gleiche. Er meint jedoch, daraus könne nicht gefolgert werden, daß Kuropatkin in der Entscheidungsschlacht unter­liegen müsse. Der Geist und die Eigenschaften der Armeen seien ganz verschieden. Von einem bevorstehenden Miß­erfolg könne keine Rede sein. Eines sei mit Bestimmtheit vorauszusagen: Wenn Kuropatkin die Schlacht unter den Mauern Liaojangs avzunehmen sich entschließe, würde dort eine der blutigsten Schlachten, die die Weltgeschichte kennt, geschlagen werden. Die Japaner würden natürlich alle ihre Kräfte dorthin ziehen. Im Maximum könne die japanische Streitmacht vor Liaujang auf 270000 Mann mit 750 Geschützen und Maschinengewehren angegeben werden. Die Gesamtzahl der auf beiden Seiten Kämpfeuden würde 470 000 mit 12 000 Geschützen erreichen, also der Zahl der Kämpfer bei Leipzig 480000 und bei Kömggrätz 460000 etwa gleichkommen.

* Metersönrg, 12. Aug. Ein Telegramm des Statt­halters Alexejew an den Kaiser vom II. August meldet: Wie der Kommandant von Port Arthur berichtet, ging das Geschwader am 10. August in See. Am Horizont waren drei japanische Kreuzer erster Klasse, acht kleine Kreuzer uud 17 Torpedoboote sichtbar. Der Hafen wird seit drei Tagen mit Belagerungsgeschützen beschossen.

* London, 12. August. Die japanische Gesandtschaft teilt mit: Als das russische Geschwader aus Port Arthur herauskam, wurde es südlich von Dentao von dem japanischen Geschwader angegriffen und zerstreut: Die SchiffeAskold", Nowik" und noch ein Kreuzer und ein Torpedojäger flüchteten «ach Kiautfcha«, ein anderer Torpedojäger nach Tfchif« Fünf russische Schlachtschiffe, ein Kreuzer, wahrscheinlichDiana", ein Hospitalschtff und verschiedene Torpedojäger schienen gestern wieder nach Port Arthur ge­langt zu sein.

ff Merlin, 13. August. Es bestätigt sich, daß russische Kriegsschiffe aus der Schlacht bei Port Arthur kommend in Tsintau eingelaufen sind. Es wird als selbstverständ­lich betrachtet, daß der Gouverneur von Kintschou 'ihnen gegenüber die Grundsätze der Neutralität streng durchführen wird.

ff Gschifrr, 12. August. (Reutermeldung.) Die Iden­tität der russischen Schiffe in Tsintau ist noch ungewiß. Festzustehen scheint aber, daß eins das LinienschiffZesare- witsch" oder ein Schtff vom gleichen Typ ist. Eia Kreuzer und ein Torpedobootszerstörer nähern sich Shanghai. Es sind Anzeichen dafür vorhanden, daß die übrigen Schiffe der Flotte nach Port Arthur zurückgekehrt sind.

* Tschif«, 12. August. (Reuter.) Der Versuch des russischen Geschwaders, nach Wladiwostok durchzu- breche«, gilt als gescheitert.

* Tschif«, 12. Aug. (Neuter). Die japanischen Torpedo­bootszerstörer, welche den russischen Torpedobootszerstörer Reschitelny" nahmen, sind derAsaschimo" und derKa- sumi". Die Japaner sandten einen Offizier an Bord des Refchitelny" und forderten die Russen auf, den Hafen zu verlassen uud das Gefecht aufzunehmen. Der Kommandant desRcschitelny", Rostschakowski, erwiderte, derReschitelny" sei dcsarmiert und seine Maschinen seien betriebsunfühig; die ganze Angelegenheit liege in den Händen der Chinesen. Als der japamsche Offizier hieraus um dir Erlaubuis bat, diese Aussagen auf die Richtigkeit zu prüfen, gab Rost- schakowski eiligst mit leiser Stimme den Befehl, das Schiff in die Luft z i sprengen, da er zugleich mit dem Schiffe sein und seines Gegners Leben vernichten wollte. Un­mittelbar darauf stürzte sich der Kommandant auf den ja­

panischen Offizier uud sprang mit ihm über Bord. Nach einer Meldung soll der Kommandant umgekommen, nach einer anderen soll er schwer verwundet aber entkommen sein und von den Fremden verborgen gehalten werden.

* Lovdo«, 12. Aug. Von Admiral Togo liege» noch keine Nachrichten vor. DasBureau Reuter" meldet aus Tschifu: Als die russische Flagge auf dem Torpedoboots­zerstörerReschitelni" eiugezogen wurde, sang die Mann­schaft die Zarenhymne; der Kapitän brach in Tränen aus. Darauf wurde die japanische Flagge gehißt.

* London, 12. August. Dem Bureau Reuter wird aus Schanghai gemeldet : Ein russischer Torpedojäger kam heute hier an. Mer russische Schlachtschiffe sollen vor den Saddle-Jnseln in der Hangchau-Bai südöstlich von Schang­hai sein.

ff Washington, 12. Aug. (Reutermeldung.) Beamte des Staatsdepartements geben ihrer Befürchtung Ausdruck, daß der Angriff auf den russischen Torpedobootszerstörer Retschitelny" eine Verletzung der chinesischen Neutralität darstclle, .was China als Bundesgeuossen Japans in den Krieg verwickeln könnte. Unzweifelhaft tun die Vereinigten Staate» ihr Aeußerfters, um mit den anderen Mächten eine Regelung herdeizusüyreu, durch welche das Abkommen, die Kriegsoperationen auf die Mandschurei und Korea zu be­schränken, in vollem Umfang aufrecht erhalten wird.

* Tokio, 12.Auqust. (Reuter.) Man glaubt, daß die Mehrzahl der Schiffe der russischen Flotte nach Port Arthur zurückgekehrt ist.

* Tokio, 12. August. Admiral Togo berichtet, das rus­sische KriegsschiffZessarewitsch" ist wahrscheinlich am 10. August gesunken.

* London, 12. Aug. Aus Kurokis Hauptquartier wird gemeldet: Kuropatkin konzentriert immer bedeutendere Truppenmasseu halbwegs Liaojaug und Mulden, sowie bei Muküen selbst gegen die vierte japanische Armee. Indem er vor Liaojaug nur starke Deckungskorps läßt und zugleich Anping befestigt, versucht er den rechten Flügel Kurokis zu umgehen. Eine Offenstv-Bewegung Kurokis gilt deshalb als bevorstehend.

ff Hlem, 12. Aug. DieTribuna" meldet aus Mukden: Der Korrespondent der Tribuna, Pardo, wurde wegen seiner Kriegsberichterstattung an die Tribuna von den russischen Behörden aufgefordert, den Kriegsschauplatz zu verlassen.

* *

0 Vou den Schrcckeusszenen bei der Beschießung des japanischen TrausportdampfersSadomaru" durch das Wladiwostoker Geschwader gibt Oberstleutnant Sato, der Transportführer, nach der Franks. Ztg. folgende Schilderung: DieSadomaru" stoppte ohne weiteres auf den ersten Blankschuß, da an ein Entkommen nicht zu denken war. Sehr bald lag ein Boot an unserer Seite, und ein Offizier derRosstja" kam an Bord. Er redete mich deutsch an, und es ist meine feste Ueberzeugung, Laß er durch Verrat gewußt hat, mit wem er es zu tun hatte, sonst hätte er um meine deutschen Kenntnisse nicht gewußt. Wir wurden aufgefordert, an Bord derRossija" zu kommen. Ich ant­wortete :So ergibt sich kein japanischer Soldat." Achsel­zuckend begab sich der Offizier an Bord seines Schiffes zu­rück. Im übrigen muß ich bekennen, daß sein Auftreten durchaus vornehm und würdig war. Jetzt traten für uns die furchtbarsten Augenblicke ein, denn das Bombardement auf dieHikaschimaru" hatte inzwischen begonnen, und, das war so furchtbar, daß es uns allen grauste, ein gleiches

Schicksal vor Augea zu sehen. Gleich zu Anfang kamen etliche Leute zu uns herüdcrgeschwommen und wurden vou uns ausgenommen. Nach der Abfahrt des russischen Offi­ziers rief ich meine Leute zusammen und machte sie mit dem bekannt, was ihrer wartete. Ich verbot einem jeden, sich durch Selbstmord das Leben zu nehmen, da jeder die Pflicht habe, sich seinem Vaterland und seinem Kaiser so lange wie möglich zu erhalten. Bald darauf kam das erste Torpedoboot auf uns zu, uud in diesem Augenblick hörte ich denn auch etliche Schüsse an Bord und wußte, daß meine Worte nichts gefruchtet hatten bei einigen meiner Leute. Einem meiner Offiziere habe ich den Revolver per­sönlich aus der Hand geschlagen, da er die Mündung schon iu den Mund gesteckt hatte. Etliche meiner Leute spränge» über Bord. Ein Boot, übervoll von Menschen, stieß gerade ab, als der erste Torpedoschuß traf. Auch der zweite Schuß traf, das Schiff begann zu sinken, so daß wir de» sicheren Tod vor Augen hatten. Merkwürdigerweise hörte das Ein­dringen des Wassers bald aas, die Torpedos müssen sehr tief getroffen haben; die Schotten konnten geschlossen wer­den. Die Russen sahen uns sinken und überließen uns unserem Schicksal, ohne noch einmal auf uus zu feuern. 46 Mann habe ich verloren, zumeist durch eigene Un­besonnenheit in der Gefahr.

Hsudel u«d Verkehr.

* Kalrv, 10. August. (Viehmarkt.) Auf den heutigen Markt waren zügeführt: 11 Pferde, 350 Stück Rindvieh, 52 Körbe Milch­schweine, 92 Läuferschweine. Verkauft wurden ca. 200 Stück Rind­vieh. Die Preise hielten sich auf dem Stand des vorigen Marktes und obwohl viele Händler am Platze, ging der Handel flau. Ochsen wurden zu 8001045 Mk. pro Paar verkauft. Milchschweine lösten 18-33 Mk. pro Paar, Läufer 3580 Mk. Absatz aus dem Schweine­markt schleppend.

* Stuttgart, 10. August. (Fruchtpreise im Monat Juli.) Auf den württ. Märkten sind im verflossenen Monat folgende Frachtpreise erzielt worden: für Weizen im Mittel 16,43 Mk., niederster Preis 15 Mk., höchster Preis 17,20 Mk.; für Kernen im Mittel 16,80Mk., niederster Preis 15 Mk., höchster Preis 18,20 Mk.; für Gerste im Mittel 12,75 Mk., niederster Preis 12 Mk., höchster Preis 15,20 Mk.; für Roggen im Mittel 12,55 Mk., niederster Preis 11,60 Mk., höchster Preis 14,20 Mk.; für Hafer im Mittel 12,81 Mk , niederster Preis 11,60 Mk., höchster Preis 15,60 Mk. Im Vergleich zum Vormonat ist bei Roggen und Weizen ein Sinkender Preise eingetreten, während Kernen, Gerste und Hafer besseren Erlös brachten.

Vermischtes.

* (Wozu ein Automobil nicht zu verwenden ist), das hat dieser Tage ein Nürnberger Automobilist erfahren. Seine sparsame Ehehälfte forderte den Gatten auf, bei seinen Aus­flügen auf dem Lande doch einmal ein paar Schock Eier mitz chrinzen. Der brave Gatte tat, wie ihm befohlen war; er erstand frischen Mutes drei Schock frische Eier und lenkte im Hochgefühl der getanen Pflicht sein Schnaufer! Nürn­berg zu. Die Eier wurden tu einem Korbe auf das zurück- geschlagene Verdeck gestellt. Flott ging die Fahrt weiter, als einige Kilometer vor Nürnberg das Schuauserl über eine quer über die Straße laufende Rinne hinüber mußte: ein kräftiger Hopser patsch, ja was ist denn das? Der arme Fahrer war plötzlich von oben bis unten mit Eigelb überzogen, das lustig von Kopf und Schultern herunterrann, und außerdem hatte der Waren plötzlich eine sehr aparte gelbe Polsterung erhalten. Sehr schlecht sollen jetzt Leute bei dem Automobile'en ankommen, wenn sie sagen, ob er ihnen nicht mit seinem Schnaufers billige uud frische Eier besorgen könne.

Verantwortlicher Redakteur: W. Ricker, Altensteig.

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