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seinem Sekundanten der Gegner noch nicht anwesend war, begannen die beiden Jungen die Kommandos zu üben. Vorher waren die Kugeln aus den Patronen entfernt worden. In der Aufregung hatte aber der Sekundant bei einer Patrone die Kugel fitzen lassen, und ein unglücklicher Zufall wollte es, daß die Kugel dem Freunde ein Auge völlig zerstörte. Die Sehkraft des andern Auges ist sehr gefährdet. Gleich nach dem Unglück erschien auch der Gegner mit seinem Sekundanten. Unter den obwaltenden Umständen kam es sofort zu einer Versöhnung und man beschloß dann zu erzählen, daß der Verletzte von einem Fabrikarbeiter angeschoffen worden sei. Der wirkliche Sachverhalt stellte sich aber bei der sofort vorgenommenen Untersuchung heraus. Die Schüler, die an dem Duell beteiligt waren, find sämtlich sofort von der Anstalt entfernt worden. Einer von ihnen hatte, als er vor den Direktor zitiert wurde, noch die Dreistigkeit zu sagen: „Was gehen Sie denn unsere Ehrenhändel an?"
-rusranoyches.
* Wie«, 10. Mai. Diplomatische und private Mitteilungen schildern die Lage im Balkan ziemlich pessimistisch. Die Weigerung des Fürsten von Bulgarien, der Einladung des Sultans nach Konstantinopel zu folgen, wird als symptomatisch bezeichnet. König Peter von Serbien, der vorgestern den Wiener Vertreter des russischen Blattes Nowoje Wremja empfing, sagte, er befürchte Verwicklungen in Makedonien. Er werde alles tun, um Serbien vor einem Anteil daran zu bewahren, doch gelte sein persönlicher Wille in dieser Frage nichts. Demnächst soll eine Versammlung makedonischer Führer stattfinden, an der Sarafoff, Tartscheff und Grujeff teilnehmen werden. Sie wird sich bemühen, die makedonische Bewegung von dem bulgarischen Einflüsse zu befreien. Auch die serbischen Verhältnisse gelten als kritisch. Trotz amtlicher Ableugnungen scheint eine Verfassungsänderung und ein Systemwechsel bevorzusteheu.
* Aus der Schweiz, 7. Mai. Letzte Nacht ist in der Ostschweiz neuerdings Schnee bis auf 700 Meter herab gefallen und streckenweise ein leichter Frostschaden eingetreteu. Auch aus den Freiburger Alpen und dem Jouxtale (Waadt) werden starke Schneefälle — wie mitten im Winter gemeldet. Im Kanton Tessin haben Hagelschauer Schaden angerichtet.
* (Ans der Schweiz.) Der gewaltige Simplondurchstich schreitet rüstig fort. Es fehlt nur noch ein Kilometer bis zum Zusammentreffen der beiden Stollen von der Schweiz und von Italien her ; wenn die harten Gesteinsschichten, auf die man jetzt gestoßen ist, andauern, wird die Scheidewand voraussichtlich in 3^ Monaten fallen. Augenblicklich sind 3100 Arbeiter im Innern des Tunnels beschäftigt..
* Baris, 10. Mai. Im Hotel Regina erschoß sich ein Student namens Clarke, der Sohn eines Millionärs in San Franzisko, infolge enormer Spielverluste in Monte Carlo.
* London, 10. Mai. Der vielgenannte Afrikareisende Sir Stanley ist heute früh 6 Uhr gestorben.
* Belgrad, 9. Mai. Am 15. Juni findet im Kloster Zica dre Salbung des Königs statt. Von der beabsichtigren Krönung ist Abstand genommen.
* Hlew-Hork, 9. Mai. In der dritten Avenue an der 57. Straße erfolgte auf der Hochbahn eine Kollision und Entgleisung. Die Züge waren gedräugt voll von Passagieren. Die Wagen brannten Mehrere Wagen hingen von der Hochbahnstruktur herab. Ein Motorführer ist tot und zehn Personen sind schwer verletzt. Viele Personen sind leicht verletzt.
* Schanghai, 25. April. Die Durchführung des vor einiger Zeit erlassenen kaiserlichen Befehls, überall moderne Schulen zu eröffnen, stößt da, wo sie wirklich versucht wird, auf Schwierigkeiten eigener Art. So hatten einige Notabeln
in dem Bezirk von Fenghug in der Provinz L-schekiang unter Zustimmung des Distriktsmandarinen sich dieser Sache mit Wärme angenommen, weil sie deren Wichtigkeit vollkommen einsahen. Für die „Loyale und Patriotische Schule", wie der Name der neuen Lehranstalt lauten sollte, wurde ein Tempel in Aussicht genommen. Schon war der Tag der Eröffnung festgesetzt, als plötzlich eine Anzahl von Vagabunden heroortrateu, die Geld dafür beanspruchten, daß sie die Freundlichkeit haben wollten, nichts gegen die Schule zu unternehmen. Als man ihnen dies verweigerte, wußten sie aus Rache das Volk gegen die Notabeln auf- zureizeu, indem sie besonders das diesmal zwar völlig grunbtose, in China jedoch selten seine Wirksamkeit verfehlende Gerücht ausspreugten, die verhaßten Missionare steckten hinter dem Plane. Auf solche Weise gelang es ihnen leicht, eine Rotte Menschen unter dem Rufe: „Nieder mit den Christen und ihren Anhängern!" auf die Häuser der betreffenden Notabeln zu Hetzen, die alsbald dem Erdboden gleichgemacht wurden. Die Bewohner der Häuser konnten nur mit knapper Not entfliehen. Ihre Beschwerde bei dem zuständigen BezirkSmandarineu blieb ganz erfolglos, weil dieser selbst zu viel Angst vor dem Volke hatte, wie es in derartigen Fällen iu China nicht selten zu gehen pflegt.
Der russisch-japanische Krieg.
ff Betersöurg, 10. Mai. Ein Telegramm Alexejews an den Kaiser von heute berichtet: In der Nacht vom 9. auf de» 10. Mai ist die Eisenbahnverbindung mit Port Arthur wieder hergeftellt worden. Die Telegraphenlinie wird repariert.
* Betersvnrg, 10. Mai. In der Kasfeuverwaltuug des russischen Roten Kreuzes wurden bedeutende Unterschlagungen entdeckt. Der Hauptschuldige ist der General Schwedoff, ein Günstling der Kaiserin-Mutter, der ungefähr eine Million Rubel im Börsenspiel verlor und sie aus der Kasse nahm.
ff Schanhaikwa», 10. Mai. Eingegaugene Nachrichten besagen, das erste japanische Korps, welches den auf dem Rückzug vom Ualu begriffenen Russen folgte, holte dieselben gestern 20 Meilen .südlich von Liaojang ein. Es habe sich ein schweres Gefecht entsponnen, wobei die Japaner Geschütze auf Hügel hinaufschleppten, die mau tür unübersteigbar hielt. Darauf haben die Russen den Rückzug nach dem Norden fortgesetzt. Eine Division des japanischen 1. Korps nähere sich Niutschwang, wo sich gegenwärtig nur eine ganz geringe Zahl von Russen befinde. Die japanischen Vorposten seien bereits in einer Entfernung von 6 Meilen von der Stadt gesehen worden. Aus Niutschwang eingetroffeue Frauen bestätigen, daß der Platz von den Russen geräumt sei.
* Baris, 9. Mai. Dem „Petit Parisien" wird berichtet, die russische Regierung babe in der staatlichen Waffenfabrik von St. Etienne 200 000 Lebelgewehre bestellt, von denen 50000 sofort fertig zu stellen seien.
" London, 9. Mai. Ein Privatkorrespondent des „Reuterschen Bureaus" meldet aus Petersburg von heute: Statthalter Alexejew habe dem Kaiser telegraphiert, daß er das Hauptquarrier nach Charbin verlege. Die Admiralität gebe bekannt, daß sich das Geschwader des Admirals Jessen in Wladiwostok befinde. Es heiße offiziell) daß der Generalstab Kuropatkins m Liaujang bleibe und nicht die Absicht habe, die gegenwärtige Position aufzugeben.
* London, 10. Mai. Die „Times" meldet aus Tokio: Zur Tätigkeit auf den acht Dampfern, die den letzten Versuch zur Sperrung des Hafens von Port Arthur machten, hatten sich 20000 Freiwillige gemeldet. Die japanische Mariuemannschaft, welche auf der Liaomng-Halbinsel landete, bestand aus zwei Bataillonen, die seit dem 27. April auf zwei Transportschiffen bereit gehalten wurden. Unmittelbar
nachdem die Truppen auf der Halbinsel gelandet waren, rückte eine Abteilung nach Pulautien (Port Adams) und ver- trieb die dort stehenden 250 Russen, während eine andere Abteilung an der Küste entlang vorrückte und P'trero besetzte.
* Tokio, 8. Mai. (Reuter.) Bei den aus Anlaß der japanischen Siege gestern abend hier veranstalteten Kundgebungen find 21 Personen getötet und etwa 40 verletzt. Die Getöteten find meist Knaben, die im Gedränge erdrückt wurden oder ins Wasser fielen.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
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Gebrauch desMittelsl Hustens und desj schwinden der s schweiße, sowie eine! tits und mithin der I statiereu gewesen sei.
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Bekarmtmachuugj erscheint ««r einmal!
schon nach kurzem ein Abnehmen des Auswurfs, Verlässigen Nacht- Zunahme deSAppe- Körperkräfte zukou- Das ist ein Erfolg,
der wie gesagt einzig dasteht, der ähnlich wohl bei keine« zweiten demselben Zwecke dienenden Mittel der letzten 30 Jahre zu verzeichnen gewesen ist.
Kein Leidender sollte in seinem eigenen Interesse den ihm unentgeltlich gebotenen Versuch unterlassen, um sich selbst von der mitunter verblüffenden Wirkung zu überzeugen. Wer eine kostenlose Probe des Mittels (dessen Anwendung später nur 15—20 Pfennig täglich kostet) nebst einer ausführlichen Broschüre, in der zahlreiche notariell beglaubigte Heilberichte ubgedruckt find, zu erhalten wünscht, hat nur nötig, seine genaue Adresse der Firma Brockhaus u. Co. in Berlin-Halensee einzusende» und seinem Briefe 20 Pfg. für Porto rc. beizufügen. Proben, die in dem Bureau der Firma abgeholt werden, sind völlig kostenlos.
der jungen Prinzessin! Georg Eberhard hatte sie ja auch nicht dem Namen nach gekannt! Hatte der hohe Herr etwa gedacht, wirklich gedacht, einen Liedes-Roman mit dem kleinen Pensions-Mädel beginnen zu können?
Ihre Lippen kräuselten sich im scharfen Spott! Der Herr Herzog sollte sich arg, gerade so arg getäuscht haben, wie der Herr Georg Eberhard.
Klar und gemessen schaute Ernestine Goldenberg wieder drein: Jetzt war ihr die Richtschnur bis in die kleinsten Einzelheiten für die kommenden Tage vorgezeichnet.
Da traf ein Blick voll stummen Fragens ihr Auge!
Während die Damen sich weiter angeregt mit dem General unterhielten war Georg Eberhard drüben unter der Tür erschienen. Sein erster Blick galt der Prinzessin. Und Ernestine hielt diesen Blick kraftvoll aus, er sollte doch sehen, er sollte doch sehen . . .
Und da stand er vor ihr. . . Mit einigen kurzen Worten hatte der General die Vorstellung vermittelt. Und dann sprachen sie mit einander. Gustel und Trude sahen die jungen Herrschaften an, dann mit fragenden Blicken sich selbst ... sie verstanden das alles nicht recht. Und dasselbe dachten auch andere nicht, am wenigsten Doktor Werner Greif.
Und doch war alles so ganz natürlich. Die Prinzessin und Georg Eberhard befanden sich mit einem Schlage, seitdem sie aller Augen auf sich gerichtet sahen, auf völlig neutralem Boden . . . Jetzt, wo sie vor der Oeffentlichkeit standen, verschwand das Geschehene vollständig aus dem Gesichtskreis, sie hatten ihre Namen, ihren fürstlichen Rang zu vertreten. Und auch der aufmerksamste Beobachter hätte nicht erkennen können, daß der Herzog Georg Eberhard von Hohenburg und Prinzessin Ernestine von Goldenberg bereits sich kannten, recht frohe Stunden mit einander verlebt hatten.
Mit verbindlicher Höflichkeit begleitete der junge Herzog die Prinzessin zu ihrem Wagen, die Verneigungen zum
Abschied entsprachen den Anforderungen der strengsten Etikette. Und Frau von Wolden war glücklich, daß ihr einstiger Zögling eine so tadellose Haltung bewahrt hatte. Und die Situation war doch nicht leicht gewesen. Das dachten sie alle.
Und das dachte der Prinz, der nun in sein Absteigequartier zurückkehrte.
Da stand er allein in seinem schlichten Manöver-Gemach und starrte in die Nacht hinaus. An der Tür stand, wie aus Erz gegossen, der treue Adam Feldschütz.
„Du weckst mich morgen früh um fünf Uhr!"
„Zu Befehl Eure Hoheit, Herr Herzog!" Er wollte ja keinen Verstoß gegehen, der wackere Adam.
Georg Eberhard zuckte zusammen, als er auch aus diesem Munde an seine Würde erinnert wurde. . . Ja, es war vorbei mit dem Einst.
Viel Schlaf gab es in dieser Nacht für den Herzog, die Prinzessin und alle, die ihnen nahe standeu, nicht.
Bios Benedikt schlief wie ein Murmeltier.
O, er kannte Hofsttten, auch'regierenden Herren gegenüber: Wie ein Erzbild, ohne mit der Wimper zu zucken, hatte er am Wagen gestanden, als der Herr Georg Eberhard seine junge Durchlaucht geleitet hatte.
Und es war ihm, wirklich, so erschienen, als habe des Herzog's ernstes Antlitz sich einen Augenblick erhellt, als sein Blick ihn getroffen.
Eine Zentnerlast war dem Leibknappen des fürstlichen Hauses Golvenberg vom Herzen gefallen.
Fräulein Agnes Lemme und er waren Wohl in derselben seligen, überseligen Stimmung. Eigentlich war das gottlos angesichts des Trauerfalles, aber da der alte Herzog nun einmal dahingeschieden war, konnte man sich doch der überstandenen schweren Gefahr freuen.
Prinzessin Ernestine hatte die Versicherung des jungen Herzogs mrt nach Schloß Goldenberg gebracht, am kom
menden Tage, wie in Aussicht genommen gewesen war, seine Aufwartung der greisen Durchlaucht Thekla macyen zu wollen. Natürlich war die Anwesenheit jetzt, wo die Abreise nach Hohenburg unabweisbar geworden war, auf ein Minimum beschränkt.
Der Herzog wollte kommen! Die alte Fürstin war durch den veränderten Charakter des Besuches lebhaft bewegt. War es ein junger Herr, den sie zu begrüßen und zu bewillkommnen hatte, es war doch ein regierender Herr, ein Herr, mit dessen Lebensweg sich vielleicht derjenige ihrer Enkelin verbinden würde. War diese Möglichkeit schon bei dem Prinzen Georg Eberhard von Hohenburg bedeutsam gewesen, um wie viel mehr wurde sie es bei dem Herzog, dem regierenden Fürsten.
Aufmerksam hatte die hohe Dame ihre Enkelin gemustert, als sie ihr nach der Heimkehr von Freudau die bezüglichen Mitteilungen gemacht. Sie spähte mit aller Kraft, welche ihrem Mter noch zu Gebote stand, ob sie in Erneftine's Verhalten nicht etwas entdecken könnte, was den Eindruck verraten würde, den die Persönlichkeit Georg Eberhard's auf sie gemacht. Es war vergebens. Die Prinzessin bekundete warme Teilnahme für das jähe Dahinscheideu des Herzogs Dagobert von Hohenburg, das war alles. Ueber seinen Großneffen und Nachfolger berichtete sie nur in flüchtigen Worten.
Ernestine erwartete einen feierlichen Besuch, und er war ihr willkommen. Kam Georg Eberhard mit den Herren seiner Umgebung, hatte sie an ihren jungen Freundinnen gewissermaßen einen kleinen Hofstaat, so vollzog sich das kurze Beisammensein ohne jedes Schwanken, ohne jede Störung. Nur kein Gegenüber unter vier Augen. Schrecklich war ihr neulich schon die kurze Begegnung im Walde gewesen, und eine Wiederholung solchen vertraulichen Zwiege- spräches hätte ihre Selbstbeherrschung, das fühlte sie, bis zum I Aeußersten erschöpft. Sie wollte nicht allein stark sein, sie war stark... aber! (F. f.)