des Krieges als Handlungsgehilfen hier tätig waren. Einer von ihnen war zur griechisch-katholischen Kirche übergetretc« und hatte eine Russin geheiratet. Aus den in der Wohn­ung der Verhafteten gefundenen Papieren geht hervor, daß beide japanische Marineoffiziere sind, die Spionage betrieben.

* Uetersövrg, 12. Seplbr. Der Korrespondent des Birshewja Wjedomosti" telegraphiert aus Tieling: Die Japaner, denen man nachsagte, daß sie langsam vorrücken, gehen jetzt sehr schnell vor. Sie verstehen es vorzüg­lich, ihre Umgebungsbewegungen zu verschleiern. Die Ver­mehrung ihrer Truppen hilft den. Russen wenig, denn die Japaner erhalten Verstärkungen aus Jnkou. Außerdem droht Kurokis Flankenmarsch nach Norden fortwährend unsere Verbindungen abzvschneiden. So wird die Initiative zum Handel» in den Händen der Japaner bleiben; dieses Ma­növer wird sich immer wiederholen.

ff Hfetersbrrrg, 13. Sept. Ein Telegramm Knropatkins an den Kaiser von gestern meldet: Am 12. Srptbr. sind keine Nachrichten von Zusammenstößen eingelaufen. Der Feind verhält sich ruhig. Festgestellt ist ein Biwak einer ! mehr oder minder starken Troppenabteilung des Feindes j im Süden des Dorfes Baniupu;u, 36 Werst südöstlich von ! Mulden.

* Hfetersönrg, 13. Sept. Nach hier eingetroffenen De­peschen haben die Japaner Uenlai wieder aufgegeben und konzentrieren sich bei Liaujang. Sie errichten hier sehr starke Befestigungen, deren Herstellung mit großem Eifer betrieben wird. NQttj chinesiicben Meldungen rüsten sich die Javaner sehr eifrig für den Winterfeldzug, sie lassen die Winterkleid­ungen in großer Menge herankommen. Der Weitermarsch der Japaner soll Ende September wieder ausgenommen wer­den. Aus Jugkou werden auf dem Liauflusse große Mengen Munition nach Liaujang geschafft.

' Seit der Schlacht von Liaujasg sind keine neuen Kämpfe vorgekommen, ein Beweis, daß die Japaner ihre» Sieg mir großen Opfern erkauften und noch ermattet sind ^ von den furchtbaren Strapazen. Die Lage der Russen ist keineswegs eine verzweifelte, denn durch ihren unfreiwilligen Rückzug find sie ihren heimatlichen Stützpunkten näher ge­rückt, während die Feinde sich von ihrer Operationsbasis bedenklich weit entfernten. Da die beiderseitigen Verluste annähernd gleich groß sind, so hat der Erfolg von Liau- jang für die Japaner wohl nur die Bedeutung eines Pyrrus- sieges. Ihr Gegner ist geworfen, aber nicht vernichtet, er sammelt sich und zieht neue Kräfte heran; dabei steht das Spätjahr vor der Tür und mahnt an Beschaffung guter Winterquartiere. Die Japaner dürften diese in der Gegend von Liaujang und Mukden suchen. Ob die winter­gewohnten Russen ihnen dort Ruhe gönnen werden, ist aber sehr zu bezweifeln. Mukden kann für die Japaner dann leicht ein zweites Moskau werden, zumal wenn eS der am Samstag ausgelaufenen baltischen Flotte gelingen sollte, die Uebersee-Verbindungen der japanischen Landrruppen mit der Heimat zu stören. Inzwischen machen sowohl Russen als Japaner in Europa große Bestellungen auf Winter­kleider.

* Lauda«, 13. Sept. Hier eiugetroffene russische amt­liche Depeschen melden, der Morning Post zufolge, daß General Sasfulitsch, der einen Teil der russischen Nachhut südlich des Hunflusses im Süden von Mukden befehligte, im Kampf schwer verwundet und mit 350 Mann gefangen genommen wurde. Ferner wird gemeldet, daß es den Generalen Sarubajefff Kondatowirsch und Bilderlinn ge­lungen ist, Kurokis Vormarsch auszuhalten.

* Lauda«, 13. September. In einer Besprechung der Schlacht bei Liaojang seitens des im Hauptquartier Kurokis befindlichen Korrespondenten des Reuterschen Bureaus heißt es: Als die Japaner nordöstlich von Liaojang den letzten Angriff machten, erkämpfte sich ein Bataillon den Weg bis mitten in die russischen Laufgräben. Dort fand es, daß

äußeren Formen achtete und jede Gewalttätigkeit vermied. Aber in solchen Zeitkäufen findet die Stimme der Besonnen­heit nur schwer das Gehör, welches von Rechtswegen ihr zukommen müßte, und je verworrener die Verhältnisse wur­den, je weniger dachte auch August Walther daran, daß es Gebote gebe, welche der Bruder gegenüber dem Bruder nie übertreten dürfe. In seinen Ohren brannte das Wort Strolch" fort, das seines Bruders blendend schöne Braut gesprochen, und es war, als brenne cs ihm alsein Schand­mal auf seinem Körper.

Bernhard Walther hatte seinen Eltern und seiner Schwester gegenüber diese Begegnung nur andeutungsweise erwähnt, er selbst grollte mit Flora wegen ihrer verächt­lichen Aeußerung, aber er war doch zu schwach, der Ge­liebten die Behutsamkeit zur Pflicht zu machen, die eine Stellung, wie sie als seine Gattin nun bald einnehmen würde, gebieterisch erforderte. Die offenkundige Verhöhnung der aufgeregten Masse konnte und mußte nicht nur für sie beide, sondern vor allem für Lindow, den Schwiegervater, verhängnisvoll werden, der längst als bestgehaßter Mann bei seinen Feinden bekannt war. Die Massen sahen in dem brutalen Größenwahn", wie August Walther es in einer seiner Versammluugsreden genannt, nur die von Moritz Lindow verdienten Tausende; daß der scheinbar glänzende Gewinn nicht auf solider Grundlage fußte, entging ihnen. Oder sie wollten es nicht sehen, wie das nicht selten ist und nicht selten bleiben wird.

Es war ein Tag, dem die Aufgeregtheit selbst in dem weiten Berlin anzumerken war, an welchem Rudolf Walther und Grete die große Prachtstroße der Reichs­hauptstadt, dieLuiden", hinabschrittev. Da und dort trieben sich kleinere Gruppen von sogenannten Arbeitslosen umher, während die, welche diesen Namen wirklich ver­dienten, ernst und schweigend ihres Weges gingen. Es lag diesen Leuten nicht viel daran, sich lärmend hier zu postieren, während

seine Munition erschöpft war. Die Japaner pflanzten da­rauf die Bajonette auf und versuchten, sich zur Hauptmacht zurück durchzuschlagen. Sie wurden aber sämtlich in ge­ringer Entfernung von den Laufgräben erschlagen. An­scheinend hatten die Russen große Verstärkungen erhalten. Beide Armeen hatten ihre Munition erschöpft.

* Tokio, 12. Septbr. Heute abend sind viele Einzel­heiten über die Operationen Kurokis vom 28. August bis 5. September eingegangen. Während dieser Zeit haben die japanischen Truppen beständig unter den größten Ent- 1 behrungen gekämpft, da die Russen die Verbindungen der Armee Kurokis abgeschnitten hatten. Die japanischen j Truppen blieben während 24 Stunden ohne Trank und Speise und mußten sich mit ein wenig trockenem Reis be­gnügen. Während des Nachtkampfes bei Khauchikau ge­brauchten die Russen Scheinwerfer, um das Terrain abzu­suchen und richteten ein furchtbares Feuer gegen die Stellungen der Japaner. Freitag abend besetzten die Japaner nachdem sie einen Angriff der Russen zurückgewiesen hatten, den in der Nähe der Gruben von Jentai gelegenen Höhen­zug. Am Nachmittag griffen die Japaner mit sechzehn Ge­schützen die Russen, welche Verstärkungen erhalten hatten, an und rückten nach Westen vor. Die mittlere Streitmacht der Japaner besetzte am Nachmittag die Höhen von Hengtai. Sie sah sich aber einem konzentrischen Feuer der Russen ausgesetzt und erlitt schwere Verluste, so daß sie die Stellung nur mit Mühe hielt. Die Russen beschossen das Zentrum und den rechten Flüge! der Japaner von 2 Seiten zugleich. Die japanische Artillerie war sehr ungünstig aufgestellt und erlitt große Verluste. Am Freitag abend griffen 2 russische Brigade» den japanischen rechten Flügel und das Zentrum an, und nur dadurch, daß gerade zur rechten Zeit die Truppen des japanischen linken Flügels eintrafen, wurden sie zurückgcworfeu.

* Gokio. 13. Sept. Hier verlautet, daß 50 000 Russen unter dem Befehl des Generals Linewitsch nn Begriff seien, in Korea einzufallen, um die rückwärtigen Verbindungen der Japaner zu stören.

ff Tokio, 13 Aug. Sturm auf Sturm folgt Set Port Arthur. Es ist der japanischen Presse verboten, etwas über die Kämpfe auf Liautung zu veröffentlichen, aber manches sickert doch durch. Die Armeeverwaltung veröffentlicht keine eigenen offiziellen Berichte, dagegen fan­den Telegramme mit den letzten russischen Nachrichten, in denen die Zahl der gefallenen Japaner auf 15 000 ange­geben ist, ohne Kommentar Aufnahme in derJapan Times". Das Volk erwartet den Fall Port Arthurs mit fieberhafter Ungeduld. Alles ist für die Dekoration fertig. Sollte die offizielle Nachricht eintreffen, so würden die japanischen Städte in wenigen Minuten in festliche Plätze verwandelt sein. Ja Narita durchfuhr am 2. August ein Mann die Stadt auf einem Rickshaw mit dem Rufe: Port Arthur ist gefallen! Hurrah für die Armee! Hurrah für die Flotte! Teikoku Banzai! Hurrah für den Kaiser! Hurrah! Bavzai! Banbauzai!" hallte es alsbald durch die Stadt. Die Triumphlmernen wurden ausgehängt, die Fahnen entfaltet und alles mit Blumen geschmückt. Im Na waren Prozes­sionen und Siegeszüge arrangiert und endloser Jubel herrschte in der Stadt. Inzwischen hatte sich die Polizei telegraphisch an das Hauptquartier um Bestätigung der Nachricht gewandt. Leider fiel diese verneinend aus. All­mählich brachte» die Sicherheitswächter der erregte» Menge die unliebsame Nachricht bei. Dann verstummte der Jubel nach und nach, die Dekorationen wurden wieder abge­nommen und bald herrschte abendliche Ruhe in den eben noch lärmbewegten Straßen.

* Der russische TransportdampserLena" ist, von Wladi­wostok kommend, in Sa« Araucisco einzetroffen und vor Anker gegangen, angeblich um Reparaturen am Kessel und an der Maschine vornehmen zu lassen. Nach einer Reuler-

zu Haus vielleicht die ernstliche Mahnung kam, die seit > Wochen rückständige Miete zu zahlen oder das Quartier i zu räumen. Schreien und Spektakeln ist leicht, aber die ! Stimme stockt, wenn der Rufer denken muß, was Frau und ! Kindern an solchen bitterbösen Tagen bevorsteht.

! Der alte Krieger von 1870/71 statte alle Mühe, seine ' Ruhe zu bewahren, als halbwüchsige Burschen und Indi­viduen, denen ihre Verkommenheit nur zu deutlich auf der Stirn, in den verzerrten Gefichtszügen geschrieben stand, j gegen ihn inramttev. Aber als einer dieser Lümmel gar s die Frechheit besaß, die ruhig und furchtlos einherschreitende Grete um die Taille zu fassen, war eS doch mit seiner Selbstbeherrschung vorbei, ein Hieb mit seinem Schirm, welcher den Dreisten taumeln machte, war die Antwort auf dies Attentat. Wilder, wüster Lärm erscholl aus dem schnell gesammelten Menschenhaufen, aber da pfiffen auch schon hie im Nu blanken Säbel der Schutzleute und unter den flachen Hieben zerstreute sich die Sippschaft.

Gehen wir, Papa!" mahnte Grete, die keinen Augen­blick ihre Geistesgegenwart verloren hatte. Aber ihr Vater wollte doch erst den Namen des Angreifers festgestellt und seine Person der Polizei übergeben wissen. So empört Grete über den Menschen war, sie hatte doch einen beson­deren Grund, den Vater so schnell wie möglich aus dieser Gegend zu entferne». Sie hatte in der Ferne den Bruder in der Mitte eines dichten Haufens von rauhen Gestalten gesehen, es war ihr vorgekommen, als werde fei» Name unter lautem Halloh genannt. Es war für sie, die die Verhält­nisse nicht genau beurteilen konnte, schon schlimm genug, au die Möglichkeit zu denken, daß ihr Bruder, dem ste stets die größte schwesterliche Zärtlichkeit gewidmet, diese« Elementen, die ste nur verworfene nennen konnte, anheim­gefallen sei, aber der über alles geliebte Vater sollte wenig- stevs die Schmach nicht erkennen, die diese Tatsache auf seinen Namen bringen mußte. Grete wollte auch nicht

Meldung aus San Frcu cisco bringt man die Ankunft des russischen Transportdampfers Leua i>. Verbindung mit den Verladungen nach japanischen Häfen. Admiral Goodrich vom amerikanischen Pacific-Geschwader meldete die Ankunft der Lena sofort nach Washington, worauf er die Mit­teilung erhielt, die wie aus Washington berichtet wird, da­hin geht, ein Geschwader in San Francisco zurückzuhalteu und feftzustellev, welches die Absichten des Kommandanten der Lena seien. Man hat in Amerika eben kein gutes Ge­wissen, weil man einen schwunghaften Handel mit Kriegs- konterbande nach Japan betreibt. Da ist das Erscheinen des russischen Kriegsschiffes einigermaßen störend.

ff Sa« Iravcisko, 13. Sept. Heute früh ist der amerikanische TorpedobootzerstörerPaul Jons" und die Barkasse des KreuzersMarblehead" bei derLena" vor Anker gegangen, um dieselbe zu bewachen und jede Ver­letzung der Neutralität zu verhindern.

Handel und Verkehr.

* Allensteig, 14. Sept. Auf den gestrigen Viehmarkt waren zugesührt 186 Paar Ochsen und Stiere, 83 Kühe und 47 Stück Jung­vieh, zusammen 502 Stück, demnach war die Zufuhr eine rege. Der Umsatz war indes ein geringer, da fremde Händler fast vollständig fehlten. Der Grund hiesür dürfte darin zu suchen sein, weil bei uns keine Futternot herrscht, demnach auf seitherige Preise gehalten wird während in Gegenden mit Futternot das Vieh billiger eingekauft werden kann. Stur in Zugvieh für den Bedarf in unserer Gegend wurde vielfach gehandelt. Auch der Schweinemarkt wies eine große Zufuhr aus. Es herrschte reger Handel. Milchschweine galten 20 bis 32 Mk., Läufer 35 bis 80 Mk. das Paar.

* KcnteröacH, 11. Sept. Die hiesige Stadtgemeinde erzielte be'm Verkauf ihres Gemeindesobstes 1099 Mk., ein Erlös, wie er in langen Jahren nicht erreicht worden ist. Gestern wurde hier der erste Hopfenkauf mit 175 Mk. per Zentner abgeschlossen; allgemein ist das hiesige Produkt wieder schön.

Neueste Nachrichten.

* Budapest, 14. Sept. Rußland charterte in Fiume den DampferOrient" der gleickmamigen Schifffahrlsgesell- schaft zur Rückbeförderung der Kriegsausrüstung des von den Japanern unbrauchbar gemachtenCäsarewitsch".

* Aem-BorK, ii. September. Das deutsche Kosthaus in der ersten Avenue ist abgebrannt. Es liegt Brandstiftung vor. Sieben Personen sind tot, zehn verletzt.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

Jur Iüuguug öer Wintersaaten. Die Düngung der Wintersaaten mit Kunstdünger führt sich mit Recht immer mehr ein. Der Stallmist wird besser von Rüben oder Kartoffeln verwertet, so daß man die frühere Art des Anbaues von Roggen oder Weizen in einer frischen Mistdüngung allmählich aufgibt. Wer freilich mehr Dung hat, als er zu Hackfrüchten braucht, der soll und wird ihn gern zu Korn verwenden und zwar unter Beigabe von Kunstdünger, die ihninseiner Wirkung ergänzen. Man hat bisher häufig als solche Kunst­düngerbeigabe Salpeter oder auch Thomasmehl verwandt, doch vom Kali nimmt man Abstand, in der falschen Annahme entweder, daß der Boden kalireich genug sei, oder daß der Roggen oder Weizen über­haupt ein geringes Bedürfnis für Kali hätten. Sehen wir uns ein Versuchsresultat an, welches im Neckarkreis bei Herrn H. Schmidt in Hengstfeld erzielt wurde. Mit Stallmist allein hatte der Versuchs- ansteller 42 Ctr. Korn vom Hektar geerntet; auf dem danebenliegen­den Felde war zum Stallmist noch Superphosphat und Chilisalpeter gegeben worden und in der Tat war eine Ertragsteigerung auf 57^ Ctr. zu verzeichnen gewesen. Wie oben festgeiiellt, gehört jedoch zu einer vollständigen Düngung außer Phosphorsäure und «Stickstoff auch noch Kali und um sich von der Richtigkeit dieses Satzes zu überzeugen, hatte Herr Schmidt die Hälfte des Feldes außer mit Superphosphat und Chili noch pro b» mit 280 Pfund 40"/ Kalidüngesalz versehen. Auf dieser wurden 52^ Ctr. Korn erhalten mit den entsprechenden Stroh­mehrerträgen. Der Geldgewinn durch die Kunstdüngnng war bei der kalifreien Parzelle 28 Mk., bei der Parzelle mit Kali 56 Mk. pro ba. Die Kalidüngung hatte also einen Mehrertrag von Mk. 28 erzeugt, was doch in jedem Falle die Mühe bezahlt macht. Dabei ist das Risiko nicht groß, da die Ausgabe für Kalidüngung pro ba meist 10 Mk. nicht übersteigt. Möge bei der bevorstehenden Herbstbestellung dem­gemäß die Kalidüngung nicht vergessen werden.

, glauben, was ste sah und hörte: Ihr ernster Bruder, der lrc-be tüchtige Kerl, cer zwar wild aufbrausend gewesen war, aber sich doch immer wieder den Kops hatte zurechtsetzen lassen, m einem Haufen von Menschen, deren finstere, rach­süchtige Blicke meqr verrieten, als der Mund sagen konnte! Das war das Traurigste, was ihr begegnen konnte. Es i konnte ja nicht iem, sic mußte sich täuschen, aber das Bild ließ sich dcch nicht verwischen, das sich ihren Augen darbot.

Eye es ihr gelang, den Vater fortzuz'ehen, ging eine rauschende Bewegung durch die Mcnschenreihcn, welche sich ! in der breiten Straße hin- und herschoben. Die anfge- j stellten Schutzleute versuchten den Verkehr schnell zu regeln,

; aller» die Menge war z» zahlreich. Elegante Spaziergänger, neugierige Fremde, Arbeiter, wirkliche Mänr.er der ehrlichen Tätigkeit, und lockeres Gesindel wirbelten bunt durchein­ander. Gelächter, Zanken und Schreien für ein paar Mi­nuten, aber dann der im Nn sich die ganze Straße hinunter fortsetzende Ruf:Der Kaiser kommt!"

Und so war es, den Reitweg auf der Nordseite der Linden kam eine kleine Kavalkade, voran der Kaiser mit seinem General-Adjutanten, gefolgt von mehreren Offizieren und Lakaien. Mit gelassener Ruhe blickte der junge Herr, der die Uniform seiner Leibhnsaren trug, auf die wogende Menge, ohne eine Miene zu verziehe», entlockte er der Ziga­rette, die er rauchte, blaue Wölkches. Im Nu war die kleine Reitergruppe von der Menschenmasse umgeben, die Polizei verlor die Macht, die Begeisterten und Zudring­lichen abzuhaltcn, donnernde Hochrufe erschollen und da­zwischen oie RufeArbeit, Arbeit!" Ein ironisches Lä­cheln überflog die ernsten Züge des Herrschers, die, welche hier nach Arbeit riefen, hatten längst nicht mekr die Hände im emsigen Tun gerührt. Und so fest und bestimmt war die ganze Haltung des Kaisers, daß auch die wildesten Schreier sofort zur Seite wichen, als die Pferde heran­kamen. Nicht eine Minute wurde der Weg gehemmt. (F. f.)