Persönlichkeiten, welche Sachverständnis für die Buchführung und für die Verhältnisse im Handwerk besitzen, zu veranstalten, und wünscht, daß die Kammer geeignete Personen (einen Lehrer und einen oder mehrere Handwerker) bezeichne. Der Vorstand schlägt die HH. Lehrer K. Rommel-Reutlingen. Metallgießermeister Fr. Beck-Ebingen und Konditor Alb. Mayer-Spaichingen vor. Die Gesellenprüflinge, welche den Unterricht in Buchführung an der gewerbl. Fortbildungsschule besucht haben, werden in diesem Fache zweimal geprüft: erst am Schulschluß, u. dann wieder beim Bestehen der Gesellenprüfung. Die Beseitigung der zweiten Prüfung wird lebhaft gewünscht, und der Vorstand glaubt, dem Wunsch könnte dadurch entsprochen werden, daß der Prüfung beim Schulschluß die am Schulort ansässigen Beisitzer der Ge- selleoprüfungsausschüsfe (nebst den Vorsitzenden) beiwohnen; Liese Schulprüfung würde dann zugleich als Bestandteil der Gesellenprüfung gelten. Die K. Zentralstelle wird ersucht, zu erwägen, ob die hier angeregte Regelung zulässig wäre.
* Stuttgart, l. Sept. Wie verlautet, weist bis jetzt der neue WÜrttembergische Staatshaushaltetat für 1905 kein besonders erfreuliches Bild auf; er soll mit einem Defizit von rund 2 Millionen abschlteße», das nicht unwesentlich durch erhöhte Anforderungen seitens des Reichs verursacht sei. Unter diesen Umständen scheint die auffallend große Sparsamkeit, so namentlich bei den Verkehrsanstalten, erklärlich, wenn da und dort auch falsch angebracht. Ob es dem Landtag auch diesmal gelingen wird, das Defizit durch entsprechende Abstriche zu beseitigen, ist sehr fraglich, dürfte doch der Etat Wohl ohnedies manche Hoffnungen täuschen.
* Ueber die Steuerbelastnng württemöergischer Städte bringt der „Schw. B." eine Aufstellung, nach der die Städte mit industriellem Charakter stärker belastet sind, als solche, die wenig Industrie haben. Za letzteren rechnet er Ulm mit einem Stadtschaden von 1,27 Mark auf 1 Mark Staatssteuer, Ludwigsburg mit 1,43, Hall mit 1,31, Biberach mit 1,34 Mark; zu den elfteren Heilbronn mit 2,34, Cannstatt mit 2,12, Göppingen mit 2,05 und Eßlingen mit 2,02 Mk. Umlage auf 1 Mk. Staatssteuer. Die Stadtschadenumlage betrug 1903: Heilbronn 2,34, Ravensburg 2,25, Stuttgart 2,24, Cannstatt 2,12, Aale» 2,09, Göppingen 2,05, Eßlingen 2,02, Heidenheim 1,85, Tuttlingen 1,82, Tübingen 1,82, Reutlingen 1,80, Gmüno 1,51 Mark usw. Ulm erfreut sich der günstigsten steuerliche» Stellung; es legt nur 1,27 Mark auf 1 Mark Staatssteuer um. Auch hinsichtlich der Höhe seines Amtsschadens steht Ulm an letzter Stelle; es sind dort im letzten Jahre an Amtsschaden 10 Pfg. auf 100 Pfg. Staatssteuer umzulegen nötig gewesen. Den größten Amtsschaden hat Hall mit 69 Pfg., es folgen Aalen mit 67, Ludwigsburg mit 48. Gmünd mit 47, Tuttlingen mit 44, Heidenheim mit 40, Cannstatt mit 38, Eßlingen mit 37,8, Biberach mit 35, Tübingen mit 32, Göppingen mit 31,5, Ravensburg mit 30 Pfg. auf 1 Mark Staatsstcuer usw. Neben Ulm bezeichnet noch Heilbronn einen verhältnismäßig sehr niedrigen Amtsschaoensatz und zwar 11 Pfg. auf 100 Pfg. Staatssteuer. — Rechnet man nun den Stadt- und Amtsschadcn in den größeren Städten zusammen, so entsteht daraus folgende Reihenfolge: Es legen auf 1 Mark Staatssteuer insgesamt um: Aalen 2,76 Mark, Ravensburg 2,55 Mark, Cannstatt 2,50 Mk., Heilbronn 2,45 Mk., Eßlingen 2,39 Mk., Göppingen 2,36 Mk., Tuttlingen 2,26 Mk., Heidenheim 2,25 Mk.. Stuttgart 2,24 Mk., Tübingen 2,14 Mk., Reutlingen 2,11 Mk., Hall 2 Mark, Gmünd 1,98 Mark, Ludwigsburg 1,91' Mark, Biberach 1,69 Mk., Ulm 1,37 Mark. Zu diesen Steuern kommen in den meisten Städten Konsumsteuern (Fleisch, Bier, Gas, Elektrizität.) Die Fleischsteller ist u. a. beseitigt in Ludwigsburg, Göppingen und Tuttlingen. Hinsichtlich der Schuldensummen der größeren württembergischen Städte
Der kann sich manchen Wunsch gewähren, Der kalt sich selbst und seinem Wollen lebt; Allein, wer andere wohl zu leiten strebt, Mutz fähig sein, viel zu entbehren.
Als Wisrnarck ging.
Zeitroman von Georg Paulsen.
(Fortsetzung.) i
Zur selben Zeit umarmte Frau Julie Walther ihre " Tochter in überströmender Freude, während ihr Gatte, mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, im Zimmer auf- und abging.
»Grete, Du bist ein Prachtmädchen! Nun kommt's doch so, wie ich mir immer gedacht/ triumphierte ihre Mutter. „Und der Neid der anderen! Laß sie nur! Machen sie jetzt die Augen weit auf, sie sollen später ganz baff sein; das wird eine Hochzeit geben, wie man sie nicht oft sieht. Und diese Lindow's sollen merken, was wir Walthers bedeuten. Denkst Du, ich hätte nicht gemerkt, wie früher diese Flora nach Arnold geangelt? Nun hat sie das Nachsehen, und das ist gut! Bravo, Mädchen, das hast Du gut gemacht/
»Aber, Mama'" wehrte Grete errötend ab.
Die redselige Mutter mußte aber ihrem Herzen Luft machen. „Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, Kind. Du hast mehr Kuraze, wie Dein Bräutigam. Ich meine, Du wirst eher mit seiner Mutter und seinen hoffärtigen Schwestern fertig, wie er. An Dich wird er sich halten."
»Frau I" donnerte Walther mit einem Mal dazwischen.
Frau Julie schaute sich verwundert um. »Ja, was gibt es denn, was soll denn das bedeuten?" fragte sie.
Grete kam ihrem Vater mit der Antwort zuvor : „Sieh, Mutter, darin hast Du Recht, daß ich mich nicht scheuen
steht Stuttgart — nach dem Stande vom 1. April 1903 — natürlich an der Spitze; es hat eine Gesamtschuldensumme von 38 389 283 Mark zu verzinsen. Hierauf folgt Heilbronn mit 7 944 400 Mark, Ulm mit 5 462 545 Mark, Cannstatt mit 4190 600 Mark, Reutlingen mit 3 188 000 Mark, Göppingen mit 3154750 Mark, Eßlingen mit 3 170 373 Mk., Gmünd mit 2 722 782 Mark usw. In einer verhältnismäßig angenehmen Lage befindet sich diesen Städten gegenüber Biberach, das am 1. April nur 307800 Mark Schulden zu verzinsen hatte.
* Göppingen, 2. Sept. Die Aussichten auf schlechte Futterverhältnisse veranlassen die Virhbesitzer in einigen Orten des Bezirks zu dem Versuch, einen höheren Preis aus der Milch zu erzielen. Während die Milch bisher 12 Pfennig, in Göppingen für 13 Pfg. das Litter verkauft wurde, wird jetzt ein Literpreis von 14 Pfg. angestrebt. Diese Versuche haben in Ebersbach und Rechberghausen bereits z» Protestveifammlungen geführt.
* Langenargen, 2. September. Heute nacht brannte hier das Oekonomieanwesen des Baptist Bücher vollständig nieder. Das Vieh konnte gerettet werden, während das Mobiliar zu einem großen Teil verbrannte. Bücher soll gering versichert sein. Die Eutstehungsursache ist unbekannt.
* (Merschiedenes.) In Höchstberg (Neckarsulm) kam
der 38 Jahre alte verheiratete Bauer Lang mit einem Fuße in die Dreschmaschine. Derselbe wurde idm von der Trommel unter dem Knie nahezu vollständig abgetrennt. Ein gerade anwesender Arzt trennte ihm den Fuß vollends ab. Dieses Frühjahr ist dem Verunglückten ein kleines Kind im heißen Wasser verbrannt — Ein bedeutender Uhrendiebstahl wurde vor einigen Tagen in Ludwigshafen verübt. Aus dem Auslagefenster des Uhrmachers Gg. Deutsch wurden 75 silberne Herren- und 2 silberne Damenuhren entwendet im Gesamtwert von 900—1000 Mark. — In Stuttgart wurde kürzlich von übermütigen Individuen dadurch grober Unfug verübt, indem sie nächtlicherweile im Scherz die Berufsfeuerwebr alarmierten. Am Sonnabend nacht zwischen 2 und 3 Uhr wiederholte sich dieser Fall s innerhalb einer Viertelstunde zweimal. Beim Versuch das - Bubenstück auszuüben, wurde in der Rotebühlstraße der be- z treffende Frevler vo r einem Wächters der Nachtwach- - und Schließd'eustgesellschaft auf frischer Tat ertappt, festge- ! nommen und der herbeieilenden Feuerwehr übergeben. Der i Täter wurde auf das Stadtpolizeiamt gebracht, es soll ein > Geometer fein. s
* In der Hlastalter Stadtgärtnerei wurde die Entdeckung > gemacht, daß man eine reichere Kartoffelernte macht, wenn man nur Stecklinge Pflanzt uud nicht ganze Kartoffeln legt. ! Bei einem Versuch mit sog. „Sechswochen-Kartoffeln" lieferte s eine gesteckte Kartoffel etwas über ein Kilogramm Kartoffeln, i während ein Steckling, von der gleichen Kartoffel stammend, I einen Ertrag von nahezu einundeinhalb Kilogramm ergab, j Diese Entdeckung wird namentlich in den ländlichen Kreisen s Aufsehen errege», denn es ist dem Landwirt dadurch die s Möglichkeit gegeben, jährlich einen großen Posten Kartoffeln ' zu sparen und doch noch einen größeren Ertrag zu erzielen, j Es wird, wenn der Versuch sich überall bewährt, also in s Zukunft genügen, in ein kleines Stück Feld Kartoffeln zu ! stecken und dann deren Schößlinge abzuschneiden unö damit das übrige Feld zu bepflanzen.
sj Münchens Ruf als Bielstadt ist bekannt und wohlverdient. Es ist deshalb ganz selbstverständlich, daß die Bewohner der Jsarstadt streng darüber Wachen, daß dieser Ruf nicht gefährdet werde. Aber diese Gefahr liegt jetzt vor. Die Münchener Biertrinker erklären es, und die Wirte geben ihnen Recht. Wer wagt also die Münchener Bierehre cmzutasteu? Der eigene Magistrat! Er, der das Ansehen der Stadt wahren soll! Es soll öie Anwendung von Kohlensäure beim Bierausschank zngelassen werden, und das
werde, Arnold's Mutter und Schwester klar in's Auge zu > sehen. Sie haben einen klingenderen Namen, aber ich weiß, , was ich verstehe. Und darauf kommt es an." -
„Stimmt, Mädel!" warf ihr Vater dazwischen. !
„Aber wenn Du meinst/ fuhr Grete fort, „ich sollte i mir meinen Gatten gegen den Widerstand seiner Angehörigen ? erkämpfen, dann gebe ich ihm sein Wort zurück." !
„Bist Da nickt gescheckt, Grete?" s
„Doch, Mutter, gerade bin ich auf dem rechten Wege , mit meinen Worten. Arnold und ich werden wohl nicht s so durchs Leben tanzen ..." ^
„Denke ich auch," warf Rudolf Walther ein. i
„Wir werden zu kämpfen haben, uns tüchtig rühren ! müssen, aber wenn wir das tun, soll cs auch Schulter an Schulter geschehen. Mein Gatte muß Kraft zum Ringen und zum Siegen haben. Er soll, weiß Gott, nie der Mann seiner Frau heißen. Dos habe ich ihm schon gesagt/
Frau Julie Walther war während dieser lebhaften Bemerkungen auf einen Stuhl gesunken und schaute abwech- > selnd auf ihren Mann und auf ihre Tochter. s
„Ja, Menschenkinder/ Hub sie endlich an, „Euch ver- r stehe ein anderer. Herr von Vrandow ist ein Offizier, ein vornehmer Herr, sein Vater, der Oberst, hat Geld, nnd was etwa fehlt, das haben wir, also was soll es denn da für große Geschichten geben ? Was haben sich denn die jungen Leute zu plagen? Arnold ist Offizier, und ich möchte wissen, welche Dame besser gnädige Frau spielen könnte, wie Grete. Und deine Schwiegermutter und künftigen Schwägerinnen werden das auch anerkennen müssen. Also was soll noch fein ?"
„Nun, Herr von Brandow wird wohl nicht immer Offizier bleiben," meinte Rudolf Walther vorsichtig; „als ich zum letzten Mal, es ist natürlich schon lange her, mit dem Oberst sprach, sagte der davon, daß sein Sohn das Gut Brandhaufen übernehmen solle, und das wird Arbeit kosten." „Ich wäre viel lieber auf dem Lande, wie in der großen
k in München, wo fast jeder Gastwirt das Vier direkt aus I dem Fasse zapft, und es nicht erst durch einen Bierdruck- I apparat gehen läßt. In dem Protest des Gewerbevereins der Gastwirte Münchens heißt es denn auch: „Es wird in größeren Restaurants, Gasthäusern usw., wo ohnehin ein rascher Absatz besteht, die Kohlensäure nie Eingang finden. Zu dieser Einrichtung wird sicher nur der kleine Wirt mit geringem Bieradfatz versuchsweise feine Zuflucht nehmen, in der irrigen Voraussetzung, dem Gaste immer ein frisches Glas Bier Vorsitzen zu können; in Wirklichkeit Wirdes nur gut schäumendes Bier sein. Es ist uns geradezu unbegreiflich, wie sich der Magistrat entschließen konnte, künftig brr uns eine Einrichtung zu treffen, die in Norddeutschland sämtliche Biertrinker aufgehoben sehen möchten. Unsere einheimischen Biertrinker werden voraussichtlich das unter Kohlenfäuredruck stehende Bier, wenn überhaupt, nur mit Mißtrauen und Mißbehagen trinken. Daß eine solche Neuerung geeignet ist, den guten Ruf unseres Münchener Bieres zu untergraben, wird von niemand bestritten werden können." Der Magistrat wird sich vielleicht noch eines Bessere» besinnen, denn es ist möglicherweise gar Schreckliches zu erwarten, wenn die Münchener Biertrinker — und das stick überhaupt alle Münchener, vom kleinsten Hosenmatz bis zum Jubelgreis — vor den Kopf gestoßen werden, eS geschähe denn mit ein paar gefüllten Maßkrügen.
* Die „Neue bayerische Landeszeitung" in Würzburg erhob gegen der, Zentrumsführer Dr. Heim in München den Vorwurf, daß er den bayerischen Staat betrogen habe durch Elsenbahn-Frachtgeld-Hwtcrziehungen. Hierauf wurde die Redaktion des genannten Blattes von der Regierung aufgefordert, ihre Beweise mitzuteile:i. Es ist das geschehen und wird nunmehr eine Anklage gegen Dr. Heim erfolgen. Dr. Heim ist der Zentrumsführer im bayrischen Landtage,
^ der kürzlich den KnegZminister Asch beseiugen wollte, indem er ihm Unwahrheiten vorwarf.
! * (Weg mit der Lanze!) Das „Bayer. Vaterland"
schreibt: „Schon wieder wurde bei den Mauöverübungeu ein Reiter durch die Lanze tödlich verletzt. Wir baden schon mehrfach auf den kriegerischen Wert oder besser Unwert der Lanze hingewiesin: Ein hübsches Paradezeug, aber im Kriege, namentlich heutzutage, eher hinderlich als von Nutzen. Im Jahre 1870/71 kamen auf 100 Verwundungen- noch nicht durch die blanke Waffe, Säbel und Bajonett miteinandergerechnet. Wollte man eine Berechnung über die Verletzungen im Frieden anstellen, so würde die Lanze an die erste Stelle treten. Wenn man noch den Kosaken die Lanze als Nationalwoffe zubilligt, so läßt sich darüber reden, aber der deutsche Reiter hat seine schönsten Siege mit dem Schwert erfochten und braucht diesen Plunder nicht."
js MkNselwitz, 4. Sept. Dem Meusilwitzer Tagebl. zufolge stehen die Tagesavlagen des Ottoschachtes der Friedensgrube seit gestern abend in Flammen. Das Feuer ist infolge einer Kesfelexploston ausgebrochen. Schwere Eisenstücke des Kessels und Steine wurden viele 100 Meter weit geschlendert. Die Dampfesse ist eingestürzt. 3 Mann werden vermißt. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt.
0 „Ich bin weg, rch ertrage kein Unrecht. Gott hat mein Gebet erhört. Leben Sie wohl/ So schrieb die geflüchtete Prinzessin Luise in einem zurückgelassinen Briefe an ihre Kammerjungfer.
sj Die Angaben über eine bevorstehende Abberufung des Gouverneurs von Südwestafrika Oberst Lcutwein? und über seine Ersetzung durch den Generalkonsul in Kapstadt v. Linde- quist entbehren, wie die Nordd. Mg. Zeitung erklärt, jeder Begrünt ung.
Gelbensand, 4. September. Die Verlobung Sr. k. »nd kgl. Hoheit vrs deutsche« Kronprinzen mit I. Hoheit der Großherzsgin Cäeilie z« Mecklenburg ist offiziell bekannt gegeben worden.
> * Trier, 3. Sept. Sämtliche nach Saarbrücken führende
Stadt," riss Grete eifrig. Ihre Mutter meinte allerdings: „Man hat sich aber doch nun mal an die Großstadt gewöhnt. Paß auf, Grete, das wirst Du auch merken; ich glaube es wäre besser, ihr bliebt hier."
Grete schüttelte energisch den blonden Kopf, und ihr Vater sagte: „Das wird sich kaum machen lassen, liebe Frau. Ein solches Gut verlangt seinen Herrn. Sonst würde» die Unkosten noch höher."
„Aber wir haben's ja dock!" sagte Frau Julie stolz.
„Auch ein Brunnen läßt sich ausschöpfen/ sagte ihr Mann ruhig. „Grete ist da meiner Meinung."
„Ganz gewiß, Papa!"
Und dann begann Grete behutsam zu ei zählen, wie ihr Bruder August um Abend gekommen sei uud auch mit Arnold von Brandow gesprochen habe.
„Der Schlingel hätte die ganze Partie verderben können," zürnte die Mutter. „Immer mit dem Kopf durch die Wand/
Walther dachte nach. „Er ist gu hitzig. Aber ich nehme au, er hat es blos gut gemeint, er hängt sehr au Dir, Grete."
„Ja, das tut er. Und ich habe es auch Arnold gesagt. Der hat es eingesehen, und die beiden werden sich wohl nie wieder treffen."
Frau Jnlie schüttelte sorgenvoll den Kopf. „Der Junge, der Junge. Vor m Gericht ist er gewesen, gesessen hat er, wer weiß, was noch nachkommt. Da bin ich doch bei Bernhard beruhigt. So etwas wäre bei dem nie und Nimmer möglich gewesen. Uud wenn er Fräulein Lindow heiratet . . . Sag' mal, Grete, könntet Ihr nicht an demselben Tag Hochzeit machen?"
„Niemals!" sagte Grete fest.
„Aber Mädchen, warum denn nicht? Denke nur, welche glänzende Gesellschaft es dann geben würde!"