Aernsprecher

Yk. 11.

Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag and Sonntag «it der wöch. Beilage »Der SonntagS- Gast".

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Dienstag. 4. AKLoöer.

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! 1904.

Mcheüungen,

aufAus ^deuTauueu" könne« fortwährend gemacht werde«. Bereits erschienene Nummern, sowie der Fahrplan wer­den »achgeliefert.

Amtliches.

Uebert ra gen wurde die 2. Schulstelle in Nellingen, Be­zirks Eßlingen, dem Schullehrer Würfele in Äösingen und die Schul­stelle in Michelfeld, Bezirks Hall, dem Schullehrer Hildcnbrand in Unterenztal.

^ Die Weltausstellung i« St. Louis und ein deutsch-amerikanischer Handelsvertrag.

(Nachdruck verboten.)

Nicht ganz so laut, wie während der Weltausstellung in Paris vom Jahre 1900 hat während derjenigen in Saint Louis das Lob der deutschen Arbeit geklungen, aber wir können doch mir dem, was über unsere Leistungen ge­sagt worden ist, zufrieden sein, namentlich wenn wir das, was in Saint Louis ausgesprochen ist, mit den Urteilen über die gewaltige Düsftld-rfer Eisen-Ausstellung vom Jahre 1902 vereinen, die, was Tüchtigkeit betrifft, auch in Nord- Amerika nicht überboten wurde. Ueberhaupt ist ja in St. Louis das amerikanisch-charakteristische, das Kolossale in den Vordergrund getreten; derDankee erbaut sich daran mit Hochgenuß, während im alten Europa das Neueste, die fortschreitende Vollkommenheit besonders anziehen. Die Amerikaner find Europa in der Massen-Produktion über, erreichen aber bei Weitem nicht unsere sich mit der größten Sorgfalt inS Kleinste vertiefende Spezial-Industrie. Bei einer solchen peniblen Tätigkeit kommt für den Kanker kein genügend großer Gewinn heraus. Das muß man in Be­tracht ziehen, wenn man Urteile über die deutschen Leistungen in St. Louis hört, dann steigert sich die Bedeutung der er­teilten Lobsprkche. Alles können wir natürlich nicht am besten machen, und so nehmen wir ehrliche Kritiken gern hin. Aber zum Schluß wird mau doch fragen: Hat die deutsche Beteiligung an der St. Louiser Weltausstellung, die bekanntlich verschiedene Millionen gekostet hat, sich nun wirklich praktisch rentiert? Es fehlte bei uns nicht an Stimmen, die gegen jede Beteiligung waren, es wurden noch mehr Stimmen laut, die den Kostenaufwand, wie er sich schließlich herausstellte, zu hoch fanden. Nachdem nun ein­mal die Anlage begonnen war, konnte allerdings auf halbem Wege nicht mehr stehen geblieben werdea, und so ist eine Summe verausgabt, wie sie bisher das deutsche Reich für solche Zwecke nicht zur Verfügung stellte. Hat es nun ge­holfen? Ruhige Geschäftsleute meinen, ein Riesen-Absatz sei ja nicht wohl zu erwarten, immerhin werde sich die Aus­gabe bezahlt machen. Das ist es aber nicht allein, worauf es ankommt, es handelt sich auch noch um einen neuen Handels- oder Zsllvertrag mit den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. Denn, kommt der nicht in der not­wendigen Form zu Stande, dann würden wir allerdings schließlich die Ausgaben für St. Louis mehr oder weniger doch umsonst gehabt haben.

Worauf kommt es bei einer solchen Abmachung mit den Vereinigten Staaten au? Auf gleiche Behandlung der Fabrikate in beiden Ländern, auf ein Festhalten an den Zoll­sätzen für eine bestimmte Zeit. In beiden Beziehungen haben wir nicht immer die besten Erfahrungen darüber gemacht. Wie alle Welt weiß, haben die nordamerikanischen Frei­staaten sehr hohe Schutzzölle, nur unter ihrem Schutz, der die fremde, ausländische Konkurrenz ziemlich lahm legte, hat sich die Industrie drüben so gewaltig entwickeln können. Daß man in Washington von diesen hohen Zöllen abgehen wird, ist nicht anzuuehmeu, und alle Hoffnungen, welche in dieser Beziehung gehegt werden, sind eitel. Nun wollen aber die Amerikaner mehr und mehr nach Europa, selbst­verständlich auch nach Deutschland, verkaufen, sie liefern heute schon vielmehr, als ihnen geliefert wird, und daheißt's denn doch gebieterisch, daß eine Hand die andere wäscht. Um nur ein Beispiel zu erwähnen: In Fahrrädern und auch in anderen Maschinen haben wir in Deutschland einen weit niedrigeren Einfuhrzoll, als er drüben besteht, bisher gehabt, die Amerikaner haben die betreffenden Produkte als flott ausführen können, während sie die fremde Einfuhr er­schwerten. Das ist alles Andere, nur kein Geschäft, und wenn in unserem neuen Zolltarif auf Abhilfe Bedacht ge­nommen ist, so war das recht. Eine Hand muß die andere waschen, und daran muß auch trotz oder gerade wegen der Weltausstellungs-Beschickung durch Deutschland festgehalteu

werden, sonst hätte diese Teilvahme für künftige Zeiten ge­ringen praktischen Wert.

Nicht nur hierauf ist hinzuweiseu I Unsere deutsche Industrie weiß ganz genau, mit welchem Eifer die Ameri­kaner deutsche Geschäfts-Geheimnisse auszuspionieren ver­suchen, um dann Drüben mit unseren eigenen Waffen gegen uns anzukämpfen. Nett ist etwas Anderes I Und weiter wissen nicht wenige deutsche Bewohner aus eigener Erfahr­ung, wie gut es die Amerikaner verstehen, auf flott gehende

> Einfuhrartikel unter irgend einem Vorwände höhere Zölle zu legen oder irgend welche Chikanen einzuführen, sobald sie selbst die Fabrikation dieser Gegenstände heraus haben. Das Alles ist, nach amerikanische« Begriffen, ein recht schnei­diges Geschäfts-Verfahren, aber eine Annehmlichkeit für deutsche Mühen und deutsche Arbeit ist es nicht, Freude wird damit nicht bereitet.

Es ergibt sich schon von selbst, daß hierin Besserung eintreten muß, wenn wir später wirklich sagen sollen, die Ausstellung von St. Louis habe uns etwas eiugebracht. Das AuSfiellungsjahr selbst, indem sich ja leichter ein an­genehmer und annehmbarer Verkehr entwickelt, ist bald vor­über, dann kommen die Jahre, in welchen die Probe auf das Exempel gemacht weroen muß : Graf Bülow hat schon einmal, bei der Beratung des Zolltarifs im Reichstage, in dieser Beziehung gewisse Andeutungen gemacht. Wir mei­nen, er wird sie nicht vergessen haben. Prinzipiell hat ja freilich auch die Ausstellung von St. Louis trotz aller Groß­artigkeit bewiesen, daß Weltausstellungen für die betreffenden Städte von geschäftlicher Bedeutung werden können, voraus­gesetzt, daß es nicht vielfach anders kommt, daß sie als eiue wirkliche Notwendigkeit aber nicht mehr betrachtet werden können.

GagespoMik.

(Bundesrat und Sonntagsruhe.) In einer seiner nächsten Sitzungen wird sich der Bundesrat mit der Ab­änderung einiger Bestimmungeu über die Sonntagsruhe zu beschäftigen haben. Es find hierüber i« Laufe der Jahre so zahlreiche Wünsche laut geworden, daß diese nicht länger unberücksichtigt bleiben konnten, wie sie andererseits dem Bundesrat eiue zweckdienliche Unterlage für die Herstellung

seines Entwurfes bieten.

* *

(Aus Lippe-Detmold.) Die Detmolder Garnison ist bis­her auf den Namen des neuen Regenten nicht vereidigt worden. Die Vereidigung auf den Namen des Graf-Re- § genten Leopold wird einer Meldung der »Köln. Ztg." zu-

> folge vorläufig auch überhaupt nicht stattfindeu. Die Er- j klärung für die Hinansschiebuug der Eidesleistung ist darin j zu suchen, daß gegen die Nachfolge des Grafen Leopold

in der Regentschaft der bekannte Protest von Schaumburg- Lippe vorliegt. Mit diesem Einspruch, der den Bundesrat demnächst beschäftigen wird, ist die Möglichkeit gegeben, daß dem Grafen Leopold das Recht zur Nachfolge in der Re­gentschaft abgesprochen wird. In diesem Falle müßten die Truppen, die eben erst einen Eid geleistet haben, von ihrem Eide wieder entbunden und aufs neue vereidigt werden. Um dieses nicht wünschenswerte Verfahren zu vermeiden, ist vorläufig von der Vereidigung Abstand genommen wor­den, was um so einfacher geschehen konnte, als greifbare Nachteile mit der Nichtvereidiguag nicht verbunden sind.

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(Kriegervereins-Sammlungen für unsere Südwestafri­kaner.) Kronprinz Wilhelm empfing den Vorstand des Preu­ßischen Landes-Kriegerverbandes behufs Ueberreichuug eines Gedenkblattes zur Erinnerung an die Üebernahme des Ehren- vorfttzes über den Landesverband. Gleichzeitig überbrachte der Vorstand die Summe von 10 000 Mk., die aus Samm­lungen herrühreo, welche von allen Landes-Kriegerverbändeu des Reichs für die in Südwestafrika bestehenden Krtegervereine und die dort kämpfenden Truppen angestellt worden find. Diese Sammlungen haben im ganzen 60 000 Mk. ergeben. Hiervon sind 20 000 Mk. bereits unter die Familien der im Felde stehenden Kriegervereinsmitglieder verteilt worden. 30 000 Mk. sollen als Uuterftützuugsfonds für Witwen und Waisen gefallener Mitglieder verwendet werden. Den Rest will der Kronprinz dem Oberkommando der Schutztruppe zum Zweck von Liebesgaben für unsere Truppen in Süd­westafrika übergeben. Der Prinz äußerte sich sehr aner­kennend über die Opferwilligkeit der Kriegervereiue und drückte seine Freude aus über ihre Tätigkeit und dem guten Fortgang des Kriegervereiuswesens, das sich erst jüngst wie­der bei der Vertreter-Versammlung auf dem Khffhäuser in so erfreulicher Weise gezeigt/habe. *

DerFigaro" behauptet, unter Berufung auf einen hochgestellten auswärtigen Diplomaten, der China und Ja­pan aus jahrelanger persönlicher Anschauung kenne, daß die japanischen Heere sich z. T. «it Chinesen rekrutieren. Seit geraumer Zeit desertieren in der chinesischen Armee die Soldaten in Massen, um sich in Japan anwerben zu lassen. Die Japaner stecken sie in ihre Truppenkörper und verschaffen sich so eiue Hilfsquelle, aus der sie lauge schöpfen können. Allerdings seien dies minderwertige Truppen.

LandesnachrichLen.

* Ztteustekg, 3. Okt. Gestern Nachmittag fand in Ebhausen das Gustav-Adolf-Fest für den Bezirk Nagold statt. Zum 2. male waren die evang. Gemeinden des Bezirks zu solchem Fest eingelade« worden und sie folgten recht zahlreich dieser Einladung, so daß die geräumige Kirche von Männern und Frauen der umliegenden Orte bis auf den letzten Platz besetzt war. Nach einem erhebenden Ge­sang des Kircheschors Ebhausen und dem Reformationslied von der Gemeinde gesungen, begrüßte Herr Pfarrer Eber­bach die Festgemeiude mit herzlichen Worten. Als erster Festredner führte sodann Herr Dekan Hermann aus Heil- droun die aufmerksam lauschenden Zuhörer in die öster­reichische (böhmische) Stadt Thurn, in der eiue zahlreiche evang. Gemeinde sich zusammeugefundeu habe, als Frucht der evang. Bewegung in Oesterreich. In ergreifender Weise schilderte er dieser Gemeinde Freuden und Leiden, Kämpfe und Siege unter dem Zeichen des Evangeliums. Er suchte die Liebe für diese Gemeinde und die ganze evang. Bewegung neu zu erwecken und zu stärken, damit die Evangelischen dort weitere treue Hilfe erfahren und das Werk GotteS weiter wachse und gedeihe. In echt französisch lebhafter Weise führte der zweite Festredner, Herr Pastor Pfender aus Paris, die Festversammlung in eine französische Gemeinde, die dem Evangelium gewonnen worden, mitten im katholischen, sehr abergläubischen Frankreich, durch die stille Arbeit der Ge­sellschaft zur Verbreitung des Evangeliums in Frankreich, deren Vorstand und Leiter Herr Pastor Pfender ist. Er schilderte die oft recht bescheidenen Versammlungsorte dieser Gemeinden, wie ein Stall, eine Scheune oder der freie Himmel habe ausreichru müssen, bis wieder ein recht bescheidenes Gotteshaus habe gebaut werden können. In manche scheinbar vergebliche Arbeit ließ er die Zuhörer hiueinschauen und wies darauf hin, daß trotzdem die Arbeit unermüdlich weiter gehe und vorwiegend auch den Erfolg habe wie in Oesterreich, daß mancher, der es zuvor nicht wagte, sich als Evangelischer zu zeigen, durch die Bewegung Anderer zum Evangelium so Mut gewinne, daß er sich mit neuer Treue wieder zum Evangelium bekennt und andere

! zum Evangelium führt. Zum Schluß wies Herr Dekan Römer aus Nagold nachdrücklich auf die höhere Pflicht zum aufrichtigen Dank gegen Gott hin, daß sein Guaden- dienst unter ihnen leuchte, aber auch auf die andern, daß sie selbst Lichtstrahlen von sich auSgehen lassen in Nähe und Ferne. So brachte das Fest viel Anregung und wird auch reiche Frucht bringe», denen, die es besuchten und für die, zu denen die Zuhörer im Geist geführt wurden.

* Stuttgart, 1. Oktober. Heute ist im Alter von 77 Jahren der langjährige beliebte Stiftsprediger Prälat Dr. Karl Burk gestorben. Der Dahingeschiedene war einer der hervorragendsten Geistlichen des Landes und hat sich große Verdienste um Kirche und Schule erworben.

* Hmüud, 30. Sept. Fruchthäudler Friede! von hier ist mit Frau undvTochter durchgebranvt. An den vorhandenen Verbindlichkeiten ist u. a. besonders eine Großmühle im Kochertale beteiligt. An der hiesigen Gewerbeschule, die vom nächsten Frühjahr ab eine bessere Organisation er­halten soll, mußten wegen großem Schüleravdrang nachträg­lich noch zwei Klassen errichtet werden.

sf Karlsruhe, 2. Oktbr. In Engen wurde die Post­kaffe mit 25 000 Mark Inhalt entwendet.

* AMuge«, 1. Oktober. Vor einigen Tagen geriet zwischen Weilersbach und Kappel ein vierfitziger, einem Photographen in Trosfivgeu gehöriges Automobil in Brand. Der Leiter, der allein im Wagen war, bemerkte das Feuer erst, als es bereits das Dach ergriffen hatte. Er konnte sich durch Absprung rette», während das Fahrzeug voll­ständig verbrannte.

* Eine fürchterliche Kirchweihrauferei, eine wahre Schlacht, fand in dem niederbayerischea Grenzdorfe Mörsch statt. Die Burschen von Bodenmais waren am Kirchweihdonnerstag nach Böbrach zur Kirchweih gekommen da würde wohl gerauft werden: das stand fest. Um 8 Uhr abends ging