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Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag «tt der woch. Vellage »Der SonntagS- G-rst* *.

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Sonntag. 29. Mai.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1904.

Amtliches

Die Sitzungen des Schwurgerichts Tübingen pro H. Quartal 1904 beginnen in Tübingen am Montag, den 20. Juni d. I., vor­mittags 9 Uhr, diejenigen in Rottweil am Donnerstag, den 30. Juni d- I., vormittags 9'/^ Uhr.

Seine Königliche Majestät haben vermöge allerhöchster Ent­schließung vom 25. April dem Kommerzienrat Adolf Brougier in München das Ritterkreuz erster Klasse des Friedrichsordens zu ver­leihen geruht.

Tagespolitik.

Bei den Erörterungen, die in der letzten Zeit über das allgemeine Wahlrecht geführt worden find, das von konservativer Seite so hartnäckig bekämpft wird, ist immer und immer wieder auf den Fürsten Bismarck Bezug ge­nommen worden, der bekanntlich das allgemeine und geheime Reichstagswahlrecht eiugeführt hat, von dem es aber dann hieß, er sei ernstlich damit »«gegangen, es wieder abzu­schaffen. Wir haben neulich schon festgestellt, daß letzteres keineswegs der Fall ist. In Augenblicken des Unmuts, der Verstimmung über Schwierigkeiten, die ihm der Reichstag in den Weg gelegt hat, hat er Wohl dann und wann sich darüber beklagt, daß das Volk noch nicht reif sei für das allgemeine Wahlrecht; aber jeden Versuch, ihn für eine Be­schränkung desselben zu gewinnen, hat er entschieden zurück­gewiesen. Und vollends in seinen letzten Lebensjahren, als er, den Kämpfen des politischen Lebens entrückt, als Zu­schauer sie verfolgte, hat er die Zumutung, weit von sich gewiesen, Hand anzulegen zur Erschütterung der Grundlagen der deutschen Reichsverfassung. In der konservativen Kreuz­zeitung berichtet nunmehr ein Mitglied des preußischen Herrenhauses, von Giest-Merseburg, über ein Gespräch mit Bismarck, das er mit diesem im Sommer 1867 in Bad Ems über das Wahlrecht gehabt habe. Bismarck sagte da­nach u. a.. daß unser Wahlsystem lediglich ein Schachzug gegen Oesterreich gewesen sei; etwas Liberaleres könne Oester­reich als Paroli ihm gegenüber nicht bieten. Er (Bismarck) müsse alle Parteien Deutschlands auf seine Seite bringen. Weiterhin sagte Bismarck noch: Sobald unser alter, herr­licher König die Augen schließt, wenn ich dann überhaupt in meinem Amte bleiben will, muß ich der Majorität in den Volksvertretungen sicher sein, diese Majorität aber er­lange ich jetzt nur durch ein solches Wahlsystem. In der Theorie stimme ich Ihren Gegengründcn vollständig bei, und wenn das Wahlsystem in einigen Jahren nicht »kehr nötig sein wirb und wenn es mir nicht mehr gefällt, so nehme ich es wieder zurück. Bismarck reichte Herrn von Giest am Schlüsse des Spazierganges die Hand unter Wiederholung der Worte, daß er das System der direkten geheimen Urwahl wieder ändern werde, falls der richtige Zeitpunkt gekommen sein würde. Nach dem Kriege von 1870/71 hat Herr von Giest Bismarck an dieses Gespräch zu Ems erinnert und an die von Bismarck eröffnete Hoff­nung, wonach jetzt oder nie der richtige Moment gekommen sei, um Deutschlands Zukunft zu sichern, Bismarck habe aber in keine Aenderung des Wahlrechts einwilligen wollen,

vielleicht aus denselben Gründen wie 1867.

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Die Rückkehr der flüchtigen Mazedonier aus Bulgarien erfolgt neuerdings in einem flotteren Tempo. Es sind be­reits mehrere Tausend zurückgekehrt. Dagegen ist bisher die Zahl der in den Bezirk von Adrianopel zurückgekehrteu Flüchtlinge außerordentlich gering. Neue Banden sind in letzter Zeit nicht aufgetaucht. Dagegen soll angeblich eine Versammlung von Bandenführern zur Beratung über weiteres Vorgehen demnächst stattfinden. Gerüchtweise verlautet, daß wiederum anarchistische Anschläge, ähnlich den vorjährigen Dyuamitattentaten in Saloniki und anderen Orten geplant werden. Die Bevölkerung sehnt sich nach Ruhe, die Ban­denführer aber, die von dem Aufstaude leben, lassen es dazu nicht kommen.

WürrtteiitrSerrsisetzeV

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 26. Mai. Die Abgeordnetenkammer hat uach 3stündiger Debatte die Beratung der die Erleichterung des ländlichen Hypothekarkredits betreffenden Anträge der volkswirtschaftlichen Kommission einstimmig angenommen, 'su sachlicher Beziehung hat die Erörterung Neues nicht Aehr zu Tage gefördert, dagegen brachte sie eine interessante Auseinandersetzung zwischen dem volksparteilichen Abgeord. Oesching und dem Bauernbündler Haug, welch' letzterer er­klärte, daß er mit dem Gang der Verhandlungen wohl zu­frieden sein könne, obwohl der von ihm im vorigen Jahr emgebrachtc Antrag weit über das hinaus ging, was das Haus heute mit der Annahme der Kommissions-Anträge be­schlossen hat. Abg. Liesching polemisierte scharf gegen

das Gebühren der Presse des Bundes der Landwirte und meinte, Haug sei um feine heute zum Ausdruck gebrachte Bescheidenheit fast zu beneiden, denn auf dev Haug'schen Antrag und das Schicksal desselben könne man das Dichter­wort : »In den Ozean schifft mit tausend Masten der Jüng­ling; stillauf gerettetem Boot treibt in den Hafen der Greis* in vollem Umfang anwenden. Im übrigen brachte die De­batte noch eine Jungfernrede des neugewählten Abgeordneten für Waldsee, des Pfarrers Keilbach, der bekanntlich im landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen Oberschwabens eine führende Stellung einuimmt und aus seinen dabei gemachten Erfahrungen heraus ganz entschieden für die Selbsthilfe der Landwirte auf dem Weg genosfenschaftlicher Organisationen eintrat und außerdem der Regierung die Aufklärung der landwirtschaftlichen Bevölkerung über die Vorteile der in den landwirtschaftlichen Kreisen noch viel zu wenig bekannten oder mit Mißtrauen angesehenen Annuitätendarlehen ans Herz legte. Auf denselben Standpunkt stellte sich auch Abg. Dr. Hieb er, der erwähnte, daß in Württemberg nur 6 Prozent aller Pfandschulden in der Form des Annuitäten­darlehens ausgenommen.worden seien, ebenso der ritterschaft- liche Abg. Frhr. v. Gaisberg-Helfenberg und der Abg. Henning. Zum Schluß fuhr das Haus noch in der vor einigen Tagen abgebrochenen Beratung des Gesetz­entwurfs über den Leibgedingvertrag fort, ohne indefsen denselben zu erledigen.

LcrndesnachrichLen.

* Stuttgart 26. Mai. Heute wurde die Vorlage betr. den Bau eines neuen Hoftheatcrs an die Mitglieder der Finanzkommission verteilt. Nachdem die Ersatzleistung durch den Staat des Näheren erörtert worden ist, kommt die Vor­lage, namentlich unter Hinweis auf die Finanzlage des Staa­tes, zu dem Vorschlag, zunächst nnr ein Haus zu bauen, aber in eiuer Weise, daß die künftige Erreichung des zu er­strebenden Zieles eines Doppeltheaters ermöglicht wird. Dies kann dadurch geschehen, daß zunächst das für die große Oper und das große Drama erforderliche Haus auf einem solchen Platz und mit einer solchen Anordnung erstellt wird, daß der künftige Anbau eines kleineren Schauspielhauses möglich ist. In welchem Zeitpunkte die spätere Angliederung des kleineren sog. Schauspielhauses erfolgen soll, läßt der Entwurf dahingestellt, ebenso auch die andere Frage, ob der dadurch veranlaßte weitere Aufwand späterhin gleichfalls mit den Ständen zu verabschieden, oder auf andere Weise zu decken sein wird. Was die Platzfrage anbelaugt, so schei­det der alte Theaterplatz als zu klein von vornherein aus, ebenso der botanische Garten, bei dem sich Situationsschwie- rigkelten ergeben würden. Für die Kosienschätzung ist ein Haus mit 1400 Plätzen zu Grunde gelegt. Die Ausführ­ung dieses Projektes würde im ganze« 4 640 000 Mk. er­fordern, so daß nach Abzug der Brandentschädigung uoch ein Gesamtaufwand von 3 600 000 Mk. verbliebe, der aus Grundstocksmitteln gedeckt werden soll. Für die Pläne und Koftenvoranschläge ist ein Wettbewerb eröffnet, zu dem alle deutschen Architekten zugelassen sind und wofür 3 Preise im Betrage von 10000, 7000 und 3000 Mk. ausgesetzt werden. Den Ankauf weiterer Entwürfe behält sich die Re­gierung vor. Zunächst werden bekanntlich verlangt als Baualiteil des Staates für das Jnterimstheater die Summe von 350 000 Mk. und als erste Rate für das neue Hof­theater die Summe von 300 000 Mk., wovon zur Ergänzung des Inventars 200 000 Mk. und zur Beschaffung von Plänen und Voranschlägen 100 000 Mk. verwendet werden sollen.

* Stuttgart, 26. Mai. Heute hat sich der Gemeinde­rat aufs neue gegen die Erhöhung der Kirchensteuer für die Angehörigen der evanq. Gemeinde von 8 auf 10 Prozent ausgesprochen.

ff Ktuttgart, 27. Mai. Nach einigen drückend heißen Tagen ging heute Nacht zwischen 10 und 12 Uhr über der Stadt ein schweres Gewitter nieder, das von Wolkenbruch - artigem Regen begleitet war und endlich die erwünschte Ab­kühlung brachte. Durch das Gewitter, das sich von Norden her näherte, entstanden längere Störungen des telefonischen und des telegrafischen Verkehrs.

* Kßlingett, 25. März. Angeblich aus Verdruß darüber, daß sie die auf sie gesetzten Hoffnungen bei den Weiler Rennen nicht erfüllt haben, ließ der Gutsbesitzer und Major a.D. v. Rautenberg aus Schlesien zwei wertvolle Pferde erschießen. Der Vorfall verursacht in hiesiger Stadt begreifliches Auf­sehen.

* (Verschiedenes.) In Lauff e n a. N. ertrank gestern das 3jähr. Kind des Gärtners Reich in einem Brunnen­trog im Garten. Ja dem Kassenzimmer des Bahnhofes Gönnin gen ist in der letzten Zeit mehrfach eingebrocheu worden, wobei es dem Dieb jedesmal gelang, eine Summe

Geldes zu entweudeu. Dieser Tage gelang es nun, dm Dieb in der Person des 18 Jahre alten Zimmerer Paul Nill aus Nehren abzufassen. An einem Bahnübergang zwischen Möhringen und Unteraichen wurde der 6? Jahre alte Wagner Elsässer von Möhringen von einem Zuge der Filderbahn überfahren und getötet. In einem Anfalle von Schwermut hat sich die 53jährige Frau des Gipsermeisters Altdörfer in Gaildorf im Kocher ertränkt. Der 20jähr. Arbeiter August Vöhringer aus Wittlingen fand in Urach beim Fällen eiuer Tanne den Tod. Er stieg auf den Baum, um ein Seil an der Spitze zu be­festigen, stürzte ab und erlitt so schwere innere Verletzungen, daß er bald darauf starb.

* Karlsruhe, 26. Mai. Die Mehrzahl der Vertreter der größeren Gemeinden, der Industriellen mit etwa 20 000 Arbeitern und der Kleingewerbetreibenden des Ober- rheius, des Wiescntals und des Lörrachtals ersuchen die Regierung, von jeder weiteren Vergebung der Wasserkräfte so lauge Abstand zu nehmen, bis die Angelegenheit einer gründlichen Prüfung unterzogen worden ist. Sie wünschen, daß sie in entscheidenden Fällen gehört werden, um ihre Interessen wahren zu können.

* Ireiburg i. Mr.. 27. Mai. Gestern nachmittag wurde in der Ordinariatssitzung im erzbischöflichen Palast auf deu Freiburger Erzbischof Dr. Nörber geschossen (bereits kurz mu > .nlt.) Der Erzbischof blieb unverletzt. Der Atten­täter, der au Verfolgungswahn leidet, ist der 42 Jahre alte Priester Dr. Emil Rieger aus Pforzheim, Studierender der Philologie. Der Genannte erschien in höchster Erregung im Sitzungssaal mit der Erklärung: »Ich will wissen, was über mich beschlossen worden ist. Ich komme als Feind" und gab einen scharfen Revolverschuß auf den Erzbischof ab. Herbeigeeilte Schutzleute nahmen Rieger den scharf­geladenen Revolver ab und brachten Rieger in Gewahrsam. Der Schuß traf weder den Erzbischof noch eines der an­wesenden Kollegialmitglieder. Dr. Rieger hatte vor Jahren seinen Posten anläßlich eiuer kirchlichen Disziplinaruntersuchung eigenmächtig verlassen und seine Wiederverwendung im Kirchendienst unmöglich gemacht. Durch den Erzbischof war ihm aber die Möglichkeit gewährt worden, die Philo­logischen Studien zu absolvieren. Daß er an Verfolgungs­wahn leidet, zeigte sich schon früher an verschiedenen ohne Grund von ihm geschriebenen Schmähbriefen. Der Anlaß zu dem Attentat scheint die wegen seines Vorlebens erfolgte Verweigerung der Berechtigung zur Erteilung des Religions­unterrichts an Mittelschulen gewesen zu sein. Auf Er­kundigung erfahren wir noch: Rieger ist der Sohn des in den 60er Jahren hier wohnhaft gewesenen Malermeisters Rieger. Dieser kam in seinen Vermögeusverhältnissen zurück und dem Emil Rieger wurde das Studium nur durch die Unterstützung seiner Geschwister möglich. Er studierte an verschiedenen Orten, hatte aber anscheinend von vornherein kein großes Interesse für den Priesterstand. In seiner ersten Stelle schon vernachlässigte er seine Pflichten, und in seiner zweiten Stelle in Leopoldshafen soll er nicht einmal das Pfarrhaus bezogen, sondern in einem Wirtshaus gewohnt haben. Bald darauf trat er denn auch aus dem Priester­stand und wollte nun bei seinem Bruder in München eben­falls Maler werden. Neuerdings wendete er sich, wie be­reits oben angedeutet, dem Studium der Philologie zu. Er wohnte im Vinzentiushause in Freiburg, Schon von jeher merkte man es ihm an, daß er geistig nicht ganz normal war.

* Eine erfolgreiche Haussuchung wurde heute bei der in Weittheim wohnenden Frau des Kaufmanns Hausmann aus Frankenthal vorgenommen, der in Mannheim wegen betrügerischen Bankerotts in Untersuchungshaft fitzt. Haus­mann, der Inhaber der Spiegel- und Rahmenfabrik Leh­mann und Schmidt in Mannheim war, behauptet, auf einer Eisenbahnreise nach Wiesbaden die Summe von 51 000 Mk. verloren zu haben. Die Staatsanwaltschaft glaubte ihm das nicht und stellte Nachforschungen an. Nachdem schon vor einigen Tagen bei der Mutter Hausmanns die Summe von 10 000 Mk. gefunden worden war, entdeckte die Polizei heute früh in der Wohnung der Frau des Verhafteten, in einer Matratze versteckt weitere 38 000 Mk., so daß nur noch 3000 Mk. fehlen. Gegen die beiden Frauen wird nun ebenfalls ein Strafverfahren eingeleitet werden.

* Lambrecht (Pfalz), 25. Mai. Ein nichtswürdiger Schurkenstreich versetzte die Bevölkerung in Aufregung. An der Ostseite des Chores der evangelischen Kirche unterhalb des mit Glasmalereien im Werte von über 3000 Mk. ver­sehenen Fensters, wurde das Mauerwerk an mehrere« Stellen angebohrt und eine Dynamitpatroue zur Explosion gebracht, durch die außer der Beschädigung des Mauerwerks das ge-