Jer« spreche Ar. 11.
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Dienstag. 2r. August.
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1904.
Amtliches
lieber tragen wurde die erledigte Schulstelle in Bubenoobis, Bez. Hall, dem Untcrlehrer Albert Sattler, in Hallwangen Bez. Pfalzgrafcnweilcr.
I I Eine neue Bewegung in Amerika.
(Nachdruck verboten.)
Obwohl im Lande der Aankees der Dollar herrscht, haben es die Politiker beider Parteien, der republikanischen sowohl wie der demokratische», bisher meisterhaft verstanden, den Gegensatz von Reich und Arm zu verdecken und das Aufkommen einer nichtkapitalistischen Arbeiterpartei zu verhüten. Amerika besitzt denn auch bis auf den heutigen Tag keine irgendwie ins Gewicht fallende Sozialdemokratie. Der in den Vereinigten Staate» bestehende Arbeiterbund trägt gewerkschaftlichen Charakter. Die sozialistische Arbeiterpartei der Nordstaaten, die sich hauptsächlich aus deutschen Einwanderern zusammensetzt, hat es niemals zu besonderem Einfluß gebracht. Außerdem besteht noch der Bund der Knights of Labor, der Ritter der Arbeit, aber auch dieser ist, obwohl er etwa ein; halbe Million Mitglieder zählt, ohne Einfluß auf die politische Entwicklung des Landes, ist auch mit unserer Sozialdemokratie in keiner Weise zu vergleiche».
Es soll nun anders werden. Auch Amerika soll seine Sozialdemokratie bekommen, und zwar soll die darauf abzielende Agitation sofort nach der Präsidentenwahl im November d. I. im großen Stile ausgenommen werden. Dabei ist von vornherein heroorgehoben, daß die neue kapital- gegnerische Bewegung nicht sowohl aus den Masse« heraus geboren ist, als vielmehr von oben in die Arbeitero''gaui- sätionen hmemgetragen werden soll.
Die Sachlage ist folgende: Die demokratische Partei des Landes, für welche der Rechtsanwalt Parker bei der kommende» Präsidentenwahl kandidieren wird, hat sich durch ihr Eintreten für die Geldwährung und durch einige andere Konzessioueu der Partei der Republikaner so stark genähert, daß zwischen beiden markante Unterschiede immer vereinzelter geworden sind. Die Demokraten sehen die Zeit kommen, in welcher ihre Partei ohne Rast in die republikanische aufgeht, wenn nicht schnell und gründlich Wandel geschaffen wird.
Diese Erkenntnis hat den hervorragendsten Führer und nachmaligen Präsidentschaftskandidaten der demokratischen Partei, Bryan, bewogen, ein ganz neues Programm «ufzu- stellen. Er verzichtet auf die Hervorkehrung aller übrigen Parteiunterschiede in den Fragen des Währungssyftems, der Handelspolitik, des Imperialismus usw. und stellt die soziale Frage als Nummer 1 in den Vordergrund. Um sie, die I von den führenden Politikern bisher planmäßig und beharr- . lich zurückgedrängt worden war, soll sich in Zukunft alles I drehen. Gegen die das politische Leben der Bereinigten ; Staaten beherrschenden Trusts- und Kapitalisteukreise, denen ! sich auch ein Roosevelt beugen muß, will Bryan die Arbeiter- ^ Heere ius Feld führen. !
Es liegt auf der Hand, welche Umwälzung eine der- ! artige Bewegung, wenn sie wirklich die Massen ergreifen ? und mit sich fortreißen sollte, im Lande des Dollars an- , richten müßte. Den Bereinigten Staaten fehlte es an der erforderlichen polizeilichen wie militärischen Gewalt gegen eine sozialistische Hochflut einen schützenden Damm zu errichten, es müßte und es würde eine totale Umwälzung entstehen, deren Folgen auch auf die Beziehungen der nord- amerikanischen Union zum Ausland vou tiefgreifendem Einfluß werden würde».
Es fragt sich, ob Bryan mit seinem Vorhaben durch- driugeu wird. Mit zukunftsstaatlichen Chimären lassen sich die amerikanischen Arbeiter nicht abspeisen; wenn sie ihm folgen sollen, muß ihnen Bryan schnell erreichbare Erfolge in Aussicht stellen können. Das könnte ihm leicht unmöglich werden. Jedenfalls stehen die Vereinigten Staaten vor einem ganz neuen und wie mau hinzufügen muß, verhängnisvollen Experiment. Wer weiß, was daraus werdeu wird!
-u. Altensteig) I.Aug. Die Vertreter der Geflügelzuchtvereine Altensteig, Calw, Freudenstadt, Horb, Nagold, Oberndorf und Rottwell versammelten sich gestern in Horb im I Gasthaus zum schwarzen Adler zum Zweck der Beratung bezüglich Gründung eines Gauverbandes zur Hebung der Geflügelzucht im Schwarzwaldgau. Durch Zuruf wurde H. Uber, Vorstand des Geflügelzuchtvereins Freudenstadt, zum Vorsitzenden der Versammlung ernannt. Sämtliche Vertreter der Einzelvereine waren für die Gründung eines Gauverbandes. Es wurde ein provisorischer Ausschuß gewählt, dem die Statutenberatung aufgegeben wurde. Die
Ortsvereine sollen sodann ihre Stellung zu den aufgestellten Statuten bekunde». Die Gründung des GauverbaudeL soll sodann in einer am 4. Sepi. ebenfalls in Horb ftattfindeu- den Versammlung von Vertretern der Ortsvereine zum Abschluß gelangen.
* Akpirsbach, 27. Juli. Bon der Rottweiler Strafkammer wurden in jüngster Zeit mehrere Einwohner von hier und dem nahen Röthenbach wegen Verfehlung gegen das Sprengstoffgesetz zu je drei Monaten Gefängnis verurteilt, der niedersten gesetzlich zulässigen Strafe; eine neue eindringliche Mahnung für diejenigen, welche sich mit dem Verkauf oder Verwendung von Dynamit befassen, sich mit den einschlägigen Bestimmungen auf das genaueste vertraut zu machen, da Unkenntnis des Gesetzes nicht vor Strafe schützt.
ss Stuttgart, 30. Juli. In der letzten Sitzung des Gesamtkoüeglums der Zentralstelle für Handel und Gewerbe wurde auch die Frage der Grenzstreitrgkeiten zwischen Handwerks- und Handelskammern berührt. Von Interesse find die regierungsseitig geäußerte» Anschauungen, Es sei sehr Wohl möglich, daß beide Kammern zur tunlichsten Vermeidung von Streitigkeiten zusamnienwirkeri, gemeinschaftliche Kommissionen aufstellen, sic aus Vertretern der Handelsund Handwerkskammern bestehen und sich darüber zu verständigen suchen, ob ein einzelner Betrieb zur Handwerksoder zur Handelskammer gehöre. Wenn der einzelne Unternehmer mit dem Ergebnis dieser privaten Verständigung nicht zufrieden sei, könne er immer noch eine förmliche Entscheidung der zuständige» Behörden herbeiführen. Mißlich sei der Umstand, daß unter die Frage der Zugehörigkeit ei?.es Betriebs zur Handelskammer oder zur Handwerkskammer nicht dieselben Behörde« zu entscheiden habe», wobei es Vorkommen könne, daß der Inhaber eines und desselben Betriebs infolge widersprechender Entscheidungen zu beiden Organisationen heraugezogen werde. Deshalb sei von der württ. Regierung bereits augeregt worden, es möchte im Wege der Reichsgesetzgebnug eine Behörde geschaffen werdeu, die als oberste Instanz mit bindender Wirkung für alle Beteiligten festsetze, ob ein Betrieb Handwerk oder Fabrik sei.
* Die Steigerung der Pachtzinse aus den Fischgewässeru läßt sich aus folgender Zusammenstellung der Domänen- direktiou ersehen. Bei den von de» Kameralämter» verwalteten staatseigentümlichen fließenden Gewässern betrug der Gesamtpachtzins im Jahre 1869 5990,56 Mark oder 3,11 Mk. Prs km, im Jahre 1894 15 460,23 Mark oder 8,02 Mk. pro irrn und im Jahre 1900 23 257,81 Mark oder 11,10 Mk. pro Irm. Das bedeutet seit dem Jahre 1869 eine Steigerung i« Verhältnis von 100: 257, bzw. . 356. Der Pachtertrag der staatliche» Fischweiher und i Seen ohne Bodenseeufer betrug 1869 1843 87 Mark oder 12 99 Mark pro ku, im Jahre 1894 2992,60 Mark oder 21,09 Mk. pro da, im Jahre 1894 2893,60 Mark oder 21,08 Mk pro du und im Jahre 1900 3416.50 Mk. oder 42,18 Mk. pro da. Hier beträgt die Steigerung seit 1864 pro da 109: 162 bzw. 325.
* Degerloch, 28. Juli. (Der flüchtige Gemeiudepflcger Frech gefunden?) Die „Tagwacht" schreibt: Ein hiesiger Bürger erhielt von seinem in Teubon im Staate Ohio (Amerika) beschäftigten Sohne die Nachricht, daß der flüchtige Gememderechner Frech bei einem dortigen Wemguts- besttzer beschäftigt sei. Da dem Untersuchungsrichter hievon sofort Mitteilung gemacht wurde, darf wohl erwartet werde», daß derselbe bereits alle Vorkehrungen zur Verhaftung des Flüchtlings getroffen hat. Nach der endgültigen Zusammenstellung des Gerichtssachverständigen Deugler beträgt nunmehr das durch die Unterschlagungen Frechs herbeigeführte Defizit 19 904 Mk. 65 Pfg.
* Lsdwigsöurg, 26. Juli. (Gustav-Adolf-Berein.) Zu den Verhandlungen des württ. Hauptvereins der Gustav- Adolf-Stiftung hatten sich heute nachmittag im Bereiushaus etwa 250 Persoueu, darunter etwa 100 Delegierte der 50 württ. Vereine und auswärtige Freunde eingefunden. Als Ehrengäste waren erschiene» der Präsident des Konsistoriums Frhr. v. Gemmingen, Prälat v. Berg und Oberbürgermeister Dr. Hartenstein Ludwigsburz. Der Vorstand des Vereins Prof. Hoffmaun begrüßte die Versammlung, worauf Präs, von Gemmingen die Wünsche des Königs und der Oberkirchenbehörde zum Ausdruck brachte. Dekan Dr. Bacmeister sprach im Namen der ev. Gemeinde und der Diözese, O.B.M. Dr. Hartenstein im Namen der Stadt und Präkat v. Berg im Namen drS Sprengels Ludwigsburg die bestes Wünsche für einen gedeihlichen Verlauf der Versammlung aus. Nachdem eine Reihe von Diasporavertretern gesprochen hatten, teilte Oöerkoustftorial- rat Römer mit, daß das Festaugebinde 14145 Mk. betragen habe, von denen 9100 Mk. für Oesterreich und 5900 Mk.
für Württemberg bestimmt wurden. Es wurde beschlösse», die Braunstiftuug zu kapitalisieren und die Zinsen an eine oder zwei Gemeinden zu verteilen. 1906 soll das Fest in Reutlingen stattfinden, für 1905 liegt noch keine Einladung vor. Abends fand eine gesellige Vereinigung im Bahu- hotel statt.
* Die diesjährige Kirschenerute hat den Bauern des Oberamts Aeflgheim Geld ius Haus gebracht. Es nahmen für verkaufte Kirschen ein: Besigheim, Hessigheim, Walheim je 25 000 Mk., Lauffen 6 bis 7000 Mk., Freudental 4000 Mk., Erligheim 3200 Mk., Gemmrigheim uud Kleiningersheim je 3000 Mk., Großingersheim 2100 Mk., Kirch- heim a. R. 1500 Mk., Löchgau 1170 Mk., usw.
* Alm, 28. Juli. Die Handwerkskammer Ulm hat Seim 13. würrt. Armeekorps Beschwerde geführt, weil vom Militärfiskus an die Reservisten und Landwehrlcute sowie teilweise au deren Angehörige Stiefel zu Preisen abgegeben worden find, zu welche» sie die Schuhmacher zu liefern nicht imstande seien. Auch wurde darüber geklagt, daß an Garuisouurte» die Militärschuhmacher auch Privatkundschaft annehmen. Das 13. Armeekorps führt in der Antwort aus, daß die Beschwerde auf unrichtiger Auffassung der Verhältnisse beruhen dürfte. Die Mannschaften der Beurlaubtenstandes erhielten 3 Mk. Stiefelprämie, wenn sie eigene militärbrauchbare Stiefel mitbrächten und während der ganze» Hebung verwendeten. Die Prämie betrage 5 Mk-, wenn sie sich zu Beginn der Uebung ein Paar Stiefel kaufte» uud sie trugen. In einer neuen Bestimmung werde festgesetzt, daß jedermann nur innerhalb 6 Jahren ein Paar Stiefel erwerben könne. Ein Arbeite» für Prioatkundschaft sei bei der angestrengte» Tätigkeit der Kompagnieschuhmacher nicht möglich.
Is In eigenartiger Weise erklärte sich eine sozialdemokratische Bersammluug in AeiSekSerg gegen Leu Ausbau der dortigen Schloßruine. „Wenn die Regierung/ so heißt es in einem Beschlußantrage, „gegen den Willen der ganze» Kulturwelt ihren Plan zur Ausführung zu bringen versuchen sollte, werdeu die Arbeiterorganisationen die Frage zu prüfen haben, ob durch Streik oder Sperre die Verwirklichung verhindert werden kann."
* (Neue Brückessenkung irr Mösches.) Ein aufregendes Gerücht durcheilte gestern mittag die Stadt. Es wurde behauptet, die an Stelle der abgebrochenen Wittelsbacher Brücke errichtete Brücke habe sich bedeutend gesenkt. Es fand sofort eine genaue Prüfung der Brücke statt, uud es zeigte sich, daß allerdings eine Senkung stattgesundeu hat, die jedoch nicht bedeutend ist. Irgend welche Gefahren sollen nicht bestehen. Der Straßenbahnverkehr ist indessen über diese Brücke vorerst eingestellt worden.
ss Der Meiueidsprozeß in Arsskfart a. M. gegen den Oberleutnant Witte hat mit einem strengen Urteil geendet. Nach der Vernehmung des Leutnants a. D. Bilse beantragte Kriegsgerichtsrat Bergmaun 18 Monate Zuchthaus, 5 Jahre Ehrverlust und Ausstoßung aus dem Heere. Der Verteidiger trat für Freisprechung ein. Das Kriegsgericht verurteilte Witte wegen Meineid in einem Falle und Mißhandlung Untergebener in 14 Fällen zu einem Jahr drei Tagen Zuchthaus, Entfernung aus dem Heere uud zwei Jahren Ehrverlust. Während die Verhandlung selbst hinter verschlossenen Türen stattfand, Ware» die Urteilsverkündigung und Urteilsbegründung öffentlich. Letztere erkennt an, daß Witte nicht aus unedlen Beweggründen handelte. Den Meineid leistete er, als er im Metzer Prozeß gegen den Verfasser des Buches „Aus einer kleinen Garnison" beschwor, mit der inzwischen verstorbenen Fra« des Oberleutnants Koch nicht in sträflichem Verkehr gestanden zu haben.
* Ein Familiendrama, dessen Ursache in eine« Scherz zu suchen ist, spielte sich in Dresde» ab. Die Fra« des Geschäfsleiters Sanders hatte kürzlich zu ihrem Geburtstage einen Blumenkorb bekommen, ohne daß sie wußte, von wem. Dieser Vorgang ist die Folge fortwährender Mißhelligkeiten zwischen den Eheleuten gewesen. Bekannte des Ehepaares hatten anonym den Blumenkorb gesandt, um den Ehemann, der als eifersüchtig bekannt war, damit etwas zu necken. Die Folge dieses Scherzes ist nu», daß der Ehemann seine Ara» ermordete uud sich dann selbst erhängte. Die Eheleute hinterlasseu eine dreijährige Tochter.
* Bon jeher war das sächs. Erzgebirge für allerlei Sektenwesen ein günstiger Bode«. Ein Vorgang in Auuaberg übertrifft jedoch alles bisher Dageweseue. Ein 14jährigeS Mädchen hält Ansprachen als der — Herr Jesus. Das Mädchen kündigt vorher an, wann es sprechen wird. Ist der Zeitpunkt herangekommen, schläft es scheinbar einige Minuten, um dann in einen traumartigen Zustand zu verfallen,