Arr« spreche« Ar. 11.
Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag «it der wöch. Beilage
»Der SonntagS- Gafi".
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Dienstag, 13. SepLembsr.
Bekanntmachungen aller 'Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
1904
Amtliches.
Die Approbatwnsprüjung als Tierarzt hat u. a. bestanden: Hugo Clauß von Gräfenhausen.
Für Süvwestafrika wird ein Fkldveimefsungs-
trrrpp zusammengestellt.
Angehörige der Reserve, und zwar: Photographen, Mechaniker, Lteiudrucker, Zinkdrucker, können 'ich als Freiwillige sofort beim Bezrrkskommando Calw melden.
ü Aus Deutsch SüdwestMftika.
(Nachdruck verboten.)
Ueber den Stand der Dinge in unserem südwestafrikanischen Schutzgebiet werden jetzt von Neuem Stimmen laut, die sich dahin äußern, daß der große, umfassende Angriff unserer Kolonnen dei Waterberg nicht vermocht hat, die Mehrzahl der aufständischen Herero's in den unbedingten Bereich der deutschen Macht zu bringen, daß vielmehr damit zu rechnen ist, daß ein erheblicher Teil auf englisches Gebiet Übertritt und sich damit, zunächst wenigstens, der verdienten Bestrafung entzieht. Es läßt stch nicht verhehlen, daß wir in gewissem Sinne dieselben Erfahrungen, wie die Engländer im zweiten Teil des Buren- Krieges, in welchem die weiten, öden Gebiete den landeskundigen Kriegen: gestalteten, in entfernte Gebiete auszn- weichen, machen, nur daß in dem Herero-Gebiet die Wasserlosigkeit, der Mangel jeder als Proviant-Platz dienenden Niederlassung noch weil mehr dazu beiträgt, die Schwierigkeiten der Verfolgung zu erhöhen. Unsere Reiter vermögen den Eingeborenen natürlich nur so lange zu folgen, als sie Nahrung und Wasser für sich und ihre Tiere haben, und so ist es nicht zu vermeiden, daß in dem noch wenig bekannten Lande mancher Streifzug ergebnislos ist. Dies Jagen auf der Ferse der flüchtigen Herero's ist ungemein ermüdend und zeitraubend, die Expedition erfordert somit Opfer an Menschen und Geld, wie sie bei ihrem Beginn nicht für möglich erachtet wurden. Wir kennen die Verlustlisten und haben heute schon mit sicheren Ausgaben von über vierzig Millionen zu rechnen. Niemand wird sagen, daß das hocherfreuliche Tatsachen sind, ein Jeder wird wünschen, daß sie hätten vermieden werden können, aber wer die Sachlage vorurteilsfrei betrachtet, der kann nur sagen: Was angefangen ist, muß auch durchgefochten werden, blamiere« können und dürfen wir uns nicht! Nicht als ein Eroberuugszug ist von deutscher Seite dies Unternehmen begonnen, wie es das Vorgehen der Engländer gegen die Buren war, es handelt sich um die Bestrafung bestialischer Mörder, die ärger, als die wilden Tiere gehaust haben.
Als seiner Zeit der Gouverneur Oberst Leutwein das Kommando über die Expeditiou an General von Trotha abgab, da wurden Stimmen laut, welche es für besser hielte», daß der mit den afrikanischen Verhältnissen genau vertraute Gouverneur eine gewisse Mitwirkung bei dem militärischen Vorgehen bekäme. Oberst Leutwein war bekanntlich damals schon im Begriff, die Herero's bei Waterberg anzugreifen, während General von Trotha noch die Ausführung einer Reihe von Anordnungen für unabweisbar erachtete und ja auch erst verschiedene Wochen später, wie bekannt, seine Kolonne« avancieren ließ. Bei uns in Europa ist es leicht, den Kritiker zu spielen, zu übersehen vermag man aber nur an Ort und Stelle die Sachlage, und darum kann cs Niemand entscheiden, ob Oberst Leutwein bei einer früheren Attacke wirklich die Hauptmacht der Herero's gefangen genommen hätte. Es ist möglich, ebenso gm konnte aber auch das Resuüat nur dasselbe sein, welches es letzthin gewesen ist. Vor Allem kann hierbei der Reichsregierung kein Vorwrrf gemacht werden, sie hat von allem Anfang an jeder Forderung die aus Afrika nach Berlin kam, entsprochen und sic vor dem Reichstage vertreten. Daß sie nicht auf dem halben Wege stehen bleiben u. sagen konnte: „Nun ist's genug!" war selbstverständlich.
Die Engländer haben, als sie von den Buren sogar in offenen Gefechten geschlagen wurden, was für den Herero-Krieg doch gänzlich ausgeschlossen ist, keine Miene verzogen, sondern Alles getan, waS von seiten der Heeres- Verwnltung für nötig erachtet wurde. Wir können daraus das entnehmen, daß wir doch wahrlich keinen Grund zu Nebertreibungen, wie sie heute schon beliebt werden, haben, ko sich die Terrain-Verhältnisse als schwieriger Herausstellen, als anfänglich angenommen wurde. Wäre uns das ganze Herero-Gebiet von vornherein wie ein aufgeschlagenes Buch gewesen, so hätte vielleicht diese oder jene Maßnahme in anderer Werse getroffen werden können, aber so gut kwren wir eben nicht dran. Das ist fest im Auge zu behalten, und darum sind alle Uebertreibungen schädlich, weil sie im Ausland den Glauben erwecken müssen, unser Expeditionskorps hätte wirkliches Malheur gehabt, wovon doch keine Rede sein kann. Einer klarenund nachdrücklichen
, Erwägung der ganzen Sachlage im Schoße der Reichs- ; regierrwg und späteren Erörterung vor dem deutschen Reichs- i tage, der, wie es heißt, ja im Oktober schon wieüer zu- j sammentreten soll, reden auch wir das Wort; wenn große geschlossene Aktionen nach der Natur der Sache ausgeschlossen find, wenn durch Aushungerung mehr zu erzielen ist, dann wird gewiß die Kampfesweise geändert werden müssen. Aber das wird an maßgebender Stelle auch von selbst ins Auge gefaßt, ohne ein Drängen durch Ueber- treidungen.
TcigsspsttLik,
Was die in der nächsten Reichstagssesston zu erwartende Heeresvorlage betrifft, so glauben die „Berl.N.Nachr." nicht, daß die früher ohne Zweifel vorhanden gewesene Absicht, sie mit erheblichen neuen Forderungen auszustatten, aufge- geöen worden ist, denn diese Absicht war begründet in uuabweislichen Bedürfnissen. Stellt zwar der südwestafn- kanische Feldzug an den Rcichsetat große Forderungen, so muß doch als ausgeschlossen gelten, daß in der für notwendig erachteten Weiterentwicklung unserer Wehrkraft zu Lande und zu Wasser ein Stillstand emtreten sollte. Bezüglich der Marmrforderungen wird von anderer Seite versichert, daß eine neue Mariuevorlage nicht zu erwarten sei, die Regierung sich vielmehr mit den für das Etatsjahr durch das Flottengesetz vorgesehenen Aufwendungen begnügen werde.
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Von den dem Bremer Parteitage vorliegenden Anträgen verdienen zwei besondere Beachtung. Der eine verlangt, daß die eingetretenen Rekruten vorher zu „überzeugten Genossen" gemacht werden müßte», der andere bezweckt, der sozialdemokratischen Jugend den Antimilitarismus einzuimpfen. Diese Anträge haben nur dann einen Sinn, wenn die sozialdemokratischen Führer bemerkt haben, daß ihnen viele junge Leute, die -hne Voreingenommeuheit in die Armee eintreten, während der Dienstzeit verloren gehen. Und jo ist es in der Tat. In der deutschen Jugend lebt gottlob noch ein gesunder Sinn; die straffe Schule des militärischen Dienstes führt alle diejenigen auf den rechten Weg, der dann auch später nicht wieder verlassen wird, die nicht vor ihrem militärischen Dicnsteiutritt durch die Aufreizungen und Irrlehren der Sozialdemokratie betört worden sinb. Vermehrte Jugendfürsorge lautet daher das Gebot, das durch den gekennzeichneten sozialdemokratischen Versuch laut und unabweisbar gefordert wird. Wer die Jugend in der Zeit zwischen der Konfirmation und dem Eintritt in den militärischen Dienst vor der sozialdemokratische» Propaganda bewahrt, vollführt eine rettende Tat und macht s sich um das Vaterland wohlverdient.
Zur Lage in Südwestafrika wird dem „Tag" „von wohlunterrichteter Seite" geschrieben: „Es ist nunmehr leider kein Zweifel, daß der große Aufwand von Zeit, Mühe und Opfern, mit dem unsere Truppen am Waterberg zusammengezogen worden sind, zu dem erhofften Erfolge nicht geführt hat. Der größte Teil der Herero ist trotz aller Vorkehrungen nach Südosteu entkommen und schweift, in kleine Trupps geteilt, im Lande umher. Hierdurch war auch General v. Trotha gezwungen, seine Truppen in einzelne Detachements aufzulösen." — Die „Nat.-Ztg." nimmt an, daß General v. Trotha eine neue Einkreisung plane. Eine solche erscheine diesmal um so weniger aussichtslos, als den Herero durch riesige Durststrecken der Rückzug nach Norden und Nordosten adgeschnitten sei. Die neue Einkreisung der Herero-Hauptmacht werde Wohl zwischen dem Epukiro- und dem Eisebtal vor sich gehen.
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Der Friedensschlaß mit Tibet hat in ganz England große Freude erregt. Man hat dort das erhebende Bewußtsein, das Eiseu geschmiedet zu haben, so lange es warm war. Bisher hat alles vorzüglich geklappt, und England s ist jetzt entschlossen, fortan ein praktisches Protektorat über ! Tibet auszuüben. Ob Rußland da je wieder die Oberhand > gewinnen wird?
* Altensteig, 12. September. Zu den Waldankäufen in Besenfeld von Privatier Eber in Kastell tragen wir nach, daß Metzger Stieringer in Enztal 8 Morgen zu 18000 Mk., Oekonom Pfeifle in Göttelfingen 8 Morgen zu 24 000Mk. erstand.
Köhansen, 11. Sept. In den letzten Jahren wurden
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hier verschiedene neue Gebäude aufgeführt und an emer Reihe schon vorhandener umfassende bauliche Veränderungen vorgeuommen, so daß es für Bauhandwerker gegenwärtig
hier lohnende Beschäftigung gibt. Drei neue Hauser sind zur Zeit im Bau begriffen. Im nächsten Jahr beabsichtigt ein Stuttgarter Herr ein Landhaus in unmittelbarer Nähe des Waldes, ca. 500 m vom Dorf entfernt, zu erstellen und Anlagen Herrichten zu lassen. Ein 50 n großes Grundstück wurde gestern um 5500 Mk. zu diesem Zweck angekaust.
* Ufalzgrafettweiker, 9. Sept. In dieser Woche weilt Herr Landwirtschaftsinspektor Hornberger von Nottweil hier, um Unterricht m der landwirtschaftlichen Buchführung zu erteilen. Die Anmeldungen von hier und den umliegender: Orten waren so zahlreich, daß zwei Kurse gegeben werden mußten, denn die Zahl der Teilnehmer beträgt 34, darunter 11 Lehrer. Der Unterricht wird in anschaulicher, leicht verständlicher Weise erteilt und auf große Pünktlichkeit gedrungen, so daß für alle Teilnehmer ein reicher Segen darans entstrht, falls sie das Gelernte praktisch auwenden. (Gr.)
jj tzalw, 10. Sept. Ueber den gegenwärtigen Stand der Affaire Werkmeister Krauß und Frau Bozeohardt erfahren wir folgendes: Kcauß befindet stch noch in Haft in Budapest. Ein Antrag auf Auslieferung ist an die ungarische Gerichte adgegangen; es ist aber noch ungewiß, ob dem Antrag Folge geleistet wird. Eine Entscheidung wird in allernächster Zeit nicht getroffen werden. Nachrichten über eine schon ftattgefundene Eiulieferuug «ach Tübingen sind verfrüht. Die von den Flüchtigen mitgenommene Summe beträgt 94 000 Mk. in Wertpapieren und in bar. Vor der Flucht waren mehrere Pfandbriefe in Karlsruhe von Krauß verkauft worden. Die Spur des Paares wurde durch Krauß selbst entdeckt. Er sandte uämlich von Triest aus an eine verwandte Familie in Stuttgart Papiere im Werte von 6000 Mk. mit dem Auftrag, diese Summe seiner Frau zukommen zu lasse«. Die Verwandten machten aber dei Gericht Anzeige. Sofort augestellte Nachforschungen ergaben aber, daß das Paar Triest verlassen habe. In Budapest versuchte Krauß,' Wertpapiere zu verkaufen und dadurch wurde die Polizei auf ihn aufmerksam. Er und seine Begleiterin wurden dann verhaftet, als sie »ach Griechenland fahren wollten. Für später hatte das Paar einen Aufenthalt in Amerika in Aussicht genommen. Frau Bozenhardt wurde nach einem Verhör wieder aus der Haft entlasse» und befindet stch auf freiem Fuß. Sie hält stch nvch in Budapest auf. Ihre Flucht ist unbegreiflich und ebenso ist bei Krauß kein besonderer Grund vorhanden gewesen. Die Verhältnisse von Krauß sind nicht schlecht und uur große Geldsucht kann ihn zu dem Schritt verleitet haben, er ist Vater von 3 Kindern, wovon das älteste 9 Jahre alt ist. Frau Bozenhardt lebt in sehr guten Verhältnissen, ihr Schritt muß ohne alle Ueberlegunz begangen worden sein; sie ist acht Jahre älter als Krauß.
* Meutkiuge«, 9. Sept. Auf eine Anfrage des Postamts sprachen sich die hiesigen bürgert. Kollegien dahinaus, daß sie einer Einschränkung des Telephondienstes an Sonntagen auf die Zeit von 8 Uhr vormittags bis 7 Uhr nachmittags auf keinen Fall zustimmen können.
* Stuttgart, 9. Sept. (Schöffengericht.) Wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz wurde die Fleisch- Händlerin Dorothea Haug von Feuerbach zu 75 Mk. Geldstrafe verurteilt. Sie hatte am 2. Juli ein größeres Quantum Fleisch, sog. Eingeschlächt, das bereits in Fäulnis überqegangen und mit Würmern besetzt war, in Stuttgart verkauft. Außerdem hatte sie zweimal von Obertürkheim eingeführtes Fleisch in Stuttgart der Nachschau nicht unterworfen und wurde deshalb wegen 2 Uebertretungeu der polizeilichen Vorschriften zu 10 Mark Geldstrafe verurteilt.
* Stuttgart, 9. Sept. Mit seinem kräftigen Eintreten gegen die Einführung des Befähigungsnachweises für das Handwerk auf dem deutschen Handwerks- und Gewerbekammertag in Lübeck hat der Sekretär der Stuttgarter Hand- werkerkammrr, Dr. Schaible, ganz im Einverständnis mit der überwiegenden Mehrzahl der Handwerker Württembergs gebandelt. Die Frage ist für unsere Handwerker längst gegenstandslos geworden und sie sind mit Schaible der Ansicht, daß der Handwerkskammertag, weun er die Befähigungs- frage aufs Tapet bringt, nicht mehr ernst genommen wird.
* (Staatliche Beihilfe für Alsfeld.) Wie wir erfahren, hat der Staat Württemberg sich bereit erklärt, an Jlsfeld zu Bauzwecken 2—300 000 Mk. unverzinslich abzugebeu. Auch die Württembergische Sparkasse bietet Baugelder an : sie ist er- bötig, an die Gemeinde Jlsfeld behufs Verteilung an die einzelnen Baulustigen zu ganz mäßigem Zinsfuß Darlehen in Gesamthöhe von 4—500 000 Mark abzugeben.
* Saulga», 10. Sept. Der Inhaber des Oberschwäb. Geschäfts-und Hypothekeuvermittlungsinstituts und Inkassogeschäfts, Karl Mack, ist verschwunden. Er hat seine Familie hier in bedrängten Umständen zurückgelasseu. Viele Forder-