Jernsprecher Ar. 11.
Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag «it der wöch. Beilage
»Der SonntagS- Gaft".
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Samstag. 17. September.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1904
Amtliches.
Es wird hiemit erneut zur allgemeinen Kenntnis gebracht. daß den Unteroffiziere« und Mannschaften dienstlich verboten ist:
1) jede Beteiligung a» Vereinigungen, Versammlungen, Festlichkeiten, Geldsammlunge», zu der nicht vorher besondere dienstliche Erlaubnis erteilt ist,
2) jede Anderen erkennbar gemachte Betätigung revolutionärer oder sozialdemokratischer Gesinnung, insbesondere durch entsprechende Ausrufe, Gesänge oder ähnliche Kundgebungen,
3) das Halten und die Verbreitung revolutionärer oder sozialdemokratischer Schriften sowie jede Einführung solcher Schriften in Kasernen oder sonstige Dienstlokale.
Ferner ist sämtlichen Angehörigen des aktiven Heeres dienstlich befohlen, von jedem zu ihrer Kenntnis gelangenden Vorhandensein revolutionärer oder sozialdemokratischer Schriften in Kasernen oder anderen Dienstlokalen sofort dienstliche Anzeige zu erstatten.
Diese Verbote und Befehle gelten auch für die zu Hebungen eingezogenen und für die zu Kontrollversammlungen einberufenen Personen des Beurlanbtenstandes, welche gemäß tz 6 des Militärstrafgesetzbuchs und tz 38 L 1 des Reichsmilitärgesetzes bis zum Ablauf des Tages der Wieder - entlassuug bezw. der Kontrollversammlung den Vorschriften des Militärsiras Gesetzbuchs unterstehen.
Stuttgart, den 8. Sept. 1904
Der Kriezsmiuister: von Schnürlen.
Als. Geschworene für das 3. Quartal der Satzung des Schwur
gerichts Rottweil wurden u. a. gezogen: Tobias Gaiser von Buhlbach, Karl Johann Haug von Christofstal, Christian Adrion von Freuden- stadt, Ernst Theodor Klumpp von Mitteltal.
^ Dis RsLikttteii
(Nachdr. verb.)
In wenigen Woche» treten wieder Tausende von jungen Leuteu in die Armee ein, Segenswünsche von Vater und Mutter begleiten sie auf dem Wege zu ihrem Truppen- teil. Aber auch andere Worte klingen au das Ohr der jungen Leute; die exlravaganten Persönlichkeiten, die sich unser Heer als eine ganz besondere Zielscheibe für ihre Gehässigkeiten ausersehen haben, versuchen schon Wochen lang vorher die Rekruten gegen die künftigen Vorgesetzten einzunchmen, ihnen vorzureden, daß die ganze militärische Dienstzeit unnötig sei, und das Kapitel der Soldaten- mißhandlungen, das an sich ja unerfreulich ist, worüber aber weit mehr falsche, als wahre Mitteilungen verbreitet werden, muß dann dazu dienen, Abneigung und Widerwillen gegen den Soldatenstand zu erwecken. So kommt es, daß bei den herangewachsenen Jünglingen, die nun mit Gewehr und Säbel ausgerüstet werden, sich häufiger ganz falsche Anschauungen über ihre bevorstehende Dienstzeit ein- nisten, und in Folge derselben erschweren sie sich die Soldatenjahre später oft selbst. Gut, wo ein Vater, der selbst Soldat gewesen ist, seinem Sohne reinen Wein ew- schenken und ihm sagen kann, daß die Militärzeit ihm selbst große Freude bereitet und so unendlich viel genützt hat. Eifer und guter Wille der Rekruten haben in unserer deutschen Armee bei den Vorgesetzten noch immer Anerkennung und Lob gefunden!
Daß es ein platter Unsinn ist, heute von der Ueber- flüssigkeit der stehenden Heere reden zu wollen, ist mittlerweile auch recht radikal gesinnten Menschen klar geworden, und junge Leute sollten von vornherein solchen Flüstereien ihr Ohr verschließen. Es ist nicht damit allein getan, daß man so und so viel Tausend Männern im Kriegsfall ein Gewehr in die Hand giebt, denn damit würde heute kein Volk mehr weit kommen. Wo .wäre denn unsere deutsche Einheit und unser deutsches Reich, wenn wir 1870/71 keine tapfere Armee mit genialen Führern gehabt hätten? Und ohne deutsches Reich, wo wäre unser großartiger Gewerbefleiß, unsere Industrie, die Millionen das tägliche Brod gibt? Ein schlichter bayerischer Soldat hat schon 1870 dieser Sache mit einem Kernwort den Nagel auf den Kopf getroffen. Als sich der spätere Kaiser Friedrich mit ihm unterhielt, sagte der Bayer derb, aber ehrlich: .Ja, wissen' S, königliche Hoheit, wenn Sie 1866 uns kommandiert hätten, hätten die Malefiz-Preußen jämmerliche Prügel gekriegt!" Ein großer Haufe von bewaffnete» Menschen ist keine Armee, Geist und Können geben ihre Wirkung erst.
Es ist drastisch, daß erst unsere stillen Gegner es der Welt verkünden müssen, wie es in Wahrheit in der deutschen Armee steht. So sagte vor etwa einem Jahr der französische Kriegsminister Andre vor der Pariser Volksvertretung,
daß allerdings der Gesundheitszustand in der deutschen Armee besser sei, wie in der französischen. Und aus diesen offenen Worten läßt sich auch Anderes schließen!
Tagespolitik.
(Ein Ausgleich zwischen dem Kaiser und dem Herzog von Cumberland?) Mit großer Bestimmtheit treten in hannoverschen und braunschweigischen Blättern, und zwar in solchen, die nicht die sog. welfische Richtung vertreten, immer von neuem Behauptungen auf, daß zwischen Berlin und Gmunden oder vielleicht besser gesagt: zwischen dem Kaiser und dem Herzog von Cumberland Verhandlungen über einen Ausgleich stattfäaden. Andere Zeitungen verlangen infolgedessen, es solle diesen Behauptungen gegenüber von berufener Seite klipp und klar erklärt werde», ob etwas Wahres daran sei. Eine solche Erklärung würde wohl gar in dem Falle erfolgen, wenn au der ganzen Sache nichts Wahres wäre, und dann würde sie, wie vorsichtig man sie auch fassen mag, doch nicht den Charakter einer gewissen Schroffheit vermeiden können, der sich mit den neuerdings geschlossenen verwandtschaftlichen Beziehungen und manchen aus diesen hervorgegangenen persönlichen Liebenswürdigkeiten schlecht verträgt. Ist es aber richtig, daß über eine» Ausgleich verhandelt wird oder, daß Versuche dazu stattgcfunden haben, dann wird der ganzen Natur der Sache nach eine offizielle Erklärung nicht eher erfolgen, als bis ein Abschluß erreicht ist. Daß längst Bemühungen stattgefuudeu haben, den Kaiser und den Herzog von Cumberland einander persönlich nahe zu bringen, unterliegt gar keinem Zweifel. Beim letzten Besuche des Kaisers in Kopenhagen war das n. a. beabsichtigt und ist schließlich au irgend welchen Formfrageu gescheitert. Ob daran gedacht wird, hannoversche Landesteile zu Braunschwelg zu schlagen, ist uns nicht bekannt, aber aus Aeußerungen ernsthafter politischer Anhänger und Freunde des Herzogs von Eumberl^nd haben wir schon seit Jahr und Tag den Eindruck gewonnen, daß sich ein Ausgleich erzielen lassen würde, wenn man den Herzog oder seinen Sohn in Brauvschweig zur Regierung ließe. Das naheliegende Bedenken, daß dann Braunschweig ein Hort welfischer Freunde werden könnte, weise» Anhänger des Herzogs aus Hannover damit zurück, daß sie versichern, es würde ihnen nie einfalleu, dem Herzog, der ein Manu von Wort sei, wenn es zu einem Ausgleich käme, irgend welche Politische Schwierigkeiten zu machen.
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Ueber die Aufnahme der Handelsverträge im Reichstage werden jetzt Erörterungen gepflogen. Die Sozialdemokraten waren am ersten mit ihrer Stellungnahme fertig: Die Handelsverträge find abzulehnen. Eine Zeit laug schwankten auch ihre Gegenfüßler, die konservativen und die dem Bunde der Landwirte nahe stehenden Reichstagsmitglieder. Einige erklärten, der russische Vertrag bringe so wenig, daß er notgedrungen abgelehnt werden müßte, andere wollten mit ihrem abschließenden Urteile noch warten. So wie die Dinge heute liegen, darf man mit der Zustimmung der äußersten Rechten des Reichstages rechnen. Reichspartei, Nationalliberale und Zentrum stimmen gleichfalls dafür. Bleiben von den größeren Parteien nur noch die beiden freisinnigen Gruppen. Von diesen find die engeren Freunde des Abgeordneten Richter, die Mitglieder der freisinnigen Volkspartei, für Annahme der Verträge, während die Angehörigen der süddeutschen Volkspartei noch schwanken. Der Blick auf diese Gruppierung lehrt jedoch, daß das hier und da auftauchende Gerücht, die neuen Handelsverträge könnten noch in dem Augenblick, in dem sie sich zur Einfahrt in den sicheren Hafen anschicken, scheitern, grundlos ist.
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Der Kampf um die Schule hält in Deutschland die Gemüter fortgesetzt in lebhaftester Erregung. Dem Verlangen nach konfessionell getrennten Schulen steht das nach Simultanschulen schroff gegenüber. Zur Vermittelung der bestehenden Gegensätze will sich keine Brücke finden lassen. Schaut man genauer zu, so empfindet man, daß dieser Kampf und Streit eigentlich gar nicht nötig wäre. Die Konfession ist doch nur die Form, die Schale, in der sich der wirkliche Inhalt, die Religion birgt. Und die Religion soll dem Volke erhalten bleiben. Das Wesen der Religion ist aber unabhängig von der Form, in der ihre Grundsätze zum dogmatischen Ausdruck gelangen. Religio» soll alle Lebensbetätiguugen eines Christenmenschen erfüllen und durchdringen, so hat es unser alter Kaiser und sein großer Kanzler gehalten und gewollt, die Konfessionen sollen wie Geschwister als Kinder einer Mutter einträchtig nebeneinander gehen. Die grundsätzliche Hervorkehrung des kon- fesfiouelleu Unterschieds durch die Errichtung besonderer
katholischer und evangelischer Schulen widerspricht dem Gebote der Religion und schafft statt Frieden und brüderliche Liebe Streit und Haß. Es liegt auch weder im Interesse
des Staates noch der Schule, daß die verschiedenen Lehr
fächer wie z. B. Deutsch und Geschichte vom konfessionellen Standpunkte behandelt werden. Das hat vielmehr vom wissenschaftlichen und vom nationale» Standpunkte aus zu geschehen. Eine Trennung ist nur iu den Stunden der Religtonslehre geboten. Und auch da liegt das erstrebenswerte Ziel in der Einigung, daß ein Hirte und eine Herde werde.
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Wenn sich der ostafiatische Kriegsschauplatz und die Macht der Japaner ausdehnen sollten, so wäre dies' besonders für Frankreich bedenklich, daS in seinen großen
indochinesischen Besitzungen Unruhen befürchten müßte. Man spricht und schreibt darum iu Paris viel von Friedens- Vermittlung; merkwürdigerweise aber will Frankreich die Rolle des Friedeusengels nicht selbst übernehmen, sondern diese dem deutschen „Erbfeind" züschieben. Das hat seinen guten Grund; denn jede kriegführende Partei macht später den Friedensvermittler dafür verantwortlich, wenn ihr der Krieg nicht die erhofften Früchte gebracht hat, und leicht kann sich Derjenige die Hand verbrennen, der sie schlichtend zwischen die zwei feindlichen Feuer strecken möchte. Der jetzige Zeitpunkt wäre dazu noch ganz verfehlt für das Einschreiten eines Dritte«, denn das Kriegsdrama ist erst im ersten Akt, iu der Entwicklung begriffen. Obwohl die Russen große Niederlagen erlitten haben, so denken sie doch nicht an eine Beendigung des Krieges, weil schließlich außer der Kriegskunst und der Tapferkeit der Truppen auch Raum und Zeit in ihrem Dienste fechten. Trotz der Waffen- erfolge kann für die Japaner die Zeit kommen, iu der sie sich mehr als die bis jetzt unterliegende Partei nach dem Frieden sehnen, denn die Siege haben ungeheure Opfer an Gut und Blut gekostet, und Japan kann die Russen nicht bis Moskau verfolgen. Außerdem hat es weder an Mannschaften, noch an Geld, noch auch an Kredit die kräftigen Reserven, über die Rußland verfügt.
LcrndesnnchrichLen.
* Aktensteig, 16. September. Ein Ritter der Landstraße bester Sorte wurde gestern von Polizeidienec Gengea- bach wegen Bettels dem Stadtschultheißeuamt vorgeführt. Durch die Wirkung des Alkohols vergaß er sich so weit, daß er auf der Stadtschultheißeuamtskanzlei den Polizei- diener augriff und sich daselbst eine regelrechte Balgerei entwickelte. Mit vieler Mühe wurde er abgeführt und vor dem Arrest angekommeu, widersetzte er sich zum zweitenmal, wobei er das Messer zog. Verschiedene Männer wurden zu Hilfe gerufen und diesen im Verein mit der Polizei gelang es schließlich, dem gefährlichen Burschen das Messer zu nehmen und ihn in Nr. Sicher zu bringen. Name und Stand des Schlingels, der heute nach Nagold eingeliefert wurde, konnte noch nicht ermittelt werden. Er weigerte sich entschieden, Personal-Angaben zu machen, weshalb vermutet wird, daß er noch sonst Belastendes auf dem Kerbholz hat.
* Iu Körschweiler hat der 30jährige Bauer Georg Schübel den 50jährigen Gemeinderat Friedrich Heß auf dem Heimweg vom Wirtshaus nach vorausgegaugeuem Streite erstochen.
* Geinach, 12. Sept. Die Eiseubahnverwaltung läßt an der Teinacher Straße iu der Nähe des Bahnhofs in den nächsten Jahren ei» „Eisenbahudörfle" von 7 Wohnhäusern errichten. In diesem Jahre ist der Anfang mit einem Wohnhaus von 6 dreizimmrigen Wohnungen gemacht worden. Dieses Haus kostet über 20 000 Mark.
* Keikörovv, 15. Sept. Der Mörder des Gastwirts Arnold iu Gleichen (Oberamt Oehriugen), Josef Eckstein von Neresheim, wurde gestern abend in der Nähe von Pfedelbach auf freiem Feld in verwahrlostem Zustand verhaftet. Ja seinem Besitz befand sich ein scharfgeladener Revolver, mit dem er die Tat ausführte, außerdem ein Teil des geraubten Geldes.
* Aestgheim, 14. Sept. Die schon bei dem Brand der Bremer-Befigheimer Oelfabrik ausgesprochene Befürchtung, Laß das Etablissement für seinen seitherigen Zweck nicht wieder aufgebaut würde, findet jetzt ihre Bestätigung. DaS Fabrikareal mit einer Gesamtfläche von 32 Ar ist bereis zum Verkauf ausgeschrieben; gleichzeitig wird auch billige Elektrizitätskraft bis zu 400 ?8 angeboteu.
sj (Unverhofft kommt oft.) In München saß, so erzählt der Frank. Kur., ein Beamter beim Kartenspiel, etwas abseits eiu Geschäftsmann. Dieser entfernte sich plötzlich, kam aber bald darauf mit einem zweiten Herrn wieder zu-