Aernsprecher

Mr. 11.

erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag «it der wöch. Beilage »Der Sonntags- Gast".

Bestellpreis für bas Vierteljahr im Bezirk s- Nachbarortsverkehr Mk. außerhalb Mk. 1LK.

Wr. 72.

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Donnerstag. 12. Mai.

Bekauutmachuug der K. Zentralstelle für Gewerbe «nd Handel betreffend die Sammlungen des Kgl. Gewerbemnfenms.

Die technologischen und kunstgewerblichen Sammlungen, die Bibliothek mit Lesesaal, Zcichensaal und Zeitschriften­lesezimmer, sowie die Sammlung der Gipsabgüsse des Landes- Gewcrbemuseums sind das ganze Jahr hindurch mit Aus­nahme der höchsten Festtage bei freiem Eintritt für Jeder­mann geöffnet, an Sonntagen von 11 bis 1, an Wochen-, tagen im Sommer von 10 dis 5 Uhr, im Winter von 10 bis vier Uhr, die Bibliothek an Sonntagen von 11 bis 1, an Wochentagen von 10 bis 12 und 2 bis 6 Uhr, außer­dem Freitags von 8 bis 10 Uhr, im Winter auch Dienstags von 8 bis 10 Uhr abends, die Sammlungen der Gipsabgüsse das ganze Jahr an Sonntagen von 11 bis 1, an Wochentagen von Io bis 12 Uhr.

Im Bureau der Museumsverwaltung find die Patent­schriften, Adreßbücher und Modezeitungen aufgelegt.

Ausgeliehen werden innerhalb Württembergs Bücher und Vorbilder, Gipsmodelle und Patentschriften, unter Um­ständen auch einzelne Gegenstände aus den Sammlungen, vorzugsweise aus der technologischen Abteilung.

Motoren und Maschinen werden auf Wunsch in Be­trieb gesetzt. Indem wir zur regen Benützung der Samm­lungen einladen, bemerken wir, daß Arbeitsmaschinen und Werkzeuge, soweit sie neu oder hervorragend sind, in be­sonderen Fällen auch andere gewerbliche Erzeugnisse, im Landes-Gewerbemuseum ohne Entgelt vorübergehend zur Ausstellung gebracht werden können; die Entscheidung über die Zulassung, sowie über den Platz und die Zeitdauer der Ausstellung behalten wir uns vor.

Beim Besuche größerer Gruppen von Personen können aus dem Bureau des Museums Führungen erbeten werden, sofern ein Beamter gerade frei ist.

K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel:

M o st h a f.

Die Aushebung der Militärpflichtigen pro 1904 im Auhebungsbezirk Nagold findet am 26. und 27. Mai statt.

HclgespoML.

Deutschland kann seinen wackeren Söhnen, welche sich gegenwärtig unter der Sonne Afrikas mit einem barbari­schen Feinde herumschlagen, nicht genug Anerkennung zol­len. Auch diejenigen, welche überhaupt nichts von Kolo­nien wissen wollen, müssen wenigstens Hochachtung vor dem Opfermut der deutschen Soldaten haben. Um sich einen Begriff von den Strapazen im Hererolande zu ma­chen, lese man wieder folgenden Brief eines Freiwilligen. »Okondiato, 20. März. Unter Südwestafrika habe ich mir etwas anders vorgestellt. Sand und Dornen bilden den Hauptbestandteil des Landes, Bäume kommen selten über zwei Meter hinaus. Die Wasserverhältnisse sind hier trau­rige. Wasser, in dem man sich in Deutschland nicht die Hände zu waschen getraut, müssen wir zum Abkochen be­nutzen, und wir sind froh, wenn wir solches mit großer Mühe schöpfen können. Der Proviant wird auf Ochsen- Wagen nachgefahren; unsere tägliche Speisekarte lautet: Mehlsuppe, mittags: ausgekochter Reis. Brot backen wir selbst aus Roggenmehl; ob das Brot gar ist oder nicht, danach fragt der Feldsoldat nicht. Deshalb haben wir auch alle mit Magenbeschwerden zu tun. Was den Feldzug nun selbst betrifft, so macht uns der Gegner insofern viel zu schaffen, als er sich nie stellt; glauben wir, ihn festzuhalten, so ist er schon wieder fort, und deshalb folgt ein Gewalt­marsch auf den anderen. Was ein Gewaltmarsch (Tag und Nacht 7080 Kilometer) in diesem Lande bedeutet, kann nur der verstehen, der bei glühender Hitze, von unzähligen Stechfliegen verfolgt, mit Patronen und Wasserbehälter be­schwert, in fußtiefem Sande einige Stunden marschiert ist. Dazu kommt »och der Staub, den die Ochsenwagen auf­wirbeln. Bon der Kleidung will ich gar nicht sprechen. Wie schon gesagt, gibt es hier nur Sand und Dornen­sträucher; sollen wir nun täglich mit dem leichten Khaki­anzug diese Sträucher Passieren, so können Sie sich nicht vorstellen, aus wie viel Flecken und Löchern sich unser Au- zug zusammensetzt. Der Körper hat sich an Dornenstiche gewöhnt; Hände, Arme und Beine sind von alten und frischen Wunden bedeckt. Heute find es gerade 17 Tage her, daß ich mich mal richtig gewaschen habe. Tag und Nacht müssen wir stets feldmarschmäßig sein. Abends wird ein Zelt für 30 Manu aufgeschlagen; jeder bekommt eine wollene Decke, und dann wird auf feuchter Erde in der kühle» Nacht »geschlafen," mit Gewehr im Arm. Anfangs war ich morgens müder wie abends ; doch der Mensch kann mehr vertragen, als man glaubt, so daß ich die ungeheuren

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

Verwendbare Bei­träge werden dankbi'' angenommen.

1904

Anforderungen, die an uns gestellt werden, jetzt weiter er­tragen kan». Von sämtlichen 8 Einjährigen der 1. Kom­pagnie bin ich der einzige gewesen, der für die Gewalt­märsche für kräftig befunden wurde; die übrigen blieben als Bedeckung der Bagage zurück. Da ich mitgehalteu habe, wurde ich denn auch schon am 13. März zum Gefreiten er­nannt und denke, mich später Ihnen als Unteroffizier vor­stellen zu können. An Gefechten habe ich bisher eines mit­gemacht, bei derSchwarzen Klippe", 30 Kilometer von Windhuk. Wir hatten 3 Tote und 3 Schwerverletzte. Die Kugeln Pfiffen mir um den Kops. Anfangs war ich ein wenig unruhig; doch an dies Pfeifen gewöhnt man sich bald, und ruhig habe ich meinen Gegner aufs Korn ge­nommen. An Farmern und Bewohneru sind bis jetzt zirka 400 Leute dem Aufstande zum Opfer gefallen. Wenn Sie eine solche zerstörte Farm sehen würden, so würde sicherlich auch Ihre Wut auf die Schurken groß sein. Ich habe der­gleichen Elend genug mitangesehen und kann 100 Beispiele von unsäglicher Grausamkeit, mit der der Feind vorgeht, er­zählen. Wir liegen jetzt schon acht Tage in Okondiato (Wasserstelle) und warten, bis das Hauptlager der Feinde (8000 Mann stark) von allen Seiten umstellt ist; dann greifen wir zunächst mit Artillerie die Verschanzuuq bei Owikokorero an; dann muß die Infanterie vor. Wahr­scheinlich bleibt mancher von uns; hoffen wir aber das Beste!"

* *

Der Chefredakteur des*Mg. Handelsblatts", Herr Charles Boissevain hat in Petersburg eine Unterredung mit dem früheren Finanzminister und jetzigen Präsidenten des Ministerkomitees, Herrn Witte gehabt, in der dieser erklärte, er sei ein Anhänger deS Friedens, von der Entwickelung des Inlandes von Industrie und Handel ohne Krieg. Er habe sich gegen die Besetzung von Port Arthur und das Vor­dringen in die Mandschurei ausgesprochen, wodurch die Japaner Gelegenheit fanden, den längst im Stillen vorbereiteten Krieg zur Erlangung der Oberherrschaft im stillen Ozean zu beginnen, bevor Rußland gerüstet war. Deshalb sei er auch nicht mehr Finanzminister und beobachte mit bitterem Schmerz, wie das Geld, das er für die Entwickel­ung des Landes gespart, für die Kriegführung ausgegeben werde. Mau werfe ihm vor, er habe die Bahnlinie nach dem Stillen Ozean angelegt; er sei deshalb auch für den Krieg mitverantwortlich. Dies sei töricht. .Angenommen", sagte Herr Witte,ich sei Schulvorstand. Ich ließe meine Schüler ein Stück von Shakespeare sehen. Voll Aufmerk­samkeit verfolge ich die Handlung. Aber inzwischen verließen die Schüler hinter mir die Schule, begäben sich in ein in der Nähe liegendes Cafe und würfen die Fenster ein. Ist dies nun die Schuld von Shakespeare oder vom Lehrer? Ich wünschtedie Bahn vorläufig nur bis Wladiwostok anzulegen. Ich wollte China für den Handel Hollands, Deutschlands, Englands usw. offen halten. Ohne Port Arthur wollte ich den Plan durchführen.Handel und Industrie an der Spitze, die Soldaten im Hintergründe" ist meine Devise. Aber dieser Krieg ist nur ein Zwischenakt. Die mächtige Zukunft Rußlands ist gesichert, denn die Hilfsquellen des Landes find unberechenbar. Im Frieden wird es sich in »och nie dagewesener Weise entwickeln. Wir stehen noch in den Kinderschuhen." ....

Deutscher Meichstag.

* Berlin, 9. Mai. 3. Beratung der kleinen Finanz­reform. Staatssekr. Stengel erklärt namens der Verbün­deten Regierungen, dieselbe» stünden den Beschlüssen der zweiten Lesung nicht ohne Bedenken gegenüber. Sie be­dauerten namentlich die Ablehnung des ß 3, verkennen aber nicht, daß das Gesetz auch in der beschlossenen Fassung einen dankenswerten Fortschritt und eine wertvolle Grundlage für eine weitere Verbesserung des Reichsbanshalts und für die Beziehungen zu den Einzelstaate» bedeute. Daher würden sie dem Gesetz auch in der vorliegenden Fassung ihre Zu­stimmung erteilen. Nach kurzer Debatte wird das Gesetz in der Schlußabstimmung geaen die Stimmen der Sozialdemo­kraten und freisinnigen Volkspartei angenommen. Dritte Beratung des Etats. Abg. Bebel (Soz.) entnimmt der Rede des Kaisers in Karlsruhe eine Bestätigung dessen, daß Deutschland isoliert sei. In Italien sei die Sympathie der Bevölkerung offenbar für Frankreich, was auch durch den begeisterten" Empfang bewiesen wurde, der dem Präsi­denten Loubet zuteil geworden sei. lleberall sehe man ein großes Wettrennen um Rüstungen und an der Spitze dieses Wettrennens habe seit de» sechziger Jahren Preußen und Deutschland gestanden. Die Bevölkerung hätte diese Rüstungen allmählich satt. Das kaiserliche Telegramm

nach Petersburg,Rußlands Trauer sei Deutschlands Trauer", entspreche nicht der Volksstimmuug in Deutsch­land. Er selbst wünsche die Niederlage Rußlands gegen Japan, weil das dem russischen Volke zum Vorteil gereichen würde. Ganz Europa habe ein lebhaftes Interesse daran, daß endlich einmal in diesem Lande die Sonne der Kultur aufgehe. Auch in Preußen seien erst aus den Niederlagen von 180607 die modernen Reformen hervorgegangen, ähnlich 1866 in Oesterreich und je schlechter wirtschaftlich und finanziell Rußland aus dem ostastatischen Kriege her­vorgehe, um so sicherer sei man vor Einmischungen Rußlands in mitteleuropäische Dinge. Im Anschluß hieran geht Redner auf die Finanzlage des Reiches ein. Richtig sei ja, daß die Einzelstaaten zum Teil in übler Lage seien und ihre Bewilligungen für Kulturzwecke einschränkten, aber nur aus dem Grunde, weil im Reiche die Bewilligungen für gewisse andere Zwecke ins uferlose gingen. Er erinnere au die jetzigen Ausgaben für Südwestafrika. Daß 50 Mill. ge­nügen würden, um den Aufstand uiederzuschlagen, glaube jetzt niemand mehr. Jetzt werde Generalleutnant v. Trotha hinausgeschickt. Geeigneter sei und bleibe doch wohl für die oberste Führung ein Mann, dem vieljährige Bekanntschaft mit Land und Leuten zur Seite stünden. Redner geht dann ein auf die Frage nach den Ursachen des Aufstandes. Diese seien uferlose Gewinnsucht Einzelner und ganzer Erwerbs- Genossenschaften, Betrügereien bei Käufen und Verkäufen und Rechtlosigkeit der Hereros, ferner sittliche Verfehlungen der Peißen, während niemals die Hereros daran gedacht hätten, Weiße Frauen zu vergewaltigen. Vom Kolonial­direktor erwarte er genaue Auskunft darüber, ob weiße Frauen und Kinder von den Hereros getötet seien, wie be­hauptet worden sei, ferner ob Herero-Männer Frauen und Kinder zu Gefangenen gemacht, oder ob wenigstens, soweit es sich um die Männer handle, Mes über den Haufen ge­schossen werde. Redner geht weiter ein auf Kamerun. Dort stünden nach Angabe Sachverständiger ähnliche Ereignisse bevor wie in Südwestafrika. Wenn man die Millionen, die für die Kolonien ausgegeben würden, benutzte, um bei uns öde Ländereien urbar zu machen, so könnte man hundert­tausend? von Arbeitern als Bauern seßhaft machen. Redner berührt dann die neueste Vorlage in Preußen betreffend den Kontraktbruch ländlicher Arbeiter. Diese Vorlage laufe hinaus auf die schärfste Verurteilung der Sozialpolitik, wie sie der Reichskanzler namens des Kaisers bekundet habe. Wir marschieren nicht voran, sondern hinter allen Kultur­staaten hinterher," schließt Bebel seine Rede. Reichskanzler Graf Bülow: Allerdings habe der Kaiser seiner Teil­nahme an einem Unfälle Ausdruck gegeben, bei dem so viele brave russische Seeleute untergegangeu seien. Er glaube aber, die große Mehrheit des Hauses und auch die große Mehrheit im Lande werde diese Anteilnahme verstehen. Die Art und Weise, wie sich ein Teil der Presse über diesen Vorgang geäußert habe, sei mit politischem Empfinden und politischem Takt nicht vereinbar. Wenn der Abg. Bebel, wie er behaupte, Friede unter den Völkern wünsche, wie könne er dann solche Angriffe gegen Rußland richten und so unverblümt sagen, er wünsche die Niederlage Rußlands. Das sei eine Abweichung von der strikten Neutralität, mit der er, Redner, nicht einverstanden sein könne. Der Abge­ordnete Bebel sprach auch über die Lage der Dinge in Südwestafrika. Bei der gegenwärtigen Lage könne er eine solche Kritik, wie sie Bebel geübt habe, nicht für zeitgemäß halten. Daß so viele Offiziere gefallen seien, sei auch ge­rade eine gründliche Widerlegung all der Vorwürfe, die in letzter Zeit überhaupt gegen Offiziere erhoben worden seien. Gewiß seien unsere Landsleute in Südwestafrika auch nnr Menschen. Wenn einige traurige Ereignisse vorgekommen seien, so liege das auch teilweise an den Einflüssen des Klimas. Aber solche Fälle seien nur verschwindende Aus­nahmen. Er halte es für seine Pflicht, dies ausdrücklich zu betonen. Er müsse auch bei aller Hochachtung vor den Missionaren bedauern, daß die Missionare gerade diesen Augenblick gewählt haben, um solche Angriffe gegen unsere Landsleute zu richten, wie sie dies getan haben. In diesem uns aufgedrängte« Kampfe ist der Platz der Missionare an der Seite unserer Landsleute. Bebel habe auch die Truppen­sendungen nach Südwestafrika berührt. Vom ersten Tage an. wo die Nachrichten vom Aufstande eingelaufen seien, habe er, der Reichskanzler, keinen Zweifel darüber gelassen, daß er die Verantwortung für alle Truppensenduugen über­nehmen würde, welche aus militärischen Gründe» irgend wie nötig erschiene». Hier halte er Sparsamkeit für ganz unangebracht. Was General Trotha anlange, so sei die Sache sehr einfach. Als sich die Notwendigkeit stärkerer Truppensendungeu herausstellte, ergab sich eine doppelte

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