überrascht worden sei. Der russische Soldat gehe ans t Pflichtgefühl, der japanische dagegen mit Freuden in den Tod, aber auf die Dauer würden jedoch die Russen aus- halteu.
ss Der neue russische Gcneralgouverneur von Finnland, Fürst Oboleuski, erklärte, wenn die Finnländer die verstockte Opposition aufgebeu würden, so würde er beim Zaren die Aufhebung der von seinem ermordeten Vorgänger Bobrikow verfügten strengen Maßregeln erwirke». Der Zar wünsche nicht, daß die deutsche Sprache in Finnland unterdrückt werde, er verlange nur von den Staatsbeamten die russische Sprache.
* Sofia, 10. Sept. Der fast im ganzen Land in den fünf letzten Tagen reichlich gefallene Regen hat der Landwirtschaft sehr genützt und namentlich die Wintersaat und die Wiesen günstig beeinflußt. Auch die Weinkulturen haben sich gebessert und versprechen eine ausgezeichnete Ernte.
* Korrfia«tirropek» 9. Septbr. Die Pforte ist beunruhigt darüber, daß Bulgarien zur Sicherung der Einfahrten seiner Häfen am schwarzen Meere, Burgas und Warna, in Fiume und Frankreich eine größere Anzahl Torpedoboote bestellt hat. Die bulgarische Regierung ließ jedoch hier sehr beruhigende Versicherungen erteilen mit dem Hinzufügen, daß es sich nicht um Torpedoboote, sondern um Hafentorpillen handele.
ff Kovstastinopek, 11. Sept. In Smirna sind 2 pestverdächtige Krankheitsfälle vorgekommen. Die Herkünste von dort werden deshalb ärztlich untersucht und desinfiziert.
ss (Die letzten Unversöhnlichen.) Von den kriegsgefangeneu Buren auf Ceylon waren fünf übrig geblieben, die den Treueid verweigerten. Zwei von ihnen haben den Eid jetzt doch geleistet, einer ist gestorben, die beiden anderen zeigen sich nach wie vor unversöhnlich.
Der ruMch-japanische Krieg.
ff Kronstadt, 11. Sept. Die Oftseeflotte unter Admiral Roschdcstweusky ist nachmittags 2 Uhr nach dem äußersten Osten in See gegangen.
* Ueber die Lage in Wort Arthur wird den .Times"
gemeldet: Die Garnison Port Arthurs fei sehr entmutigt. Die russischen Schiffe im Hafen leisten den japanischen rekognoszierenden Schiffen keinen ernsten Widerstand mehr. Das Panzerschiff Sewastopol sei vollständig kampfuntüchtig, während andere Schiffe mehr oder weniger beschädigt seien. Die Anzahl der russischen Ueberläufer nimmt zu. Am 2. Sept. wurden mehrere Dschunken mit Proviant und Munition für Port Arthur von einem japanischen Blockadeschiff abgefangen. Die Russen haben auch die Operation des Minensuchens eingestellt, was darauf schließen läßt, daß die > Russen die Hoffnung aufgegeben haben, mit dem Rest ihrer ? Flotte zu entweichen. s
ff Wetersörrrg, 11. Sept. Der Kaiser hat die Reserve- ! Mannschaften von 22 Kreisen der zu den Militärbezirken ! Odessa gehörenden Gouvernements Cherson, Besfarabien, i Jekaterinoslaw und Tannen, sowie im ganzen Reiche eine ^ Kategorie Reserve-Offiziere zu den Waffen einberufen.
ff Wetersönrg, 11 . Sept. Ein Telegramm des Generaladjutanten Kuropatkins an den Kaiser meldet: Am 10. Sept. find außer einigen unbedeutenden Zusammenstößen zwischen den Streifwachen, die für uns verlustlos verliefen, keine kriegerischen Aktionen vorgekommeu.
ss Ein abschließendes Urteil über die Schlacht bei Liaujang läßt sich noch nicht aussprechen, da die Detailangaben bisher äußerst widerspruchsvoll lauten. Petersburger Blätter erklären jetzt, die Japaner seien den Russen an Zahl keineswegs überlegen, sondern allerhöchstcns gleich gewesen. Kuropatkin hätte daher unter cllen Umständen zum Angriff ^ übergehen und den Japanern eine entscheidende Niederlage bereiten müssen. Man darf Wohl anmhmen, daß Kuropatkin, schon um Port Arthurs willen, so gehandelt hätte, wenn er gekonnt hätte. Die absprechenden Urteile Londoner
lich und mit kurzem Gruß sagte er Grete Lebewohl. Fortan kam er nur dann zn den Eltern, wenn er hoffen konnte, diese allein zu finden. Er verlangte jetzt kein Geld mehr, nachdem er sich von der Fruchtlosigkeit seiner diesbezüglichen Bitten überzeugt, ihm war der Gedanke gekommen, daß es ihm nicht schwer sein werde, als Soh» des allgemein als reich bekannten Rudolf Walther Kredit im weitesten Maße zu bekommen, wenn er den Vater nur zu einer einzigen Bürgschaft verpflichten kounte. Die ließ sich dann auch anderweit benutzen. Und, zum Heuker, es mußte ja mehr wie seltsam zugehen, wenn von allen durch ihn begonnenen Spekulationen nicht eine eiuzige einschlagen sollte.
Uud so benützte er denn einen Tag, an welchem ihm ein mäßiger Erfolg gelungen war, dessen finanzieller Effekt freilich auch nicht entfernt seine Ansprüche zu befriedige» vermochte, seine Eltern um eine Bürgschaft für ein neues, durchaus sicheres Unternehmen zu bitten ; als er von 50 000 Mark sprach, schüttelte Rudolf Walther energisch den Kopf, und auch Frau Julie, die für die Pläue ihres Sohnes noch das größte Interesse hatte, machte ein bedenkliches Gesicht. So schlug denn der junge Bankier die Summe von 80 000 Mark vor, aber auch da machte sein Vater eine abweisende Geberde, während seine Frau etwas unwillig rief: „Aber, Alter!" Vorsicht in Geldsachen war ja gut, aber dem eigenen Sohn gegenüber konnte mau darin doch nicht zu weit gehen.
„Aber, Vater, Du sollst ja das Geld nicht hergeben; es handelt sich ja doch blos um eine Formeusache, welche die Leute, mit denen ich zu tun habe, verlangen."
„Aus der Formensache kann indessen Ernst werden," betonte der olle Wachtmeister, „und, was das Schlimmste, diese zehntausend Taler können dann noch verschiedene andere nach sich ziehen."
Der junge Bankier errötete, daß sein Vater, der schlichte einfache Mann mit so scharfem Blick l ie gewundenen Kreise'
Zeituugskorrespoudenten über die Leistungsfähigkeit sowohl der russischen wie der japanischen Armee darf man gauz und gar aus sich beruhen lassen. Mehr von Strategie als der Korrespondent der Londoner „Times" verstehen die Kuropatkin und Oyama ganz sicherlich.
* London, 10. September. Dem Reuterschen Bureau werden von seinem Korrespondenten aus dem russischen Hauptquartier über die Kämpfe bei Liaujang folgende Einzelheiten gemeldet: Am 31. August war das russische Gewehrfeuer unbeschreiblich heftig, aber, da meist ohne zu zielen geschossen wurde, nicht sehr wirksam. Bei den wiederholten verzweifelten Angriffen auf die russischen Stellungen zwangen die japanischen Offiziere die Leute, die versagten, mit dem Säbel vorwärts, wenn sie die Gräben erreicht hatten. An einer Stelle lagen die Toten einer an den anderen bis an 1000 Fuß an die Forts heran. Am Morgen des 1. September wurde allen Nichtkombattanteu befohlen, Liaujang zu verlassen. Die fremden Kaufleute verkauften ihre Waren in der Eile auf den Straßen, aber durch das Platzen der Granaten über der Station wurden sie in die Flucht getrieben. Die fremde« Militärattachees wurden nach Norden geführt. Sie beobachteten, wie ein ununterbrochener Strom von Transportmaterial uud Soldaten die Eisenbahnbrücke passierte. Als die erste Granate in die Fremdeuniederlassung fiel, waren in 15 Minuten die Truppen- uud Lazaretzüge und auch andere Züge gefüllt mit den Einwohnern zur Abfahrt bereit und nur die Chinesen blieben zurück. Offiziere uud Ordonanzen, ein allgemeines Durcheinander, suchten Schutz unter dem nördlichen Wall der Stadt. Die Chinesen fingen sofort an zu plündern. Aber wenn man sie dabei abfaßte, wurde kurzer Prozeß mit ihnen gemacht. Inzwischen füllten sich die Verteidig- ungs- uud Schutzgräben im Weste» uud Süden der Stadt mit neuen russischen Truppen, während man das Gros der Armee sich zurückziehen sah. Mau konnte die Japaner in vorzüglicher Haltung ankommen und dem tötlichen Schrapnell- und Gewehrseurr die Stirne dielen sehen. Ueber die Hügel im Süden, wo die Russen die Entfernung abgesteckt hatten und ihre Geschütze eine schreckliche Verwüstung anrichteten, kamen die Japaner glänzend. Ein Bataillon verlor alle Offiziere uud ein Unteroffizier ergriff das Kommando. Um acht Uhr morgens am 2. September! ging Kuropatkius Zug nach dem Norden ab. Bis auf?/, des ! Weges nach Jeutai; 5 Meilen von dort hatte mit Tages- s anbruch die Schlacht angefangen. Ein ununterbrochener s Regen von Geschossen fiel auf die Eisenbahnlinie. Die Russen verloren hier einen Hügel, gewannen ihn uud ver- ! loren ihn wieder, wobei Kuropatkin die Leute persönlich anfeuerte. Ein unmittelbar daraus überstürzter Rückzug der gesamten Liaujang-Armee wurde nur durch die Wieder- erobrrung eines Hügels östlich von Jentai verhindert. Er ging bald wieder verloren, aber der Zweck war erreicht. ! Bei Tagesanbruch war Kurokis Ziel noch nicht erreicht, § doch hatten die Japaner einen unverkennbaren Sieg er- s rungen. Nachdem m der Nacht deS 2. September heftiges j Gewehrfeuer geherrscht hatte, begann am 3. September bei i Tagesanbruch Geschützfeuer. Am Nachmittag dieses Tages i erreichte das Gewehrfeuer der Japaner die Stadt vom jen- i fettigen Ufer des Taitseflusses aus. In der Stadt stand alles Holzwerk, die hölzernen Brücken usw. in Flammen. 220 Chinesen waren verwundet. Bei Einbruch der Nacht wurde» alle russischen Posten eingezogen uud die Pontonbrücken wuideu in aller Hast abgebrochen. Die Japaner nahmen Besitz von der Stadt, ich selbst wurde gefangen genommen. Die russischen Streitkräfte waren an Zahl der ^ japanischen gleich und betrugen ungefähr 180 000 Mann, i Aber die Russen verloren mehr Leute hinter ihren Schutz- ! Wällen, als die Angreifer infolge der größeren Schußweite ! ! und Feuergeschwindigkeit der japanischen Artillerie. !
i 0 Bei Mulden ist eine Schlacht nicht zu erwarten, da- >
! der modernen Fmauzspekulationen durchschaute; fast hätte Bernhard auf alle weiteren Vorstellungen verzichtet, aber es gab für ihn kein anderes Mittel. Die Leidenschaft für Flora drängte alle Besonnenheit in den Hintergrund. Und so fragte er denn im Tone der gekränkten Unschuld : „Hältst Du mich für erneu Menschen, der leichtfertig, ehrlos handeln könnte? Glaubst Du das von Deinem eigene» Fleisch und Blut? Sag's, Vater, dann nehme ich meine Bitte zurück."
„Mann!" sagte Frau Julie vorwurfsvoll.
Rudolf Walther wurde unschlüssig; sei» scharfer Blick ließ ihn alle Möglichkeiten bei einem solchen geschäftlichen Wagnis übersehen, aber die anscheinend so aufrichtigen Worte seines Sohnes machten doch Eindruck auf seinen geraden Sinn. Art konnte doch nicht von Art lassen, das war ja auch unmöglich. Der Junge, der Bernhard, war verliebt, nun ja, aber das sind am Ende auch andere Leute uud wenn er, Walther, von den Ltndow's nicht viel hielt, die schöne, zukünftige Schwiegertochter konnte ja schließlich eine Ausnahme machen, zumal es der eigene Vorteil gebot, treu zu ihrem Manne zu halten Das veranlaßte ihn zur Nachgiebigkeit, die der alte Soldat sonst nicht so leichtj ausgesprochen haben würde.
„Gut denn, es mag so sein I Aber, mein Sohn, denke daran, was hier auf dem Spie! steht; die Hoffnung auf leichten Gewinn führt häufig in eine Sackgasse, aus der kein Herauskommen ist. Ich verlasse mich auf Dein Wal- ther'schrs Blut, auf Dein Ehrgefühl!"
„Das kannst Du, Vater." Die beiden Männer schüttelten sich die Hände, aber es ward Bernhard nicht leicht, den durchbohrenden Blick seines Vaters auszuhalten. Nach Art vieler schwacher, unselbständiger Naturen trug er sich mit der bestimmten Erwartung, daß das, was er wünschte, sich auch erfüllen werde.
Die größte Sorge der alten Walther's und Gretes war aber nach wie vor der jüngere Sohn resp. Bruder.
gegen ist eine solche bei Tieling möglich, wenn es dem General Meyendorff gelingt, die Japaner so lange aufzuhalten, bis die übrigen russischen Truppen in Tieling Kampfstellungen eingenommen, Befestigungen angelegt und die notwendigen Verstärkungen erhalten haben. Gelingt das nicht, dann muß Kuropatkin den Rückzug bis Charbin fortsetzen. Das bedeutet dann für den Rest des Jahres Waffenruhe, falls nicht die Japaner nach kurzer Sammlung ihrer Kräfte zum Angriff übergehen sollten.
* Londov, 10. Septbr. „Daily Mail" meldet vom 8. Sept. aus dem russischen Hauptquartier in Mukden, daß die während des Rückganges eingetretene Unordnung aufgehört hat. Die letzten Truppen der russischen Armee uud die letzten Transportkolonnen hätten in guter Ordnung Mukden erreicht. Der russische Rückzug sei von den Japanern nur wenig belästigt worden.
* London, 10. Sept. Reuters Bureau meldet aus Tsingtau: Ein japanischer Offizier, der auf der Reise nach Tokio hier durchgekommen ist, erklärte, die Verluste der Japaner vor Port Arthur in den letzten Tagen seien sehr schwer und übersteigen 15 000 Mann an Toten und Verwundeten; die Verluste bei Liaujang betrügen mebr als 20000 Mann.
* London, 10. Sept. Die hiesige japanische Gesandtschaft veröffentlicht folgende vom heutigen Tage datierte Depesche aus Tokio: Wie MarsLall Oyama berichtet, hat der japanische rechte Flügel nach den Kämpfen vom 4. und 5. September das Kohlenbergwerk von Jeutai und die Jumentse-Hügel besetzt. Die Hauptmacht der Russe» hat sich, wie man glaubt, nördlich des Hun-Flusses zurückgezogen. Eingeborene sagen: Die Russen hätten 10 000 Mann an Toten und Verwundeten in Eisenbahnwagen fortgeschafft. Seitens der Japaner seien über 3000 Russen beerdigt worden. Vor der Räumung von Liaujang brannten die Russen die Magazine in der Nähe der Eisenbahnstation nieder, aber die Japaner erbeuteten doch eiue -gewaltige Menge Vorräte und Munition.
ff Fokio, 11. Sept. Die Gesamtverluste der japanischen Armee in den Kämpfen bei Liaujang seit dem 26. August werden auf 17 539 Mann beziffert einschließlich 136 Offizieretot und 464 verwundet. Auf den rechten Flügel der Armee entfallen davon 4866, auf das Zentrum 4992 und auf den linken Flügel 7681 Mann.
Handel «nd Berkehr.
* Stuttgart. 4. Sept. (Schlachtviehmarkt.) Erlös aus fz tcx Schlachtgewicht: Ochsen: vollfleischige, ausgemästete, höchsten L-chlacht- werts 74— 76 Pfg.,Farren (Bullen): vollfleischige, höchsten Schlachtwerts 61—62 Pfg, mäßig genährte jüngere, gut genährte ältere 59 bis 60 Pfg., Kalbeln: voMeischtge, ausgemästete Kalbeln, höchsten Schlachtwerts 72—74 Pfg., ältere ausgemästete Kühe und wenig gut entwickelte Kalbeln und jüngere Kühe 69 bis 70 Pfg., mäßig genährte Kalbeln und Kühe 59 -60 Pfg., gering genährte Kalbeln und Kühe 40- 50 Pfg., Kälber: feinste Mastkälber (Vollmilchmast) und beste Saugkälber 83 -86 Psg., nüttlere Mastkälber und gute Saugkälber 80 bis 83 Pfg., Schweine: vollfleischige, der feineren Rassen und Kreuzungen bis zu IV 4 Jahr 64-65 Pfg,, fleischige 62—69 Pfg., gering entwickelte alte, sowie Sauen und Eber 52—55 Pfg. Verlauf des, Marktes: Verkauf lebhaft.
* Keikoronn, 10. Sept. Obst und Kartoffelmarkt an der Wollenhalle. Mostobst 3.50— 3.80 Mk. ÄlaAnrim bomiw 3 Mk. Wurstkartoffel 4.50—5 Mk.
* Aocyenöorf, 9. Sept. Obstverkauf. Bei dem Verkauf des hiesigen Gemeindeobstes wurden hier zirka 2600 Mk. erlöst. Dies ist der höchste Erlös seit langen Jahren.
* 'Dorn Woöensee, 9. Sept. Dem gestern in Ueberlingen abgehaltenen Obstmarkt wurden ca. 600 Ztr. Mostobst und 600 Ztr. Tafelobst und etwa 300 Körbe Zwetschgen zugeführt. Preise: Mostobst 4- 6 Mk. per 100 Tafelobst per Kx 6—8 Pfg., Zwetschgen 8-10 Pfg.
* Dorn Moöensee, 9 Sept. Auf dem letzten Obstmarkt in Tettnang galt der Ztr. Mostobst 2.50-2.8g Tafelobst 3.50—4.50 Mk.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
August Walther hatte seit seinem letzten kurzes Besuche in Abwesenheit seiner Eltern das Vaterhaus nicht wieder betreten, er hatte auch brieflich nicht das Geringste vou sich hören lassen. Aber aus den Zeitungs-Berichten über die Versammlungen und Demonstrationen der Berliner Arbeitslosen erfuhren Vater, Mutter und Schwester genug. August war einer der heftigsten Redner in diese» fieberhaft bewegten Zusammenkünften gewesen, er hatte, von seiner Leidenschaft fortgeriffen, jedes sicheren Halts entbehrend, von der Höhe des klaren Erkermens der tatsächlichen Verhältnisse eine« Schritt nach dem andern nach unten getan, bis zur wlder- - standslosen Hingebung an die Furien des Hasses und der ! Erbitterung. In den Zeitungen wurde August Walther schon ein Fanatiker genannt, der zu allem fähig sei, der es aber doch mitt großer Schlauheit zu vermeiden wisse, mit dem Strafgesetzbuch von Neuem in Konflikt zu kommen. Verschiedene Versammlungen, in welche» er gesprochen, waren aufgelöst, aber nicht wegen zu weit gehender Aeußerungen des Redners, der eine gewisse Grenze in seinen Ausführungen nie überschritt, sondern wegen des furchtbaren Sturmes, der die Zuhörer beseelte, die sehr wohl aus den Worten des Redners die letzten Konsequenzen zu ziehen wußten. Aber August war kein Mensch, der zu allem fähig war aus Neigung zu jeder Tat, welche die wilde Saat, die er ausstreute, der Reife entgegenführte, er war ern einsamer, verbitterter Mann, der sich eingebildet hatte, daß Niemand ihn verstehen, Niemand ihn würdigen wolle. Er glaubte au kein Recht für sich mehr und vergaß darüber ganz, daß er nie ernstlich nach Recht gesucht hatte, immer der Stimme der Erregung in einem Augenblick heftigsten Zornes gefolgt war. Leuten, wie er es sei, blühe kein Glück im Leben, das war seine traurige Auffassung von seinem Dasein, die dadurch bestärkt war, daß seine Schwester, wie er meinte, sich vou hm abgewandt batte.
(Fortsetzung.)