Aervlprecher Nr . H.

Erscheint Dienstag Donnerst.. Samstag und Sonntag «kt der wöch. Beilage

»Der Sonntags- Gast«.

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Donnerstag. 4. August.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

Verwendbare Bei­träge werden dankbar angenommen.

1904.

Die diesjährige niedere Dienstprüfung haben u. a. mit Erfolg bestanden: Friedrich Braun von Effringen, Fritz Bürkle von Conweiler, Paul Karch von Calw, Emil Theurer von Liebenzell, Johannes Walz von Altenstei g- Stadt und Gustav Zimmermann von Na gold.

Die Prüfung für die Aufnahme in das evangelisch-theologische Semina- in Tübingen haben u. a. mit Erfolg bestanden: Friedrich Ettwein, Sohn des Rotgerbers in Altensteig, Karl Faist, Sohn des Mühlebesitzers in Altensteig, Wilhelm Huppenbauer, L-ahn des Kur­hausvorstands in Freudenstadt und Paul Schmidt, Sohn des Kameral-

verwalterW in Oehringen (früher in Altensteig.) _

Im Oberamtsbezirk Freudenstadt ist das Benützen von Reisig als Sperrvorrichtung im Radfaarerverkehr verboten worden. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafen bis zu 60 Mk. oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahndet.

TugespOMK.

(Zur Protestbewegung.) Seit kurzem schwebten Unter- haudlungeu zwischen der Deutschen Partei, der Volkspartei und der Sozialdemokratie (Ortsgruppe Gavleuberg) in Be­treff eines Zusammengehens iu der Protestbewegung gegen die Kammer der Staudesherreu. Die Unterhandlungen führte» zu einer Einigung und so wurde Sonntag nachm, im Lammsaale zu Gablenderg von den genannten 3 Par­teien eine öffer.iliche Protestvrrsammluug abgehalten. Zu­nächst sprach als Vertreter der Sozialdemokratie Laudtags- abgeordneter Keil, der die emberufcue Versammlung eine Demonstratio» für die Rechtsgleichheit aller Staatsbürger nannte. Der Redner stellte gleich zu Beginn seiner Aus­führungen fest, daß mit Ausnahme des Zentrums alle Par­teien mit inbegriffen die Konservativen und der Bauern­bund darin eisig sind, daß die Erste Kammer ein großes Uebel ist. Es handle sich nur noch um die Frage, ob das Uebel nur in der Art der jetzigen Zusammensetzung der Kammer der Standesherren z« suchen ist oder ob nur "durch ihre gänzliche Beseitigung Besserung geschaffen werden kann. Der Vortragende streifte in einem kurzen Rückblick die Haltung der Ersten Kammer in wichtigen Fragen und , kam dabei zu dem Schluß, daß nicht nur die katholischen, ! sondern auch die evangelischen und sogar die lebensläng­lichen Mitglieder nur hemmend gewirkt hätten. Nicht der Schein eines Fortschritts sei zu erwarteu, solange diese überflüssige Einrichtung, deren Hauptaufgabe imBremsen" bestehe, noch existiere. Für sie gelte nur die Forderung: Entbindung von jeder Befugnis, d. h. völlige Abschaffung. Diese Forderung entspreche sowohl den liberalen, den bür­gerlich demokratischen, wie den sozialdemokratischen An­schauungen. Wenn man im Reiche mit einer einzigen, aus dem allgemeinen Wahlrecht hervorgezangenen Kammer aus- komme, so sei dies bei einem Ewzelstasr, dessen Befugnisse weit geringere seien, noch leichter möglich. Zunächst gelte es, das Ziel festzulegen, das zur Beseitigung der Kammer der Staudesherreu ins Auge zu fassen sei, und dann müsse die breite Ocffentlichkeit mit Hochdruck auf dieses Ziel hin­geleitet werden. Man möge doch zuerst den Versuch machen, ob in der Zweiten Kammer sich eine Mehrheit für die Be­seitigung der Kammer der Srandesherren finden lasse. Wenn nicht und damit rechnet auch der Abg. Keil, dann müsse auf Grund einer verfassongsberatenden Ver­sammlung eine neue Verfassung geschaffen werden. Diese Versammlung einzuberufen, sei ein sittliches Recht des württembergischen Volkes. Nach einer eingehenden Er­örterung wurde einstimmig eine Resolution angenommen, in der die Abschaffung der Ersten Kammer und Schaffung einer reinen Volkskammer, hrrvorgrgangen auS dem allgcmeineo,

gleichen, geheimen und direkten Wahlrecht, gefordert wird,

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Lijo Brentano, der ehemalige Leipzeiger Professor, unterzieht in einem Münchener Blatte den Handelsvertrag einer überaus scharfen Kritik, die kurz und bündig die Ueder- schrift trägt: Wer wird der Geprellte sein?" Der bekannte Bolkswirtschaftler legt folgendes dar: Mit dem Sechsmark­zoll glaubt man die deutsche Landwirtschaft vor der Kon­kurrenz der russischen zu schützen. Das ist aber ein Irrtum, denn Rußland muß seine Bauern konkurrenzfähig erhalten und wird deshalb die Frachtpreise dis zur Grenze um an­nähernd sechs Mark verbilligen. Der russische Bauer wieder wird, um Getreide los zu werden, sich mit einem ganz be­scheidenen Gewinn beguügen und es billiger als bisher ver­kaufen. Der Getreidepreis in Deutschland steigt also nicht, und die Agrarier haben keinen Grund zu jubeln. Dagegen wird durch die Verschleuderung des Getreides die Steuer­kraft in Rußland geschwächt, die finanzielle Lage verschlech­tert und eines Tages werde es soweit kommen, daß der deutsche Inhaber russischer Papiere keine Zinsen mehr er­halte. Das sei gar nicht so unmahrscheinlich, denn Ruß­land bezahle schon jetzt die Zinsen seiner alten Anleihen l»it dem Kapital der neuen. Es mag dahingestellt blei­

ben, ob diese Theorie sich als richtig erweist. Das aber ist gewiß: Mit der Möglichkeit eines Staatsbankerotts oder eines Akkords haben die Gläubiger Rußlands zu rechnen. Dafür sorgt schon allein die Artillerie der Japaner: Was drüben in Asien verpufft wird, ist deutsches Geld. Aber auch die ganze kulturelle und wirtschaftliche Lage Rußlands lasse Schlimmes befürchten, vor allem der Stand der russischen Staatsschuld, die iu den letzten fünfzehn Jahren enorm gewachsen ! ist. Gewiß Rußland ist ein an Bodenschätzen reiches Land, aber vorläufig hat noch niemand dre Kraft, den gold- ; beladenen Karren bis an die Grenze za schieben. Dazu gehören noch hundert und einige Jahre Kulturarbeit.

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Aus Rom meldet das Tagebl.: Der Papst wird demnächst ein Weißbuch erscheinen "lassen, worin alle Doku­mente veröffentlicht werden solle», die sich auf den Bruch mit Frankreich beziehen. Dies wird das erstemal sein, daß der Vatikan eine derartige Veröffentlichung voraimmt. Der Papst empfing gestern eineu Kardinal und sagte ihm: Frankreich verursacht uns lebhaften Schmerz, aber zahl- rerche andere Lander, z. B. Deutschland, sind uns ein Trost."

LoMbesrnLZchriLtzLen.

* KktesAeig, 3. August. Der Bericht des Staats­ministers des Innernan den König" betr. die Verwaltungs- Ergebnisse der Gebäude-BrandverstcheruNgs-Anstalt im Jahre 1903 bietet auch diesmal wieder für weitere Kreise des Interessanten manches. Was zunächst die Summe der ver- williqteu Brandeutschädigungen cmbelangt, so betrug dieselbe 3 186 754 Mk., somit 1282 058 Mk. weniger als im Jahre 1902. Diese Summe verteilt sich auf 1002 Brandfälle (worunter 152 Blitzschläge) infolge deren 586 Gebäude zer­stört, 1278 beschädigt, im Ganzen 1665 Gebäudebesitzer be­troffen wurden. Die Summen der «usbezahlten Brandent- schädigungen einschließlich der vvu Brandfällen aus den Vorjahren herrührend, beträgt 3 322 846 Mark. Der Brandversicheruugs-Anschlag sämtlicher versicherter Gebäude hat pro 1. Januar 1903 betragen 3153 433 960 Mark, pro 1902 3 043 495 395 Mk.; somit Zunahme 109 938 565 Mark. Die Zahl der versicherten Gebäude beläuft sich auf 660 087 (341440 Haupt- und 318 647 Nebengebäude) und hat sich gegen den Stand des Jahres 1902 mit 655 579 erhöht um 4508 (3333 Haupt- und 1145 Nebengebäude.) Der durchschnittliche Versicherungs-Anschlag eines Gebäudes beläuft sich auf 4777 Mark und das durchschnittlich auf ein Gebäude kommende, der Berechnung des Brandschadens- beitrags zu Grund gelegte Umlagekapital auf 5581 Mark. Die Zunahme der Gebäudezahl beläuft sich im Schwarz­waldkreis auf 1005 Haupt- und 360 Nebengebäude und trifft u. a. die größte Zunahme auf das Oberamt Heil­bronn mit 366 Gebäude» und die geringste Zunahme bei den Oberämtern Spaichingen 6 und Gerabrorm mit 1 Ge­bäuden. Die Zunahme bei den Katastnsummen beträgt im Schwarzwaldkreis 23 684180 Mark, die mindeste Summe der Kataster-Anschläge bat das Oberamt Spaichingen mit 285 850 Mark. Das Umlagekapital belief sich am 1. Ja­nuar 1903 auf 3 684 215 880 Mark, während dasselbe sich im Vorjahr auf 3559 805 032 Mark belief. Bon der Zu­nahme mit 124 410848 Mark tnffr es den Schwarzwald­kreis 27 223 405 Mark. Der Jahres-Ertrag der Brand­schadens-Umlage betrug 3 684 215 Mk. bei einer Umlage von 10 Pfg. bei 100 Mark Verstcherungsanschlag. In 23 Oberämtern fiel mehr Brandschaden an als an Umlage erhoben worden ist, in 41 Oberämtern war das Verhältnis dagegen umgekehrt. Der Vermögensüberschuß der Brandversicher­ungsanstalt hat um 230 446 Mark Angenommen und be­trug 1903 4 799551 Mark. An Unterstützungen für IIS verunglückte oder verletzte Feuerwehrleute wurde« bezahlt 11 752 Mark als einmalige, an 20 Feuerwehrleute 4625 Mark vls fortlaufende, ferner an die Hinterbliebenen ver­unglückter, verstorbener Feuerwehrleute (13 Witwen und 17 Kinder) 5060 Mark Beiträge zur Verbesserung der Feuer- löschewrichtungen wurden an 211 Gemeinden und Feuer­wehren verwilligt 161 626 Mark, woneben Beitragsleistungen in später, nach Feststellung des wirklichen Aufwands der zu bemessenden Beiträge an 35 Gemeinden und Feuerwehren in Aussicht gestellt wurden. Im Ganzen bezahlte der Schwarzwaldkreis 820 769 Mark 59 Pfg. und erhielt an Vergütungen 769 429 Mark 23 Pfg. Was die Eotsteh- ungsnrsache in den 1002 Brandfällen betrifft, so wurde als solche ermittelt, vorsätzliche Brandstiftung in 18 Fällen er­wiesen, in 35 Fällen mutmaßlich, fahrlässige Brandstiftung in 82 erwiesene, 52 mutmaßlich, durch Kinder verursachte Brandstiftung in 70, Blitzschlag in 152, Explosionen in 43, Selbstentzündung in 16, andere Eatstehungsursachen iu 71 Fällen; unermittelt blieben 401 Fälle. Der Bermögens-

stand der Zentralkasse für Förderung des Feuerlöschwesess beträgt 132 512 Mk. 37 Pfg.

* Weite Kreise der Geschäftswelt führen darüber Klage, daß sie überaus häufig an Stelle baren Geldes Marken an Zahluugsstatt erhalten. Größeren und kleineren Ge­schäftsleuten, Fabrikanten und Handwerkern mutet man zu, alle möglichen Arten von Briefmarken, Wechselstemprlmarken, Alters- und Javaliditätsverstcherungsmarken bei Zahlungen anzunehmen, die oft für den Empfänger zum eigenen Be­darf unverwendbar find. Da die Post ihre Marken weder zurücknimmt noch auch gegen gangbare Marken eintauscht, so bereitet diese Zahlungsart dem Empfänger mannigfache Unannehmlichkeiten. Es soll deshalb hier darauf hingewiesen werden, daß niemand zur Annahme von Marken an Zahluugs­statt gesetzlich verpflichtet ist. Für seine Forderungen kann der Geschäftsmann stets Zahlung in Geld beanspruchen.

Hrömöach, 1. Aug. Nur noch wenige Tage trennen uns von nuferem Feste der Fahnenweihe des Beteraneu- uud Militärvereins. Alle Hände find vollauf beschäftigt, des Ehrentag unserer Beteraueu und Krieger zu einem recht schöne«, würdigen zu gestalten. Zum Festplatz wurde ein prächtiger, schattenreicher Garten auserkoren. Au dem Feste selbst werden etwa 32-35 Vereine teilnehmeu. Das Präsi­dium des Württ. Kciegerdundrs wird durch seine Exzellenz den General v. Dettinger vertreten sein. Als Festmustk ist eine Abteilung der Tübinger Regimentskapelle gewonnen. Wird der Himmel gnädig sein, so dürfte unser Fest ein äußerst wohlgelungenes werden. Also: Freunde und Gönner der schönen, edlen Sache:Auf, aus die lieblichen Gröm- bacher Höhen!"

* Eine merkwürdige Kirche ist das evangelische Gottes­haus in Ilrendenstadk. Diese Kirche besteht aus zwei Flügeln, die im rechten Winkel zu einander stehen. Sie wurde so gebaut, weil sie eme Ecke des großen Marktplatzes abschließeu sollte, mithin ist sie als rechter Winkel mit zwei Schenkeln hergcstellt. Im Schneidepuokt des rechten Winkels stehen Altar, Taufstein und Ksnzel. Wie in Süddeuischland hie und da üblich, in katholischen wie evangelischen Kirchen, so sind auch hier die Geschlechter getrennt. Dazu kommt aber hier, daß sich Männer und Frauen nicht sehen können, beide Schiffe aber den Blick zum Altar und zur Kanzel er­möglichen. Auch in sonstiger Beziehung ist die Kirche, die 15991608 von dem württembergischen Baumeister Schick­hardt aus Befehl des Herzogs Friedrich I. von Württem­berg erbaut wurde, von nicht gewöhnlichem Juterefse. Bon großem Eindruck auf die meisten Beschauer ist das kunstvoll ge­schnitzte Kruzifix beim Altar, an dem der Künstler das auch sonst anzutreffende Kunststück anbrachte, daß das brechende Auge des Erlösers den Beschauer anfieht, wo immer dieser auch ihn an blicken mag.

* Kalw, 1. August. Auf der Stuttgarter Straße ver­unglückte der schon seit Jahren bei Hugo Rau hier in Dienst stehende, verheiratete Arbeiter Johann Gg. Keppler aus Agenbach. Beim Einsührea von zwei Garbenwägeu kam Keppler unter die Räder, welche ihm über Kops und Hals gingen. Er wurde in das Krankenhaus verbracht, starb aber bald darauf. Keppler ist 55 Jahre alt, er hiuterläßt Frau und Tochter.

* In Fekuach wurde am letzte» Montag, wie üblich, der Jakobifeiertag mit Hahnemanz, Eselrennen usw. ge­feiert. Das sog. Jakobisest, ein durch eine Stiftung der Königin Katharine ins Leben gerufenes Volksfest für die ländliche Bevölkerung, vollzieht sich allmählich iu einer Weise, daß der Wunsch nach einer anderweitigen, besseren Verwendung wachgerufen wird. Die Beteiligung der Bauern­schaft der Gegend an den Tänzen ist sehr gering; gewöhn­lich ist der Tävzer irgend ein in mangelhafter Tracht steckender Bursche, der sich den Hahn und einige Taschen­tücher holt. Bei dem Kübelwettrenuen beteiligten sich lediglich Mädchen der anwesenden fahrenden Leute. In unangenehmer Weise macht sich diesesFest" jedoch da­durch bemerkbar, daß durch den Lärm der anwesenden Karußele usw. die Nachtruhe eine halbe Woche lang ge­stört wird ein Unfug, der in einem Badeorte gewiß nicht geduldet werden sollte. Der Besuch des Badeortes ist Heuer ein ziemlich reger. Auch der Wasserversand der Hirschquelle hat derart zugenommen, daß Tag und Nacht ununterbrochen gearbeitet werden muß, um alle Bestellungen ausführea zu können.

* Kugelsöraud, 1. August. Bei dem heute morgen zwischen 6 und 7 Uhr niedergegangenen Gewitter schlug der Blitz in die an das Gasthaus zum Rößle «»gebaute Scheuer, wo er zündete. Von da durchfuhr der Blitz das angrenzende Wohnzimmer, in dem Rößleswirt Knödler gerade am Pult beschäftigt war, und weiter durchs Schlaf­zimmer, wo die Kinder noch schliefen. Glücklicherweise