* Zfaris, 13. Oktober. Der „Petit Parifien" berechnet den Schaden, den Marseille durch den Russland der Hafenarbeiter erlitten hat, ans 80 Millionen.
* 'Naris, 14 Oktober. Die hier eingetroffene „Jnde- pendance Tonkinoise" berichtet, daß der französische Gesandte in Peking, Duboil, dem chinesischen Minister des Acußern ernste Vorhaltungen gemacht habe wegen der Lage in der Provinz Kuangst. Er erklärte der chinesischen Regierung, daß, wenn nicht sofort energische Maßregeln zur Unterdrückung der Empörung getroffen würden, Frankreich sich gezwungen sehen werde, den Schutz seiner Handelsinteressen in Südchina selbst in die Hand zu nehmen. Die chinesische Regierung hat infolgedessen sogleich Befehl erteilt, die besten Truppen nach Kuangst zu entsenden. — Aus Kanton versichert mau demselben Blatt, daß in ganz China eine starke Erregung herrsche; japanische Agenten durchzögen das Land, Maueranschläge forderten zum Kampf gegen die Europäer und zum Anschluß an Japan auf. Die Dienstboten der Europäer sollten als erste den Kampf gegen die Fremden beginnen.
ff Kischine», 14. Oktbr. In dem Prozeß wegen der antisemitischen Ausschreitungen im Jahre 1903 und wegen Ermordung von 4 Juden wurden heute die wegen Mordes Angeklagten freigesprochen. Einer der Angeklagten wurde wegen Ausschreitungen zu 8, die anderen zu 8—16 Mon. Gefängnis verurteilt.
* Madrid» 13. Okt. In ganz Spanien herrscht heute höchste Entrüstung über die Vorgänge in Sevilla, wo ein Kirchhofkaplan, von Zivilbehördeu unterstützt, des Nachts in den Familienpantheon Andrang und die Leiche des Marquis Pickmau nach dem Dissidenten-Kirchhofe schaffte. Im Kongreß wurde von mehreren Rednern diese skandalöse Pro- fanation an den Pranger gestellt. Die gesamte Presse spricht ihren Ekel über solche klerikale Unduldsamkeit aus, die sich selbst an Leichen vergreift, was sogar bei den Wilden nicht einmal vorkomme.
* Athen, 13. Oktober. Ein geheimes mazedonisches Komitee teilt mir, daß eine griechische Bande unter Zega in Mazedonien eingedrungen ist und bei der Stadt Presoptia 2 Bulgaren, die mehrerer Morde beschuldigt waren, getötet haben. Als die Bande auf eine Abteilung von Türken stieß, zog Zega sich zurück. Eine andere griechische Bande hat gegen Bulgaren eine wahre Schlacht geliefert, wobei 22 Bulgaren getötet wurden. Auch ein junges griechisches Mädchen wurde getötet.
Der russisch-japanische Krieg.
* Wie«, 14. Oktober. Die japanische Gesandtschaft erhielt Meldungen, welche bestätigen, daß die Japaner Herren des Schlachtfeldes am Taitse sind. Die Russen seien von deuWapaneru stark mitgenommen worden. Zahlreiche Geschütze wurden erbeutet. Die beiderseitigen Verluste betragen über 20 000 Mann. Oyama sei entschlossen, den Kampf bis zur vollständigen Vernichtung der Russen fortzusetzen.
ff Uelersömg, 14. Okt. Das Auslaufen des baltischen Geschwaders aus Libau in der Nacht zum 14. ds. war nur ein Manöver. Das Geschwader ist bereits wieder dorthin zurückgekehrt.
ff Hfetersöurg, 14. Oktober. Ein Telegramm des Generalleutnants Sacharow von heute meldet dem General- stab: Am 13. Oktober setzten die Truppen der ersten Maudsch ureiarmee den Kampf fort. Der Gegner ging energisch vor und griff unseren rechten Flügel an, besonders in der Richtung auf das Dorf Sialniuhetsi. Die dort stehenden Truppen behaupteten aber alle von ihnen besetzten Stellungen, nachdem sie zahlreiche Mißgriffe der Japaner zuröckgeschlagen hatten. Auf unserem äußersten rechten Flügel behaupteten die Truppen ebenfalls ihre Stellnngen,
da die Truppen, welche bei Sialniuhetsi im Kampfe standen, bei dem äußersten rechten Flügel vorgeschoben waren, so wurde bereits am Morgen diesen Truppen befohlen, sich bis Anbruch der Dunkelheit zu halten und sich dann zurückzuziehen, um ihre gar zu isolierte Stellung zu halten. Der Rückzug begann um 6 Uhr abends in voller Ordnung. Der linke Flügel der Armee setzte am 12. Oktober den Angriff auf die Pässe fort. Nach außerordentlich hartnäckigem Widerstand des Feindes besetzten wir die den Pässen benachbarten felsigen Bergknppcn. Die Japaner aber erhielten bedeutende Verstärkungen und angesichts der Gefahr, in der sich diese Abteilung unserer Truppen infolge ihrer zu weit vorgeschobenen Stellung befand, wurde ihr befohlen, etwas zurückzngehen. In dem Kampfe am 13. Oktober zeichneten sich besonders das 4.-oststbirische, das 5. sibirische und das Regiment Irkutsk aus. Vorzüglich war auch die Haltung von Tellen des 85. Jof.-Reg. Wiborg. Nufere Verluste a« de« beide« Schlachttagen Ware« bedeutend.
* MetersSurg, 14. Oktober. Das Ergebnis der letzten Kämpfe ist ein wenig hcfftungleiches. Zwar wogt der Kampf noch und die endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen, jedoch scheint jede Hoffnung auf eine Niederwerfung der Jcpaner, die zur Wirdereroberung von Liaujaug führen soll, ausgegeben.
* Henris, 14. Oktober. Ter Petersburger Korrespondent des .Petit Journal" meldet, am Zarenhof seien ungünstige Nachrichten vom Kriegsschauplätze eingetroffen. Au höchster Stelle betrachtet man die von Kuropatkm unternommene Aktion als gescheuert. Die Verluste sollen über 30 000 Kampfunfähige betragen.
ff Paris, 14. Ok'. Havas-Meldung aus Mukden: Die
Japaner trüge« eine« große« Sieg davon. Die Stusse» ziehe« sich laugsam «ach Norde« zurück «nd erlitte« große Verluste. Die Schlacht dauert «och an. Die Absenkung von Telegrammen unterliegt einer strengen Zensur.
* London, 13. Oktober. Der Korrespondent des Reu- tcrschen Bureaus bei der Kolonne des Generals Oku meldet ohne Datum über Fusan vom 11. Oktober: Während der Nacht nahmen die Japaner einen von den Russen besetzten Hügel. Auf der rechten Flanke und im Zentrum wichen die Russen drei Meilen zurück. Die japanische Infanterie -lickte mittags 1500 Aards gegen die russische Linie vor und schlug einen heftrzen Gegenangriff ab, wobei sie die Angreifer, die sich drermal gegen sie warfen, fast vernichteten. Die russische Artillerie kormte trotz heftiger Beschießung während des ganzen Tages nicht zum Schweigen gebracht werden.
ff Lands«, 14. Okt. Dem „Standard" wird aus dem Hauptquartier des Generals Kuroki vom 11. Oktober gemeldet: Nach zweitägigen schweren Kämpfen war der Widerst««- der Russe« am Abend des 11. Oktober gebrochen. Die Russen befinde« sich i« vollem Rückzüge. Die Japaner gingen in Schützlinien unter heftigstem Gewehr- «nd Schrapuellseuer über die Ebene zum Angriff auf einen Felsen vor, auf dem ein Tempel stand. Die Japaner bewahrten unter dem heftigsten Feuer vollkommene Ruhe. Es kam zum Nah kam Pf, der mit einem Rückzüge der Russen endete. Der rechte Flügel von Kurokis Armee machte nach Wiedereroberung der anfänglich geräumten Stellungen eine Schwenkung und ging zum Angriff vor, während der livke Flügel den Feind bei den Bergwerken von Jentai in der Front augriff. Die japanische Artillerie konnte während des größten Teiles des Kampfes nicht verwendet werden. Die Infanterie zwang aber, zum Teil unter dem Schutze des Nebels, die Russen zum Rückzüge, der jedoch sehr zögernd erfolgte. Besonders die russische Artillerie blieb bis zum letzten Augenblick in ihrer Stellung.
* Tokio, 14. Okt. Meldung von gestern mittag 1^/z
Uhr: Ein Bericht aus dem Hauptquartier der japanischen Mandschurei-Armee besagt, die Japaner hätten im gestrigen Kampfe — am 12. Oktober — allgemeine Erfolge gehabt.
Alle 3 Armeen haben entschiedene Vorteile errungen. Die zur Umzingelung der Russen bei Prentsihu vorgenommenen Operationen nahmen einen günstigen Fortgang. Die Zahl der im Kampfe stehenden Truppen übertrifft diejenige in der Schlacht bei Liaujang und an mehreren Punkten ist der Kampf ein so verzweifelter, wie bisher noch nicht im gegenwärtigen Kriege. Die Verluste sind sehr groß. Die Angriffe der Russen in der Umgegend von Peutfihu wurden auf allen Punkten zurückgewiesen. Die Verfolgung der Russen geht bestens vor sich. Dir Russen flohen in Unordnung nach Norden,
ff Gokio, 13. Oktober. Reutermeldung. In einem Bericht von gestern nachmittag spricht Marschall Oyama seine Befriedigung über deu Verlauf der Operationen aus. Ja dem Kampfe zwischen Taitse und dem Hunflusse gewann das Zentrum und die rechte japanische Armee wesentliche Vorteile, während die livke noch in verzweifeltem Kampfe liegt, um den rechten Flügel der Russen zu umzingeln. Eine weitere Depesche des Marschalls Oyama meldet: Unsere mittlere Armee erbeutete in dem Gefecht um Mitternacht des 11. Oktober 2 Feldgeschütze und 8 Munitiouswageu. Generalmajor Murni ist verwundet, ein Oberst getötet.
ff Tokio, 14. Okt. Marschall Oyama meldet, daß die Schlacht fast auf der gauze« Linie im Gauge fei und daß die Japaner öefriedigeude Kortschritte machten.
ff Tokio, 14. Okt. General Oyama berichtet über die Gefechte am 12. und 13. ds.: In der Richtung aufBenfihu wurden die wiederholten Gegenangriffe des Feindes sämtlich zuröckgewieseu. Da sich der Feind abends anscheinend zurückzog, so gingen unsere Truppen am 13. ds. bei Tagesanbruch zum Angriff über. Die Flankenbewegung unserer starken Kavallerietruppen unter Prinz Kanin trug bedeutend zur günstigen Entwicklung unserer Lage in dieser Gegend bei.
Die mittlere und linke Kolonne unserer rechten Armee setzten den Angriff fort und nahmen weitere Anhöhen in Besitz.
Die Operationen der mittleren Armee schreiten in günstiger Weise fcrt. Der Feind wurde hier a« mehrere» strategisch wichtige« Punkten verdrängt. Die linke Armee greift Shahopu und Umgebung an und hat bereits einige Punkte besetzt. Nufere Verstärkunge» treffe« 6 fortdauernd in Jeutai ein ««D
* Ein junger russischer Offizier nahm auf dem Bahn- Hofe in Samara Abschied von seiner Frau, um in den Krieg ^ «T» zu ziehen. Die junge Frau hing an seinem Halse und «NW schluchzte herzzerreißend, dabei hielt sie ihn so fest umschlungen, ""»FaA, als wollte sie ihn nimmer lassen. Der Offizier kämpfte ZZI-l sichtbar mit Tränen, doch bewabrte er gewaltsam die Faß- ^ vng. Da tönte der grelle Pfiff der Lokomotive ... ge- 8K«!
schieden mußte sein. . . . Das Herz des jungen Offiziers --
war dieser Aufregung nicht gewachsen, er brach zusammen ZZI-. und fiel zu Boden. Die hinzueileuden Aerzte kormteu nur seinen Tod feststellen. Die junge Frau wurde ohnmächtig -2« fortgebracht. Sie kam erst in ihrer Wohnung zur Besinn- ung, doch war ihr Geist umuachtet.
Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lau k, Altensteig.
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Arbeit macht das Leben süß, Macht es nie zur Last Der nur hat Bekümmernis, Der die Arbeit haßt.
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Das Fastnachtsgeheimnis.
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(Fortsetzung.)
Mr. Jermyn lächelte und sagte:
„Ich bin hierher gekommen, um in Muße meine dien zu betreiben, wenn ich auch natürlich —"
Mrs. Braß unterbrach ihn.
„Wenn Sie mich nicht für neugierig halten, Mr Jermyn, möchte ich wirklich fragen, worauf Sie studieren ?"
„Ihr Interesse an einem fremden Menschen, wie ich, tut mir wohl, und ich danke Ihnen dafür," erwiderte er, und volle Offenheit leuchtete aus seinen blauen Augen. „Ich spreche nicht gern von meinen persönlichen Angelegenheiten, aber Ihnen will ich das sagen, was Andere vielleicht nicht interessiert. Mir behagt das Leben hier zu Lande und deshalb bleibe ich gegen deu Wunsch meiner Freunde."
Er schloß bei diesen Worten den Koffer ab, steckte deu Schlüssel ein, nahm seinen Hut und gmg mit einer höflichen Verbeugung aus der Tür und die Treppe hinunter.
Auf seinem Spaziergang kam Mr. Jermyn an einem niedrigen, frisch gestrichenen Gebäude vorüber, das die Aufschrift „Druckerei und Redaktion" trug. Durch die halboffene Tür erscholl ein lustiges Lachen, und gleich darauf trat ein junges Mädchen aus dem Haus. Sie trug ein Paket Zeitungen unter dem Arm, und eilte mit einem flüch
tigen Blick an Jermyn vorüber. Er schleuderte ihr nach, und lächelte, als seine Erwartung, sie würde sich noch einmal nach ihm nmdrchen, sicht in Erfüllung ging.
„Ich wünschte, sie hätte es getan," dachteer. „Sie hat ein hübsches Gesicht, eine hübsche Stimme und einen graziösen Gang. Ich möchte wissen, ob dieser Schlag in Roseville allgemein ist."
Einige Tage, nachdem Mrs. Braß das freundschaftliche Verhältnis zu ihrem Gast angesponueu, machte sie beim Abstäuben seines Schreibtisches eine Entdeckung. Sie bemerkte einen Brief, der halb versteckt zwischen zwei Büchern lag, einen Brief ohne Umschlag, aus starkem, elegantem Papier geschrieben. MrS. Braß zitterte vor Freuden, aber ehe sie ihn anrührte, ging fie rasch uach dem Fenster und blickte die Straße hinauf und hinunter, sah in den schmalen Corridor, ergriff dann den Brief, steckte ihn in die Tasche und zog sich schleunigst zurück.
„Mann, komm' mal gleich her!" ertönte kurz darauf ihre schrille Stimme, und Mr. Braß erhob sich von seinem bequemen Sessel auf der Veranda und stieg die Treppe hinauf.
„Nun, was sagte ich Dir," rief ihm seine Gattin entgegen, „sagte ich nicht, daß er etwas besonderes wäre?"
„Wer?" fragte Braß.
„Wer? Erl Unser »euer Mieter. Da lies!"
Sie hielt ihm deu Brief vor sein erstauntes Gesicht und er las:
„Mr. Edgar Jermyn!
Mein Herr Sohn, Dein Brief ist mir zugegangen, und ich kann nicht verhehlen, daß ich Dein Vorhaben durchaus mißbillige. Deine Idee, so lange in Amerika zu bleiben, ist sowohl mir, wie Deiner Matter, die sich nach Dir sehnt, unverständlich. Indessen, wie ich schon früher schrieb, ich habe es aufgegeben, meinen Söhnen Vorschriften zu machen. Seitdem Dein ältester Bruder so wenig Rücksichten gegen
meine Wünsche gezeigt und mein jüngster Sohn Heimat und Familie eigensinnig verlassen hat, mögen die Dinge ihren Lauf nehmen. Ich sende Dir anliegend einen Wechsel über zweitausend Pfund; das ist alles, was Du, solange Deine Mutter und ich leben, zu erwarten hast. Du hast Dir selber Deinen Lebensweg gewählt; siehe zu, daß es kein unehrenhafter werde.
Ralph Foster Jermyn, Bart."
Mr. Braß studierte so lange an dieser Botschaft, daß seine Frau vor Ungeduld fast verging.
„Donner —", stieß er endlich mit einem leisen Pfeifen hervor, „da scheints doch, als ob er ein Hochstabiler Ware, soweit man hier draus klug werden kann. B—a—r—t, was soll das bedeuten, Mutter?"
„Das weiß ich auch nicht, aber wir werden's schon raus kriegen. Wo ist er hin?"
„Wer?"
„Wer? Er! Mr. Jermyn! Weißt Du, wo er hinge- gaugeu ist?"
„Nach der Sägemühle, er wollte den Jungens beim Fischen zusehen."
„Bist Dx ganz sicher?"
„Jawohl. Ich hörte, wie er mit den Jungens darüber sprach."
Mrs. Braß schob ihren Gatten ohne viel Umstände beiseite und eilte die Hintertreppe binab.
„Julchen," sagte fie zu ihrer Tochter, einem kleinen Mädchen mit schmutzigem Gesicht, „Julchen, setz Dir Deinen Hut auf uvd lauf nach der Druckerei hinüber und frag Reuee Brian, ob sie auf fünf Minuten Herkommen kann, aber gleich! Sag ihr, Deine Mama hätte ihr was zu erzählen !"
(Fortsetzung folgt.)