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Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag «tt der wöch. Beilage »Der Sonntags- Gast-.

LestellpreiS für das Bierteljahr im Bezirk ». Nachbarortsverkehr Mk. 1.1k, außerhalb Mk. 1LS.

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AiensLag. 31. Mai.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

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1904.

I IErst gehörig hauen."

(Nachdruck verboten.)

Es ist in diesen Tagen au einen Ausspruch des Fürsten Bismarck erinnert worden, daß man in einem Kriege dann erst die Vermittelung ergreifen solle, wenn die beiden Parteien sich gehörig gehauen hätten. Der erste Reichs­kanzler regte sich wegen der Dinge, die außerhalb unserer Grenzen geschahen, nicht sonderlich auf! Bismarck meinte, das eigene Hemd sei ihm näher, wie der fremde Rock. Wir werden daran denken dürfen, daß im Buren-Kriege die deutsche Bolksstimmuug doch eine andere war, wie die offi­zielle Politik. Was Fürst Bismarck in diesem Spezialfalle der Alte vom Sachsenwalde hielt ja große Stücke auf den alten Krüger gesagt haben würde, wissen wir nicht, es ist also unnötig, sich darüber zu ereifern, indessen hätte der große Staatsmann sich gewiß seine persönliche Liebens­würdigkeit bis zu dem Tage reserviert, an welchem das siegreiche England, nachdem es sich gehörig gehauen, be­kundet hätte, daß an rechter Freundschaft mit Deutschland ihm gelegen sei. Großbritannien nahm damals unsere freuudwillige Neutralität hin, aber des Dankes entbehren wir bis heute. Der damalige Fall bewies, daß die ur­wüchsige Volksmeinung richtiger denken kann, wie die zunft- gemäße Diplomatie. Oder sagen wir, sie kann sich ihres Vorteils bewußter sein, weil sie nur auf diesen sieht und nicht auf die Dinge und Nebensächlichkeiten, die einen sol­chen Vorteil zu begleiten Pflegen.

Nun haben wir den ostasiatischen Krieg! Wir haben auch eine bestimmte Volksströmung! Die Meisten von den Deutschen, die in diesem Falle eine bestimmte Meinung ein- uehmen, sagen gerade heraus:Es schadet den Russen nichts, wenn sie gehörig Prügel bekommen !" Der Enthusias­mus für die Japaner ist auch nicht annähernd so groß, wie für die Buren, aber die Russen sind in Deutschland gerade so wenig beliebt, nun sprechen wir mal frei von der Leber herunter, wie Deutsche in Rußland. Wir haben für die Vergangenheit, in welcher die Deutschrusfen maltraitiert wurden, doch ein viel zu gutes Gedächtnis, als daß wir nun sagen könnten, Rußland sei unser einziger Freund. Dazu kommt das Gedenken au die -Srllianoo krunoo-russo! Also weshalb das tiefste Mitgefühl mit dem Zarenreiche? Das gibt es nicht I Nun aber Japan I Es sind, wie die Soldaten des Joselreichs bewiesen haben, fixe, schneidige Kerle, deren Tapferkeit allerdings in der Ursache von der unserer Truppen himmelweit entfernt ist, immerhin find es achtungsvolle Gegner. Und vor Allem schienen sie die Schwächeren zu sein! Daran hat sich nun die deutsche Teilnahme geknüpft, die zuweilen nun auch recht weit ge­gangen ist. Reichskanzler Graf Bülow hat, wie erinnerlich, darüber im Reichstage gesprochen, aber eindämmen wird er weder die Sympathie für Japan, noch die etwa vorhandene Teilnahme für Rußland früher körnten, bis die deutschen Freunde Rußlands oder Japan's gemerkt haben, daß ihnen Rußland oder Japan seinerzeit nicht mehr danken werden, als sie müssen. Uns gibt Keiner was umsonst.

Fürst Bismarck war, dem Sinn und Gedankengang unseres alten Kaisers gemäß, stets für gute Beziehungen zu Rußland. Aber er sagte doch auch, wir laufen Niemandem nach! Und das dürfe» wir gerade heute nicht, wo die rationelle Erneuerung des deutsch-russischen Handels-Ver­trages zwar so gut wie sicher nach der allgemeinen An­nahme ist, aber keineswegs unbedingt sicher. Im Kriege können wir zu Rußland's Gunsten nichts tun, gerade so wenig wie zum Besten Japan's, aber nach dem Kriege hat uns das Zarenreich doppelt und dreifach nötig. Die Freundschaft mit Frankreich mag ja den überzeuguugstreuen Moskowitern nach wie vor recht angenehm sein, aber die russischen Produkte lassen sich nicht bis hinüber über die Vogesen durch die Luft werfen, Rußland muß in uns seinen besten Abnehmer nicht nur sehen, sondern das auch anerkennen. Japan braucht nur Geld. Rußland freilich auch, denn .fertig- find sie Beide. Aber ein Japan, das die Ober­hand erhält, begnügt sich noch hundert Jahre mit Fischen und Reis, die so gut wie nichts bei ihm kosten, und dann wird es alle europäische Kultnrtätigkeit in Ostasten aus dem Felde geschlagen haben.

Alles in Allem:Sie mögen sich im fernen Osten erst gehörig hauen!" Je gründlicher das beiden Teilen widerfährt, um so größeren praktischen Nutzen hat die euro­päische Kulturwelt. Lebte Fürst Bismarck noch, gewiß hätte er in diesem Sinne sich geäußert.

1Vtti:tteirrberrsifetzev t«rir-t«s.

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 27. Mai. Die Abgeordnetenkammer er­ledigte heute den Rest des Gesetzentwurfs über den Leib-

gedingvertrag. Eine wichtigere Aenderung wurde nur noch bei Art. 4 vorgenommen, der von der Beschaffenheit der auf Grund des Leibgedingvertrages zu liefernden Natural- lefftungeu handelt. Unter Annahme eines Kompromis- antrages, auf deu sich der Berichterstatter v. Seckendoiff mit den Abg. v. Kiene und Haußmann-Balingen einigte, hat das Haus, über die Vorschläge des Entwurfs hinaus- gehend, beschlossen, daß der Verpflichtete im Falle von Mißwachs und sonstigen unverschuldeten Ereignissen nur gehalten ist, Erzeugnisse lediglich in rer Menge, Art und Güte zu liefern, wie sie nach billigem Ermessen de» beider­seitigen Verhältnissen entsprechen; insbesondere kann auch der Verpflichtete Erzeugnisse von der Art und Güte liefern, wie er sie bei geordneter Wirtschaftshaltung in seinem eigenen Haushalt verwendet. Dem Charakter der Materie ent­sprechend wurden die Kosten der dreistündigen Debatte, welche der Entwurf heute noch hervorrief, ausschließlich von Juristen, dem Berichterstatter v. Seckendorfs, den Abgg. v. Kiene, Haußmann-Balingen, Gröber, Rembold-Aalen und dem Justizminister bestritten; von den Nichtjuristen des Hauses nahm nur der Abg. und Mitberichterstatter Maier- Rottweil an der Debatte teil, der als Vertreter einer Gegend, in welcher Leibgedinge noch sehr häufig find, wiederholt mit bemerkenswerter Sachkenntnis in die Verhandlungen eingriff. Z»m Schluß beschäftigte sich die Abgeordnetenkammer noch mit der Frage der gesetzlichen Verabschiedung der Ge­bührenordnung für die Gemeindegerichre. Dem Antrag der Kommission entsprechend, mit welchem auch der Justizmiuister sich einverstanden erklärte, stellte man sich auf den Stand­punkt, daß vorläufig von einer gesetzlichen Regelung dieser Frage Adst :nd genommen werden soll, bis sich später die Notwendigkeit zu einer sachlichen Aenderung der Gemeinde- gerichtsgebühreuordnung heransftelle. Für das Eintreten dieses letzteren Falles, der nicht mehr lange auf sich warten lassen wird, befürworteten die Abgg. Schick und Maier- Rottweil auch eine Erhöhung der Gebühren mit dem Hin- s weis, daß die jetzigm Gebühren im Verhältnis zu den I Sätzen der Gebührenordnung von 1873 und im Vergleich zu der Mühewaltung der Gemeindebeamte», mehr als be­scheiden genannt werden müssen uvd daß diese niedrigen Gebühren lediglich dazu beitragen, der Prozeßkrämerei Vor­schub zu leisten. Demgegenüber trat der Abg. Betz für die Beibehaltung der niedrigen Gebühren im Interesse einer billigen Rechtsprechung tür die kleinen Leute ein. Da diese Angelegenheit jedoch schon im nächsten Jahr, bis zu dessen Ablauf nach dem Gesetz vom 4. Juli 1899 das ganze Ge- richtskosteuwesen in Sachen der freiwilligen Gerichtsbarkeit und im Zwangsversteigerungs- und Zwaugsverwaltungs- verfahren gesetzlich geregelt sein muß, zur Behandlung komme» wird, so sah das Haus davon ab, auf diese Frage näher einzugehe».

LandesnachrichLen.

* Alievsteig, 30. Mai. Vom 1. Juni ab tritt in der Aufgabe und Abfertigung der Expreßgüter eine Neuerung in der Weise ein, daß sämtlichen Expreßgütern eine nach Maßgabe des Vordrucks vom Versender ausgefertige Eisen- bahnpaketadresse beigegeben werden muß. Auf eine Eisen­bahnpaketadresse dürfen bis zu 5 Stück aufgeliefert werden und muß jedes der einzelnen Stücke mit einer genauen, deut­lichen und dauerhaft befestigten Adresse versehen sein. Ex­preßgüter werden nur frankiert zur Beförderung angenom­men und erfolgt die Verrechnung der Gebühren in Marken. Die Eisenbahumarkeu können zur Selbstverwendung gegen Barzahlung des Wertes auf dem Bahnhof gekauft werden, woselbst auch die erforderlichen Eisenbahnpaketadressen zum Preise vou 1 Pfg. für 2 Stück erhältlich sind.

* Klterrsteig, 30. Mai. Gestern fand hier das jähr­liche Misfiousfest statt bei sehr zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung aus der näheren und entfernteren Umgebung. Die Opfcrwilligkeit für die Mission war auch im letzten Jahr wieder eine erfreuliche, zeigte sie doch welch hohes Interesse man im Misfionsvereinsbezirk Altensteig der Verbreitung des Evangeliums nnd der Gewinnung von Gläubigen bei den Heiden-Völkern entgegenbringt. Herr Stadtpfarrer Breuninger konnte mitteilen, daß im Ganzen 2125 Mark 87 Pfennig eingegaugen sind und zwar von Altensteig-Stadt (einschl. des Misfionsfest- opfers vom Vorjahr mit Mk. 151. und der Halbbatzen­kollekte Mk. 523.40) 1065 Mk.; Altensteig-Dorf 260 Mk. 18 Pfg.; Berneck 54 Mk. 48 Pfg.; Egenhausen 248 Mk. 49 Pfg; Spielberg 57 Mk. 93 Pfg ; Enztal-Enzklösterle 127 Ml.; Simmersfeld 265 Mk. 82 Pfg. und Böfingen- Beihingen 46 Mk. 97 Pfg. Herr Missionar Gebhard predigte über Jes. 25, 7. Zur Misstonsgeschichte in Indien führte Redner aus, daß schon ums Jahr 200 Missionare

in dieses Land gekommen seien und daß mau heute noch auf Christengemeinden aus jener Zeit stoße, daß aber ihr Christentum in ein totes, leeres Formenwesen ausgeartet sc-. Seit dem 17. Jahrhundert habe die Mission erneut be­gonnen, die Basler Mission habe daselbst im Jahr 1834 ihre Tätigkeit ausgenommen und jetzt beständen 55 Misstons­gesellschaften mit über 4000 Missionaren, 2 Vs Millionen Christen seien vorhanden und zwar IV» Mill. Katholiken und V, Millionen Evangelische. Das wolle allerdings nicht viel heißen in einem Reiche von 294 Millionen Einwohnern. Redner schilderte nun, welche Hemmnisse dem Missiouswerke entgegensteheu und bezeichnete namentlich das Kastenwesen als den schlimmsten Hemmschuh. Ueber die sozialen Ver­hältnisse in Indien entwarf Redner ein wenig beschauliches Bild. Einen Bauernstand wie bei uns gebe eS nicht, aller Grund und Boden gehöre der Regierung oder deren Günst­lingen, es gebe nur Pächter und Taglöhner. Der Taufe vou Heiden müsse die Sorge um ihr ferneres Fortkommen auf dem Fuße folgen. Um nun den Leuten Beschäftigung geben zu können, habe mau Ziegeleien, Webereien rc. gegründet, aber schwer seien die Leute an praktische Arbeit zu gewöhnen. Trotz aller Hemmnisse glaubt Red­ner an den endlichen Sieg des Missions-Werks in Indien. Herr Missionar Gutekunst legte seiner Predigt die Schrift­stelle Evaug. Matth. 13, 33 zugrunde. Redner berichtete, wie es unter dem heidnischen Volk Kameruns aussebe, wo der Fetischdienst in Blüte stehe, Hex »Prozesse und Zauber­künste auf der Tagesordnung sind, und das Menschenleben rein nichts gelte. Die Frauen, die alle Arbeit alleia verrichten müssen, nehmen eine ganz entwürdigte Stellung ein. Ein Familienleben sei nicht vorhanden. Nachdem Redner die Zuhörer eingeführt in eia Volksleben ohne Gott, wie es trauriger nicht gedacht werden kann, teilte er mit, daß die Aussichten in Kamerun für die Mission keine ungünstigen seien. Eine große Zahl Heiden konnte dem Christentum zngeführt werden und an 150 Volksschulen würden über j 4000 Kinder unterrichtet. Hr. Stadtpfarrer Schweizer vou Haiterbach schloß das Missionsfest mit einem ergreifen­den Gebet.

* Kbhanse«, 26. Mai. (Obfternteausfichten und anderes.) Bei dem schönen Blütenansatz der Obstbäume hatte man Hoffnung auf reichen Obstertrag; leider ist nun infolge ungünstiger Witterung bei den frühere« Sorten der Kai- Wurm aufgetreten, sodaß diese zum Teil rostig geworden sind. Besser stehen die spätblühendeu Sorten, welche den kalten Nebeln nicht ausgesetzt waren; von diesen Sorten bekommt man, falls nichts dazwischen kommt, sicher viel Obst ; man sollte deshalb nur spätblühende Bäume Pflanzen. Hier wird oft erörtert, daß die spätblühenden Lnikcn ganz aus der Mode gekommen sind, die Luiken tragen erst in einem gewissen Alter, geben aber einen vorzüglichen Most, auch tragen sie jedes Jahr. Die Zwetschgenbäume haben unter den Raupen zu leiden.

-n. Ztnterschwaudorf, 20. Mai. Gesterü erfolgte der Auftrieb vou 73 Stück Jungvieh auf die hiesige Jungvieh- Weide. Der Futterbestand auf dem Weidegelände ist durch­weg ein sehr schöner, so daß auch Heuer ein erfolgreicher Weidgang für die jungen Tiere in Aussicht zu nehmen ist.

* Kal«, 27. Mai. Sämtliche bei dem Eisenbahnunglück in Teinach beteiligten Personen befinden sich auf dem Wege der Genesung; auch Frau Haffa, welche beide Füße verloren hat, kommt mit dem Leben davon. Eine hier ein­geleitete Sammlung hatte einen schönen Erfolg, was um so erfreulicher ist, als alle Verunglückten sehr arm und für die Zukunft in ihrem Erwerb fast ganz gehindert sind. Die Königin hat zu der Sammlung mit Worten wärmster Teilnahme eine Gabe von 50 Mk. übersandt.

* Stuttgart, 28. Mai. Bei dem Unwetter in der ver­gangenen Nacht find in Ober-Türkheim zwei Häuser ein­gestürzt. Ein Kind wurde weggeschwemmt, konnte aber ge­rettet werden.

* Dem Vernehmen nach soll die am Freitag abgehaltene Schulkommisstonssitzung der Kammer der Standesherren zu keinem entgegenkommenden Beschluß geführt haben. Den­noch hält man in denjenigen Kreisen der ersten Kammer, welche auf dem Boden der Novelle stehen, an der Hoffnung fest, daß damit noch kein Definitivum geschaffen ist. Man nimmt vielmehr an, daß noch im letzten Augenblick in der Plenarsitzung, die am 8. Juni stattfindet, entweder eine Art Kompromisaotrag in die Debatte hineingeworfen wird, oder daß, ohne daß die Gegner der Vorlage nötig haben, ihren prinzipiellen Standpunkt aufzugeben, durch Abkommandier­ungen dem Artikel 4 eine Majorität gesichert wird. Was im Speziellen den Standpunkt der reformierten und evan­gelischen Grafen Bentnick und Pückler-Limpurg anbelangt, so neigt man sich der Ansicht zu, daß diese auf ihrer ab­lehnenden Haltung nicht verharren werden.