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Jervsprrcher M. 11.
Emruckungs-Gebuhr für Altensteig und nahe Umgebung bei einmal. Einrückung 8 Pfg., bei mehrmals, je 6 Pfg., auswärts je 8 Pfg. die einspaltige Zeile oder deren Raum-
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Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag «tt der wöch. Beilage »Der Sonntags- Gast*.
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Sonntag. 21. August
1904
««tliches.
Bekanntmachung.
Kiel, August 1904. Wilhelmshaven, August 1904.
Im Herbst 1SV4 wird eine größere Anzahl tropendienstfähiger Dreijährig-Freiwilliger für die Besatzung Vo« Kiautfcha« zur Einstellung gelangen.
Ausreise: Frühjahr 1SV5. — Heimreise Frühjahr 1907. Bauhandwcrker (Maurer, Zimmerleute, Dachdecker, Tischler, Glaser, Töpfer, Maler, Klempner usw.) und andere Handwerker (Schuhmacher, Schneider usw.) werden bei der Einstellung bevorzugt.
Die dienstpflichtigen Mannschaften erhalten in Kiaut- schau neben der Löhnung und Verpflegung eine Teuerungszulage von 0,50 Mk. täglich, die Kapitulanten eine Ortszulage von 1,50 Mark täglich.
Militär dienstpflichtige Bewerber, von kräftigem und mindestens 1,65 w großem Körperbau für das III. Seebataillon, bezw. 1,67 in für dir Matrvsenartillerie-Abteilung Kiautschau, welche vor dem 1. Oktober 1888 geboren sind, haben ihr Einstellungsgesuch mit einem auf dreijährigen Dienst lautenden Meldeschein entweder: dem Kaiser!. Kommando der Stammkompagnien des III. Seebataillons in Wilhelmshaven : zum Dieuft- eintritt für das III. Seebaiaillon und die Marinefel dbaiterie,
oder
dem Kaiserlichen Kommando der III. Matrosenartillerie- Abteilnug in Lehe: znm Dleusteintritt für die Matrosenartillerie-Abteilung Kiautschau (Küstenartillerie) möglichst sofort, spätestens zum 2«. September 1004 einzusenden.
Kaiserliche Inspektion Kaiserliche Inspektion
der Marineinfanterie. der Marineartillerie.
ff Der bevorstehende Handwerkertag.
(Nachdruck verboten.)
Nächste Woche tritt in Magdeburg der Allgemeine Jnnungs- und Handwerkertag zu seiner Jahresversammlung zusammen, auf die wir in anbctracht des bedeutsamen Beratungsmaterials, das des Handwerkertages harrt, schon heute an dieser Stelle Hinweisen möchten. Es sind insbesondere zwei wichtige Fragen, über welche in Magdeburg Beschluß gefaßt werden soll: Die Gründung einer Mittelstandspartei und die Einführung der obligatorischen Invaliden- und Altersversicherung selbständiger Handwerker.
Die erste dieser beiden Fragen beschäftigt den deutschen Nährstand schon seit geraumer Zeit. Zu wiederholten Malen ist der Anlauf genommen worden, die Angehörigen des deutschen Nährstandes zu einer geschlossenen und auf die Gesetzgebung ei> flußreichen Mittelstandspattei zu vereinigen. Nicht mit Unrecht haben die Vertreter dieser Bewegung darauf hingewiesen, daß die Gesetzgebung unendlich viel für die Arbeiter getan habe und zu tun fortfahre, daß auch Industrie und Großgrundbesitz keinen Grund hätten, über Vernachlässigung zu klagen, daß dagegen der Mittelstand, das Mark und Rückgrat des Reiches, bei weitem nicht die Rücksichtnahme erfahre, die ihm gebühre. Deshalb sei es die höchste Zeit, daß sich der Mittelstand za einer besonderen Partei zusammenschließe, aus seinen Reihen Vertreter in den Reichstag und in die Einzellandtage entsende und in den Parlamenten für seine Sache eintrete. Nur so sei eine Besserung der heutigen Lage möglich.
Wir haben uns im deutschen Vaterlande über einen Mangel an Parteien gewiß nicht zu beklagen. Es gibt zwischen ihnen zum Teil so feine und diffizile Unterschiede, daß es dem Fernstehenden schwer fällt, sich zurecht zu finden. Das kommt daher, daß die Parteien alle auf ein bestimmtes politisches Programm mit so und so viel Paragraphen eingeschworen find. Es entsteht dadurch unsäglich viel Streit und U >eimgkcit und die Allgemeinheit, die Wohlfahrt des Reiches leidet unter diesen Parteiungen.
Man soll keine Jnteresfenpolitik treiben, sondern das Interesse der Allgemeinheit über das des Einzelnen setzen. Ganz richtig! Aber noch weit richtiger ist es, daß die heutige Parteigruppierung unwirksam ist, daß nicht sowohl Politische wie wirtschaftliche Fragen den Ausschlag geben. Die hohe Politik hat bisher den Vorrang von Erörterungen über die wirtschaftliche Lage eingenommen. Das wird in Zukunft anscheinend anders werden. Und sollte der neuen Behandlung der Dinge zunächst auch der Vorwurf der Jnteresfenpolitik gemacht werden, so schadet es nichts. Wenn jeder wirtschaftliche Stand im deutschen Volke sich Berücksichtigung erringt, so wird am Ende ein billiger Ausgleich zu Stande kommet, und es werden alle Teile befriedigt
werden. Schlägt die ins Leben zu rufende Partei die rechten Wege ein, dann wird zum Heile des deutschen Nährstandes der Erfolg nicht ausbleibeu.
Ucber die Frage der Handwerkerverficheruug wird man sich in Magdeburg voraussichtlich schwer einigen. Die Mehrzahl der selbständigen Handwerker ist der obligatorischen Invaliden- und Altersversicherung abgeneigt. Da auch die Regierung den Handwerkerverficherungsfragen in absehbarer Zukunft uäher zu treten nicht gewillt ist, so wird die Erledigung dieses Teiles der Tagesordnung wohl auf einen späteren Haudwerkertag vertagt werden.
Tagespolitik.
In Baden ist auk 1. August das Gesetz über die Einführung eines Zuschlags beim Verkauf von Liegenschaften zu der staatlichen Berkehrssteuer in Kraft getreten. Der den Gemeinden Ankommende Zuschlag ist aus ein halb Prozent des Kaufpreises festgesetzt, sodaß die Verkehrssteuer einschließlich der staatlichen mit 2^2 Prozent künftig im ganzen 3 Prozent betragen wird. Die Erhebung des Zuschlages ist in allen Gemeinden des Landes zulässig, in denen die Gemeindeumlage mindestens 40 Pfg. von 100 Mk. Grundsteuerkapital beträgt. In Städten von mehr als 10 000 Einwohnern tritt die Erhebung des Zuschlages ohne weiteres ein und unterbleibt nur, wenn die Gemeinde dies ausdrücklich beschließt.
* *
Der Umstand, daß in Frankreich zahlreiche geistliche Orden ausgetrieben wurden und daß jetzt sogar die diplomatischen Beziehungen zwischen Paris und Rom abgebrochen find, lenkt die Blicke auf die kirchlichen Zustände in Frankreich im allgemeinen. Man sucht nach einer Erklärung, warum in dem seit Jahrhunderten durch seine Glaubensfrömmigkeit bekannten ganz katholischen Land die Mehrheit des Volkes gleichgültig der drohenden Trennung von Staat und Kirche entgegensteht. Ein gutuvterrichtetes katholisches Blatt in Straßburg, der „Bolksfreund", schreibt als Erklärung : „Das Volk in Frankreich kennt seine Priester zu wenig und darum ist es ihnen entfremdet worden. Schon die Seminarerzichung des Klerus trägt einen großen Teil der Schuld. Diese Erziehung ist abgeschlossen, vielfach zu streng, zu einseitig und weiß sich den neuen Verhältnissen wenig avzupassen. Um sozialpolitische Fragen hat man sich im allgemeimn daselbst viel zu wenig bekümmert. An die Presse und dw gesamte Politik durfte sich der Klerus nicht wagen; dafür sorgten einerseits die Regierung und anderseits die Bischöfe, denen politisierende Geistliche von jeher ein Greuel waren und die sich dadurch allerdings manche böse Geschichte vom Halse fernhielteu. Sodann wurde der Klerus seit der Revolution mit einem Hungersolde bedacht, zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben; das bewirkte naturnotwendig bei vielen Leuten, daß jegliches Ansehen vor dem geistlichen Stande schwinden müßte. Heute noch beziehen die Pfarrer in Frankreich vierteljährlich 180 Mark und die Vikare ganze 120 Mark. Weiter ist es die Strenge, die der Kirche in Frankreich außerordentlich geschadet hat. Diese übertriebene Strenge namentlich in Erteilung der Absolution entfremdete zahlreiche Christen, die auf das hin den Kirchenbesnch und die Benutzung der Sakramente vollständig vernachlässigten. So kann es niemand mehr wundern, wenn in manchen Gegenden die Religion fast ganz verschwunden ist, besonders bei der Männerwelt. Den Priester beruft mau vielfach nur noch au drei Tagen: am Tauftag, bei der ersten heiligen Kommunion und am Begräbnistage, manchmal auch noch bei der Hochzeit, wenn man sich mit der Zivilehe nicht begnügen will. Es gibt trotzdem Distrikte, wo die Religion noch in allen Ehren steht. Wer kennt nicht die Bretonen, die ihren Glauben auch in den schlimmsten Zeiten zäh bewahrten? Auch im Norden und Südosten gibt es zahlreiche solche Gegenden. Im Zentrum jedoch und vielfach auch im Westen ist es mit der Religion überaus traurig bestellt. Keine Sonntagsheiligung mehr. Zu dem Gottesdienst erscheinen nur «och etliche Frauen. Die erste heilige Kommunion, die übrigens viel zu früh erteilt wird und deshalb keinen nachhaltigen Eindruck machen kann, ist für die große Mehrzahl auch die letzte heilige Kommunion gewesen. Die Trauungen geschehen vielfach ohne Vorbereitung. In den Städten ist es soweit gekommen, daß viele Leute ihre Kinder gar nicht einmal taufen lasse». Diese sollen sich später selbst eine Religion zulegen, oder nach Belieben ohne Religion bleiben. Dabei ist das entsetzliche Zweikiudersystem sin Schwange, damit die Familie ja nicht zu sehr belastet und das Vermöge» nicht zu sehr zersplittert werde.*
LcmdesnachrichLen.
* Aklenstetg, 20. August. Auch hier haben wir wieder eine stattliche Anzahl Laftkurgäste aufzuweisen, doch nimmt ihre Zahl nicht in dem Maße zu, wie wünschenswert und wie die reizende Umgebung, die prächtigen Spaziergänge in den nahe gelegenen Hochwaldungen dies rechtfertigen würde. »Altensteig hat eine gottvolle Lage" hört man Fremde gerne äußern, aber was nützt das in Hinsicht auf den Fremdenverkehr, wenn in ihn keta rechter Zug kommen will. Wo fehlt's? Gasthäuser, die zu billigen Pensionspreisen gute Aufnahme bieten, sind genügend vorhanden und bei einigermaßen bedeutendem Fremdenzufluß würde dem Bedürfnis auch sofort in jeder Hinsicht Rechnung getragen werden, auch an Wohnungen ist zurzeit kein Mangel. Was nun fehlt, dürfte in erster Linie am Einsetzen einer kräftigen Agitation zur rechten Zeit, etwa zu Beginn des Monats Mai, zu suchen sein. Unseres Erachtens sollte aus hiesigen Bürgern eine Kommission eingesetzt werden, welche sich der Sache kräftig «»nimmt und durch Privatbeiträge, vornehmlich der Wirte, Metzger, Bäcker und vielleicht auch einer jährlichen Unterstützung aus der Stadt- kasse die Mittel aufbriugen könnte, mit welchen die Kosten für Herausgabe von Prospekten, Inserate rc. gedeckt werden können. Diese Kommission sollte sich auch mit der Vermittlung von Wohnungen befassen und sich mit dem Eingehen auf die Wünsche und Anliegen der Luftkurgäste beschäftigen. Fasse mau einmal die Sache beim richtigen Fleck an, zeige Ausdauer, dann wird's schon gehen und bedenke, daß es „ohne Saat keine Ernte* gibt. Wir wünschen und hoffen, daß diese Anregung nicht umsonst verhallen und den Interessenten Veranlassung geben möge, die nötigen Schritte zu tun.
-n. Warth, 19. Aug. Durch die zu Gunsten der Abgebrannten Jlsfelds bewerkstelligte Hauskollekte hier und in unserer Filialgemeinde Ebershardt wurden zusammen 148 Mk. eingebracht, und zwar von Warth 70 Mk. 30 Pfg., von Ebershadt 77 Mk. 70 Pfg., gewiß ein schöner Beweis von der Opferwilligkeit unserer Kirchspielsgemeinde.
js Stuttgart, 19. Aug. Durch das Jlsfelder Brandunglück ist auch die Braudschadenskasse des evang. Lehrer- unterstützuugsvereius in starke Mitleidenschaft gezogen worden, da die Fahrnis zweier Lehrer, die je mit 6000 Mark versichert find, mitverbrannt ist. Bei dem guten Stand der Kasse wird auch dieser verhältnismäßig hohe Schade« ohne Schwierigkeiten reguliert werden können.
* Aaihiuge« a. K., 16. August. Die 7,5 Kilometer lauge, von der württembergischen Eisenbahugesellschaft erbaute normalspurige Nebenbahn von Vaihingen—Sersheim nach Enzweihingen wird am 1. Oktober eröffnet. Die Bahn zweigt auf der Station Baihingen—Sersheim der Staatsbahnstrecke Bietigheim—Mühlacker ab, erreicht nach
1.3 Kilometer die Haltestelle Kleinglattbach, nach weiteren
3.3 Kilometer die Station Vaihingen a. E. und nach weiteren 2,9 Kilometer die Haltestelle Enzweihingen. Täglich werden je 6 Züge in jeder Richtung verkehren. Auch die Oberamtsstadt Vaihingen wird also in Bälde den lang ersehnten Bahnanschluß erhalten, und von den württembergischen Oberamtsftädten ist es dann nur noch Welzheim, das der ihm zwar auch schon längst zugesagten Bahn entbehrt.
js Aktshausen, 20. Aug. Gestern abeul Uhr
brach in dem Dampfsägewerk des Werkmeisters Fritz (vorm. Hofwerkmeister Reck) Feuer aus, welches so rasch ums stch griff, daß das ganze Sägeauwrsen mit allen Zubehördeu (Maschinen, verschiedenen Schuppen u. s. w.) total abbrannte.
ff Alm, 19. Aug. Die Stadt hat die im Frühjahr abgebrannte Wanner'sche Malzfabrik für 18 712 Mk. unter der Bedingung angekauft, daß die Brandverficheruugsanstalt die Uebertragung dieser Summe auf den Rathausumbau unter Entbindung des abgebrannten Gebäudes genehmigt. Die Ermächtigung hierzu ist eingetroffen, und so wird die Brandrutne nunmehr weggeräumt uud der Platz freigemacht.
ff Alm, 19. Aug. Die Ortsarmenkollegien beschlossen gestern, die Verpflegungskosten der beim Kriegerfest am Bahnhof verunglückten Personen, des Weingärtners Ränder aus Grunbach und der Gerbersfrau Schaal aus Eßlingen, mit Rücksicht auf deren bedrängte Lage gänzlich nachzulassen falls der Betrag in Höhe von 239 Mk. nicht infolge der Haftpflicht des Staates ersetzt wird.
ff Hlaveusöurg, 19. Aug. Bei Grabarbeiten an einem Neubau bei der Pauoramastraße stürzte durch eine Bodenrutschung eine Kieswand ein und verschüttete 3 Arbeiter. Einer derselben, ein 24 jähr. Italiener ist tot, der andere schwer verletzt, der dritte kam mit leichteren Verletzungen davon. Gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet.