JerrffpreHer Ar. LI.
Srscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage »Der Sonntags- Gast«.
BesteÜpreis für das Merteljahr im Bezirk s. Nachbarortsverkehr Wk. 1.15, außerhalb Mk. 1L5.
Hlr. 68.
undMterhaltungsblatt
Mblalt für
Aiigemeine^Kmelae
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IonnersLag- 5. Mai.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
Verwendbare Verträge werden dankba- angenommen.
1904
Die Staatsprüfung am höheren Lehrerinnensemmar hat u. a. bestanden : Dora Frohnmeyer von Nagold.
Am 10. Mai werden in den nachstehenden Orten Telegraphenanstalten (mit Fernspiechbetrieb) mit beschränktem Tagesdienst für den öffeutlchen Verkehr in Betrieb genommen:
Böffingeu, Durrweiler, Erzgrube, Kälberbronn, Neuneck,
Oberiflingen, Unteriflingeu und Wittendorf, OA. Freu-
denstadt.
Tagespolitik.
Zum drittenmal ist im preußischen Abgeordnetenhause die Kanalvorlage eiugebracht worden. Die Regierung fordert etwa 200 Millionen Mark. Schon zweimal wurde die Kanalvorlage abgelehnt. Man har sich daher diesmal auf das Notwendigste beschränkt und zu der Kanalvorlage noch Ueberschwemmungsbauten und Verbesserung der Flußläufe beigezogen. Vielleicht geht in dieser abgeäuderten Form die Regierungsvorlage eher durch. Zunächst soll nur ein Kanal von Stettin nach Berlin und einer vom Rhein nach Hannover gebaut werden. Aber auch diesmal wird, wie früher, um die Kanäle ein heftiger Kampf entbrennen, und darum darf man wohl die Krnalvorlage kurzweg als den Angelpunkt der inneren Lage in Preußen bezeichnen.
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Ein Juwel hat der Zentrums-Abgeordnete Schwarze- Lippftadt am Montag im Reichstage unsere Kolonie Ost- asrika genannt. Wer nicht jede Kolouialpolitik von vornherein ablehnt, der wird jenem Ausspruche zustimmen. Deutsch-Oftafrika ist zweifellos unsere beste Kolonie, ein Gebiet, aus dem sich alles machen läßt. Das einzige Tropenprodukt, das bisher in Ostafrika in größerem Umfange angepflanzt ist, ist der Kaffee. Noch sind keine zehn Jahre verstrichen, seit die ersten Versuche damit gemacht wurden. Der Kaffeebau hatte anfangs mit unendlichen Schwierigkeiten zu rechnen: mit ungenügender Kenntnis des Bodens, mit ungeschulten Pflanzern, ungelernten Arbeitern, schlechten Berkehrsverhältnissen und einer Reihe von Schädlingen. Trotzdem hat man glänzende Erfolge erzielt. Die Güte des ostafrikanifchen Kaffees ist der des Guatemala-Kaffees, also eines der besten auf dem Weltmärkte, annähernd gleich. Der Durchs chniitsertrag der Bäume bleibt hinter dem in Guatemala nicht zurück. Von einer noch größeren Bedeutung für die Kolonie ist der Anbau von Sisal- und Mauritiushans. Die ganze deutsch-ostafrikauische Küste hat einen für Sisalbau in hervorragendem Maße geeigneten kalkhaltigen Boden. Die Nachfrage nach Sisal uro Mauritius- Hanf steigt fortwährend; die Preise haben eine Höhe erreicht, wie kaum in den letzten 20 Jahren. Bereits sind die mittelamerikanischen Sisalpflauzer auf den deutsch-ostafrikamscheu Sisalbau aufmerksam geworden, und zwar aus einem Grunde j welcher für unsere Interessenten überaus wichtig ist. Das' / find die Lohnverhältnisse. Der Wettbewerb in Sisal auf der ganzen Welt wird allein entschieden durch die Arbeiter- und Lohnfrage. Diese aber liegt in Deutsch- Ostafrika viel günstiger als in Ankara» und Mexiko. Der dritte Stapelartikel, welcher hier in Betracht kommt, ist Baumwolle. Der Bedarf an Baumwolle wächst von Jahr zu Jahr. Es unterliegt keinem Zweifel, daß in Deutsch- Ostafrika, wo in vielen Gebieten Baumwolle wild wächst, ihr planmäßiger Ausbau einen großen Erfolg verspricht. Der Schluß ist leicht zu ziehen. Wir wissen, daß der ostafrikanische Neger das beste Arbeitsmaterial darstellt, welches der schwarze Erdteil hervorbringt. Die Lohvverhältnisse sind günstig und werden es brr richtiger Handhabung der Eiugeborenen-Politik bleiben. Nur die Verbindungen auf dem Lande lassen viel zu wünschen übrig. Erst durch eine leistungsfähige Bahn wird Oftafrika erschlossen urd dieses
Juwel für uns wertvoll werden.
*
Oberst Dürr ist bald nach seiner Ankunft in Deutsch- Südwestafrika wieder heimgekehrt. Einem Hamburger Journalisten erklärte er, „daß Differenzen mit Gouverneur Lent- wein nicht die Ursache seiner Rückkehr seien. Ein Herzfehler, der ihm in China nicht hinderlich war, sei bei dem Klima und den Anstrengungen in Südwestafrika akut geworden, lieber die Aussichten der Kämpfe müsse man nicht schwarz sehen, die Munition der Hereros werde bald verbraucht sein. Unsere Truppen müßten sich dem Buschkriegsdienst aupassen. Die Rückkehr der Truppen nach Otjihaenena sei nicht ein strategischer Fehler, sondern notwendig geworden, um den vielen Typhuskranken an den guten Wasserquellen Genesung zu bringen.«
Deutscher NsichsLag.
0 Werkt«, 2. Mai. Bei den Zöllen hat die Kommission den Emnahme-Vorauschlag um 20 Millionen erhöht, eben
so die Zuckersteuer um 10 Millionen, Branntweinsteuer um 2 Millionen. Abgeordneter Paasche (natl.) weist darauf hin, wie die Budget-Kommission, um die Zuschuß-Anleihe zu beseitigen, die oben erwähnten Erhöhungen vorgenommen hat und außerdem die Matrikularbeiträge erhöhte. Für die Einzelstaaten sei letzteres nicht ganz unbedenklich; in den Einzelstaaten werde das beunruhigen. Er behalte sich vor, um dies zu vermeiden, bei der 3. Lesung weitere Erhöhungen der Einnahmen vorzuschlageu. Abgeordneter Speck (Z.) kann nur bedauern, daß sein Antrag, den Zolltarif am 1. Mai 1905 in Kraft treten zu lassen, nicht angenommen worden sei. Das hätte aus die Handelsvertragsverhandlungen beschleunigend eingewirkt. Für den Vorschlag Paasche sei seine Partei nicht zu haben. Staatssekretär Stengel weist den Vorwurf des Vorredners zurück, als ob der Buudesrat nicht eifrig genug Ausgaben streiche. Bundesrat und Reichstag hätten auch die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß die gemeinsam bewilligten Ausgaben durch eigene Einnahmen des Reiches gedeckt würden. Der Kommisstonsamrag wird genehmigt, ebenso der Titel Zuckersteuer. Bei dem Titel Salzsteuer empfiehlt Kulerski (Pole) gänzliche Abschaffung der Salzsteuer. Der Titel wird genehmigt. Beim Titel Brausteuer weist Abgeordneter Pach nicke (frs. Vg.) auf die Ursachen des relativ verminderten Ertrages hin; Abnahme des Verbrauchs und erhöhte Ausbeute. Umsomehr müsse der bekannte Flaschen- bierhandel-Erlaß preußischer Minister zur Sprache gebracht werden. Was der Erlaß Vorschläge, Konzeffiomerung des Flaschenbierhanbels sei zu verwerfen. Der Titel wird genehmigt, ebenso die Reichsstempelabgaben.
0 Werks«, 3. Mar. Beim Etat des Reichsschatzamts wünscht Drösch er (kons.) reichsgesetzliche Bestimmungen über die Vorbildung und Ausbildung der eiuzelstaatlichen technischen Zoll- und Steuerbeamteu. Heute würde durch Mißgriffe und falsche Interpretationen der bestehenden Vorschriften seitens der Beamten der Reichsfiskns oder das Publikum vielfach geschädigt. Schatzsekretär Stengel entgegnet, Mängel in der Anwendung der zollgesetzlichen Vorschriften seien nicht hervorgetreten. Die Ausbildung der Zollbeamten sei Sache der Einzelstaaten. Osel (Z.) wünscht angesichts des neue« Zolltarifs ebenfalls bessere fachwisserischaftliche Ausbildung der Zollbeamten. Gothein (frs. Bgg.) bedauert, daß das amtlicke Warenverzeichnis, welches einzelnen Parlamentariern und Vereine» mit der Verpflichtung des strengsten Still- schweigeus zuging, nicht der breiten Oeffentlichkeit übergeben worden sei. Der Etat des Reichsschatzamts wird hierauf nach den Kommissionsbeschlüssen vorbehaltlich der durch die lox Stengel bedingten Aenderuugen angenommen. Eine Reihe kleinerer Etats wird debattelos erledigt. Bei der Position zur Deckung des Fehlbetrags für 1902 durch eiue Zuschußanleihe hat die Kommission durch Erhöhung der Etatsanschlägr bei den Einnahmen den Fehlbetrag des Etats auf 17 Millionen herabgeuttndert, die aber nicht durch eine Anleihe aufgebracht, sondern aus die Matrikularbeiträge der Einzelstaaten übernommen werden sollen. Schatzsekretär Stengel erklärt den Kommisfionsbeschluß für höchst bedenklich. Auch er sei gegen Zuschußanleihen und würde es aufs tiefste bedauern, wenn aus den Zu- schußanleihen die Regel werden sollte. Aber die exceptionelle Lage erfordere exceptionelle Maßnahmen. Wir haben ein sehr erhebliches Defizit. Ministerialdirektor Burkhard, der württembergische Ministerialdirektor Schneider, der badische Ministerialdirektor Scherer und der sachsen-wei- marische Legationsrat Paulßen bitten mit Rücksicht auf die Finanzen der von ihnen vertretenen Einzelstaaten, de» Beschluß der KomWisston nicht anzunehmen, da hiedurch in den Einzelstaaten leicht eine Reichsverdrossenheit entstehen könnte. Pa asche (nlb.) rechtfertigt den Kommissionsbeschluß. Die Zuschußanleihe verstoße gegen den klaren Wortlaut der Verfassung. Graf Schwerin-Löwitz (kons.) führt aus, die verbündeten Regierungen hätten für vermehrte Einnahmen sorgen sollen, indem sie den neuen Zolltarif am 1. Januar 1904 in Kraft setzten. Schatzsekretär Stengel erklärt, daß die Verwirklichung des Zolltarifgesetzes mit tunlichster Beschleunigung fortgeführt wurde, und protestiert gegen die Vorwürfe des Vorredners gegen die verbündeten Regierungen. Der Etat für 1905 werde hoffentlich schon Einnahmen aus dem neuen Zolltarif enthalte». Gothein (fr. Vgg.) spricht sich für den Kommisfionsbeschluß aus. Rettich (kons.) schließt sich den Ausführungen Schwerins au. v. Kardorff (Rp.) bemerkt, dem Einfluß der großen Rheder und Finanzleute bei einer gewissen Stelle sei es zuzuschreiben, daß so lässig bei den Handelsvertragsverhandlungen vorgegangen werde. Nach weiterer Debatte, woran sich Gamp, Gothein und Arendt beteiligen, wird die Zuschußanleihe aemäß dem Kommisfionsantrag abgelehnt. Bei Kapitel „Bankwesen"
bringt Arendt Beschwerden über die Besoldungs- und Titelverhältnisse der Reichsbankbeamteu vor und tritt für baldige Erhöhung des Kapitals der Reichsbank ei». Drei weitere Kapitel, sowie das Etatgesetz werden bewilligt. Damit ist der Etat in 2. Lesung erledigt. Hierauf wurdennoch eine Anzahl der der Budgetkommission überwiesenen Petitionen erledigt.
LsndesnacHrictzLen.
-n. HvhiMse«, 2. Mai. Eine Versammlung der Vorstände und sonstiger Vertreter der Kriegervereine des Bezirks wurde gestern nachmittag hier im Gasthaus zum Waldhorn abgehalten. Den Vorsitz bei der zahlreich besuchten Versammlung führte der Obmann des Bezirkskriegerverbandes, Landtagsabgeordneter Stephan Schaible von Nagold. Nach einer patriotischen Begrüßungsansprache au die Kameraden seitens des Vorsitzenden wurde von denselben der Entwurf zu den neuen Statuten des württembergischeu Kriegerbundes vorgeleseu und beleuchtet. Einstimmig war die Versammlung mit der Einführung der neuen Statuten einverstanden. Hierauf wurden die Vertreter der einzelnen Kriegervereine aufgefordert, sich betreffs der Beteiligung am diesjährigen Bundestag des württembergischeu Kriegerbundes, der in Ulm abgehalten werden soll, anszusprechen. Im allgemeinen erklärten sich nur wenige Vereine bereit, Vertreter zum Ulmer Bundestag zu entsenden; dagegen teilte der Vorstand deS Sim mers selber Vereins H. Hansel- mann mit, daß sich der dortige Verein insgesamt in Ulm eiyfmden werde. H. Kupferschmied Wacker in Nagold erstattete sodann Bericht über das Rechnungsergebnis der Sterbekasse des Bezirkskriegervereins. Aus dem Bericht sei hier mitgeteilt, das im abgelaufenen Rechnungsjahr an die Hinterbliebenen von 8 verstorbenen Mitgliedern je 60 Mk., zusammen 480 Mk. verteilt wurden. Der Vorsitzende dankte dem Kassier für seine Mühewaltung, und die Versammlung ehrte denselben durch Erheben von den Sitzen. H. Schaible empfahl noch warm den Kameraden den Beitritt zur Sterbe- I kaffe, die eine sehr wohltätige Einrichtung sei. Damit der Eintritt in die Sterbekaffe auch den älteren Vereinsmit- gliedern ermöglicht werde, wurde der Antrag angenommen, daß Kameraden, über 45 Jahre alt, auch noch beitreten können, wenn sie mindestens ein Jahr Mitglied eines. Kriegeroereins sind und 15 Mk. Eintrittsgeld in die Kasse entrichten. Ebenso wurde der Antrag angenommen, den diesjährigen Bezirkskriegertag am Pfingstmontag in Ebershardt abzuhalten zugleich mit der Fahnenweihe des dortigen Kriegeroereins. Zum Schluß dankte der Vorsitzende noch den Kameraden für den zahlreichen Besuch der Versammlung und die lebhafte Teilnahme an der Verhandlung.
! (Ernges.) Letzten Sonntag den 1. Mai besuchte unfern i stillen Ort Aürrförsv« die Scherabacher Musikkapelle und , konzertierte im Gasthaus zum Adler. Bei dem wirklich i schneidigen Eröffnungsmarsch überfüllten sich auch schon sämtliche Lokale des Adlers von nah uud fern. Es ließ,
! was die Leistung der Kapelle betrifft, gar nichts zu wünschen übrig und wurde das Programm unter der umsichtigen Leitung des Herrn Dirigenten H. Fischer tadellos abgewickelt. Was die Bedienung betrifft, so ließ es auch Herr Gastgeber Lehmann an nichts fehlen. Möge uns die Schernbacher Kapelle doch recht bald wieder besuchen.
* Aeuenöürg, 2. Mai. Gefährliche Spielerei. In Ottenhausen spielten gestern nachmittag 3 junge Burschen mit einem Revolver. Infolge unvorsichtiger Hantierung ging dieser los und traf den 16 Jahre alten Bijomerie- lehrling Ernst Götz in die Stirne. Götz wurde so schwer verletzt, daß er bald darauf starb.
* Wildöad verfolgt den Plan einer Bergbahn weiter Als Ziel wird der westlich der Stadt gelegene Sommersberg befürwortet. Die Maschinenfabrik Eßlingen, an die sich die Kommission zunächst wandte, hat einen Koftenvor- anschlag übersandt, wonach sich die Kosten der Herstellung bei elektrischem Antrieb auf etwa 220000 Mk., bei Antrieb mit Wasserkraft etwas höher stellen würden, während die Betriebskosten im elfteren Falle höher wären, als im letzteren. Bei dieser Berechnung ist vorausgesetzt, daß seitens der Gemeinde das nötige Gelände umsonst abgegeben würde.
— Bei Grabarbeiten an der Trinkhalle trat in der Tiefe von circa vier Metern plötzlich warmes Wasser zutage in der Temperatur der Thermalquellen. Das Wasser wird vermutlich im Zusammenhang stehen mit den Quellen unter dem König-Karlsbad. Eine weitere interessante Entdeckung wurde daselbst durch die Auffindung mehrerer altertümlicher Toogefäße gemacht, welche in einem Kreise ausgestellt waren, umgeben von vermodertem Reisig. Es wird vermutet, daß es sich um Funde römischen oder keltische» Ursprungs handelt. Einige Stücke hiervon wurden zur Untersuchung nach Stuttgart gesandt.