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Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag «tt der wZch. Beilage »Der Sonntags- Gast«.

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Hlr. 142

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Donnerstag. 15. September

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1904.

Amtliche«.

Die Approbationsprüfung als Tierarzt hat u. a. bestanden: Eugen Wallraff von Nagold.

Tagespolitik

Ueber Sozialpolmsche Aufgaben des Reichstages schreibt dieSozialpolitische Rundschau" :Die Wieder- einberufung des Reichstages ist bereits für Milte Oktober in Aussicht genommen, da ihm infolge der Bearbeitung der Handelsverträge ein besonders reiches Arbeitspensum bevor­steht und vor allem auch die Beratung des Etats so be­trieben werden soll, dost diesmal seine Fertigstellung recht­zeitig erfolgt. Die Sozialpolitik wird auch diesmal wieder einen erheblichen Anteil an der Arbeit beanspruchen. Eine Gesetzesoorlage auf Einführung des zehnstündigen Arbeits­tages dürfte als wesentlicher Fortschritt in Erfüllung einer alten Forderung des Reichstages diesem schon in der nächsten Tagung zugehcn. Die vom Reichskanzler s. Zt. angeord­nete Erhebung der Fabrikinspektoren über denZehnstunden- tag für Fabrikarbeiterinnen hat den überzeugenden Beweis für die Nützlichkeit und die Notwendigkeit seiner Einführ­ung erbracht. Infolgedessen war zunächst beabsichtigt, eine dahingehende Vorlage dem Reichstage zageden zu lassen. Da jedoch in Arbeiterkreisen betont wurde, daß der Zehn- stundeutag für weibliche Arbeiter »ach der Organisation der Betriebe in den meisten Fällen auch den Zehnstundentag für Arbeiter nach sich ziehen müsse, so wird sich voraussichtlich die Vorlage zu einem Vorschlag auf Einführung eines all­gemeinen zehnstündigen Arbeitstages für Fabrikarbeiter er­weitern und durch Gewährung einer ausreichenden Uebei- gaugszeit den Arbeitgebern die Möglichkeit gegeben werden, ihre Betriebsverhältnisse den veränderten Bedingungen an- zupassen.

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In den Vereinigten Staaten werden nächst den Neger:-: die Italiener bald die verhaßtesten Leute seiv, da sie über­aus gewalttätig sind. In der letzten Zeit sind außerordentlich viele Verbrechen von Italienern verübt worden. Zunächst wurde ein Knabe namens Mennonino von der sich die »Schwarze Hand« nennenden Bande entführt und in dev Erwartung des Lösegelds zehn Tage lang festgehalten. Länger wagten die Entführer ihn nicht zu behalten, da so­zusagen ganz New-Jork hinter ihnen her war und sie zweifellos entdeät worden wären. Sie gaben ihm daher seine Freiheit zurück. In Paterson. etwa 30 Kilometer von New-Uork, hielt eure Bande von 6 Italienern einen Zahl­meister an und beraubte ihn um 5000 Dollars. Auf einem Fährboot schoß ein Italiener den Vater eines Kindes, das gegen ihn gerannt war, einfach über den Haufen. Der Sohn eines Restaurateurs wurde von einem Italiener ge­tötet, weil das Restaurant geschlossen werden sollte und der Gast noch bleiben wollte. Diese Liste von Verbrechen, die in den letzten 814 Tagen zu verzeichnen waren, könnte noch bedeutend vermehrt werden. Unter den Mördern in den New-Dorker Gefängnissen sind die Hälfte Italiener.

(Der .Sohn deS Himmels" über den Krieg.) Der Kaiser von China soll, wie ein holländischer Missionar mit­teilt, folgendes, uns Europäer recht humoristisch anmutendes Edikt erlassen haben: Zwei große Reiche führen Krieg gegen einander, Rußland und Japan. Da sie gleich stark find, wird das Schicksal entscheiden, und der Sieg wird der gewinnenden Partei gebührenden Lohn bringen. Es ist deshalb für den Sohn des Himmels nicht nötig, mit seinem mächtigen und unbefieglichen Heere einzuschreiten, um zu enischeiden, wer recht hat. Das grenzenlose chinesische Reich bleibt deshalb neutral. Und so wird verboten, irgend et­was über den Krieg zu schreiben, sei es in Zeitungen oder Flugblättern oder Maueranschlägen, in Büchern oder Flug­schriften, oder selbst in Privatbriefen. Ueberdies ist es ver­boten, den Krieg zu erörtern, eine der kriegführenden Par­teien zu rühmen oder herabzusetzen, sei es bei Zusammen­künften oder in den Pagoden, in den Theehäusern oder in den Läden. Selbst die Namen Japans oder Rußlands dürfen dort nicht erwähnt werden, weder in freundschaft­lichen oder gesellschaftlichen Zusammenkünften, noch am Familientisch oder bei Hochzeiten, oder bei Begräbnissen. Besondere Polizeibeamte werden beauftragt werden, hierüber zu wachen, sowohl in Teehäusern wie in Opiumhallen. Es ist der aufrichtige Wunsch des Himmlischen Herrschers, daß keiner seiner Untertanen über die Sieger einer der beiden Parteien jubeln soll, selbst dann nicht, wenn Japan Ruß­land überwindet. Beide, Rußland und Japan find unsere friedlichen Nachbarn. So soll sich jeder um seine eigenen Angelegenheiten kümmern: Der Bauer um sein Feld, der Kaufmann um sein Geschäft, der Handwerker um sein

, Handwerk. Jeder, der es wagen sollte, diesem Erlaß ent­gegen zu handeln, zu sprechen oder zu deukerr, wird als Aufrührer oestraft werden. Also nicht einmal Nachdenken dürfen die armen Chinesen über den die ganze Welt be­wegenden Krieg. Der Beherrscher aller Zopfträger ist in der Tat gewissenhaft wie kaum ein zweiter Monarch be­müht, seine Neutralität zu wahren. Im Grunde genommen aber ist es doch eigentlich bedauerlich, daß er es »nicht für nötig hält, mit Hilfe seines unbefieglichen Heeres zu ent­scheiden, wer von den beiden Kriegführenden recht hat." Er könnte dadurch doch alles weitere Blutvergießen mit eiucm Scklage verhindern.

FandesnocHvicHLsn.

* Aktmkeig, 14. Sept. Als Text für die kirchliche Feier des Geburtsfestes Ihrer Majestät der Königin ist bestimmt: Hiob 10. 12: Leben und Wohltat hast du an mir getan und dein Aufsehen bewahrt meinen Odem.

* Akteusteig, 14. September. Wie in diesem Frühjahr an der überaus reichen Blütenfülle seiner Obstbäume, so kann der Baumzüchter jetzt im Herbst sich des draußen an den Bäumen hängenden Obstsegens erfreuen. Manche Bäume stehen zum Entzücken schön da und versprechen reiche Entschädigung für Geld- und Zeitaufwand, welche die Schützlinge zu ihrer Pflege bedurften. Aberes ist im Leben häßlich eingerichlet, daß bei den Rosen gleich die Dörpen steb'v." Von Diesem und Jenem hört man schon wieder das alte Klagelied, daß er der Früchte seiner Bäume durch frevelnde Hä,de verlustig gehr. Auch au der Alten- steig-Dorfer Straße stand noch am Sonntag ein Apfelbaum reich behängen da, Montag früh war er vollständig ge­plündert, herur-tergeschlagene Zweige und Blätter zeigten, w»e unbarmherzig dem Baum mffgespielt wurde. Ist es da ein Wunder, wenn manchem Baumzüchter die Freude ver­geht, mit Mühe und Umsicht seine Bäume zu pflegen, wenn er sich sagen muß: Der Ertrag wird mir ja doch gestohlen oder wenn der andere zu der Vorsicht gezwungen ist, sein Obst noch unreif von den Bäumen zu nehmen, nur damit er rettet, was zu retten ist. Der Obstdiebstahl zählt ja be­kanntlich auch sonst nicht zu den Seltenheiten u«d um ihm einigermaßen zu steuern, haben verschiedene Bezirksgemeinden die Anordnung getroffen, daß Baumgärteu über die Herbst­zeit vor 7 Uhr morgens und nach 6 Ubr abends bei Strafe nicht betreten werden dürfen und angestellte Feldhüter sor­gen für str.-nge Durchführung der Anordnung. Viel ist in den letzten Jahren für Hebung der Obstbaumzucht geschehen, aber Hand in Hand damit sollten auch Mittel und Wege gefunden werden, die der Arbeit den Lohn sichern. Wenn wir namentlich der naschsüchtigeu Jugend ins Gewissen re­den, daß das Plündern der Obitbäume zum Diebstahl zählt und daß sie sich bei diesen Vergehen schwer versün­digt, zumal damit auch manches Aergernis hervorgernfen wird, so glauben wir den Wunsch vieler Banmbefitzer erfüllt zu haben.

* Aus Anlaß der Nachforschungen wegen der im Be­zirk Aagott in den letzten Monaten durch Zigeuner verübten Verbrechen wurde ermittelt, daß eine Bande von Zigeuner­innen eine Bauernfrau in G. in fast unglaublicher Weise betrogen hat. Sie spiegelten derselben vor, in ihrem Hause wohne ein Geist, der ihr nachts auf die Brust fitze und ihr das Atmen erschwere. Weiter besitze er einen in ihrem Keller verarabenen Schatz, den die Zigeunerinnen heben können. Zur Vertreib­ung des Geistes bedurften diese aber ziemlich viel Geld, das die Bäuerin übrigens nach vollzogener Austreibung des Geistes von den Zigeunerinnen unangetastet wieder erhalten sollte. Auf diese Weise entlockten sie der gläubigen Bäuerin 3200 Mk. Sie atmet immer noch schwer ; aber den Schatz, ihr Geld und die Zigeunerinnen hat sie nicht mehr gesehen.

(St.-Auz.)

-o. Köhanler», 14. Sept. Heute früh kam die ganze Kapelle des 2. Infanterieregiments von Ulm hieher ins Quartier. Auch der Oberst dieses Regiments nimmt hier im Gastöaus zum Waldhorn Wohnung. Heute mittag werden 2 Kompagnien des zweiten Infanterie-Regiments und eine Batterie des Feldartillerieregiments in Ludwigs­burg hier einquartiert. Die Mannschaften erhalten morgen einen Rasttag und ziehen am Freitag ins Gäu zum Manöverieren ab. Ohne Zweifel werden wir heute abend und morgen die Mufikvorträge der Regimentskapelle zu hören bekommen.

* Rfakzgrafe »welker. 11. Sept. Als am letzten Sams­tag »acht der in den 30er Jahren stehende Müller Teufel jr. von Vörbach von hier nach Hause fuhr, gingen seine Pferde durch. Er selbst wurde eine Strecke weit geschleift und er­hielt dabei so schwere Verletzungen, daß er heute Sonntag früh sein Leben aushauchte.

* Wittöad, 11. Sept. In öffentlicher Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde am letzten Donnerstag die Erstellung einer Höheubahn auf den Sommersberg beraten. Stadtschultheiß Bätzuer legte seine Stellung zu dem Projekt dar, das er dem Wohlwollen und der Unterstützung der bürgerlichen Kollegien empfahl, indem er die letzteren zu­gleich auf alle für die Stadtverwaltung daraus entstehenden Konsequenzen aufmerksam machte. Er stellte folgende An­träge: 1. Die bürgerlichen Kollegien setzen dem Bau einer Bergbahn prinzipiell ein Hindernis nicht entgegen; 2. sie treten den hiezu nötigen städtischen Grund und Boden in jederzeit widerruflicher Weise unentgeltlich ab ; desgleichen werden die nötigen Steine kostenlos abgegeben ; 3. sie stellen die Wasserkraft des städtischen Sägewerks dem Unternehmen zur Verfügung. Die Abstimmung ergab Annahme von Antrag 1 und 2. Dr. Joseuhans, ein eifriger Verfechter des Projekts, dankte dem Stadtvorstand für sein Entgegen­kommen ; Oberförster Hopfengärtner sprach über einen eventuellen Schaden durch Windbruch, falls Waldaus- schuitte beim Bahnbau nötig würden, empfahl aber trotzdem den bürgerlichen Kollegien die Annahme der Vorschläge, da die Erschließung der Anhöhen ein dringendes Bedürfnis für die Weiterentwicklung der Stadt bildet. Baukdircktor Bätzner betonte, daß eine Abholzung nicht in Aussicht zu nehmen sei, da als Betriebskraft nur Wasser oder Elektrizität in Frage käme.

* Vor der Wöiuger Strafkammer kam am 9. Sept. der seinerzeit auch in diesem Blatte erwähnte Fischdiebstahl zur Verhandlung, welcher sich der in Pforzheim wohnhafte Fischhändler Christian Johann Weiß ans Althengstett, Oberamts Calw, in Gesellschaft seiner Ehefrau KrcSzenz Weiß zuschulden kommen ließ. Die Genannten begaben sich in der Nacht vom 15. zum 16. Jnli in Pfrondorf, Oberamts Nagold, gemeinschaftlich mit einem Wägelchen, auf dem sich ein Fischlogel und ein zum Aufbewahren der

> Fische bestimmtes Faß befanden, an die dem Fischzüchter I Hartmann in Nagold gehörigen Fischteiche und fischten aus denselben ungefähr 60 Pfund lebende, dem Fischhändler Gropp in Pforzheim gehörige Forellen im Werte von 2 Mk. 20 Pfg. das Pfund heraus. Die Eheleute Weiß nahmen die Fische mit und verzehrten sie zumteil selbst, zumteil verkauften sie die Fische. Dem Joh. Weiß war sodann noch zur Last gelegt, er habe den Wollspinuerei- besttzer Rentschler in Nagold um ein Spiegelgarn im Werte von 21 Mk. betrogen. Die Angeklagten waren geständig, nur behaupteten sie, bloß 20 Pfund Fische gestohlen zu haben, statt 69 Pfund. Weiß will den Diebstahl deshalb verübt haben, um dem Gropp, mit dem er als Konkurrent verfeindet ist, einen Possen zu spielen. Den ihm zur Last gelegten Auing zog Weiß in Abrede. Weiß, der schon wegen Diebstahls 2^/z Jahre Gefängnis und 74-^ Jahre Zuchthaus abqesessen hat, wurde zu einer Zuchthausstrafe von 1 Jahr 8 Monaten verurteilt und zur Tragung der Kosten verpflichtet, seine Ehefrau dagegen wurde freige- sprocheu und aus der Haft entlassen.

* 'Reutlingen, 11. September. Mit den gepanschten Weinen soll, wie es scheint, bevor derNeue" kommt, gründlich aufgeräumt werden. Letzte Woche nahm der Unter­suchungsrichter mit dem Weinkontrolleur bei allen größeren diesigen Weinfirmen eine genaue Visitation vor, die mehrere Tage in Anspruch nahm und zu einer Reihe von Anständen und zur Versiegelung großer Weinquantitäten geführt hat. Die vor kurzer Zeit hier erfolgte Beschlagnahme einer größe­ren Menge Wein scheint nicht abschreckend genug gewirkt zu haben. Auch in Stuttgart wurde in den letzten Tagen eine ansehnliche Menge, mau spricht von 100 Hektoliter, einem Pfälzer Haus gehörender Wein beanstandet und ver­siegelt.

* Antertnrkheim, 10. Sept. Ein Stück Krieg im Frieden zeigte unser Güterbahnhof. In Abständen von je einer Stunde langten 5500 Mann Infanterie und Pioniere hier an, um gespeist zu werden. Das militärische Schau­spiel hatte viele Zuschauer angezogen.

* Höpplrrge«, 12. Sept. In der vorvergangenen Nacht brannte ein dem Posthalter Geiger gehöriges, außerhalb der Stadt gelegenes großes Heuhaus bis auf den Grund nieder. Etwa 900 Zentner Heu, mehrere landwirtschaft­liche Maschinen, Wagen u. s. w. fielen dem Feuer zum Opfer.

* Vom Maiuhardter Matt, 10. Sept. Große Auf­regung herrscht zur Zeit unter der Bevölkerung des Maiu­hardter Waldes, hervorgerufen durch verschiedene in letzter Zeit begangene Einbruchsdiebstähle und durch den Raub­mord in Gleichen. Kein Wunder, daß die aufgeregten Ge­müter überall Einbrecher zn sehen und zu hören glauben. So wurden die Bewohner von M. am Mittwoch nachts