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AusLändifches.

* Wies, 19 Sept. Der zurückgekehrte Vertreter der Prinzessin Luise von Koburg Dr. Stimmer konferierte heute mit Regierungsrctt Bachrach über die Wünsche der Prinzessin. Während die Prinzessin Luise mit Mattafich weiterleben will, erklärt der Prinz von Koburg, er wolle die Apanage nur dann zahlen, wenn Luise Mattafich verlasse. Die Verhand­lungen werden noch lange Zeit dauern. Es ist nicht aus­geschlossen, daß der Pri z die Einwilligung zur Einsetzung einer neuen Kommission gibt, die den Geisteszustand der Prinzessin prüft.

* Wer», 20. Sept. Aus Belgrad wird gemeldet: In feierlicher Audienz wurden gestern die Gesandten Deutsch­lands, Italiens, Rußlands, Oesterreich-Ungarns nnd Rumä­niens zur Ueberreichung von Handschreiben ihrer Souveräne empfangen. Die übrigen Gesandten haben keinen besonderen Auftrag und wohnen der Krönung nur als Mitglieder des diplomatischen Korps an. Da der Doyen Dr. v. Dumba diesmal Sondergesandter ist, wird der französische Gesandte Benoit bei der Feier als Doyen fungieren. Täglich treffen zahlreiche Gäste ein. Alle avkommenden Züge und Schiffe sind dicht besetzt. Trotz der denkbar schlechtesten und kalten Witterung find die Straßen sehr belebt. Die Ausschmückung der Stadt ist infolge des anhaltenden Reaens stark ruiniert und bietcr ein jämmerliches Bild. Der König erhielt in den letzten Tagen zahlreiche Drohbriefe aus dem In- und Aus­land, in denen er davor gewarnt wird, sich krönen zu lassen, da sonst eine Bombe Platzen könnte. Es wurde festgestellt, daß diese Briefe, deren Zweck zumeist eine Erpressung ist, größtenteils von ehemaligen Polizeiagenten des Königs Milan und Alexander herrühren. .Die Polizei trifft strenge Vor­kehrungen. Allen Wohnungsinhabern ist es verboten, die Fenster an unbekannte Personen zu vermieten. Ebenso dürfen die Dächer von niemandem bestiegen werden.

* Wie«, 20. Sept. Aus Kumanowa wird gemeldet: Bulgaren ermordeten in Datsche Pole acht bulgarische Nota­bel», in Kohoschina zwei Geistliche und zwei Lehrer.

ff Klei«« Scheidegg, 20. Sept. Der Luftschiffer Spelterini ist heute nachmittag mit dem BallonStella" von der Jungfraubahnstation Eigergletscher unter den Jubel- rufen mehrerer 100 Personen aufgestiegei', begleitet von dem Ingenieur Stöffler aus Stuttgart. Der Ballon stieg senk­recht auf und verschwand bald in den Wolken nach Westen direkt über der Jungfrau hinweg. Nach einer Meldung aus Adrlboden landete Spelterini um 3^ Uhr wohlbehalten auf der Evgstligen Alm bei Adelboden.

* Mailand, 20. Sept. Die Arbeiterkammer faßte den Beschluß, die Arbeit heute wieder aufzunehmen. Die Ar­beiter sind jedoch mit diesem Beschlüsse nicht einverstanden. Gestern war die Stadt ganz in den Händen des Pöbels. Blutige Zusammenstöße "haben stattgefunden. Die Polizei mußte mehrfach eingreifen.

* Uaris, 18. Septbr. In der FachzeituvgMarine franzaise", die direkt als offizielles Organ des Marine- ministeriums gilt, veröffentlicht der nationalistisch ange­hauchte Militär-Schriftsteller Alfred Duquet seit ewiger Zeit Abhandlungen über die Lehren, die auS dem russisch-japa­nischen Feldzüge zu ziehen sind. Großes Aufsehen erregt es nun, daß in dieser offiziösen Zeitschrift von Duquet unter dem Titel:Der Bankerott des Panzerschiffes" fol­gende Schlüsse ans den Ereignissen bei Port Arthur und Wladiwostok gezogen werden: 1) Frankreich ist nicht in der Lage und wird nie in diese gelangen, sich im Geschwader­kriege mit der englischen Marine schon jetzt und mit der amerikanischen in kurzer Zeit messen zu können. 2) Der Panzer schützt die Schiffe gegen große Geschosse nicht. 3) In den heutigen Kämpfen werden die Bomben durch dre Torpedos ersetzt. 4) Die Wirkungen der großen Ge­schütze der Panzerschiffe und gepanzerten Kreuzer auf die Erdbalterien ist gleich Null; dagegen zwingen die großen Geschütze der Fons die gepanzerten Fahrzeuge zum sofor­tigen Rückzüge. 5) Die großen, mächtig ausgerüsteten und verteidigten Fahrzeuge sichern keineswegs die Herrschaft auf dem Meere. 6) Die Herrschaft auf dem Meere gehört der uicht gepanzerten Flotte, die eine solche Schnelligkeit besitzt, daß kein Panzerschiff, ob groß oder klein, sie einholen oder ihr ausweichen kann. 7) Jedes Panzerschiff ist schädlich oder unnütz. 8) Es ist ein neues Marineprogramm er­forderlich, in dem die Panzerschiffe nicht mehr die über­triebene Konzentrierung der Streitkräfte bilden, in denen

hingegen die Torpedos die Zersplitterung der Kräfte im größten Maßstabe darstellen müssen.

Der russisch-japanische Krieg.

* General Kuropatkin mußte vor seinem Gegner aber­mals einen Schritt znrückweichen und hat Mukden, die Hauptstadt der Mandschurei, ohne Schwertstreich geräumt. Offenbar find die Japaner immer noch in erdrückender Uebermacht, und die Gefahr, umzingelt zu werden, hatte sich für die Russen aufs neue eingestellt. Diesmal will sich Kuropatkin gleich bis nach der Stadt Charbin, dem Knoten­punkt der Bahn »ach Mukden und Wladiwostok zurückziehe», also 500 Kilometer oder stark 10 Tagemärsche weit. Ge­lingt es den Russen, ohne Verluste diesen Plan auszuführen, so dürften die Japaner es sich wohl überlegen, ihnen uach- zurücken.

* Nicht weniger als 14 000 Verwundete aus den letzten Schlachten liegen jetzt in den russischen Spitälern von Mukden,. so berichtet der Kriegskorrespondent desBerl. Lokalanzeiger." Die Toten und die in den hohen Getreide­felder» nicht aufzufindenden Vermißten schätzt derselbe auf über 5000 Mann. Die Japaner verloren mehr als das Doppelte. Die Russen erhole» sich auffallend schnell von den Eindrücken der letzten Schlachten. Als Ursache des Rückzuges der Russen von Liaujang wird allgemein der Verlust der Stellung bei den Kohlengruben von Jentai durch General Orlows Division angegeben. Orlow sollte diese Position unbedingt halten. Er schlug zwei japanische Angriffe ab, ließ sich aber dann zu einem Gegenstoß ver­leiten, geriet in überwältigendes Artilleriefeuer und mußte die Stellung räumen. General Orlow ist schon im Boxer­feldzuge einmal durch einen vorzeitigen Angriff bei Zizrkar in eine sehr gefährliche Lage geraten.

ff Uetersvnrg, 20. Sept. Der Generalsstab der Marine meldet heute: Nach Nachrichten aus Port Arthur kamen bei dem Aufsucheu der auf der Rhede von den Japanern gelegten Minen am 24. August zwei Offiziere ums Leben, zwei wurden verwundet.

* London, 20. Sept. Reuter wird aus Schanghai ge­meldet : Bei dem gestern wieder ausgenommen«» allgemeinen Angriff auf Port Arthur habe die Flotte mitgewirkt. Die Japaner hatten heute morgen zwei wichtige Forts ans jeder Seite von Shiusipiug erobert.

* London, 20. September. Nach einer Meldung aus Tokio machten die Russen am Sonntag abend einen Aus­fall aus Port Arthur, um die Höhen bei Etzschan zu­rückzuerobern. Sechs Bataillone nahmen daran teil, wurden aber von den Japanern mit großen Verlusten zurückge- schlage«.

* Eine Reutermeldung aus Fschifu, 19. ds., berichtet nach den Erzählungen eines russischen Offiziers über eine arge Verwilderung der Kämpfenden, Japaner wie Russen. Es heißt da: Der russische Leutnant Radziwill, der den Burenkrieg auf englischer Seite mitgemacht hat, ist als Ueberbrinqer von Depeschen von Generalleutnant Stöffel an den General Kuropatkin hier eingetroffen, nachdem er der japanischen Wachsamkeit entschlüpft war. Er erzählt, die Kriegführenden seien gegen einander von schonungsloser Wildheit beseelt. Parlamentär- uud Urberg »beflag­gen würde« auf keiner Seite mehr beachtet. Ge­neralleutnant v. Stöffel legte in einem Befebl an die Be­satzung Nachdruck auf die Notwendigkeit, Widerstand bis zum letzten Blutstropfen zu leisten, da die japanischen Offi­ziere, wenn sie in die Festung eingedrungeu wären, nicht in der Lage, wären, ihre Soldaten von einem Blutbad abzuhalten. Der Kommandierende habe 300 Pflegerinnen geraten, die Festung zu verlassen. Sie hätten aber geant­wortet, sie wollten sich lieber einem Blutbad aussetzen, als ihre Posten verlassen. Radziwill führt folgendes Beispiel für die Wildheit der Kriegführenden an: Bei dem letzten Sturm hätten zwei japanische Kompagnien, als sie sich ab- gcschmtteu und der Gnade der Russen preisgegeben gesehen hätten, die weiße Flagge gehißt. Die Russen aber hät-

i teu absichtlich die Flagge «ubcacktet lassend, Salve auf Salve auf diese hilflose» Reihe« abgegeben. ! Juzwffchen hätten die Japaner auf ihre eigenen Kameraden > geschossen. Die Folge wäre gewesen, daß 600 Mann ; aufgerieben und zwischen die verwesenden Opfer früherer i Angr ffe gefallen seien. Die Verwundeten hätten noch Stun- ! de» nachher Taschentücher mit den Armen hochgehalten als Zeichen um Hilfe, aber die Russen hätten sich nicht hinaus­

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gewagt. Radziwill fügt hinzu, daß noch reichlich Munition für Geschütze und Gewehre vorhanden sei und daß die chi­nesischen Geschosse nur aus Sparsamkeilsrücksichten gebraucht würden.

* Gschifu, 19. Sept. Dir Japaner sollen weitere Forts bei Port Arthur genommen haben. General Stöffel, wiederum zur Uebergabe der Festung aufgeforderi, drohte, den Ueber- bringer der nächsten Aufforderung hängen zu lassen.

* Der Daily Telegraph meldet aus Nchif» von heute: Nach Briefen eines russischen Offiziers aus Port Arthur sind die Marinegeschütze im Fort Liauteschaug infolge fort­währenden Schießens abgenutzt. Man habe deshalb das Fort auf vier englische Meilen westlich mit Schießpulver unterminiert, um es sprengen zu können. Das Schiff, das die Blockade durchbrach, brachte ein Unterseeboot, Pas vom Linienschiff Pereswjei bemannt wurde. Weiter wird berichtet, daß die Rationen in Port Arthur knapp, aber immerhin ausreichend sind.

Handel uud Verkehr.

* Lrrörvigsburg, 18. Sept. Mostobst vom Baum gilt hier per Ztr. 3 Mk. 50 Psg. bis 4 Mk. und gebrochenes Obst 56 Mk. In Marbach und Umgegend kostet gemischtes Obst (Aepfel u. Birnen) 3 Mk. 20 Psg. bis 3 Mk. 40 Psg., Aepfel allein 3 Mk. 50 Pfg. bis 3 Btt. 60 Pfg. und ist ein starkes Angebot vorhanden.

* Stuttgart, 19. Sept. Mehlpreise per 100 Kilo inklusive Sack: Mehl Nr. 0:30-31 Mk., dto. Nr.1: 28-29 Mk., dto. Nr. 2: 25.50 bis 27.50 Mk., dto. Nr. 3: 25-26 Mk., dto. Nr. 4: 22-24 Mark. Suppengries 30-31 Mk. Kleie 9 Mk. 50 Pfg.

Vermischtes.

* (Wom Ursprung der Zlagold.) (Eingeseudet.) In der nahen durch ihren guten starken Wein bekannten Ge­meinde B. wohnt ein vielgeplagter Mann; aber uicht häusliche Sorgen oder tragische Lebensschicksale stnd's, die dem Manu manchen Stoßseufzer auspreßteu, sondern seine ungezoqeneu Stubenmücken. Als sie jüngst au einem schwüle» Nach­mittage wieder an ihm ihr Mütchen kühlten, da kam er zu einem heroischen Entschluß. Mit dem Ausdruck:Helf, was helfen mag I" griff er zu einem Fläschchen Stinköl, das gegen die Insekte» der Pferde Verwendung findet, uud rieb sich damit den Kopf gehörig ein. Hierauf wollte er stch's in seinem Altvatersessel bequem machen, aber die schlimmen Mucken hatten kein Einsehen, im Gegenteil schienen sie an der Schminke ihre Freude zu finden. Er flüchtete nun zu einem Schoppen Roten, wo er von seiner neuesten, noch uripatentierten Erfindung kein Hehl machte, dabei ärgerte es ihn aber, daß die anwesenden Gäste vor demG'schmäckle" Reißaus nahmen. Da auch seine Gesichtsfarbe so halbwegs demDegerlocher Mohrlc" ähnelte, will der praktische Manu in Zukunft seine Stubenmücken nach anderer Methode dressieren.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

Württemberg.

Die in diesem Jahre in unserem Königreich wieder in so großer Anzahl angestellten Wiesendüngungsversuche beweisen zur Genüge nicht allein, daß durch Anwendung von künstlichen Düngemitteln die Heu­ernte fast auf das doppelte zu steigern sind, sondern auch, daß eine einseitige Düngung mit phosphorsäurehaltigen Düngemitteln nicht ge­nügt, um die höchste Rente aus den Wiesen zu ziehen. Ein für die Gräser ebenso wichtiger Nährstoff wie die Phosphorsäure ist das Kali. Da dieses bei der Düngung aber meistens noch sehr vernachlässigt wird, mögen nachstehend wiedergegebene Versuche zeigen, welch wichtige Rolle gerade das Kali bei Wiesendüngung spielt, Herr Wilhelm Meyer zu Ebersbach düngte eine Wiese mit leichtem Lehmboden zum Teil mit 600 Kg Thomasmehl, zum Teil gab er neben derselben Düngung noch 800 Kg Kainit pro b», während ein 3. Teil seiner Wiese vollständig ungedüngt blieb. Letzter lieferte pro Kv. eine Ernte v 300 Kg Heu, die alleinige Thomasmehldüngung steigerte dieselbe auf 4200 K--, wäh­rend die Kainitdüngung dieselbe bis auf 5500 kg pro da erhöhte. Ter durch Kainit erzielte Mehrertrag gegenüber der alleinigen Phos- phorsäure-Düngung betrug somit 1300 Kg Heu. Berechnet man den Wert dieses Mehrertrages mit 65 Mk., so wurde durch die Kalidüng­ung, für welche die Ausgabe nur rund Mk. 20 betrug, ein Gewinn von 45 Mk. pro da erzielt. Eine so hohe Kapitalvcrzinsung sollte jeden Landwirt anspornen, sich einen derartigen Nutzen nicht entgehen zu lassen. Herr Landwirt Wagner aus Heimerdingen erhielt pro da durch eine Düngung mit 40»/, Kalisalz neben dem Guano einen Mehr- ertcag gegen ungedüngt von rund 2500 dg Heu; während sich derselbe bei der alleinigen Guanodüngung nur auf rund 1000 dg stellte. Der hierdurch erzielte Gewinn war in diesem Falle noch ein höherer als in dem erstgenannten. Für eine Wiesendüngung ist als Kalidünger meist Kainit vorzuziehen und zwar gibt man pro da 600800 Kg. Als Phosphorsäuredünger benutzt man 500600 dg Thomasmehl pro da. Die vorgenannten Beispiele sollten bei der bevorstehenden Wiesendüngung jeden Landwirt bestimmen, sich die durch eine Düng­ung mit Kainit und Thomasmehl erzielbaren großen Vorteile zu Nutze zu machen.

^ Heselbroun-Nuterhaugstett

ApWEtttlstättttK. ^

Zur Feier unserer ehelichen Verbindung beehren wir uns/ ! Verwandte, Freunde uud Bekannte auf

Samstag de» 24. Septbr. d. I. in das Gasthaus zumHirsch" i« Heselbrou«

> freundlichst eiuzuladen.

Gg. Fkirdk. saudhm

»iis«

Sohn des ff Gg. Fr. Land­herr, Bauers in Heselbronn.

Kirchgang um /g12 Uhr in Altensteig-Dorf.

Wir bitte« dies statt jeder besondere« Einladung eutgegeuuehme« zu wolle«.

Tochter des Daniel Seifried, Bauers in Unterhaugstett.