in dem Alexander und Draga von den Kreaturen des jetzigen i Serbenkönigs Peter ermordet wurden. Wie man vermutet hat, wurden bei den Demolierungsarbeiten geheimnisvolle Funde gemacht. So wurde auch ein unterirdischer Gang aufgefunden, der aus dem Garderobezimmer des Königs Alexander in die Festung und von dort unterhalb des Donau- bettes gegen das ungarische Ufer weiterführt. Dieser Gang wurde wahrscheinlich vom Fürsten Milosch errichtet, doch ist es unerklärlich, wie dessen Spur in so geheimnisvollem Dunkel gehalten werden konnte. Man fand auch ein keller­ähnliches Verließ, dessen Eingang vermauert war. In dem­selben lagen mehrere Skelette und verschiedene Folterwerk­zeuge. An den Wänden waren Ringe befestigt mit langen Ketten. In dieses Verließ dürften allem Anscheine nach in früheren Zeiten unliebsame Persönlichkeiten gestoßen worden sein, und es sprechen die vielen Menschenskelette dafür, daß deren Zahl eine recht große gewesen sein dürfte. Die fabel­haften Schätze, die nach einer allgemein verbreiteten An­nahme im alten Konak vergraben sein sollen, wurden nicht gefunden. Es ist wohl eine alte, ganz von Rost zerstörte eiserne Kasse entdeckt worden, doch war sie, als man sie öffnete, leer. Zahllose Wewflascheu und andere geleerte Behälter lagen in großer Zahl in den Kellern umher; die Anherren deS letzten Obrer,ovic waren dem Weine bekannt­lich sehr zugetan. Auch verschiedene Antiquitäten wurden , gefunden, darunter Münzen und Tongefäsfe. Auch diese Antiquitäten sind in das Belgrader Museum gebracht worden.

* Der bisherige Ansftelluugsbesuch in Kt. Lonis be­trägt 10 Millionen Köpfe.

* Meriko, 17. Sept. Präsident Porfirio Diaz erhielt zu seinem 74. Geburtstag durch de:« deutsche» Gesandten von Waugeuheim ein ledensg"oßes Porträt des deutschen Kaisers und ein kaiserliches Handschreiben.

0 In Peking kam es zu einem ernsten Zusammenstoß zwischen italienischen und chinesischen Soldaten. Zwei un­bewaffnete chinesische Soldaten, die dem Exerzieren der italienischen Gesandtschaftswache auf dem Gelände der italienischen Gesandschaft zuschauten, wurden von den Italienern angewiesen und von ihnen durchgeprugelt, als sie der Aufforderung nicht sofort Folge leisteten. Der eine Chinese wurde nach der italienischen Gesandtschaft gebracht. > Der andere entlief nach dem Hause des Befehlshabers der § chinesischen Truppen. Ein Dutzend Italiener liefen hinter ihm her und feuerten zwei Schüsse in das Haus hinein. Der chinesische Kommandeur verbot seinen Soldaten, das Feuer zu erwidern. China erhob sofort Vorstellungen. Verhalten sich die Dinge tatsächlich so, wie sie vorstehend geschildert sind, dann befinden sich die Italiener im Unrecht, und der italienische Gesandte wird nicht ermangeln, der : chinesischen Regierung die schuldige Genugtuung zu liefern, j Damit würde der Zwischenfall, der ja Menschenleben glück- i licherweise nicht gefordert hat, beigelegt sein.

Der russisch-japanische Krieg.

0 Der neue Vorstoß der Japaner gegen Kuropatkins Armee ist schneller in Gang gekommen, als man nach den schweren Verlusten und der Erschöpfung der japanischen Armeen in de» Kämpfen von Lianjaag hätte annehmen sollen. Die Japaner halten offenbar die Strapazen eines Winterfeldzuges für das größere Hebel und wollen daher noch riumal einen verzweifelten Versuch unternehmen, die russische Landarmee aufzureiben, um wenigstens dann für einige Monate Rühe zu bekommen. Wie Petersburger Nachrichten erkennen lassen, sind die neuen Kämpfe bereits im Gange. Am 15. abends trafen in Charbiu 25 Ver­wundete des Detachements Mitschensko ein, das den Rückzug angetreien hatte. Dieses Treffen wurde'sogar rnsstscherseits als der Beginn des japanischen Vormarsches auf Mukden angesehen. Eine weitere russische Meldung besagte, daß Grund zu der Annahme vorhanden sei, das japanische

welchen in dieser geldarmen Zeit nur selten solche Geschäfte blühten, bei welchen das Geld keine Rolle spielte, hatten auch gar nicht an die Bezahlungs-Fristen erinnert, die Namen Lindow und Walther aus Hellenberg genügten ihrem Ver­trauen und ihrer Sehnsucht, eiue große Bestellung zu er­halte:.

Aber wo war der, auf welchem alle diese Hoffnungen be­ruhten, von dem in dieser Gesellschaft mehr gesprochen ward, als von oem Brautpaar, Rudolf Walther? Wie Flora in leisem Gespräch mit ihrem Bräutigam feststellte, war ihr Schwigervater nicht gekommen, ebensowenig die Schwiegermutter oder Grete, die künftige Schwägerin. Die junge Dame, die an diesem letzten Abend vor ihrer Hochzeit in rin schlicht aussehen­des, aber unendlich kostbares Weiß gekleidet war, sah in dieser scheinbar bescheidenen Mädchenhaftigkeit entzückend aus, aber aus ihren dunklen Auge» sprühte der Helle Zorn.

Uud es ist abscheulich von Deiner Schwester, daß sie mir das antut. Denn nur sie hat Deine Eltern bewogen, zu Hause zu bleiben, weil sie selbst heut nicht kommen will. Meinst Du, das fällt nicht auf? Und ich weiß, morgen wird sie die frostige Reserviertheit selbst sein und so bald wie möglich wieder verschwinden. Das ist zu stark!" Nur mühsam vermochte sie sich zu beherrschen, und die Be­schwichtigungsversuche Bernhards halfen wenig.

Aber, teuerste Flora, Du weißt doch, daß mein Va­ter nicht ganz Wohl ist und daß er sich nicht zumuten kann, an zwei Abenden nach einander Gesellschaften aufzusnchen.

. Da ist die Mutter bei ihm geblieben. Und Grete fft einer Bitte des Oberst von Braudow gefolgt, dessen Geburtstag heute ist."

Flora lachte höhnisch.Siehst Du, Bernhard, da hast Du den Schlüssel zu Grete's eigentümlichem Verhalte». Sie hat immer noch Angst, daß ihr dieser Arnold von Bran- dow noch in letzter Stunde entrissen werden könnte, sonst hätte sie heute hier bei uns sein müssen. Aber sie will nicht

Heer bereite sich vor, die Offensive zu ergreifen und von Osten her auf Mukden vorzustoßen.

* H*etersS«rg, 17. September. General Kuropatkin meldet dem Kaiser unter dem 16. September. Die ganze mandschurische Armee ist durch die huldreiche Beurteilung ihrer Mühen uud Kämpfe durch Eure Majestät überaus erfreut. Wir alle find allein von dem Wunsche durch­drungen, den Feind zu besiegen und das Vertrauen, das unser oberster Kriegsherr in uns setzt, zu rechtfertigen. Ich bin überzeugt, daß die Truppen auch fernerhin mit Selbst­verleugnung ihre Pflicht erfüllen werden. Der Rückzug aus Liaujaug war unter den Umständen, unter denen er voll­zogen wurde, in der Tat notwendig und bei seiner Schwierig­keit eine hervorragende Tat. Sogar unsere Gegner find diesmal äußerst bescheiden. In ihren Berichten werden weder die Gefangennahme von Mannschaften, noch die Weg­nahme von Geschütze» und anderen Trophäen erwähnt. Der amtliche Bericht Kurokis bestätigt, daß am Morgen des 11. ds. sich die ganze Armee Kurokis, die zahlreichste von allen 3 Armeen, sich bereits auf dem rechten Ufer des Taitsefluffes be­fand und unter für sie günstige» Bedingungen die Truppen, welche Lianjang verteidigten, von den Truppen, die auf dem rechten Ufrrdes Taitsefluffes standen, hätte abschaeideu können.

* Mnkde«, 17. Septbr. (Reuter.) Es wird gemeldet, daß die Japaner auf beiden Flanken von Osten, Südosten und Südwesten vorrücken. Die Russischen Vorposten habe» enge Fühlung mit den Japanern, die zwanzig Meilen süd­östlich von Mukoen stehen. Es staden fast vrständig Schar­mützel statt. Anzeichen deuten darauf hin, daß es zu einer neuen großen Schlacht iu der Nähe Mukdeus kommen werde. Die russischen Truppen halte» alle umliegenden Dörfer be­setzt. Tausende von Flüchtlinge strömen tu die Stadt hinein. Die Chinesen klage» über Härte der Japaner.

* London, 17. Septbr. DerTimes" wird aus Tokio gemeldet: Die in Liaujaug erbeuteten Fuitervorräte sind genügend groß, um die Pferde von vier Divisionen drei Monate hindurch zu unterhalten. Die zerstörte Eisenbahu- brücke über den Lianho läßt sich ausdesfern. In Liaujaug kamen 400 Nichtkombattanten ums Leben.

* Aertin, 17. Sept. Aus Shanghai wird dem Lok.- Aaz. gemeldet: Nach sicheren Meldungen aus Japan Hut dort das erste Milizaufgebot Befehl erhalte», sich zmn Alls­marsch bereitzuhalten. Diese Miliz ist Japans letzte Reserve für eiueu Krieg außer Landes.

* Kokio, 17. Sept. Aus zuverlässiger Quelle wird ver­sichert, die Lage von Port Arthur sei sehr ungünstig ge­worden ; eine baldige Uebergabe stehe bevor.

ff Tokio, 18. Sept. (Reutermeldung.) Infolge von Nachrichten über Reibungen, die zwischen den japanischen Militärbehörden uud den beim japanischen Heere weilenden fremden Offizieren und Zeitnngsverichterstattern vorgekom­men sind, hat Marschall Aamagata nachfolgendes Telegramm an Marschall Oyama gerichtet: Die von der kaiserlichen Regierung erlassene Kriegserklärung sowie der an das Volk ergangene Aufruf stutzen sich auf die Grundsätze der Billigkeit und stellen daher keinerlei Unterschiede der Rasse,

^ Religion und der nationalen Sitten auf. Das einzige Ziel ^ des Krieges ist, dem Reiche die Erhaltung des Friedens zu : sichern und die Wohltaten der Zivilisation im gemeinsame» j Interesse aller Nationen zu verbreiten. Es ist daher zu j hoffe», daß diese Grundsätze bei der von uns gegen die bei s unserem Heere weilenden fremden Offiziere und Berichter- s statter beobachtenden Haltung Verwendung finden werden : und daß sie, solange militärische Geheimnisse nicht verletzt f werden, von uns mrt der rücksichtsloseste» Herzlichkeit be-

Haltung Ja-

Handelt werden, derart, daß die aufrichtige ! paus der ganzen Welt offenbar wird.

ff Tokio, 18. Sept. Marschall Oyama berichtet: Die russffchen Kavallecievorposten haben ihre Borpostenbasis ! in Pantschiapau, Hanlinpau und Pasautschiatsu. Es fin­

den täglich Aufklärungsritte in die Gegend von Wulitaitstt und Meusulatas statt. Die Russen nehmen eine 12 Meilen lange Front in der Richtung auf Jiutai ein, das drei Meile» von Tatangschaupau entfernt liegt. Ihre Kavallerie trägt jetzt eine andere Uniform, deren Farbe aremsckworz ist.

Handel rmd Berkehr.

* KerrerrSerg, 16. Sept. Der Hopfenhandel geht bei steigen­den Preisen flott von statten. Bezahlt wird bis zu 170 Mk. per Ztr. nebst Trinkgeld.

* Htotterikurg, is. Septbr. In letzter Zeit ging der Hopfen­handel wieder flott trotz der stauen Nürnberger Hopfenberichte. Die Brauereibesitzer kauften zu 155-165 Mk. nebst Trinkgeld große Posten ein. Bis heute abend 5 Uhr wurden auf der hiesigen Stadtwage 450 Ballen abgewogen, ohne die, welche in den Hopfenmagazinen abge­wogen werden. Das Landesgefängms hat seine sämtlichen Hopfen an eine Bamberger Hopfenfinna verkauft, die besseren zu 180 Mk. und die geringeren zu 154 Mk. per Ztr. Es wurde schon früher um 200 und 190 Mk. verkauft. Bis jetzt sollen 100 Ztr. verkauft sein.

* (Die gute alte Zeit.) Karl H. v. Lang, der uns einen -

Band lustig geschriebener Memoiereu hinterlassen hat, nnter- nabm im Jahre 1821 eine Fußreise nach seiner Heimat Schwaben und in die Schweiz. Zu Schaffhausen, als Laug schon die Rheinbrücke passiert hatte, lief ihm ein Torwärter­lein nach mit dem Rufe:Herr! Hier müsset Sie Ihren Paß visiere lasse!" Lang aber kehrte sich trotzig um mit den Worten:Was fällt Ihnen denn ein? Ich Hab' ja gar keinen Paß!" was auch wirklich der Fall war. Der Mann des Gesetzes, hierüber höchst betroffen, gab die be­lustigende Antwort:Ja, das ist was anderes; reiset Sie glücklich." Auf der Rückreise ging Lang über Stockach- Singeu, von wo aus er den Hohentwiel besuchte, und zog auf der Straße fort nach Ulm. Da man ihm gesagt hatte, in Ulm werde er nicht leicht ohne Paß durch das Tor ge­langen, griff er schon vor der Stadt den nächsten besten Soldaten auf, gast ihm sein Bündel auf zu tragen und ging neben ihm her. Auf das Anrufen der Wache rief der begleitende Soldat:Laßt ihn gehen, 's ist a Landsmann uud gibt vier Kreuzer Trinkgeld." Nichts war leichter, als mit solchen ähnlichen Keckheiten einen Torposten zu überrumpeln. Schon einmal tu Salzburg, wo der Torwart nicht Lust hatte, ihn durchzulassen, sagte Lang, da er kein anderes Mittel mehr hatte:Hör' Er, Er ist ein Esel!" worauf der er­schrockene Torwart mit tiefem Bückling zurücktrat und demütig sagt? :'s ist alles richtig, Jhro Gnaden!"

* (Eine Millionärstochter als Diebin.) Schon seit einiger Zeit ist die vornehmste amerikanische Gesellschaft in dem fafhionablen Badeort Newport in größter Aufregung über geheimnisvolle Diebstähle. Jetzt scheint die Angelegenheit eine überrascheudr Aufklärung zu erfahren. Es ist, wie aus New-Iork berichtet wird, ein neuer Diebstahl von Gold und Juwelen vorgekommen, uud es ist festgestellt, daß die Diebin die Tochter eines bekannte» nud beliebten Millionärs iu Newport ist, der nun auch der Diebstahl der Goelet-Juwelen im Juli zur Last gelegt wird. Die Polizei behauptet, bestimmte Beweise für die Schuld der Dame zu haben. Bei den Goelet-Juwelen handelt es sich um einen Gegenstand von 800000 Mk. Sie wurden nachher auf geheimnisvolle Weise ihrer Eigentümerin wieder zugestellt, mit der Erklärung, daß die junge Dame, die man im Ver­dacht hatte, an Kleptomanie leide. Mrs. Ogden Goelet ist auch gewillt, die Erklärung aozunehmen, und man erwartet, daß die Goelet-Fumilie keine weiteren Schritte tun wird. Dagegen wird jetzt Mrs. H. M. Flagler, die Gattin des Standard-Oelmagriaten, wegen des neuen Diebstahls ein Strafverfahren eiuleite». Sie besuchte in der vorigen Woche eine Gartengesellschast, und bei dieser Gelegenheit wurden ihr ein Täschchen mit 24 000 Mk. in Bar, 40 000 Mk. in Wechseln und Juwelen imWerte vorfflO 000 Mk.gestohlen. Die Rückgabeihres -Eigentums ist ihr versprochen worden, da man aber nicht mehr au Kleptomanie glaubt, wird sich eine sensationelle Gerichtsver­handlung entjpiuuen.

Verantwortlicher Redakteur: W. R i e kH^Mtensteig^

kommen, sie kann es mir auch nie vergesse», daß ihr heutiger Bräutigam sich um meine Hand beworben hat, daß er nach mit seinen Liebesdeteuerungeu verfolgte. Deshalb haß: sie mich!"

Bernhardts Gerechtigkeitsgefühl trieb ihn doch an, die Schwester zu verteidigen. Nein, so war Grete nicht, daß sie heute noch Flora mit ihrer Eifersucht verfolgte, m:d er sagte das feiner Braut iu vorsichtigen Worten. Aber die erbitterte Schöne wollte sich keines anderen belehren lassen, und als der Manu, der morgen ihr Gatte sein sollte, ihr nun heiße Liebesworte zuflüfterte, zogen wildstär- mende Gedanke» durch ihren Sinn, und die stolzen Lippen kräuselte ein bitteres Lächeln. Wie hatte sie einst von einer glänzenden Zukunft in den vornehmsten Kreisen als die Gemahlin Arnold von Brandow's geträumt, uud nun, wo die herbe Laune des Schicksals fie wollte noch immer nicht das eigene Verschulden durch verschwenderisches Leben anerkennen, die bisher so reich ihrem Vater zuge­flossenen Goldströme zum Versiegen zu bringen drohte, mußte sie, die nach Außen hin so glänzend dastand, in Wahrheit aber nicht mehr und nicht weniger als einarmes Mäd- ' chen" war, sich mit der Hand dieses zwar eleganten, aber in ihren Augen doch herzlich unbedeutenden Bernhard Wal­ther begnügen. Uud wer wußte, was auch hier die Zu­kunft brachte? Aber sie hatte nicht zaudern können, für > sie, die nichts entbehren konnte, nichts entbehren, wollte, war diese Verbindung der letzte Strohhalm, nach welchem sie, die in die drohende, fürchterliche Armut Versinkende greifen konnte.

Die Liebkosungen ihres Verlobten duldete sie schweigend, bis fie endlich sich aufraffte, ihre Rolle es war wirklich nur eine Rolle in der Gesellschaft weiter zu spielen. Je weiter der Abend vorschritt, je mehr der in Strömen' fließende Wein wirkte, um so lebhafter wurde die Stimmung in dem festlichen Kreist; die Baude der Tagessorgen ver­

schwanden nicht, aber sie begannen sich zu lockern, der Ge­nuß, nach welchem alle diese Menschen nur gestrebt, den sie über Alles gestellt, machte noch einmal seine Macht geltend.

Grete Walther war auf dem Heimwege von der Ge­burtstagsfeier des Obersten von Brandow, ihres künftigen Schwiegervaters, begriffen. Es war nur eiu stiller Abend, durch den Wunsch deS Oberste» veranlaßt gewesen, und für Grete keineswegs ein sehr angenehmer. Waren auch nur die Angehörigen der Familie anwesend, so waren doch die jetzt vermählten beiden Schwestern Arnold von Brandow's mit ihren Gatten zugegen, uud diese beiden Damen hatten noch weit mehr, als ihre Mutter, an der Verlobung ihres Bruders mit Grete Walther auszusctzen. Waren die Herren gegen die neue Schwägerin liebenswürdig und zuvorkommend, so vermochten die Dame» über gemessene Worte nicht fort- zukommen, denen man den inneren Zwang sichtlich auhörte. Ihrem Bräutigam zu Liebe bezwang sich Grete, und die väterliche Herzlichkeit des alten Herrn tat ihr außerordent­lich wohl. Um seinen eigenen Töchtern für ihren Hochmut eine kleine Lektion zu geben, führte Herr von Brandow Grete zu dem kleinen Bilde des Medikus Christoph Gottlieb Brandow rn der Ecke und erzählte ihr dabei mit unverkennbarem Be­hagen die Familiengeschichte. Grete verstand wohl dir Ab­sicht, und als sie sich später verabschiedete, geschah das dem Oberst gegenüber mit solcher kindlichen Herzlichkeit, daß dieser entzückt war und vergnügt noch mehrere Male, nach­dem das junge Mädchen sich bereits entfernt hatte, allsrief: Sie ist ein Prachtmädel."

Arnold von Brandow hatte seine Braut, die von einer älteren, befreundeten Hellenberger Lame aus dem Hause des Obersten abgeholt war, zu einer Droschke begleitet und beim Abschied mehrere Male dringend gefragt, ob er nicht mit nach Hellenberg fahren solle.

(Fortsetzung folgt.)