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AerrtspreHer

Nr. 11.

Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag «it der wöch. Beilage

»Der Sonntags- Gast-.

Bestellpreis für das Vierteljahr im Bezirk o- Nachbarortsverkehr Mk. 1.15, außerhalb Mk. 1.LS.

Nr. 134.

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^Amtsblatt für

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W Einrückungs-Gebühr für Altensteig und nahe Umgebung bei einmal. Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal. je 6 Pfg., auswärts je 8 Pfg. die ein­spaltige Zeile oder deren Raum.

Verwendbare Bei­träge werden dankbar angenommen.

Man abonniert auswärts auf dieses Matt bei den K. Postämtern und Postboten.

Donnerstag. 1. September.

^ Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1904

Amtliches.

Das K. Oberamt Nagold erläßt filzende Bekannt­machung : Nachdem sich besonders in diesem Jahr der Fremüeuoerkchr in erheblicherem Maße den von der Natur so begünstigten Tälern und Höhen unseres Bezirks zu­gewendet hat und sich im Laufe dieses Sommers in so zahl­reichen Gemeinden des Bezirks Erholung suchende Kurgäste eiugefunden haben, ist es sehr im Interesse der Gemeinden und besonders der Gewerberrcidenden gelegen, durch ent­sprechende Einrichtungen den Fremden den Aufenthalt im Bezirk möglichst angenehm zu machen und in Unterstützung der Bestreüungeu des Schwarzwaldvereins den Besuchern des Bezirks die Naturschönheilen desselben möglichst zu er­schließen. Nach den gemachten Wahrnehmungen ist es vor allem geboten, für die Kurgäste ausreichendes und gutes Unterkommen in den Gasthäusern und auch bei Privat­personen Hu schaffen, wobei besonders auf schön und ruhig gelegene Zimmer, mit sauberen guten Betten und guter Ein­richtung, peinliche Reinlichkeit im ganzen Haus, besonders auch in den Abtritten u. s. f. zu sehen ist. Die OrtSbe- hörden sollten geradezu die Zahl der zur Verfügung stehen­den Zimmer erheben, die Einrichtungen besichtigen und auf die eventuelle Verbesserung derselben hiuwirken, um den Kurgästen die erbeteue Auskunft erteilen zu können. Weiter ist geboten, in den Ortschaften für stete Reinlichkeit und gute Straßen zu sorgen, damit der Ort einen guten Ein­druck bietet und zu längerem Aufenthalt einladet. In dieser Beziehung ist besonders auf Ordnung und Reinlichkeit in und an den Straßen, in den Hofränmen und auch hinter den Gebäuden hinzuwirkeu, die Straßen sind stets rein zu halten, sämtliche m>t guten Wasserabzugsgräbeu oder Kan- deln zu versehen, die Düngerftätten sind gut und sauber ein- zufrieoigen und die Hofräume durch Pflasterungen oder Ein- schotteru in guten Stand zu setzen und stets geordnet und rein zu halten. Alles Augenmerk ist aber auf die Zugänge z« den Watdrwgen und auf die Schaffung bequemer Fuß­wege, sowie schöner Ruheplätze in denselben zu richten. Vor allem sind die Wege zu den Wald trugen gut herzustellen, womöglich mit Vorlage und Nebengräbeu zu versehen und wenn irgend tunlich mit Bäumen auf beiden Seiten, Obst­oder Waldbäumen zu bepflanzen. Weiter find ausreichend Wegzeiger unter Angabe der Entfernungen anzubringen, ferner sollten sanft ansteigende Fußwege angelegt und end­lich besonders an Punkten, die eine günstige Fernsicht ge­währen, Ruhebänke in genügender Zahl angebracht werden. Da diese Einrichtungen Vorbedingung eines nachhaltigen Fremdenverkehrs sind, wird den Gemeindebehörden dringend uahegelegt, diese Einrichtungen, besonders die Verbesserung der Waldwege und die Herstellung einer genügen Anzahl von Ruhebänken im Laufe des kommenden Winters even­tuell im Benehmen mit den H. H. Oberförstern in Angriff nehmen zu lassen, um den Fremöeu im nächsten Sommer den Aufenthalt im Bezirk recht angenehm zu gestalten. Durch entsprechende scharfe Jnstruierung der Feld- und Waldschützeu, sowie Bekanntgabe in den Schulen ist dafür zu sorgen, daß die hergcstellten Bänke, Wegzeiger u. s. f. nicht beschädig! werden.

Uebertragen wurde die Expedientenstelle in Altensteig dem Eisenbahngehllfen Alfred Maier.

Tagespolitik.

Wer wird in Ostasien siegen?- Danzers Armee­zeitung veröffentlicht mehrere Beiträge von österreichischen Offizieren, die für die in Offizierskreisen herrschenden An­sichten von symptomatischem Charakter sind. Wir entnehmen dem Neuen Wiener Tagblatt die folgenden charakteristischen Ausführungen aus der Feder des k. und k. Oberleutnants Roda.Wem indem gegenwärtigen Kriege die Sympathien unserer Armee zu gelten haben darüber besteht schon lange keine Kontroverse mehr. Der reichsdeutsche Bluff von dergelben Gefahr" hat nicht einmal in seiner Hei- mat vorgehalten, um wie viel weniger bei uns, wo ein eventuelles Anwachsen der Macht Rußlands weit schmerz­licher als dieschwarzgelbe Gefahr" empfanden werden würde und keine, aber auch nicht die geringsten Interessen beste­hen, die eia Sieg Japans durchkreuzen könnte. Japan ist also, von unseren Segenswünschen begleitet, in den Krieg gezogen. Wer aber in Ostasieu siegen wird, darüber,sind die Meinungen immer noch geteilt. Ja, das Zünglein an der Wage strategischer Kalkulationen neigt fast Rußland zu Hw. Dennoch empfinden wir alle deutlich, daß .sich der eiserne Vorhang des Kriegsteaters heute oder morgen über einen Aktschluß senken wird, der unsere Spannung wohl nicht endgültig auslöst, aber doch wenigstens vorläufig den Sieg des japanischen Banners bedeutet: Port Arthur wird fallen. Unsere Phantasie, die Japans Fahne schon auf

dem Kriegshafen flattern sicht, malt uns keine Fata Mor- gana in die Luft, sondern ein Zukunftsbild von reeller Perspektive. Daran glauben wir, weil wir in einem Siege Japans nicht nur unser Heil, sondern das der ganzen Welt, Rußland mit eingeschlossen, erblicken. Eben weil wir mit dem russischen Nachbar in Ruhe und Frieden lebeu wollen, rechnen wir auf eine völlige Niederlage des russischen Tschins. Denn eia Rußland, dessen Beamtenautokratie durch einen ostasiatischen Sieg erstarkt, wird heute oder morgen genötigt sein, die furchtbare Spannung seiner inneren Verhältnisse durch das Ventil eines europäischen, großen, populären Krieges, eines Krieges gegen Deutschland also, abzuleuken; und ein russisch-deutscher Krieg wäre ohne unsere Mit­wirkung auch dann nicht denkbar, wenn es keinen Dreibund gäbe. Wir glauben also fest an einen endgiltigen Sieg der

Japaner weil wir ihn herbeiwüuschen müssen.

* * *

Ja Amerika svekuliert msu zurzeit toll in Weizen. Die Ernte ist schlecht, die Preise steigen, und sie werden nach der Meinung der Menge «och ins ungemesseue steigen. Ein wahres Spekulationsfieber hat die großen Massen er­faßt. Leute aller Stände drängen sich, Weizen zu kaufen, um noch einen Zipfel jenes märchenhaften Glückes zu er­fassen, das den Nachbar in wenigen Wochen zum reichen Manne gemacht hat. Die Weizenerate ist in Amerika in diesem Jahre tatsächlich weit hinter den Erwartungen zurück­geblieben. Während unsere Landwirte vergebens nach Regen ausschauten, schienen in manchen Gebieten Amerikas gerade zur Erntezeit alle Schleusen des Himmels geöffnet. Wasfer- und Rostschäden haben den Ertrag wesentlich herabgemindert, und selbst optimistische Schilderungen schätzen die Weizen- crnte höchstens auf 520 Millionen Bushels gegenüber 601 Millionen im Vorjahre.

* Akterrsteig, 31. Aug. Gegenwärtig ist es eine Lust auf den mit Oostbäumen umsäumten Straßen zu wandern, namentlich in der Nähe von Ortschaften, denn wohin das Auge schaut, lugen wie Christbäume aussehende mit rot­wangigen Aepfeln oder mit prächtige» Birnen reichlich be- hangene Bäume einem grüßend entgegen. Ja es ist eine Lust, all' den Segen bewundern zu können, der noch draußen steht und der Einheimsrrng harrt. Das trockene Jahr hat uns wohl wenig Oehmd, aber Getreide von ausgezeichneter Qualität qebracht nnd die Berichte über einenguten Neuen" aus den Weingegenden lauten mit jedem Tage zuversicht­licher und froher. Das heurige Jahr zeigt wieder recht klar, daß der Landmann bei einem trockenen Jahr nicht verdirbt, Wohl aber bei ejnem nassen.

* Zu dem E'mbruchsdiebstahl bei HirsLwirt Dürr in Wart ist nach demGes." «achzutragen, daß der Diebstahl nachts zwischen 11 und 1 Uhr ausgeführt wurde und daß man den Dieben, einer Zicieunerbande, auf der Spur ist. Das gestohlene Geld im Betrage von über 200 Mk. bestand größtenteils aus 10- und 20-Frankenstücken, die der Wirt von französischen Lnftkurqästen i« den letzten Wochen ein­genommen hatte. Auch im Schulbauskeller und bei einem Kaufmann wurde eingebrochen und bei letzterem mehrere Laibchen Backsteinkäs, in elfterem einige Laib Brot gestohlen. Auch Wäsche, welche im Freien hing, wurde von den Dieben mitgenommen. In den Nachbargememden Schönbronv, Gültlingen n. a. machten die Diebe ebenfalls mehrere Be­suche. I» Schönbronn verunreinigten sie im Gasthaus zur Linde das Gastzimmer in der schmählichsten Weise, ehe sie es verließen.

* Am Sonntag hielt der Obstbanverein seine 20. Haupt­versammlung im Gasthaus zurLinde- in Wagok» ab, welche ziemlich stark besucht war. Nach demGes.- er­öffnet? Vorstand Oberamtsbaumwart Bihlcr unter Begrüßung der Anwesenden die Versammlnng und verlieh zunächst ein Ehrendiplom an Gärtner Raaf für 25jährige Tätigkeit als Stadtbaumwart; derselbe dankte herzlich und erinnerte daran, wie es vor 25 Jahren in Nagold gewesen fei, wie allmählich ein schönes immer wertvoller werdendes Baum­feld herangewachsen sei. Schriftführer Lebrer Renz-Haiter- bach berichtete über die Tätigkeit des Vereins im verflossenen Jahr; aus den abgehaltene» Versammlungen mit Bor­trägen gehe hervor, daß der Verein eine immer regere Tätigkeit entfalte, was insbesondere der Vorstandschaft zu verdanken sei. Nachdem noch Kassier Baumwart Helber den Kassenbericht vorgetragen hatte, ergriff Schullehrer Glück-Walddorf das Wort um über den Wert der Biene für den Obstbau zu sprechen. Er wies nach, daß zur Blüte­zeit der Obstbäume die Befruchtungsarbeit nur die Insekten, also in der Hauptsache die Bienen verrichten müsse», indem die Blüte eines Obstbaumes nur befruchtet werden kann,

wenn der Blutenstaub einer fremden Sorte auf ihre Narbe zu liegen kommt, was Redner durch Beispiele deutlich ver­anschaulicht. Er führte aus, daß deutsche Auswanderer in Ausstralieu Obstbäume pflanzten, die nach einigen Jahren Wohl schön blühten, aber keine Früchte brachten. Erst nachdem ein deutscher Imker Bienenstöcke mit nach Aus- stralien brachte, fingen die Bäume au, reichlich Früchte zu bringen. Schließlich wünschte Redner noch, daß die Baumfreuade auch mehr und mehr Freunde der Biene«- zucht würden und erntete für seinen interessanten Vortrag großen Beifall. Vorstand Bihler forderte die Versammlung auf, sich zum Dank dafür von den Sitzen zu erheben, was geschah. Nachdem noch verschiedene Fragen erörtert worden, erwähnte Vorstand Bihler, daß am 21. September in Nagold eine Obstausstellung veranstaltet werde mit Preis­verteilung. Herr Bihler schließt die Versammlung mit dem Wunsche, daß sich die Mitglieder rege au der Ausstellung beteiligen Möchten.

* Ueber die bereits gemeldete Verhaftung eines durch- gebrannteu Paares aus Kskw wird derN. Fr. Pr." aus Pest gemeldet: Bor mehreren Tagen erhielt die Pester Po­lizei von der Stuttgarter Sicherheitsbehörde die Berstäudig- ung, daß aus Calw die 47jährige Gattin eines Gutsbe­sitzers Botzenhardt mit dem 37jährigen Karl Kraus, dem Geschäftsleiter des Gutsbesitzers, durchgegangeu ist, nach­dem beide vorher aus der Kasse des elfteren Wertpapiere und Bargeld im Gesamtbeträge von 100 000 Mark ent­wendet hatten. Da der Verdacht vorlag,' daß das Paar sich nach Pest gewendet habe, ließ die hiesige Polizei die Hotels strenge überwachen, fand aber die Flüchtigen nicht, trotzdem diese schon am 24. in Pest eingetroffen und im Hotel Hungaria" abgeftiegeu waren. Endlich fiel einem Geheimpolizisten das fremde Paar auf und als sich beide mittags zum Südbahuhofe begaben, folgte er ihnen und forderte ste, als sie gerade ihre Fahrkarten lösen wollten, zur Ausweisleiftung auf. Die Beiden wurden zur Polizei geführt, wo sie sich als die Flüchtigen aus Calw entpupp­ten. Sie legten ein Geständnis ab und gaben an, daß sie von Stuttgart «ach Wien gereist seien, woselbst sie die Wert­papiere verkauften, und jetzt von Pest »ach Italien sich be­geben wollten, um über Genua die Fahrt nach Amerika an- zutrete». Die Polizei verständigte sofort telegraphisch die Stuttgarter Behörde. Da der Haftbefehl bloß gegen Kraus lautete, wurde dieser in Haft behalten, die Frau aber in Freiheit gesetzt.

* Akpirsöach, 29. Aug. Das im letzten Jahre gegen­über dem Bahnhofe erstellte Postgebäude ist »un fertiggestellt und kann demnächst dem Betriebe übergeben werden.

* Wöinge», 28 . Augxst. (Eine Ehe, die viel ver­spricht.) Eine Hochzeit, wie ste Gott sei Dank selten vor­kommt, fand letzten Samstag abend in einer hiesigen Wirt­schaft statt. Nachdem sich die Hochzeitsleute schon vor der Wirtschaft gehörig geprügelt hatten, setzte sich der Kampf auf der Straße bis zur Alleeubrücke fort, wobei die Braut mit tüchtigen Backenstreichen regaliert wurde. Der Bräu­tigam zog seinen Frack aus und war im Begriffe in den Neckar zu springen, er wurde aber noch rechtzeitig davon abgehalten. Der Brautkranz ging im Handgemenge ver­loren, derselbe wurde aber glücklicherweise von einem Metz­ger gefunden, der ihn als Siegestrophäe an seinen Fleisch- Haken hängte. Nach dem jungen Ehemann wird gesucht, aber seine Spur ist nicht aufzufindeu.

* Stuttgart, 27. Aug. Die in den Anlagen aufge­stellten Lusthausruinen find jetzt dem Publikum zugänglich gemacht. Der untere Säulengang, in welchem verschiedene Reste des Lusthauses, die sich in den Museen befanden, eingebaut wurden, weist ganz ansprechende Schönheiten auf. Daß von hinten dichtes Gebüsch zwischen die Säulen hereinragt, verleiht dem Bauwerk eine gewisse Stimmung. Die zu dem de« unteren Gang krönenden, säulengeschmückten Altan hinauführenden beiden Freitreppen sind nicht vollständig bis unten geführt, Wohl »m dem Publikum de» Zutritt zu dem oberen Teil der Ruinen zu verwehren.

* Ketkvrou«, 29. Aug. In Osterburken zerstörte eine Feuersbrunst heute nachmittag sieben Wohnhäuser uud zwölf Scheunen.

* Nforzheim, 26. Aug. Die Stadt Pforzheim will nun­mehr dem Beispiel der anderen größeren badischen Städte und vieler anderen im Reich folgen «ud den im Dienst der Stadtgemeinde stehenden Lohnarbeitern und den Angestellten, die nicht penstonsberechtigt find, Anwartschaft auf Ruhegeld und Hinterbliebenen-Versorgung gewähren. Zur Zeit liegt der im Auftrag der Verstcherungskommisston von Bürger­meister Holzwart ausgearbeitete Entwurf dem Stadtrats­kollegium zur Beratung vor. Zehnjährige Dienstzeit soll