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Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage »Der Sonntags- Gast«.

LestellpreiS für das Lterteljahr im Bezirk «. Rachbarortsverkehr vlk. 1.15, außerhalb Mk. 1.88.

! Man abonniert auswärts auf dieses Blatt ) ^ ' ' i bei den K. Postämtern imd Postboten.

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Einrückungs-Ecbühr für Altensteig und nahe Umgebung bei einmal. Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal. je 6 Pfg. auswärts je 8 Pfg. die ein­spaltige Zeile oder deren Raum-

Verwendbare Bei­träge werden dankbar angenommen.

Sonntag, 23. KKLober.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1904.

Nicht nur

der russisch-japanische Krieg"

und die

Ereignisse in Südweftafrika"

sondern alle wichtige« Vorgänge im öffentliche« Lebe» machen es Jedermann zur Aufgabe, eine Zeitung zu lesen, die ««parteiisch und schnell seinen Lesern alles das berichtet, was für sie wissenswert und interessant ist. Als eine solche Zeitung istAus den Tannen« überall anerkannt und beliebt, was die stets zunehmende Leserzahl am besten beweist. Zu einem Abonnement wird freundlich eingeladeu mit dem Bemerken, daß auch jetzt schon Bestell­ungen aufAus -e» Tanne«" für die Monate No­vember »«d Dezember von allen Postanstalten, Post­boten und Agenten entgegengeuommen werden.

U>ür«»L»»v-» sis«t>-x

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 21. Oktober. Die Kammer der Abgeord­neten nahm heute, nachdem sie über eir e Eingabe zweier VolksschuÜcbrer um Eirnechnung 25jähr gen Abteilurigs- uoterrichts m die Diexstjahre bezw. den Pevstonsgehalt zur Tagesordnung über^egangen war, den Rechenschaftsbericht des Ständischen Ausgusses in Beratung. Der Ausschuß hat an der Bollzugsverfüzung zum Einkommensteuergesetz einen, au derjenigen zum Gememdesteuergesctz zwei Punkte beanstandet. Semen Anregungen wurde vom Hause und von den anwesenden Sraatsministern der Finanzen und des Innern stattgegeben Auf Antrag des Abgeordneten Grö­ber wurde die Vollzugsverfügung zum Einkommensteuer­gesetz und auf Antrag des Abgeordneten Röder dann auch die Vollzugsverfügung zum Gemeindesteuergefttz der Steuer­kommisston zu genauerer Prüfung überwiesen. Der Staats­minister derFivanzen hatte daraus aufmerksam gemacht, daß das unter Umstäuten die Aufnahme eines Geschäfts von außerordentlicher Ausdehnung und Tragweite bedeute. Die nächste Sitzung findet voraussichtlich am Dienstag vor­mittag statt.

Tagespolitik.

Während die deutsche Pressevon oben herab" die deutlichsten Verwarnungen erhält, nur ja nichts böses gegen denlieben Vetter" jenseits des Kanals zu schreiben,"holt die englische Presse fortwährend zu den größten Schlägen und Verdächtigungen gegen die deutsche Politik aus. Nach­dem dieTimes" damit begonnen hatte, den englischen Volkszorn gegen Deutschland damit zu reizen, daß sie eiueu ausführlichen Bericht aus Peking brachte, nach welchem der deutsche Gesandte esset, der dss Zustandekommen des Tibet- Vertrages in jeder Weise zu bintertreiben suche, leistet sich «un auch dieDaily Mail" erden Angriff aus Deutschland. Sie meint, wer die deutsche Politik aufmerksam verfolgt habe, der könne sich über diese neueste Entwicklung derselben gar- «icht wundern, denn der Grundzug der deutschen Politik sei Feindschaft gegen England. Dies sei natürlich nur geschehen, «m Rußland und England zu verhetzen, denn man sehe in Berlin wohl ein, von welch ungeheurem Wert T'bet für Indien sei. Dann entdeckt das Blatt noch ein zweites »Motiv". Sobald Port Arthur fällt, heißt es in dem Ar­tikel, hört die Pacht von Wei-hai-wei auf, wenn man nicht Schritte ergreift, um die Pacht zu verlängern oder zu er­neuern. Nun sei trotz aller gegenteiligen Behauptungen der Hafen doch von ungeheurem Werk, und das habe man in Deutschland Wohl eingesehen. Darum habe es auch geheißen, , daß der beabsichtigte Besuch des deutschen Kaisers in Eng­land mit dieser Sache Zusammenhänge, es sei seine Absicht, § die englischen Staatsmänner zu überreden,ihm den Hafen zu übergeben". Man könne aber nur hoffen, daß Lord Lansdowve endlich einmal emgesehen haben werde, daß Deutschland nicht der wahre Freund Großbritanniens sei. Was das mit dieser angeblichen Tibetangelegenheit zu tun haben soll, ist nicht recht ersichtlich, und jedenfalls dürfte das ein recht eigentümlichesMotiv" sein, um den Vertrag zuHintertreiben". Zum Schluffe kommt der ge­wöhnliche Ausdruck der Zuvkrstcht, daß die britischen Staats­männer ihren deutschen Kollegen einmal ordentlich die Zähne zeigen werden.

*

derDeutschen Nationalzeitung" tritt der Bremer Rechtsanwalt Dr. Papendicck dafür ein, daß Kaufleute als

Beamte in unsere Kolonien gesandt werden.Warum wer­den unsere Kolonien nur von Oifiz'eren und Assessoren ver­waltet?" fragt der Verfasser. Unter den jungen Kcmflenten gib: es eine große Zahl, die zweifellos geneigt wären, nach besten Kräften den Kolonien zu dienen. Durch die Auf­stellung tüchtiger Kaufleutr würde vieles erreicht werden. In erster Linie würde das Vertraue» weiter Kreise der Kaufmannschaft gewonnen werden. Die Kaufleute in Ham­burg und Bremen würden durch die Anstellung von geeiz- veterr Kräften, die aus ihren Handelshäusern hervorgegaugen wären, nicht nur angenehm berührt werden, sondern sie würden auch sofort für die Entwickelung der Verwaltung interessiert werden und mit Wort und Tat für die Kolo­nien eintreten. Auch für die Kolonien würde ein großer Vorteil aus solcher Anstellung erwachsen. Der praktische Blick, der den erfahrenen Kaufleute» eigen ist, würde für sie von großem Nutzen sein. Es wäre sehr erwünscht, so schließt Dr. Prpendieck, daß die Kenntnisse der Kaufleute unseren Kolonien mehr als bisher zu Gute kämen. Man versuche cs einmal mit dem einen oder anderen jungen Kaufmann, bereuen wird es die Kolonialverwaltung nicht, und das Vertrauen weiter Kreise zu unserer Kolonialverwaltung, das dringend nötig ist, wird sie sich durch einen solchen Schritt erwerben.

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Wird der Aufstand in Deutsch-Südwestafrika nicht bald niedergeworfen, daun steht in Aussicht, daß auch in unseren übrigen afrikanischen Kolonien Unruhen ausbrechen. Unsere Schwierigkeiten in Südafrika werden in den Kolonien bekannt, die Eingeborenen werden infolgedessen aufsässig. Besonders m Kamerun ist die Lage nicht unbedenklich. Der Kommandeur der Schutztruppe, Oberst Müller, hat, wie die Köln. Ztg. mittcilt, vor einigen Wochen selbst erklärt, mit den geringen, ihm zur Verfügung stehenden Mitteln sei cs ihm nicht möglich, den heute nach lodernden Aufstand am Crcßflufse niederzuwerfen. Im März d. I. wurde durch einen Zufall ein Aufstandsversuch der Gauude rechtzeitig entdeckt und Dank der Umsicht des Oberleutnants Dominik, der die Station Gaunde wicder leitet, in seinen Anfängen unterdrückt. Wären damals die Gaunde aufgestanden, während die wenigen Kompanien der Schutztruppe sich alle am Croßfiatz befanden, so hätten sie ein Blutbad auge­richtet, das ebenso schrecklich wie dasjenige von Südwest ge­worden wäre. Die Bafut, die Nachbarn der Bali, nur wenige Tagcreiscn von der Küste, sind für die Niederlage Dr. Zintgraffs aus dem Jahre 1893 noch heute nicht ge­züchtigt. Dreister als je erheben sie die Stirn. Am deut­lichsten zeigt sich hier, daß die Eingeborenen genau wissen, wie gering die Macht der Regierung ist. Sogar die un­mittelbar am Sitz der Negierung in der Umgegend von Buea wohnenden Bankwiri weigeim sii, den Vorschriften der Regierung uachznkommen, und bieten Trotz. In Sopo befindet sich ein gesund gelegenes, großgebautes Kasernemrnt für eine kriegsstarke Kompagnie. Die Gebäude sind fertig; sie sind auf den ganzen Stab der Schutztruppe, d. h. für 1 Obersten, 1 Major, 3 Hauptleute, etwa 10 andere Offi­ziere und 120 Mann berechnet. Allein, sie stehen leer. Bis jetzt sind 20 schwarze Soldaten, 1 Unteroffizier und 1 Sergeant dort; außerdem hat sich der Kommandeur, Oberst Müller, mit einem Offizier dort uicdergclasscu. In den letzten Jahren har man sich nach längerem Zögern dazu entschlossen, des Land bis zum Tschads« zu erobern. Die Truppe war gut ausgebildct und konnte ihre Aufgabe mehr durch ihre Beweglichkeit als durch schwere, blutige Kämpfe erfüllen. Dann kehrte die Truppe zurück, allein man be­gnügte sich, für ein Land von beinahe der Größe des deut­schen Reichs, sie auf ihrer etatsmäßigen Stärke von 1050 Mann zu lassen, während im benachbarten Nigerien die Briten über eine vier- oder fünfmal so starke Streitmacht ver­fügen. Man zersplitterte die Kompagnien in kleine Abteil­ungen, die weiter nichts als Stationswacheu sind. Die Politik der Ausbreitung war notwendig, wenn man sich von Frankreich und England das Fett von der Suppe in unserem Hinterlande nicht abschöpfeu lassen wollte. Seitdem sie aber eingeschlagen wnrde und die Regierung sich nicht mehr auf die Beherrschung der Küste beschränkt, ist es ein Unding, mit einer so geringen Truppenmacht ein Land von diesem Umfange beherrschen zu wollen, das von wilden, kampf­lustigen und streitbaren Stämmen bewohnt wird, und dort als Eroberer aufzutreten, Gesetze zn erlassen und Steuern auf­treiben zu wollen. Es wiederholt sich also in Kamerun das, was wir in Südwest zu bedauern haben: die Regierung ist nicht in der Lage, mit einer schwachen Truppe, die Polizei- als militärischen Dienst verrichtet, einen Aufstand sofort und nach­haltig zu unterdrücken. Eine Warnung ist also wohl am Platze. Die letzte Erhöhung der Kameruner Truppe er­

folgte im Jahre 1900, nachdem der Reichstag sie einmal abgelehnt hatte. Zwischen diese Ablehnung und die spätere Bewilligung fiel ein Aufstand im südlichen Küstengebiet. Wir wollen dem Reichstag die volle Verantwortung für diesen blutigen Zwischenfall nicht aufbürden, weil die Truppe doch nicht rechtzeitig genug auf die neue Stärke ergänzt und genügend ausgebildet gewesen wäre, um die Erhebung zu unterdrücken. Allein bei der gegenwärtigen Lage wird die Regierung nicht umhin können, an den Reichstag heranzn- üeten. Weigert er sich dann, die Truppe gehörig zu ver­mehren, so mag er die schwere Verantwortung tragen.

LandesnachrichLen.

* Stuttgart, 21. Okt. Die Kammer der Standesherreu hielt gestern nachmittag ihre erste Sitzung ab. Eiugelaufeu ist ein Schreiben des Justizministeriums mit der Mitteilung, daß die Staatsanwaltschaft Stuttgart an das Justizmini­sterium die Bitte gerichtet hat, eine Entscheidung der Kam­mer der Standesherren herbeizuführen, ob sie auf Grund eines in Nr. 151 derSchwab. Tagwacht" enthaltenen Berichts über eine am 30. Juni in Stuttgart abgehaltene Protestversammlung, in welcher der Abg. Keil die heftigsten Angriffe gegen die Erste Kammer gerichtet habe, die nicht nur eine Schmähung einzelner ihrer Mitglieder, sondern eine grobe Beleidigung der ganzen Kammer enthalten, Anklage erheben wolle, wobei tz 197 des St.G.B. in Betracht käme, und ob die Klage sich außer auf den Abg. Keil als Redner in der erwähnten Versammlung auch auf ihn in seiner Eigen­schaft als verantwortlicher Redakteur derTagwacht" er­strecken solle. Das Justizministerium setzt hinzu, daß für die Verhandlung das Schwurgericht zuständig wäre. Auf Vor­schlag des Präsidenten wurde die Angelegenheit der Justiz- gesetzgebungskomrnisfion überwiesen.

* Zlutertürkheim, 20. Okt. Auf dem Güterbahnhof stießen ein Viehzug und ein Güterzug zusammen. Einige Wagen wurden zertrümmert, andere schwer beschädigt und 1 Farren, sowie 1 Paar Schweine getötet. Der Material­schaden beträgt 10 000 Mk.

jj Autertürkßeim, 21. Okt. Für die Güte des Heurigen spricht nachstehendes Vorkommnis. In einem hiesigen Wein­keller sälug gestern früh der Neue mit furchtbarem Knall an einem zweieimrigen Faß eine Daube hinaus. Dem Keller entstieg ein Qaalm, daß man hätte glauben können, ein Brand sei ausgebrochen. In den letzten Tagen wurde bei steigenden Preisen der hiesige Weinvorrat vollends rasch abgesetzt.

* Vermutlich durch einen Kamindefekt geriet am Diens­tag abend um 9 Uhr das Mühlegebäude des Joh. Wagner in Menekshofen, OA. Wangen, in Brand und wurde samt dem dazugehörigen Stadel ein Raub der Flammen. Dem Besitzer sollen 800 Mk., welche er gestern zur Bezahlung eines Wechsels hätte verwenden sollen, mitvcrbranut sein.

js Mrkmaunsrveiler, 21. Okt. Am Mittwoch mittag um 1 Uhr ist die Scheuer des Johann Bichlmayer nebst dem an dieselbe angebauten Wohnhaus des Mchthändlcrs Gäbe! niedergebrannt. Die Abgebrannten sind ungenügend versichert. Die Entstehungsursache ist unbekannt.

^ Alm, 20. Okt. Wegen Ueberschreitung der elter­lichen Züchtigungsgewalt aiigeklagt war der 34jährige Fabrikarbeiter Joh. Dangel von Göppingen, ein arbeits­scheuer Mensch, der die Erziehung seiner Kinder und die Beschaffung des Unterhalts für seine oft darbende Familie als eine Last empfand, deren er auf irgend eine Weise ledig werden wollte. Die Folge dieses Strebevs war eine un­menschliche Behandlung seiner Frau und seiner Kinder. Die schwächliche, kränkliche Frau, die 9 Kindern das Leben gab und zur Beibringung des Unentbehrlichsten für die 5 lebenden Kinder selbst in die Fabrik gehen mußte, hatte eine leidensvolle Zeit zu überstehen. Obwohl sie sich vor Gericht nicht direkt darüber aussprach, war doch zu er­kennen, daß sie oft durch Schläge, Würgen usw. mißhandelt worden war. Das Stadtschultheißenamt Göppingen und die Vormundschaftsbehörde nahmen nach dem ihnen Ge­meldeten Veranlassung, das älteste Mädchen in die Paulinen- pflege in Kirchheim u. T. zu verbringen und bezüglich zweien der Kinder die Zwangserziehung zu beantragen. Die Frau selbst mußte zu ihrer Erholung in den Schwarz­wald verbracht werden, was dem Manne Anlaß gab, Schei­dung wegen böslichen Verlaffens zu beantragen. Im März 1903 verließ er seine Familie und trieb sich im Lande herum, bis er aufgegriffen und in die Landarmenavstalt Riedhof bei Ulm eingeliefert wurde. Nachdem die älteste Tochter nach ihrer Unterbringung in eine Anstalt seinen Mißhandlungen entzogen worden war, richtete Dangel seine unmenschlichen Züchtigungen auf seinen 8jährigen Sohn Paul. Wegen der nichtigsten Ursachen wurde das schwächliche