erzielen. Damit werde nur Daucrermüdung und weiteres Sinken der Leistungsfähigkeit erzielt; aber cs würden auch, was noch weit bedenklicher sei, sehr oft schlummernde oder nur gering entwickelte krankhafte Reizzustände hervorgerufen oder verstärkt, die dann wieder die Quelle sittlicher Verfehlungen abgäben. Als Beispiel führte der erfahrene Kliniker einen in seiner eigenen Anstalt behandelten 12jährigen Knaben an, der. von einer „gesunden" Mutter, aber einem „nervösen" Vater stammend, schon in den frühen Kinderjahre» bei der Erziehung viel Mühe gemacht, sich sehr wild, hastig und unüberlegt gezeigt, in den Vorklassen bereits zn den schlechten Schülern gezählt, die Sexta des Realgymnasiums nur mit Schwierigkeiten und Nachhilfestunden durchgemacht hatte und in der Quinta sitzen geblieben war. Auch im zweiten Jahre gehörte er zu den schleckten Schülern. Er war ein „lieber Junge", der sich bei allen eiuznschmeicheln wußte. Nervöse Störungen hatte er früher nie gezeigt, auch keine Verstöße gegen die guten Sitten. Neigung zum Stehlen
war nie vorhanden, er war auch nicht naschhaft oder unwahr. In der letzten Zeit aber wurde er auffällig leichtsinnig und unordentlich und machte in der Schule dumme Streiche. Er unterschlug z. B. Strafzettel und ersann ganz verwickelte Lügen. Geriet er bei Eutdeckung seiner Schwindeleien in eine peinliche Lage, so heuchelte er Krankheit, klagte über Schmerzen im Halse, Heiserkeit rc. Der Lehrer hielt dies Gebühren für krankhaft und ist der Ueberzrugung, daß der Knabe nicht mehr Wahres und Falsches unterscheiden kann. Der Hausarzt sprach direkt von einem moralische« Defekt. Während der vierzehntägigen Beobachtuugszeit in der Biuswanger'schen Anstalt ergab die Prüfung der geistigen Fähigkeiten und Kenntnisse des Knaben, daß er hinter dem Durchschnitt seiner Altersgenossen zurückgeblieben ist. Sein Auffassungsvermögen, besonders sein Gedächtnis erwies sich als schlecht. Dagegen begann der Knabe sich in seinem äußeren Verhalten wieder vollständig geordnet zu zeigen, war liebenswürdig, folgsam und wahrhaft. Professor Bins- wanger erklärte den Eltern, daß der Knabe zum Besuche eines Gymnasiums nicht geeignet sei und daß die Mehrbelastung durch Nachhilfestunden, um das vorgesteckte Klassen- i ziel zu erreichen, geradezu schädlich gewirkt habe. Das auf- i fällige Gebühren und die strafbare» Handlungen, welche er l während der letzten Monate des Schulunterrichts darge- ! boten habe, seien direkt auf Rechnung des Mischverhält- ! nisses zwischen den Anforderungen und der geringen Leistungs- i fähigkcit zu setzen. Binswanger riet, den Knaben in ein Institut zu geben, in welchem eine seinen Kräften angepaßte Lehrmethode durchgeführt und zugleich ein erzieherischer Einfluß ausgeübt werden könne. Er schließt seine für Eltern ! und Erzieher hochinteressanten Ausführungen mit der Fest- ! stellung: „Mit dem Wegfall geistiger Ueberbürdung und mit Loslösung aus der Schule haben sich auch die Ueber- erregung und die aus ihr herrührenden sittlichen Verfrhl- , ungrn vollständig verloren."
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* (Ein schlechter Scherz mit guten Folgen.) Daß auch ein ganz schlechter Scherz zuweilen gute Folgen haben kann, das zeigte sich dieser Tage in einem Dorfe des Kantons Aargau. Da erschien nämlich, wie aus Bern geschrieben wird, vom Nachbardorf her ein Trüpplein Leidtragender, um einem Manne die letzte Ehre zu erweisen, der laut brieflich eingelaufener Meldung von einem Automobil überfahren und getötet worden war. Unter den Trauernden befand sich auch die Frau des Verunglückten, die seit Jahren getrennt von ihm lebte. Als nun die Leidtragenden sich dem Trauerhause näherten, mußten sie erfahren, daß man ihnen ganz bös mitgespielt hatte. Denn von einer Beerdigung war keine Spur zu sehen, vielmehr kam der Totgeglaubte eben frisch und fröhlich vom Felde heim. Was tun? Auf ein Leichenmahl war man gerüstet, und so zog denn die ganze Gesellschaft samt dem Totgeglaubten ins nahe Wirtshaus, wo die Stimmung sich schließlich dermaßen hob, daß die getrennten Ehegatten sich versöhnt in die Arme sanken „und weinten vor Schmerz und vor Freude."
* -t-
ff (Der Polizei sind selbst Engel nicht heilig.) In einer spiritistischen Sitzung in Brooklyn bei Newyork hatten zwei Medien einen Indianerhäuptling und einen Engel erscheinen lassen. Einem Teile des Publikums kam die Sache verdächtig vor; es kam zu Auseinandersetzungen und schließlich zur Keilerei. Der „Engel" rief verzweifelt um Hilfe, während die „Rothaut" wie ein Rohrspatz schimpfte. Die Polizei erschien auf dem Platze und nahm, wie Newhorker Blätter
erzählen, die beiden „Geister" mit.
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* Eine junge Witwe klagt eines Tages ihrer verheirateten Freundin, daß ihr dreijähriges Töchterchen jeden Morgen um 5 Uhr erwache und zu ihr ins Bett klettere,
damit sie ihm, bis es Zeit zum Aufstehen sei, Geschichten erzähle. „Immer wieder dieselben," erzählte die junge Frau. „Und nun kann ich in letzter Zeit so schwer eia- schlafen und finde erst gegen .Morgen Ruhe; aber Anncheu ist ganz unglücklich, weun es in seinem Bett allein bleiben soll, und ich mag das kleine Schmeichelkätzchen nicht zurückstoßen !" — „Erzähle ihr doch deine eigene Geschichte", riet die Freundin; „mache es recht rührend. Das Kind wird einsehr», wie nötig dir die Rahe ist, und wird sich aus Liebe ganz still verhalten. So erziehst du es nebenbei zur Selbstlosigkeit." Der Mutter leuchtete das ein. Am nächsten Morgen schon wurde der Versuch gemacht Klein Ärmchen lauschte aufmerksam. Die arme Frau, die nicht schlafen konnte und jeden Morgen in ihrer Ruhe gestört wurde, erregte ihr tiefstes Mitleid. Immer ernster wurde das Kindergesichtchen, immer größer die Hellen Auge», die zuletzt zu schimmern begannen. Als aber die Mutter dann von einem artigen lieben Kinde erzählte, das aus liebender Rücksicht auf sein Morgenvergnügen verzichtete, holte klein Ärmchen tief Atem und stieß einen Seufzer uueudlicher Befriedigung, wie immer, wenn eine Geschichte schön geendet hatte, hervor. Und dann schlang es seine Aermchen um den Hals der Mutter: „Ach, Mammi, erzähl die Geschichte doch noch einmal!"
* *
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ff (Ein Notschrei.) Das Luzerner Tagölatt schreibt' Eine bekümmerte Großbäuerin veröffentlicht folgende originelle „Offene Bitte an die Ratsherrn": „Das erstemal in meinem Leben schreibe ich jetzt an eine Zeitung, aber Not bricht Eisen. Ich möchte die Ratsherrn und die Regierung dringend bitten, sie sollen das Jagdpatent auf 100 Fr. erhöhen oder die Reviere einführen, damit mein Mann über's Jahr daheim sein muß. Ja, das ist ein Kreuz für eine Bäuerin. Bier Tage in der Woche ist der Mann aui der Jagd, und zwei Tag« ist er nichts wert zum Schaffen. Am Abend, wenn er heimkommt, ist er so müde und so wn-ider- lich, weil er nichts heimbringt, und im Traume redet er immer von einer Rehgeiß. Die Erdäpfel sind noch im Boden, die Aepfel und Birnen tut der Wind besorgen, die Knechte und der Melker machen, was sie gerne wollen. Ich muß waschen, flicken, dörren, die Schweine füttern und natürlich auch die Kinder besorge«. Von den Mägden darf ich gar nichts schreiben. Also, ihr Herren Großräte, so ihr nicht auch selber solche Sünder seid, erbarmt euch der geplagten Bäuerinnen und versalzet den leichtsinnigen Bauern das Jagen ! Ich weiß noch viele, viele solche I"
Handel «nd Verkehr.
* Stuttgart, 21. Okt. (MostoLstmarkt auf dem Nordbahnhof) Marktamtlicher Bericht vom 20. Okt., mitgeteilt von der Zentralver- mitttungsstelle für Obstverwertung. Aufgestellt waren 184 Waggons, davon Neuzufuhr 88 Waggons, und zwar aus Württemberg 1, Hessen 30, Schweiz 7, Böhmen st Italien 3, Frankreich 57. Nach auswärts sind abgegangen 69 Waggons. Preise Waggonweise per 10 000 KZ: Hessen 600- 630 Mk., Schweiz 50 >—550 Mk., Böhmen 550 Mk., Italien 500 Mk., Frankreich 400 540 Mk- Im Kleinverkauf per 50 Kg: 3 Mk. 40 Pfg. bis 3 Mk. 10 Pfg. Handel: etwas lebhafter.
Ko«k«rse.
Johannes Pfetsch, lediger Sonnenwirt in Ebingen. Friedrich Schanz, Mineralwasserhändler, früher Friseur in Cannstatt. — Bauunternehmer Johann Wißmann in Schiltach, Amtsgericht Wolfach. Nachlaß des 7 Johann Schleininger in Lörrach.
Für jede Hausstau ist es ein Stolz, eine gute Tasse Kaffee morgens mit billigem Gelde ans den Tisch stellen zu können und kann man daher nur jeder Hausfrau etwas Zusatz von Andre Hofers echtem Feigenkaffee zum Bohnenkaffee bestens empfehlen. Der Feigenkaffee verleiht dem Kaffeegest änk ein feines Aroma, nimmt dem Bohnenkaffee die aufregenden Eigenschaften, ist von großer Ausgiebigke t und hat durch den hohen Gehalt an Fruchtzucker eine nicht unbedeutende Ersparnis an Zucker im Gefolge. Die Firma Andre Hofer wurde infolge ihrer hervorragenden Leistungen wiederholtmit hohen Auszeichnungen prämiert.
Verantwortlicher Redakteur: Ludwi gLauk, Altensteig.
AMinMilk Allkißriz.
Der Unterricht in der Fortbildungsschule beginnt
für die Knaben (gewerbl.) Montag 24. Okt., ab. 7 Uhr
, „ Mädchen Mittwoch 2«. Okt, nachm. 2 Uhr
Sämtliche konfirmierte Knaben sind verpflichtet, am Unterricht der gewerbliche» Fortbildungsschule nach bestehender Ordnung teilzunehmen, wie sämtliche Mädchen an dem Unterricht bei Frl. G ö z und H.Gehriug. Anzumeldeu haben sich
die Knaben: Sonntag 23. Okt., nach der Christenlehre f in der Schule
die Mädchen: Sonntag 23. Okt., nachm. 4 Uhr f d.H. Gehring. 22. Okt. 1904.
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