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Erscheint Dienstag Donnerst» Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage »Der Sonntags- Gas^.
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Samstag. 30. April'.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
1904.
Amtliches
Bestätigt wurde die Bestellung des Distriktsarztes vr. Baader hier zum Stadt- und Armenarzt.
Die Prüfung im Wasserbaufache haben u.a. bestanden: Gottlob Gneiting von Pfalzgrafenweiler, Paul Ettwein, Ernst Klink und Richard Schund von Frcudenstadt und Otto Kläger, Bauwerkmeistcr von Baiersbronn.
Zufolge Verfügung der K. Generaldirektton der StaatSeisen- bahnen kommt die im Wege der Rückvergütung auf die Artikel Torfstreu, Torfmull, Streutorf und Waldstreu im württembergischen Lokalgüterverkehr seit 1901 gewährte 20prozenttge Ermäßigung der Frachtsätze des Spezialtarifs m bezw. des Ausnahmetarifs 2 ab 15. Juni d. I. in Wegfall.
Derrtsch-Südweft-Afrika.
(Nachdruck verboten.)
Neben dem Herero-Kampf der Ausbruch der Typhus- Krankheit bei den Mannschaften der Kolonne Glaseuapp, für welche das Geschick besonders unliebsame Ereignisse bestimmt zu haben scheint! So ist aus dem südafrikanischen Aufstands-Gebiet gemeldet worden, und wir wollen nur wünschen, daß die übrigen Kolonnen unserer Expedition von der unangenehmen Epidemie verschont bleibe». Daß der TypphuL gefährlich werden kann, wissen wir, aber es ist unangebracht, wie es in einzelnen Zeitungen, die von vomherein auf das südwestafrikanische Unternehmen schlecht zu sprechen waren, geschieht, von einem bereits vorhandenen verhängnisvollen Stande der Dinge zu reden. Warten wir ab und hoffen wir, daß unsere Kolouialverwaltung nichts verabsäumen wird, den Verhältnisse« Rechnung zu tragen. Auf Geld kann es nicht ankommeu: Heute noch das Sparen übertreiben zu wollen, hieße, hinterher doppelte und dreifache Ausgaben herbeizuführeu.
Die Niederwerfung des Herero-Aufstandes läßt erheblich auf sich warten, die Kampagne dauert länger, als in Deutschland allgemein erhofft worden war. Zuerst wurden im Reichstage bekanntlich nur kleinere Truppenteile verlangt, denen aber später Nachschübe folgten, so daß heute eine für den Zweck der Expedition recht beträchtliche militärische Macht im Aufstands-Gebiet vorhanden ist. Wie die Tatsachen beweisen, genügte indessen diese Truppenzahl »och immer nicht, die Kraft der Herero's vollständig zu brechen. Man kann nicht sagen, daß die Ausdauer und Tapferkeit unserer Mannschaften irgendwie zu wünschen übrig ließ, sie haben geleistet, was mit Aufgebot der äußersten Kraft nur geleistet werden konnte. Aber das Terrain hinderte, das erheblich mehr ins Gewicht fällt, als die auch nicht zu unterschätzende Widerstandsfähigkeit der Eingeborenen : Oedes, wasserarmes, von dichtem Dornen-Ge- strüpp bedecktes Gelände, auf welchem die Herero's sich als auf altvertrautem Boden durch kaum sichtbare Schleichwege bewegen, während für einen Europäer ein Verfolgen unter Umständen ganz unmöglich ist. Auch die größte Todesverachtung kann da unseren Kolonialtruppen nichts helfen, die Zahl muß, namentlich an Reitern, genügend groß sein,, eine Einschließung der einzelnen Distrikte nach einander vornehmen und die Herero's durch richtige Kesseltreiben zur Ergebung zwingen zu können. Ein anderes, tatsächlich wirksames Mittel gibt's nicht.
Es wird ein Halloh geben! So viel Geld ist für Deutjch-Südwestafrika schon ausgegebeu, uud nun sollen noch weitere Millionen folgen ? Ja, die Millionen könnten wir allerdings für andere Zwecke auch recht gut verwenden, aber wie die Dinge zur Stunde liegen, gibt es nun einmal keine große Wahl. Nachdem wir so lange in Deutsch-Süd- westafrika gewesen find, nachdem dort harmlose Ansiedler mit Frauen und Kindern in bestialischer Werse ermordet wurden, können wir die Sache nicht so einfach hinwerfen und die Banditen unbestraft lassen. Wir würden uns vor der ganzen Welt ganz gehörig blamieren, wenn das deutsche Reich vor 5—6000 Herero's Reißaus nähme. Keine Schande aber ist es, eiuzugestehe», daß wir in diesem Kolonialgebiet etwas zu knickerig mit dem Gelbe waren, daß notwendige Maßnahmen also nicht, oder doch nicht im erforderlichen Umfange, getroffen werden konnten, wenn wir das Versäumte nur wieder gut machen. Darauf kommt es an! Bei den meisten Kolonialunternehmungen solcher Art werden die vorhandenen Schwierigkeiten unterschätzt, diese Erfahrungen haben auch die größten Kolonialstaaten England und Frankreich gemacht. Es muß also bei uus geprüft werden, was wirklich nötig ist, um die Angelegenheit so schnell, wie es die Sachlage gestattet, zu Ende zu bringen. Die kleinen Nachschübe tun es nicht. Daß es sonst mit der südwestafrikauischeu Expedition noch lange genug dauern kann, darüber find ohne Ausnahme Alle einig, die das Herero-Gebiet aus eigener Anschauung kennen.
Der Führer der Marine-Expedition Oberst Dürr trifft
jetzt aus dem Schutzgebiete wieder in Hamburg ein. Offiziell wird als Ursache der Heimkehr Krankheit angegeben, aber es kann keinem Zweifel unterliegen, daß hierin nicht die einzige Ursache zu suchen ist. Ob Oberst Leutweiu, der Gouverneur, und Oberst Dürr sich nicht recht vertragen können, wie behauptet ist, oder ob sonst ein Grund vorliegt, genug, auch in diesem Punkt der obersten Leitung der Operationen, in der zielbewußten Handhabung der Verwaltung muß gründlich Klarheit geschaffen werden. Solche Unsicherheit läßt Zeit ungenützt verrinnen, und das wird gerade am teuersten. Es muß mir Volldampf gearbeitet werden, wenn überhaupt Positives geschafft werden soll.
Deutscher Weichstug.
* Werkt«, 27. April. Wahlprüfungen. Ueber die Wahl des Abgeordneten Bruckhausen (kons.) sollen weitere Erhebungen angestellt werden. Die Wahl des Abgeordneten Fürst Bismarck beantragt die Kommission für gültig zu erklären. Abg. Gotheiu (frs. Vg.) beantragt wegen der vielen Verstöße, die bei der Wahl vorgekommeu seien, weitere Beweiserhebung zu veranstalten. In verschiedenen Wahlbezirke» sollen Angehörige der Sozialdemokratie aus dem Wahllokal verwiesen oder ihnen der Zutritt verweigert worden sein. Das komme dem Ausschluß der Oeffentlichkeit des Wahlaktes gleich. Der Antrag Gothein wird abgelehnt und die Wahl des Fürsten Bismarck für gültig erklärt. — Die Wahl des Abgeordneten Osel (Z.) wird für gültig erklärt. — Die Wahl des Abgeordneten Blumenrhal (Elsaß.) beantragt die Kommission für ungültig zu erklären. Abg. Payer (südd. Vp.) beantragt die Wahl für gültig zu erklären. Nach langer Debatte wird der Antrag Payer ab- gelehut. Bei der Wahl des Abgeordneten Braun-Frankfurt a. O. (Soz.) beantragt die Kommission Ungültigkeit. Die Wahl des Abg. Dr. Braun wird für ungültig erklärt. — Die Wahl des Abgeordneten Höffel (Rp.) wird beanstandet und verschiedene Beweiserhebungen gefordert. Börsengesetz- I Vorlage. Abg. S ch m i d t-Berliu (Soz.) erklärt, daß seine - Freunde wie früher auf dem Standpunkte stehen, das Verbot des Terminhandels in Getreide sei durchaus unzweckmäßig gewesen. Abg. Bur läge (Z.) betont, was die Vorlage an Bestimmungen enthalte, um der Verletzung an Treu und Glauben entgegeuzutreten, das würden seine Freunde prüfen. Seine Freunde würden sich jedenfalls das schwer errungene Termiahandelverbot und das Register nicht nehmen lassen. Unannehmbar sei ihnen der neue Absatz zu K 48, der Termingeschäfte zulasse zu vom Bundesrat zu genehmigten Geschäftsbedingungen. Minister Möller erklärt, an dem Verbot des Terminhandels in Getreide sowie in verschiedenen Werten solle nichts geändert werden. Die Bestimmungen über die Verletzungen von Treu und Glaube» wolle die Regierung ändern.
Wildbad, 27. April. Wildbad soll nunmehr auch eine ^ Bergbahn erhalten, und zwar auf dem westlich von der Stadt gelegenen Sommersberg. Nach einem von der Maschinenfabrik Eßlingen ausgearbeiteteri Kostenvoranschlag würden sich die Herstellungskosten bei elektrischem Antrieb auf 220 000 Mk., bei Antrieb mit Wasserkraft etwas höher stellen, während die Betriebskosten im erstereu Falle höher wären, als im letzteren. Wie dem „Schwab. Merkur" geschrieben wird, ist nicht daran zu zweifeln, daß der Plan bei der Gemeindevertretung eine günstige Aufnahme finden wird.
* UüSinge«, 27. April. In hiesiger Stadt soll jetzt auch der Versuch einer periodischen Untersuchung der Schulkinder (sowohl der Volksschüler als auch der Schüler der höheren Lehranstalten) in Bezug auf Augenkrankheiten gemacht werden. Auf Ansuchen der Stadtverwaltung hat sich der Vorstand der llnivcrsitätsaugenklinik, Prof. Dr. Schleich, in entgegenkommender Weise bereit erklärt, die Augenuntcr- suchung in der Augenklinik unentgeltlich vorzunehmen. Ein allmählicher Ausbau der Einrichtung an der Hand der gemachten Erfahrungen soll im Benehme» mit den hiesigen Universitätskliniken erfolge«.
* (Tübinger Strafkammer) Der Kaufmann Adolf Köberle von Rechberg, ein Schwindler, hat trotz Warnung in den Zeitungen wieder seine Opfer gefunden. Er verbüßt gegenwärtig eine ümonstliche Betrugsstrase. Heute war er wieder wegen 24 Vergehen des Betrugs «ud 7 der Urkundenfälschung ««geklagt. Köberle schloß als Berstcherungs-
inspektor im vergangenen Herbst in den Oberämtern Tübingen, Herrenberg, Horb, Calw, Freudenstadt und Sigmaringen Versicherungsverträge, ließ sich die Prämien in Höhe von 3—24 Mk. bezahlen und bescheinigte als Inspektor Lewerenz. Die Einnahme des Herrn Inspektors war eine reichliche, er lebte demgemäß aus hohem Fuß. Auch für die Stuttgarter MüllerberufSgenossenschaft war der Angeklagte tätig. Mühlen wurden einer Visitation unterzogen, dabei war er stets auf der Seite der Müller, damit diese nicht gestraft würden, lud er sie unter drm Vorgeben, es seien neue Vorschriften ausgegeben, ein, diese bei ihm zu bestelle» und gleich zu bezahlen. Auch hiemit machte er ein gutes Geschäft. Eiuigeo Müllern erteilte er die Ermächtigung, ihre Müllerburfchen nicht nur Tag und Nacht, sondern auch Sonntags mahlen lassen z» dürfen und erhob hiefür je eine Gebühr von 5 Mark. Köberle wurde zu 1 Jahr und 3 Monat Gefängnis verurteilt.
* Hlentlinge», 26. April. Die Handwerkskammer hat beim deutschen Handwerks- und Gewerbekammertag den Antrag gestellt, den württembergischen Handwerkskammern eine Vertretung im Ausschuß dieser Bereinigung einzurämneu. Aus der Begründung ist hervorzuheben: Die südwestdeutschea Kammern haben bisher einen Sitz im Ausschuß nicht gehabt. Es ist aber bekannt, daß man in Süddeutschland über manche Zeitfrageu des Handwerks anders urteilt als in Nord- und Mitteldeutschland und es liegt doch sehr nahe, zu wünschen, daß gegensätzliche Ansichten schon im Ausschuß besprochen werden. Ueberdies erwachsen den württembergischen Kammern aus dem Verhältnis zu ihrer eigenartigen Aufsichtsbehörde, der Zentralstelle für Gewerbe und Handel, und aus der Tätigkeit dieser Behörde besondere Erfahrungen, die allgemeine Beachtung uud Verwertung verdienen.
* Stuttgart, 27. April. Gestern fand hier die Ziehung der Stuttgarter Pserdemarktlotterie statt. Der 1. Gewinn mit 40000 Mk. fiel aus Nr. 8100. Ferner wurden heute folgende Hauptgewinne gezogen: 10000 Mk. Nr. 219; 2000 Mk. Nr. 107 308: je 1000 Mk.: 67 468 und 108 345; je 500 Mk. : 11 773, 24800, 37 874, 43190, 69 770 und 63 765. Die 12 Pferdegewinne fiele« auf folgende Nummern: 11394, 13109. 31080, 34 792, 36 549, 55 235, 71907, 78 185, 84 671, 86 363, 86 795, 90 610.
* Die Aeöerkinger kamen dieser Tage zu billigem Fleisch. Ein Bauer von auswärts ließ in der Zeitung bekannt machen, er wolle am Samstag in einem dortigen Gasthof Schweinefleisch zu 54 Pfg. und Speck zu 48 und 50 Pfg. auswägeu. Darauf ließen die Ueberlinger Metzgrr- meister Samstag früh durch die Ortsschelle zu wissen tun, daß von morgens bis abends der Preis für Schweinefleisch auf 50 Pfg. festgesetzt wäre. Mannlein und Weiblein sah man nun mit wohlgefüllten Körben durch die Straßen wandeln, denn so was billiges vom Borstenvieh gibt es nicht jedes Jahr.
ff Karlsruhe i. W., 28. April. Das Kaiserpaar traf kurz nach 5 Uhr mit dem Hofzuge vo» Straßburg kommend auf dem festlich geschmückten Bahnhof ein. Zum Empfang waren erschienen der Großherzog, die Groyherzogin, das Erbgroßherzogspaar, die Prinzessin Wilhelm, der preußische Gesandte von Eisendecher, der Reichskanzler Graf Bülow, General von Plessen und Flügeladjmant Graf vo» Sponek. Die Begrüßung war überaus herzlich. Der Kaiser, dessen Aussehen ein vortreffliches ist, war in sichtlich gehobener Stimmung. Nach der Vorstellung der Gefolge fuhren die allerhöchsten und höchsten Herrschaften unter Kanonendonner und Glockcngelänte durch die dicht besetzten Straßen, auf denen bis zum Schloß die hiesigen Vereine, die Studentenschaft und die Schulen Spalier bildeten, zunächst nach dem Marktplatz unter dem Jubel der vieltausendköpfigen Menschenmenge. Hier hatte vor dem Rathause der Stadtrat mit dem Oberbürgermeister und den Bürgermeistern sich eingefunden. Am Schloßportal erfolgte die Begrüßung der Majestäten durch die Hofstaaten. Unmittelbar nach der Ankunft im Schloß wurde der Tee eingenommen. Abends 8 Uhr findet Familientafel und Marschaütafel statt.
ff Karlsruhe, 22. April. Vor dem Rathaus wurden Ihre Majestäten der Kaiser uud die Kaiserin durch den Stadtrat und den Bürgerausschuß begrüßt. Oberbürgermeister Schuetzler richtete an Se. M. den Kaiser eine Ansprache, in welcher er die Majestäten willkommen hieß und der Freude über die Gesundung Se. Majestät Ausdruck gab. Im weiteren streifte er die Ereignisse in Ostafien und Süd- westafrika und knüpfte daran die Hoffnung, daß die Weisheit uud Kraft, welche uns bisher stets vor Fährlichkeiteu bewahrt habe, sich auch für die Zukunft betätigen möge. Die Rede schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch