Erscheinungsweise: 6mal wöchentlich.

Bezugspreis: Zn der Stadt incl. Trägcrlohn Vlk. 1.25 viertel­jährlich. Postbezugsprcis für den Orts- und Nachbarons­verkehr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bayern und Reich 42 Pfg.

Anzeigenpreis: Zm Oberamtsbezirk Calw für die cinfpaltige Borgiszeile 10 Pfg., außerhalb desselben 12 Pfg., Re­klamen 25 Pfg.

Schluß für die Znscratannahme 10 Uhr vormittags. Fernsprechnummer 9.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

! 0 .

Samstag, den 13. Januar 1912.

87. Jahrgang.

Amtliche Bekanntmachungen. :

Die Herren Ortsvorsteher

werden ersucht, die Zahl der voraussichtlich an den dies- ^ jährigen Friihjahrsmusterungen teilnehmenden Mili-> tärpflichtigen sämtlicher 3 Jahrgänge spätestens bis 23.! ds. Mts. hieher anzuzeigen.

Ealw, den 12. Januar 1012. !

K. Oberamt.

Binder.

Bekanntmachung,

betr. Anmeldungen fiir das K. Landesbad­spital Kathavinenstift.

In dem K. Landesbadspital Katharinenstift in ^ Wildbad kann vom Mai bis September an b c d ü r f-! tige Kranke von württembergischer Staatsangehörig-! kcit auf vorschriftsmäßiges Ansuchen, soweit die verfüg-s baren Mittel und Einrichtungen zureichen, gewährt wer-! den: ^

1) freies Bad mit unentgeltlicher Aufnahme und Ver­pflegung in ^cm Katharinenstift,

2) freies Bad

mit einem Gratia! van 25 M, s>. ohne Gratial.

3) Änfnahme in das Kathariucnftift gegen Entschädi­gung.

Diese kann sowohl solchen, die in den Genuß von Ziff. 2 eingesetzt sind, als auch anderen be­dürftigen Kranken bewilligt werden, deren Leiden die Unterbringung in dem Katharinenstist besonders wünschenswert macht. Die Entschädigung beträgt für den Verpslegungstag 2 75 F, und, sofern

nicht Freibäder verwilligt sind, für jedes Bad 70 Z. Hiefür ist auf die ganze Badezeit (bei Männern 24, bei Frauen 28 Tage) vor dem Ein­tritt Vorausbezahlung oder Sicherheit zu leisten.

Ausgeschlossen von obigen Vergünstigungen sind:

... Personen, welche mit ansteckenden Krankheiten behaftet sind,

b. solche, die an Krankheiten leiden, zu deren Lin­derung Badekuren erfahrungsgemäß nicht bei­tragen, vor allem also mit fieberhaften oder Konsumtionskrankheiten, hochgradigen, organi­schen Herzleiden, chronischen Hautausschlägen u. and. Behaftete.

<>. solche Kranke, für deren Leiden eine mehrmalige Benützung des Landesbades einen günstigen Er­folg nicht gehabt hat.

Die Einsetzung in die bezeichneten Vergünstigungen

kann nur erlangt werden auf Grund von Gesuchen,

welche unter genauer Beachtung nachstehender Bestim­mungen durch die Ortsbehörden spätestens bis zum 15. März d. I. bei der K. Badverwaltung Wildbad einzu­reichen sind.

Im übrigen ist hinsichtlich der Gesuche folgendes bestimmt:

1) sie sind zu belegen mit einem gemeinderätlichcn Zeugnisse, welches zu enthalten hat:

den vollständigen Namen und Wohnort, das Alter, Familienverhältnisse und Gewerbe des Bittstellers,

ü. dessen Prädikat, erstandene Strafen, Vermögens­und Erwerbsverhältnisse, namentlich auch Aus­kunft darüber, ob der Kranke eine Unfall-, In­validen- oder Altersrente bezieht, oder ob von

einer Bernfsgenosfenschaft, Krankenkasse usw. die Kosten der Badekur ganz oder teilweise getragen werden,

c-. eine Nachweisung darüber, daß die zur Unter­stützung verpflichteten Gemeinde- und Stiftungs­kassen den Bittsteller für den Gebrauch der Bade­kur nicht oder nicht vollständig unterstützen kön­nen.

st. die Erklärung, daß die Armenbehörde oder eine andere zahlungsfähige Behörde oder Privatper­

son Sicherheit leiste für die Deckung derjenigen Kosten, welche nicht von dem Katharinenstist be­zahlt werden, z. B. für Her- und Heimreise, für längeren Aufenthalt, für Sterbesall usw.

Formulare für die gemeinderätlichen Zeug­nisse können bei der W. Kohlhammerschen Buch­druckerei in Stuttgart bezogen werden.

2) Dem Gesuch ist ferner beizulegen ein eingehender ärztlicher Krankenbericht. Dieser muß van einem approbierten Arzte ausgestellt sein und ist den Gemeindebehörden stets verschlossen zuzustellen.

Der Krankenbericht hat namentlich -s. über Entstehung und Verlauf der vorliegenden Erkrankung, sowie über die seitherige Behand­lung und den gegenwärtigen Zustand die zur richtigen Beurteilung des Falles nötigen Ein­zelheiten alle genau zu enthalten.

> (Verweisung auf in früheren Jahren einge- schickle Zeugnisse ist nicht zulässig.)

),. darüber Auskunft zu geben, ob nach Ansicht des Arztes eine Badekur in Wildbad indiziert und ob durch eine solche die Herstellung des Kran­ken oder eine wesentliche Linderung mit einiger Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist,

<>. sich bestimmt darüber auszusprechen, ob und inwieweit vermöge seines körperlichen Zustan­des der Bittsteller imstande ist, sich selbst Hilfe zu leisten, namentlich ob er gehen kann oder ob er gefahren und getragen werden muß.

Die Bittsteller haben die nach vorausgegangener höherer Entschließung erfolgende Einberufung durch die K. Badverwaltung zu Hause a b z u w a r t e n.

Da die Belastung der einzelnen Kranken in dem Katharinenstist ganz davon abhängt, ob die in den Zeugnissen angegebenen Verhältnisse nach dem Eintritt der Kranken mit dem Tatbestände übereinstimmend ge­sunden werden, so ist genaue Ausstellung namentlich der ärztlichen Krankenberichte im eigenen Interesse der Kranken dringend notwendig.

Von den Gemeindebehörden wird mit aller Be­stimmtheit erwartet, daß sie Leuten, welche nicht zu den Unbemittelten gehören, oder solchen, von welchen eine Belästigung der Kurgäste zu befürchten wäre, keine Zeugnisse ausstellen.

Gesuche, welche nach dem 15. März einkommen, wer­den nur in besonders dringenden Fällen berücksichtigt werden.

Gesuche, welche den vorstehenden Anordnungen nicht entsprechen, insbesondere solche, welche ungenügende ärztliche Zeugnisse enthalten, müßten als portopflichtige Dienstsache zur Ergänzung zurückgegeben werden.

Wildbad, den 5. Januar 1012.

K. Badverwaltung.

ck Der Kanrpf um den 7. Wahlkreis.

Der erste Wassengang ist vorüber. Und was ist sein Ergebnis? Es ist so gekommen, daß der Kandi­dat der Sozialdemokratie den der Konservativen in der Stimmenzahl überholt hat, und damit ist einge- trofsen, was ziemlich bestimmt erwartet werden mußte. Auch der 7. württembergische Reichstags- wahlrreis hat seinen Tribut an die Linksschwenkung der Wähler zahlen müssen, die konservative Partei vermochte nicht, den zweitstärksten Platz im Wahl­kreis, den sie sich bei den Hauptwahlcn 1607 mit 800 Stimmen Rückstand gegenüber der Volkspartei hielt, zu behaupten; sie mußte ihn der Sozialdemo­kratie überlassen. Diese ist jetzt der konservativen Partei um 200 Stimmen voraus und hat mit 0240 erhaltenen Stimmen ihre Stimmenzahl von 1907 um nahezu 3000 Stimmen vermehrt! Mit diesem Ersolg kann die Sozialdemokratie vollauf zufrieden sein, ihr Ziel, zunächst einen der beiden Gegner aus der Stichwahl zu drängen, ist erreicht und jetzt wird sie erst recht energisch den Entscheidungskampf auf­nehmen. Die erhöhten sozialdemokratischen Wahl- zissern verteilen sich auf alle vier Oberämter ge­

meinsam. Lalw selbst z. B. weist nur einige kleine Orte aus, in denen die Stimmen für den Sozial­demokraten nicht zugenommen haben; es wurden über 000 sozialdemokratische Stimmzettel weiter als 1907 abgegeben. Die Stadt selbst wählte, wie bei der letzten Reichstagswahl, stramm Schweickhardt. mit 43 Stimmen stellte sich ein geringes Mehr gegen­über 1907 ein. Der prozentual stärkste Zuwachs kam Steinmayer zu; von 192 Stimmen, die sich 1907 auf den sozialistischen Kandidaten vereinigten, stieg die Ziffer auf 350, während die 109 Stimmen, die dem Konservativen 1907 zugesallen waren, zurückgingen auf 93. Bon den Bezirksorten am besten für den seitherigen Wahlkreisvertreter gestimmt hat Lieben­zell mit 127 Schweickhardtzetteln. Die drei Kan­didaten standen bezüglich der Stimmziffer 1907 ge­nau gleich (je 01); für Keppler blieben diesesmal aber nur 20, für Steinmayer 3 weiter als bei der letzten Hauptwahl. Mit 108 Stimmen für Keppler steht Stammheun an der Spitze der Bezirksorte, die für Keppler stimmten, aber selbst hier war 1907 der Boden für die Konservativen noch günstiger, denn damals brachte es Adlung auf 137 Stimmen und die Differenz zwischen dieser Ziffer und der Stim- menziffer Kepplers kam in der Hauptsache Stein­mayer zugute. 180 Stimmen ist die höchste Zif­fer aus den Bezirksorten, die auf den Sozialdemo­kraten fiel; sie kommt aus Unterreichenbach. Auf­fallend ist, daß in Althengstett 1907 für Schweick­hardt 103 Stimmen abgegeben wurden, diesmal nur 53, auf Keppler dagegen 102. Steinmayer 58, somit 47 weiter als 1907.' Im ganzen genommen hat der Bezirk Lalw gegen 1907 auf Schweickhardt rund 300 Stimmen weiter zusammengebracht, und Kepp­ler erhielt 000 weniger, ein Abgang, der dem Zu­wachs der Sozialdemokraten entspricht. Um kurz noch über das Bild aus den drei anderen Ober- ämtern einiges zu sagen, sei angeführt, daß im Her­renberger Bezirk, dem konservativen Hauptlager, die Stimmen für Keppler sich nicht auf der Höhe von 1907 gehalten haben. Dortmals waren es noch 2432 Stimmen, die für Adlung zählten, dem neuen Kandidaten fehlen zu dieser Ziffer 240 Zettel. Da­gegen stieg die Stimmenzahl Schweickhardts von 1222 im Jahr 1907 auf 1333 bei der gestrigen Wahl und die Steinmayers von 299 aus 735, also um weit über 400. Noch verblüffender ist die Rechnung in Nagold ausgefallen. Dort zählte man 1907 für den volksparteilichen Kandidaten 2071, gestern 1840, demnach 245 weniger; der konservative Kandidat brachte es 1907 auf 1917 Stimmen und nach dem Er­gebnis von gestern muß er sich mit 280 weniger begnü­gen. Das verhältnismäßig bescheidene Häuflein von 320 sozialdemokratischenWahlzetteln,das 1907 aus der Nagolder Urne entnommen werden konnte, hat sich zu einem gewaltigen Hausen vermehrt: Der Nagol­der Bezirk wühlte 1083mal den Sozialdemokraten. Das ist eine Zunahme von sage und schreibe 700 Stimmen. Daß Reuenbürg dem Sozialdemokraten den Steigbügel halten werde, um ihm in die Stich­wahl zu verhelfen, das erwartete man im voraus. Seine Stimmenzahl ist dort um 1000 Stimmen in die Höhe geschnellt (1994 gegen 2977). Auch die Kepplers mehrte sich, sie stand 1907 für den Konser­vativen auf 573 und gestern sind für ihn 774 ge­zählt worden. Dagegen nahmen die Stimmen für Schweickhardt ab und zwar gleich um 429. Neuen­bürg in erster Linie, dann aber Nagold, d. h. natür­lich den Bezirken, dankt Steinmayer sein glänzen­des Stimmenresultat. 2977 Stimmen ist die höch­ste Zahl, die sich in einem einzelnen Bezirk auf einen Kandidaten ergab. Gegenüber der Hauptwahl von 1907 hat die volksparteiliche Kandidatur um 265 Stimmen abgenommen, die konservative um 921; eine Zunahme erfuhr demnach nur die sozial­demokratische: um 2815. Im allgemeinen wurde gut abgestimmt. Von den 1200 Wahlberechtigten Calws traten 1040 an die Urne, 86,6 Prozent; im