JerrrsMcher

Ar. 11.

Erscheint Dienstag Donnerst., Gamstag und Sonntag ^

«rit der woch. Beilage " »Der Sonntags- Gast".

Bestellpreis für das Vierteljahr im Bezirk a. Nachbarortsverkei-r Mk. 1.15, außerhalb!?^! Mk. 1LS.

Amtsblatt für

MgemmM-Kn-eige

Nr. 135.

Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den K. Postämtern und Postboten.

UW

ÄttenskeiL.It

MdllnttrhaltMgFblLtt

en ^VTcj

AMM

Einrückungs-Gebühr für Altensteig und nahe Umgebung bei einmal. Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal. je 6 Pfg. auswärts je 8 Pfg. die ein­spaltige Zeile oder deren Raum.

SarnsLsg» 3. September.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

Verwendbare Bei­träge werden dankbar angenommen.

1904

Amtliches

Verliehen wurde dem Forstwart Drück -a Gärtringen, Forst - bezirks Wildberg, aus Anlaß seiner Zuruhesetzung die Verdienstmedaille des Friedrichordens.

^ Der Seöantag.

§ (Nachdruck verboten.)

In die gegenwärtige Erinnerung an den zweiten Sep­tember 1870 klingt aus dem fernen Ostasien dröhnender Kanonendonner hinein, der das mörderische Ringen zwi­schen zwei Nationen begleitet, die »ach Anschauungen aus noch nicht entfernter Zeit niemals einen Kampf bis auf's Messer mit einander führen konnte», wie er nun entbrannt ist. Wenn wir daran denken, was vor 34 Jahren unsere Heerführer und unsere Soldaten leisteten, blicken wir heute noch mit Bewunderung zurück; aber, wenn wir auch mit Vertrauen in die Zukunft blicken dürfen, so können wir uns doch nicht verhehlen, daß in dem seit dem Sedautage ver­flossenen Menschen alter Aenderungen in der Entwicklung der Staaten und Völker vor sich gegangen sind, wie sonst kaum in hundert Jahren, und daß diese Neuerungen für den Gang der Ereignisse bestimmender mitunter geworden find, als alle Friedensliebe einzelner Staatsmänner. Fürst Bismarck durste noch von der Einigkeit der Großmächte in allen bedrohlichen Fragen sprechen; heute bestimmt das alte Europa nicht mehr ausschließlich den Lauf der Weltge­schichte, es sind neue Großmächte in Nord-Amerika und in Ost-Asien aufgetaucht, die den Respekt vor derUeber- lieferung deseuropäischen Konzerts" nicht kennen, sondern mit allem Nachdruck beanspruchen, ein hervorragendes In­strument zu spielen. Wir haben so manches Jahr nach dem Tage von Sedan nur mit Frankreich rechnen müssen; dann erschienen einige Wolken am Himmel nach der russischen Seite hin, die aber bald genug wieder verschwanden. Heute sehen wir, vielleicht weniger als je zuvor, keine ernstere Friedensstörung für uns, aber wir können auch weniger als bisher sagen, was sich nicht Alles in der Zukunft ent­wickeln mag! Jeder besonnene Mann sagt, daß Kriege, wie die zwischen der nordamerikanischen Union und Spa­nien und zwischen Rußland und Japan eigentlich nicht nötig waren, daß sie bei rechtem Entgegenkommen sehr Wohl ver­mieden werden konnten; aber sie sind nun einmal nicht ver­mieden, und diese Tatsache beweist uns, daß über Krieg und Frieden in der modernen Zeit wieder anders gedacht wird, als einstmals, und zwar nicht erfreulicher.

Wir freuen uns heute noch des Tages von Sedan, aber wir unterlassen es schon lange, diese Freude mit Be­trachtungen über unsere Beziehungen zu dem damaligen Gegner Frankreich zu verbinden. Es wäre das eine nutz­lose Beschäftigung, die nur irrige Auffassungen zur Folge haben müßte. Der äußere Verkehr zwischen der französischen Republik und dem deutschen Reiche ist ein leidlicher, und mehr können wir in absehbarer Zeü nicht erwarten. Wir dürfen auch mit dem, was wir haben, zufrieden sein. Mit dem Sedautage nach Außen hin prunken zu wollen, kann uns um so weniger in den Sinn kommen als die Ver­geßlichkeit in fremden Völkern ziemlich groß geworden ist und die Aufgabe des friedlichen Deutschen ist cs nicht, sie an bestimmte Tatsachen zu erinnern. Wir haben keinen Feind, wir sehen keinen Kriegsgrund, aber, davon können wir überzeugt sein, will uns irgend ein Friedensstörer ernste Verwicklungen anhängen, die Rücksicht auf die deutschen Großtaten bei Sedan wird heute ihn nicht mehr vom Los­schlagen abhalten. Für uns bietet Sedan ein Vorbild, das nie übertroffen werden kann, für das Ausland aber gilt in erster Linie, die Macht, die wir heute entwickeln können, die wir in dieser Stunde darstellen. Wie wenig hat das ge­waltige Rußland, das in Europa so großen Einfluß besitzt, dem kleinen Japan zu imponieren vermocht? Und auch anderswo ist seit dem mancherlei Miß­geschick, welches das Czarenreich betroffen, sein Ansehen ge­sunken. Wir erkennen die Lehren, die sich daraus ergeben, auf den ersten Blick:Eine Nation, die heute nicht unheil­vollen Zwischenfällen ausgesetzt sein will, muß den Erfolg für jede Möglichkeit fest in der Hand halten!" Dazu bereit zu sein, ist schwer. Aber wir Deutschen hoffen, wir sind es, nicht um des Krieges, sondern um des Friedens willen!

Ob man die Sedan-Feier, mag sie mehr oder minder umfangreich sich gestalten, heute für nicht mehr nötig er­klärt, ist gleichgiltig. So lange Veteranen aus dieser gro­ßen Zeit leben, und es werden uns ihrer genug noch man­ches Jahr erhalten bleiben, wird auch die Sedan-Feier nicht erlöschen. Und auch die späteren Generationen werden für den Tag eine herzliche Empfindung behalten, an dem so recht eigentlich die deutsche Kaiserkrone geschmiedet ward. Es war nicht allein die Gefangennahme eines Kaisers, die

den Tag so adelte, es war das klare Erkennen bei allen deutschen Kämpfern, daß nun wieder kommen müsse, Was man lange ersehnt:Kaiser und Reich!"

Lerndesnochrichten.

* Kklevfleig, 1. Sept. Oesterrcichische Taler sind jetzt vielfach im Verkehr, Wohl eine Folge der Reisezeit. Sie gelten nur 2,40 Mark. Deshalb Vorsicht! Man erkennt sie leicht an dem Doppeladler auf der Vorderseite.

* ISöruersverg. 31. August. Als vor sechs Jahren der Gasthof zam .Anker" hier wieder neu erbaut wurde, find im Walde Zirisbachhalde, nordöstlicher Abhang, Steine hiezu gebrochen worden, wobei die Arbeiter auf eine Höhle stießen. Da man damals wenig hievon Notiz nahm, kam d'e Sache in Vergessenheit und der Eingang der Höble wurde inzwischen durch Erbmassen ziemlich zugedeckt. In letzter Zen kam die Sache in Gesellschaft wieder zur Sprache und man beschloß, den Höhleneingang aufdecken zu lassen, um die Höhle zu untersuchen, was nun heute geschah. Der bis jetzc uoch nicht gut passierbare Eingang -führt in einen 5060 ow breiten und 2 Meter hohen Haupteingang, indem man bis jetzt etwa 17Mtr. Vordringen konnte. Von diesem Hauptrmgang gehen noch zwei Seiteugänge, von denen der eine ebenfalls passierbar ist. Die Fortsetzung der Arbeiten dürfte zweifellos noch verschiedenes Interessante zu tage fördern; es wäre daher zu wünschen, daß sich auch Kenner um Re Weitere Erforschung der Höhle bemühen Würden.

* Wörnersöerg, 31. Aug. Die Wirtschaft des Johann Georg Scheerer zurTraube" hier ging durch Kauf um d-:e Summe von 20 000 Ma-k samt Inventar und Gütern an Oekonom Birkle in Hornbcrg über. Die Uebernahme des Geschäfts erfolgt am 1. Oktober ds. Js. (Gr.)

-n. Köhimse«, 1. Sept. Mit sämtlichen unständigen Lehrern des Bezirks wurde gestern unter Leitung von Seminaroberlehrer Köbele hier eine Souderkonfercnz ab­gehalten. Zum Anfang saugen die Lehrer einige kirchliche Männerchöre. Lehrgeyilfe Wagner hatte hierauf eine Lehrprobe zu halten mit 10jährigen Schülern über die Ein­führung in die Dezimalbrüche vom dekatischen System aus. Au die Lehrprobe schloß sich die Besprechung der vom Sonderkonferenzletter ausgestellten Thesen über das Thema r Wie entstehen bei Kindern die ersten Zahlenbegriffe?" Üeber Benützung von Pflauzenblättern nach der Natur und stilisierten Vorlagen beim Freihandzeichnen hielt Schullehrer Arnold einen Bortrag. Die Abhörung der Orgelvorträge der jüngeren Lehrer nahm Seminaroberlehrer Schäffer vor. Zum Schluß der Konferenz fand ein gemeinsames Essen im Waldhornsaal statt

* Wakddorf, 1. Sept. Heute nacht ^1 Uhr brach in dem Doppelwohnhaus von Scheeu-er Bitzer und Korb­macher Sceger Feuer aus, wodurch dasselbe vollständig eii-igeäschert wurde. Vom Mobiliar konnte nichts gerettet werden, dagegen wurde das Vieh in Sicherheit gebracht. Die hiesige Feuerwehr war sehr rasch zur Stelle und schützte unter großer Anstrengung die Nachbarhäuser vor dem Feuer. Die Abgebrannten sind versichert.

*Uf de schwäb'sche Eisebahne . . DasSchwäb. Wocheubl." stellt folgende Scherzfrage: Was ist der Unter­schied zwischen der Fahrt im Schnellzug von Wildbad nach Calmbach und der im Personenzug? Laut Fahrplan braucht der Schnellzug eine Minute länger als der Per­sonenzug und für diese Minute länger fahren darr man 10 Pfennig Zuschlag bezahlen. Wers nicht glaubt, schlage seinen Fahrplan nach.

* Stuttgart, 30. Aug. Die Eingemeindung Degerlochs steht vor der Tür. Die Stadt Stuttgart hat sich dem Ge­such der Gemeinde Degerloch um Eingemeindung au die Regierung angeschlossen. Der Degerlocher Bürgerausschuß hat sich hiermit einverstanden erklärt unter der Voraussetz­ung, daß keinerlei finanzielle Anforderungen, weder der Ge­meinde Degerloch noch der Amtskorporatiou vertragsmäßig festgelegt werden.

(:) Stuttgart, 1. Sept. Der Landesverband württ. Gemeindeunterleamteu-Vererne, gegründet am 28. Februar 1904, zählt zur Zeit 28 Vereine mit über 1800 Mit­gliedern. Weitere Neugründungen von Vereinen stehen für die nächste Zeit bevor; besonders sind es die Gemeinde- bedievsteten in kleineren Städten und Landgemeinden, welche sich in letzter Zeit sehr für diese Organisation interessieren. Der Verband wird in nächster Zeit und zwar noch vor Zusammentritt des Landtages, nochmals Stellung nehmen zur neuen Gemeindeordnung. Auch hat die Verbands- leitnng die seitens derSterbekasse für württ. Polizei- und Gemeindebedienstete" im Jahre 1898 an K. Regierung und die Landstände gerichtete, und im Jahre 1900 vom Land­

tag der Kgl. Regierung zur Erwägung überwiesene Ein­gabe um Errichtung einer Penfionskasse für die Gemeinde- bedienfteten wieder erneuert. Es ist deshalb notwendig, daß sich sämtliche Gemeindebediev steten zusammenschaaren um etwas Ersprießliches erreichen zu können, denn Einig­keit macht stark! Es soll a» dieser Stelle auch uoch auf dieSterbekasse für württ. Polizei- und Gemeindebedienstete" aufmerksam gemacht werden, das eine der segensreichste» Einrichtungen des Reiches genannt zn werden verdient.

* ßarmstatt, 30. Aug. In den letzten Tagen wurde hier ein Privatier und früherer Fabrikant vom K.Kameral- amt mit ewem Strafbescheid in Höhe von ca. 50 000 Mk. wegen Kapitalsteuergefährdnng bedacht.

* Wrackeuheim, 1. Septbr. Die Oberamtssparkasse Brackenheim feiert heute das Jubiläum ihres 50jährigea Bestehens. Ein im Amtsblatt erschienener Festartikel schildert eingehend die großen Erfolge, die die Kasse schon erzielt hat. Der Einlagestand beläuft sich dermalen auf etwa 2 700 000 Mk.

* (verschiedenes.) In Ober je singen biß während eines Streites auf der Ortsstraße der ledige Schreiner Dengler dem Polizeidiener Ulmer das erste Glied des Zeig- finzers der rechten Hand vollständig ab. Gerichtliche Unter­suchung wird eiugeleitet werden. Das 3jätzrige Söhvchen des Landwirts Bauer in Oggenhausen spielte in der Nähe eines Weihers, geriet dabei ins Wasser und ertrank.

js Das Trompeterschlößchen zu Säckingev, einst im Be­sitze Viktor v. Scheffels, ist soeben öffentlich versteigert wor­den, da die bisherige Eigentümerin, Prinzessin Alexandra von Isenburg-Büdingen, ihren Verpflichtungen nicht nach­kam. Der Baseler Seidenfabrikant Bally, der das Schloß schon eiamal besaß, kaufte es für 102 000 Mark zurück.

* Hos, 30. August. Ein Automobil fuhr gestern in rasendem Tempo in der Richtung von Sinsheim nach Oos. Beim Bahnübergang waren die Barrieren herabgelassen, da der Zug nach Baden bereits in Sicht war. Das Auto­mobil fuhr in die Barrieren, riß sie entzwei, und fuhr, ohne sich weiter um den Unfall zu kümmern, in der Richtung nach Baden davon. Der Zng konnte nur noch im letzten Moment angehalteu werden.

sj Die Weihe der Proteftationskirche in der alten Kaiser­stadl Speyer am Rhein hat am Mittwoch in der feierlichsten Weise und unter starker Beteiligung aus evangelischen Krei­sen stattgefunden. Die Festpredigt hielt Öberhofrediger Dryander aus Berlin. Der Kaiser ließ sich durch den Prin­zen von Sayn-Wittgenstein vertreten, der Prinzregent von Bayern durch den Regierungspräsidenten. Nach dieser Weihe, die programmgemäß perlief und der auch Herzog Georg von Meiningen beiwohnte, folgten? in Festessen in der Stadthalle und zwei Festversammlungen. Abends war die Kirche, während ihre Glocken läuteten, bengalisch beleuchtet. Ueber das Innere der Kirche bringt die MünchenerAllg. Ztg." eine Schilderung, in der es heißt: Aus den Ruud- fenstern schauen sieden Eugelsköpfe hernieder. Sie tragen die Züge der sieben kaiserlichen Kinder rm vierten Lebens­jahre. Zwar wehrte der Kaiser dem Vorschlag:Meine Kinder sind keine Engel!", doch die Kaiserin fand den Gedanken reizend, und lieb' Mütterchen siegte auch im Kaiserhaus?.

* Dresden, 31. Aug. Prinzessin Luise von Koburg, die seit zwei Jahren in der Heilanstalt Lindeuhof in Coswig antergebracht und seit zwei Wochen sich in Bad Elster zur Kur aufhielt, ist von dort in der vergangenen Nacht spur­los verschwanden. Man glaubt, daß sie in einem Auto­mobil entführt worden ist. Prinzessin Luise ist die Ge­mahlin des Prinzen Philipp von Sachseu-Koburg und Gotha, eine Tochter des Königs der Belgier und steht im 47. Lebensjahr. Die einzige Tochter, Prinzessin Dorothea, ist seit sechs Jahren mit dem Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstern, einem Schwager des deutschen Kaisers, verheiratet.

* Zierki«, 1. Sept. General von Trotha meldet: Die Kompagnie Welk überraschte am 28. August eine Herero­bande bei Okamnru und erbeutete 400 Stück Vieh. Die Hereros hatten 16 Tote, diesseits keine Verluste. Der Feind hat Orjekongo geräumt und soll nach Nordosten, Osten und Südosten abziehen. Die Hauptkräfte sind anscheinend im Südosten. Das Hauptquartier begibt sich nach Otjofondu.

* Wertt«, 1. Sept. Die Nordd. Mg. Ztg. schreibt: Der Oberhofmeister der Kaiserin, Frhr. v. Mirbach, ist auf wiederholtes Ansuchen von den ihm im Nebenamt übertragenen Geschäften als Kabinettsekretär der Kaiserin und Verwalter der Privat-Kaffe entbunden worden. Diese Geschäfte sind dem früheren Landrat Kammerherrn vr. v. Behr übertragen worden. Mirbach legt seine Stellungen im Vorstand der