Jernlprrcher

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Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag «it öer wSch. Beilage »Der SonntagS- Gast".

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Allgemeines Anreize

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Wr. 158.

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Donnerstag, 13. Oktober

Bckanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1904

Amtliches.

In einer Bekanntmachung des Kgl. O^cramts Nagold wird üen Bezirksangehörigen znr Kenntnis gebracht, daß die Wahl deS geprüften Verwaltungs-Kandidaten Friedrich Broun von Effiinae» zum Veiwaltungsakruar in den Gemeinden Beihmgcn, Absingen, Ebershardt, Effringcn, Pfrondorf und Wart durch Entschließung der K. Kreisregier­ung am 15. September ds. Js. bestätigt worden ist. Seine Verpflichtung erfolgte am 20. v. Mts. Als Amtstag, an welchem Verw.-Aktuar Braun in Nagold zur Auskunfts- erteilung über mündliche Anfragen rc bereit sein wird, ist der Samstag jeder Woche festgesetzt.

Das Oderamt Freudeustadt macht bekannt, daß an

Stelle des verstorbenen, auf die Kalenderjahre 19021907 zum Mitglied des Wasferschiedsgerichts gewählten Säge- werksbefitzers Braun in Schör.münzach von der Amtsoer­sammlung am 22. v. M. für den Rest der Wahldauer Sägewerksbesitzer Möhrlr in Schöumünzach gewählt worden ist.

Das K- Oderamt Calw erläßt eine Bekanntmachung,

in welcher die Obstbaumbefitzer dringend aufgefordert wer­den, ihre Obstbäume von Moos und abgestorbener Rinde durch Abscharren zu reinigen und die Stämme und Aeste mit Kalkmilch anzustreichen. Alles von den Bäumen Ab­gescharrte ist zu verbrennen. Außerdem sollten die Baum­scheiben umgegraben, mit Kalk gemischt und die Bäume hin­reichend gedüngt werden, insbesondere mittelst Untergrnnds- düngnng. Sollte die Blutlaus vorgefunden werden, so ist gegen dieselbe nachdrücklichst vorzugehen.

Mit Genehmigung des K. Ministeriums des Innern wird an der Molkereischul? in Gerabronn demnächst wieder­um ein vierwöchiger Unterrichtskurs über Molkereiweseu ab­gehalten werden. Bedingungen der Zulassung find: zurück- gelegtcs 16. Lebensjahr, Besitz der für das Verständnis des Unterrichts notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse und guter Leumund. Borkemttmsfe im Molkereiwesen begründen eine vorzugsweise Berücksichtigung bei der Aufnahme. Der Beginn des Kurses ist auf Montag, de» 21. November ds. Js. festgesetzt. Gesuche um Zulassung zu dem Kurs sind bis längstens 4 November ds. Js. an dasSekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart" einzusenden.

Die Weivbauversuchsanstalt in Weinsberg wird in

dem mikroskopischen Laboratorium der Weinbauversuchs- anstalt vom 28. November bis 10. Dezember ds. Js. einen Kurs über Weingärnng, Hefereinzucht, Krankheiten der ! Weine usw. abgehalten. Gesuche um Zulassung zu diesem Kurs, welche das Alter und den Beruf des Grsuchstellers ! enthalten müssen, sind spätestens bis zum 1. November ds. ' Js. an den Vorstand der Weinbanversuchsanstalt zu richten, j der sie mit seinen Anträgen der Zentralstelle für die Land- , Wirtschaft zur Entscheidung vorlcgen wird.

Nach einer Bekanntmachung der Zentralstelle des

Wohltätigkeitsvereins wird das von Ihrer Majestät der ver­ewigten Königin Olga gestiftete Ehrenzeichen für weibliche Dienstboten an Weihnachten d. I. wieder zur Vergebung kommen. Dabei können solche weibliche Dienstboten be- berückstchtigt werden, welche innerhalb des Königreichs Württemberg in einer Familie oder auf einem und dem­selben Anwesen nach zurückgelegtem 14. Lebensjahr un­unterbrochen mindestens volle 25 (für das silberne), bezw. 50 (für das vergoldete Ehrenzeichen) Jahre lang treu und in Ehren gedient haben. Ist das Dienstverhältnis ohne Verschulden des Dienstboten durch äußere Verhältnisse, wie eigene Krankheit oder Krankheit von Angehörigen und der­gleichen unterbrochen worden, so kann die vor der Unter­brechung zurückgelegte Dienstzeit zu der nachfolgenden hinzu- gerechuet werden.

Bestätigt wurde die Wahl des approbierten Arztes vr. Preisendanz von Wiernsheim, OA. Maulbronn, zum Stadt- und Armenarzt von Haiterbach.

Üebertragen wurde auf Ansuchen dem Stationskasster

Kirschbaum in Calw eine bei der Hauptmagazinsverwaltung Eßlingen erledigte Kanzleiassistentenstelle.

Versetzt wurde auf Ansuchen Eisenbahnassistent Grupp in Freudenstadt nach Metzingen.

Tagespolitik.

Die Stäudeversammlung wird nach einer Verordnung des Königs am Samstag den 18. Oktober ds. Js. zusam- mentreteu.

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Am 7. Oktober konnten das Deutsche Reich und Oester- reich-Unaarn den Gedenktag des Bündnisses feiern, das seit fünfundzwanzig Jabren die beiden Großmächte verbindet. An diesem Silberjubilaum der Diplomatie dürfen sich die

Völker aufrichtig mitfreueu. Denn der Bund zwischen dem Donaureiche und Deutschland, unter kriegerischen Aussichten geschlossen, hat sich als eiu Friedensbündnis erwiese». Es war cm schweres Stück für Bismarck, das Bündnis zu­stande zu bringen. Oesterreich war nicht abgeneigt, aber Kaiser Wilhelm machte Schwierigkeiten. Er wollte sich von Rußland nicht trennen, nachdem er erst in Alexandrowo mit seiuew russischen Neffen eine neue Annäherung nach Osten hin verabredet hatte. Erst als Bismarck mit dem ganzen Ministerium seine Entlassung forderte, die persönliche Verhandlung mit dem Kaiser abbrach und dem Grafen Stolberg die weiteren Besprechungen überließ, gab Wilhelm I. uach. Am 7. Oktober 1879 wurde endlich das Bündnis geschloffen. Es blieb geheim, doch wurde der Zar vertrau­lich voa dem Abschlüsse verständigt. Die beiden Haupt- artikel des Vertrages bestimmten 1., daß im Falle eines rus­sischen Angriffes auf «neu der beide» Kontrahenten der an­dere ihm mit voller Kriegsmacht beizusteheu hat, 2. daß im Falle des Angriffs voa anderer Seite der unbeteiligte Kon­trahent gegen seinen Partner einewohlwollende neutrale Haltung" zu bewahren, ihm jedoch gleichzeitig mit voller Macht beizusteheu habe, falls der Angreifer von Rußland unterstützt werde. Der Vertrag war also hauptsächlich ge­gen Rußland geschloffen. Wie es Fürst Bismarck einige Jahre darauf anfing, mit Rußland den sogenanntenRück- verficherungsvertrag" abznschließen, ist noch nicht ganz auf­gehellt. In diesem versicherte sich Deutschland auch der wohlwollenden Neutraluät Rußlands", im Falle es ange­griffen würde. Als Bismarck die Kunde von diesem Ver­trag veröffentlichen ließ, erregte sie in Oesterreich-Ungarn begreifliche Entrüstung. Der Rückvcrsicherungsvertrag ist deus auch von Bismarcks Nachfolger nicht wieder erneuert worden.

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Reichskanzler Graf Bülow Hai am 8 d. M. an den Vizepräsidenten des lippe'scheu Landtags, Kommerzienrat Hoffmann, nachstehendes Schreiben gerichtet: Geehrter Herr Kommerzienrat! Sie haben mich heute mündlich um eine authentische Interpretation des Telegramms Seiner Majestät des Kaisers vom 26. v. M. gebeten. Ich bin gerne bereit, Ihnen meine Antwort schriftlich zu betätigen und ermächtige Sie, unter Berufung auf mich, öffentlich zu erklären, daß Seine Majestät der Kaiser mir diesem Telegramm lediglich bezweckt hat, die vorläufige Nichtvereidiguug der Truppen auf den Regenten und den Grund derselben mitzuteilen. Mit der Auffassung des Bundesrats, daß die Rechtslage noch ungeklärt sei, konnte Se. Majestät der Kaiser sich nicht in Widerspruch setzen. Jeder Eingriff in die ver­fassungsmäßigen Rechte des Fürstentums hat Sr. Majestät dem Kaiser ferngelegen, und ins­besondere siegt es außerhalb allwchocüft seiner Absichten, der derzeitigen Ausübung der Regentschaft im Fürstentum durch den Herrn Grafe» zur L-Ppe irgend welches Hinder­nis zu bereiten. Wie stets im Reiche soll auch im vor­liegenden Falle der Rechtsboden nicht verlassen werden, und die lippesche Frage wird ihre Erledigung ausschließlich nach Rechtsgrnudsätzen finden. Ich hoffe, daß es unter den Auspizien des Bundesrates gelingen wird, auf schieds­richterlichem Wege zum Wähle des lippescheu Landes zu einer endgültigen Lösung der Frage zu gelangen, und werde das Meiuige tun, um dieses Ziel in möglichst kurzer Frist z» erreichen. In vorzüglicher Hochachtung Graf v. Bülow, Reichskanzler.

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Die offiziöse Lippe'sche Landeszeitung schreibt in einer Sonderausgabe: Die offiziöse Auslassung des Reichskanz­lers Graf Bülow hat den Zweck, dem Lippeschen Volke eine Genugtuung zu geben und es zu beruhigen. Diese Kundgebung ist aber nicht geeignet, Regierung, Landtag und Volk zu genügen, umsomehr als der Kaiser auch heute noch auf dem Standpunkte steht, die Vereidigung der Trup­pen auf den Grafregenteu zu verweigern. Die Tatsache, daß er durch die offiziöse Auslassung die Regentschaft des Grafen Leopold als zu Recht bestehend anerkennt, gleich­zeitig aber die Vereidigung der Truppen untersagt, beweist eine Haltung, die den schärfsten Protest herausforderr. Der Bundesrat dürfte sich dieser Auffassung zweifellos anschlie­ßen und Lippe auch uach der Richtung hin eine absolute Genugtuung bereiten. Das ist unser Recht und das Lippe­sche Volk ist entschlossen, auch nicht auf ein Jota darauzu verzichten. *

Der lippe'sche Landtag hat Punkt 1 und 2 des Kom- misfionsautrags einstimmig angenommen. Die Kommission hatte beantragt: 1. Ohne im einzelnen Stellung zur Vor­lage zu nehmen, weift der Landtag alle Versuche, die dem

Staate Lippe als Einzelstaat des deutschen Reiches An­stehenden Rechte zu schmälern, ausdrücklich zurück. 2. Der Landtag richtet an den Bundesrat das dringende Ersuchen, dahin zu wirken, daß eine endgültige richterliche Ent­scheidung der lippe'scheu Thronfolzestreitigkeiteu durch ein ordentliches oder ein Schiedsgericht in die Wege geleitet werde.

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Der Verband deutscher Juden ist bei der Regierung dahin vorstellig geworden, daß bei der beabsichtigten Regel­ung der kommunalen Schlachthäuser den Gemeinden die Möglichkeit entzogen werde, aus eigener Machtvollkommen­heit das Schächten zu verbieteu. Der Verband erklärte, daß derartige Verbote als Eingriff in die verfassungsmäßig ge­währleistete Gewissensfreiheit der orthodoxen Juden arrge-

seheu werden müsse.

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In den Bereinigten Staaten wird es in den nächsten Wochen recht bunt zugeheu, denn die Präsidentenwahl steht vor der Tür. Die jetzige Wahl hat auch für uns Bedeu­tung, denn sie entscheidet auf lange Zeit wieder über die Art, wie sich Nordamerika zur Weltpolitik stellen wird, ob es bei Gelegenheit keck zugreifeu, oder, die Aufmerksamkeit lieber inneren Fragen zuwendend, sich vorsichtig zurückhaltea will. Die Wahl entscheidet auch über die Zollpolitik der Union. Das Ausland, und nicht zuletzt das Deutsche Reich, hat also alle» Anlaß, die Vorgänge drübeu aufmerksam zn verfolgen. Daß im Laufe der Wahlbewegung manche Ver­schiebung eintreten, manche Ueberraschung das gewohnte Bild verwandeln kann, darauf deutet n. a. auch das jetzige Eintreten einer ehemaligen republikanischen Größe der re­publikanischen Partei, des alten Deutsch-Amerikaners Karl Schurz, für den demokratischen Kandidaten.

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DerGaulois" bringt «inen Leitartikel aus de,; Feder des Generals Zurlinden über Kuropatkiu. Der Verfasser bedauert, daß die Russen sich nicht besser für einen Krieg mit Japan vorgesehen haben, aber was der damalige Kriegs- mioister Kuropatkiu im Einvernehmeu mit dem Zaren nach dem unvermuteten Angriffe der Japaner anordnele, und was er dann als Oberbefehlshaber in der Mandschurei unter­nahm, hat seine vollste Zustimmung. Es mußte Zeit ge­wonnen werden, der Feind mußte beständig in Atem ge­halten werden, man mußte entscheidende Schlachten ver­meiden, die russischen Streitkräfte nicht anbrechen lassen, bis der Rachzug auS Europa eintreffeu und der Oberbefehls­haber im stände sein würde, die Entscheidung durch eiue energische Offensive herbeizuführen. Das Gelingen dieses Planes steht jetzt außer Zweifel. General Kuropatkin bat es bisher verstanden,den Willen des japanische« General- stabes abzustumpfen", und er wird ihn brechen, schreibt General Zurlinden. Weiter schreibt er, die russischen Streit- kräfte nehmen von Tag zu Tag zu und es läßt sich Vor­aussagen, daß bald ein Umschlag in der Lage, in den Rol­len für die Offensive eintreten wird. Die Zukunft behält uns vielleicht noch Ueberraschungen vor, aber die Umstände haben sich für die Russen bedeutend gebessert, dank den beiden Männern, deren Namen in der Geschichte einen schönen Klang haben werden: Kuropatkin und Stöffel.

Lcmbesnachrichten. .

* Attenkeig, 12. Oktober. (Einges.) Zum Beginn der Wintersaison bringt die letzte Nummer vonAus den Tannen" die Aufforderung au das liebe Publikum:Kauft am Platze!" Der Wunsch ist gerechtfertigt und gewiß ist es ein idealer Staudpunkl, wenn der einheimische Handels­und Gewerbetreibende die so notwendige Berücksichtigung er­fährt, ist er doch in jeder Beziehung heutzutage hart an­gelegt. Aber auch für die Geschäftswelt selbst ist die Mahn­ung angezeigt:Kauft am Platze!" Wie leicht läßt sich Dieser oder Jener verleiten, bei einem redegewandten Rei­senden seine Bestellung zu machen, während er seinen Be­darf am Platze gut und reell decken kann. Wie häufig kommt es vor, daß der Eine den Anderen am Platze be­rücksichtigt, ja ihn sogar bei Freunden empfiehlt, und her­nach muß er die leidige Erfahrung machen, daß gerade der so Begünstigte es nicht einmal für der Mühe Wert hielt, bei seinem Kunden Nachfrage zu halte», welche Qualität und zu welchem Preise er eine benötigte Ware liefert ? Alle Konsequenzen eines solchen Vorgehens kann sich jeder selbst vorftellen. Immer bieten sich im Leben Berührungspunkte, bei denen mau Gelegenheit findet, auf eine solche Praxis zu stoßen und der Kunde wird dieSünde" gebührend würdigen. Wir halten dafür,was dem Einen recht, ist dem Andern billig."