Äemspreckex Mr. 1L. ^

Erscheint DienSrag Donnerst., Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage »Der Sonntags- Gast".

BrstcllpreiS für das Merteljahr im Bezirk 8- Nachbarortsverkehr Mk. 1.15, außerhalb

Mk. 1.L5.

MNtSblalt für

und'Rnlerh altun §5 v l E

cZ

Einrückungs-Gebühr für Altensteig und nahe Umgebung bc einmal. Einrückung 8 Psg., bei mehrmal. je 6 Psg.. auswärts je 8 Pfg. die ein­spaltige Zeile »der deren Raum"'"

Verwendbare Bei­träge werden dankbrr angenommen.

Wr. 61.

Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den K. Postämtern und Postboten.

Samstag. 23. ApriL

Bekanntmachungen aller Art finden die er- t 1 *104 fotzreichste Verbreitung. ! *

Bestellungen auf

Aus de« Tauueu"

für die Monate Mai und Juni

werden in der Expedition, sowie von allen Post­ämtern und Postboten angenommen.

Tagespolitik.

Eine rechte Kleivlichkeitskrämerei hat sich in Karls­ruhe bei der Beerdigung der Fürstin Sofie zur Lippe, ge­borenen Prinzessin von Baden, zngetragen. Zur Beerdig­ung war als Vertreter des jetzigenBeherrschers" von Lippe, dessen Sohn, Graf Leopold von Lippe-Biesterfeld, erschienen. Man sollte nun denken, daß man diesem Gast als Verwandten der Toten und als Vertreter des Lippe- schen Regenten einen Platz beim Sarge angewiesen hätte, wo auch die anderen Fürstlichkeiten ihre« Platz hatten. Man wies den Grafen aber an den Platz der Gesandten. Darauf erbat der Graf eine Audienz beim Großherzog. Alsbald nach dieser reiste er ab, ohne an der Beerdigung teilgenommen zu haben. Als Ursache des Rangstreites gilt das Folgende: Der Vater des Grafen ist durch Schieds­spruch als berechtigt erklärt worden, in Lippe zu regieren, aber die Erbfolgeberechtigung wird den Biesterfelderu ab­gesprochen, weil der Vater des jetzt regierenden Grafen eine nicht ebenbürtige Ebe mit einer einfachen Adeligen einge­gangen war. In Lippe ist mau natürlich entrüstet über das Karlsruher Vorkommnis.

In Ungarn ist plötzlich ein Ausstand der Eisenbahn- angestellten ausgebrochen. Im ganzen Lande stockt der Bahnverkehr. Diese Tatsache zeigt, wie ernst die Lage ist. Die Regierung hat sich völlig überraschen lassen, soust wäre es ihr wohl möglich gewesen, durch geeignete Vorkehrungen eine völlige Lahmlegung des Verkehrs, die ohne Beispiel ist, zu verhindern. Sie sah ruhig zu, wie sich die Unzufrieden­heit der Eisenbahnangestellten mit dem dieser Tage dem Parlament vorgelegten Gesetzentwurf über die Gehalts­regelung in öffentlichen Versammlungen scharf Luft machte, und erst als die Eisenbahner Anstalten trafen, in der Haupt­stadt eine Landesversammlung abzuhalten, schritt sie ein. Aber es war bereits zu spät; die Maßregeln der Regierung gaben nun das Signal zum allgemeinen Ausstand. Er hat in Ungarn eine ungeheure Erregung hervorgerufen. Bringt doch ein solcher Ausftavd die schwersten Erschütterungen des wirtschaftlichen und staatlichen Organismus mit sich. Die Regierung ist entschlossen, die Bewegung mit allen Mitteln zn unterdrücken.

*

(Die Stimmung in Tokio.) Die Japaner find, wie das Bureau Reuter aus Tokio erfährt, über die Erfolge bei Port Arthur ganz begeistert und stolz auf die Leistungen des Admirals Togo, besonders darauf, daß es diesem ge­lang, den feindlichen Hafen durch Minen zu sperren, den Feind sodann über dieses Minengebiet zu locken und einen Flankenangriff auf ihn zu mache«. Die Japaner kamen auf die Idee, diese Minen zu legen, nachdem sie genau beobachtet hatten, daß die russischen Schiffe, wahrscheinlich zur Ver­meidung einiger Minen, immer dieselbe Fahrstraße bei der Aus- und Einfahrt benutzte». Die Japaner merkten sich genau die von den Russen gewählte Straße und belegten fie mit Minen. Diese Arbeit des japanischen Minendepots war ein außerordentlich gewagtes Unternehmen, denn jeder Treffer von seiten der Batterien des Feindes würde das Schiff vernichtet haben. Das Wrack derPetropawlowsk" liegt nach japanischen Meldungen südöstlich vom Goldenen Berg, eine Meile außerhalb vom Hafeneingang.

Deutscher Weichstag.

* Aerlitt, 19. April. Beim Titel Staatssekretär be­fürwortet Abgeordneter Münch-Ferber (ntl.) eine Reso­lution, den Reichskanzler zu ersuchen, in den nächsten Etat Mittel einzustellen, um im Auslande den deutschen Konsuln zur Unterstützung in wirtschaftlichen Angelegenheiten einen ans deutschen Kaufleuten gebildeten Sachverständigen-Bei- rat zur Seite stellen zu können. Ferner plädiert er für vermehrte Errichtung von deutschen Handelskammern im Auslande. In der Debatte tritt u. a. Staatssekretär von Richthofeu für die deutschen Konsuln im Auslande ein. Im Uebrigen führten gerade die amerikanischen Blätter unsere Konsuln ihrer Regierung als Muster vor. Die bis­herige Stellungnahme der Regierung gegen die Errichtung deutscher Handelskammern im Auslande beruhe weniger auf materiellen als formalen Erwägungen. Ein jeder Staat habe

vertragsmäßig nur das Recht, Gesandtschaften und Konsu­late als Behörden im Auslande zu unterhalten. Handels­kammern machten im Auslände den Eindruck von Behörden und deshalb würde die Regierung auch als verantwortlich angesehen werden, für Alles, was etwa die Handelskammern tun. Abgeordneter von Böhlendorf (kons.) und Müller- Meiningen (frs. Vp.) bringen Ansprüche von Farmern zur Sprache, die schon jahrelang auf Entschädigung warten. Staatssekretär Richthofen erklärt, in Samoa beliefen sich die deutschen Ansprüche auf 112 000 Dollar. Bezahlt seien von Amerika und England nur 25000 Mark. Da der deutschen Regierung das nicht genügte, habe fie den beiden Mächten bereits mitgeteilt, sie würde sich nochmals au den Schiedsrichter, den König von Schweden wenden. Hier habe man den Beweis, daß auch das Schiedsgerichts­verfahren Mängel habe. Was die Ansprüche aus dem Burenkrieq anlange, so habe die englische Regierung grund­sätzlich die Ansicht, daß fie völkerrechtlich überhaupt nicht zu Entschädigungen veranlaßt werden könne. Der Rest des Etats wurde genehmigt, die Resolution Münch-Ferber an­genommen.

* Aeriin, 20. April. Jnterpellatioa des Grafen Oriola: Ist der Reichskanzler bereit, Auskunft darüber zn geben, 1) aus welchen Gründen die Gesetzentwürfe zur Neuregelung der Versorgungsansprüche der Offiziere und Mannschaften des Reichsheeres, welche, wie die Thronrede hervorhebt, allseitig als dringendes Bedürfnis anerkannt worden ist, noch immer nicht dem Reichstag zngegangen find? 2) wann endlich diese Gesetzentwürfe, welche auch die Versorgung der Offiziere und Mannschaften der Marine nnd der Schutztruppe auf gleicher Grundlage neu ordnen sollen, an den Reichstag gelangen werden? Abg. Wink­ler (kons.) bedauert die dilatorische Behandlung der Sache durch den Kriegsminister. Abg. Pachnike (frs. Vg.) er­klärt, seine Partei lehne es ab, die Kosten durch eine Wehr­steuer zu decken und wünscht, daß die Vorlage mit Ruhe geprüft werde. Nachdem sich noch die Abgg. Singer (Soz.), Liebermaun von Sonnenberg und Paas che (natl.) zu der Interpellation geäußert Haben, nimmt Kriegs­minister von Einem den Bundesrat in Schutz gegen den Vorwurf, daß er die Sache verzögert habe. Im Uebrigen gebe er die Hoffnung nicht auf, daß noch in dieser Tagung die Vorlage dem Hause zugehen werde» aber bei der Wich­tigkeit und dem Umfange der Vorlage müsse der Bundes­rat selbstverständlich das Material gründlich beraten. Abg. Gröber (Z.) nimmt gleichfalls den Bundesrat in Schutz. Die Vorlage müsse auch für die Deckung sorgen. Bayern und Württemberg sowie sonstige Einzelstaaten wehrten sich schon jetzt gegen die Mehrbelastung für Reichszwecke. Käme j die gewünschte Vorlage, so bleibe jedenfalls nichts übrig, als Vertagung der Session. Der Etat des allgemeinen Pensionssonds wird debattelos genehmigt. Zum Etat des Reichs-Jnvalidenfonds liegt eine Resolution Graf Oriola vor, die Regierung zu ersuchen, das Gesetz über den Jn- validensonds zu revidieren und einen bezüglichen Gesetzent­wurf vorzulegen, mit folgenden vier Bestimmungen: 1) die Beihilfe aller Kriegsteilnehmer soll aus Reichsmitteln gedeckt werden und 2) nicht mehr wie bisher von der gänzlichen Erwerbsunfähigkeit abhängig sein, sondern allen der Unter­stützung bedürftigen Mannschaften und Unteroffizieren ge­währt werden, 3) soll die Beihilfe der Berechtigten sofort vom Tage der Anerkennung gezahlt werden, 4) die Witwen der Beihilfen-Empsänger sollen für 3 Monate nach dem Tod des Mannes die Beihilfe fortbeziehe». Abg. Graf Oriola (natl.) verbreitet sich eingehend über seinen An­trag. Schatzsekretär Stengel führt aus, daß nach den angestellten Ermittelungen schon jetzt anzunehmen sei, daß bis 1908 der Aufwand an Beihilfen auf 18 Millionen Mark steigen werde. Noch größer würde der Aufwand, wenn nack den Oriola'schen Grundsätzen verfahren werde. Was die Resolution anlange, so sei dem Verlangen nach Uebernahme der Beihilfen auf allgemeine Reichsmittel schon jetzt im Wesentlichen entsprochen. Der Jnvalidenfonds sei also schon jetzt entlastet. Immerhin weise er noch eine Kapital-Unterbilavz von 170 Millionen auf. Schon jetzt müsse daS Reich Schulden machen, um alle Beihilfen zu bezahlen und da sei es nicht richtig, angesichts der Finanz­lage bei den Beteiligten noch weitere Hoffnungen zu er­wecken, die kaum zu realisieren sein würden. Er müsse es der wohlwollenden Beurteilung des Hauses überlassen, wie es sich zu der Resolution stellen werde. Nach längerer De­batte, an welcher sich eine Reihe von Abgeordneten betei­ligten, wird die Resolution Oriola angenommen. Der Etat des Jnvalidenfonds wird genehmigt. Beim Etat für die Expedition nach Ostasteu äußerte Abgeordneter Payer (Südd. Vp.), daß seine politischen Freunde von einem An­

trag auf Zurückziehung der Besatzungsbrigade mit Rücksicht auf die kriegerische Lage Abstand genommen habe». Der Staatssekretär des Auswärtigen, Frhr. von Richthofe», be­tonte, die Einrichtung der Besatzungsbrigade trüge keinen dauernden Charakter.

Landesnttchvichten.

* Aktevsteig, 22. April. (Allerlei.) Das Ofenfeuer ist erloschen für diesen Frühling, der Regenschirm wird vom Sonnenschirm verdrängt, Alles und überall wird licht, wandelt sich zum Hellen. Auch die Stimmung ist frühlings­mäßig geworden und man wundert sich, wie kühl selbst be­deutsamere TageS-Ereignisse die Bevölkerung lassen. Aber es ist eine Freude, daß es so ist, daß Laune und Humor

! nicht nach jedem ostafiatischen Kanonenschuß Reißaus nehmen, daß der Deutsche sein eigen Wohlbefinden höher stellt, als das Wohlergehen einer Kriegspartei. Anfänglich nahm man bei uns ziemlich entschieden in dem Feldzuge Partei, aber das hat sich gelegt, wir lassen die Dinge getrost sich weiter entwickeln. Das Seekapitel ist ja durch die vorwöchige Katastrophe von Port Arthur, durch welche den Russen die Flügel beschnitten find, im Wesentlichen erledigt, nun hebt das Landkapitel an, und es wird sich zu zeigen haben, ob Landungs-Versuche und Vormärsche der verschiedenen japa­nischen Truppenabteilungen auch ans der Höhe der Zeit stehen. Allzuschnell geht es jedenfalls noch immer nicht, und darum werden sich auch die stillen Hoffnungen in Lon­don und Paris auf eine Friedensvermittlung nicht so bald verwirklichen. Recht lebhafte und auch recht eifrige Arbeit hat der deutsche Reichstag geleistet, von Interesse war na­mentlich, daß die Volksvertretung es doch für geboten er­achtete, ein energischeres Auftreten zum Besten der während des Boernkrieges von den Engländern geschädigten Deutschen in Süd-Afrika zu veranlassen. Der Krieg ist nun schon verschiedene Jahre vorbei, aber wer sich mit der Entschädig­ung nicht rührt, sind die Engländer. Das ist der übliche Dank John Bull'L für die freundschaftliche deutsche Neu­tralität. Ehemals ging in diesen Wochen der junge Nach­wuchs des Handwerkerstandes, wenn die Lehrzeit beendet war, auf die Wanderung. Das Wandern, das in früheren Zeiten mit vollem Rechte der verschiedenartigen Ausbildung in den technischen Fertigkeiten diente, ist heute, wo jeder Handwerksmeister bald mit allen Neuerungen in seinem Metier bekannt wird, nicht mehr so unbedingt erforderlich, wohl aber schadet es nichts, wenn die jungen Leute etwas mehr von der Welt sehen, wie ihre Heimat. In der Fremde schleifen sich die Sitten und Gewohnheiten ab, wird Lebens­art und Verständnis erworben. So viel zu Fuß, auf Schuster'L Rappen, zu reisen, wie dereinst, wird auch nicht mehr beliebt, die Schienenwege sind zu bequem. Aber die schönsten Gegenden des Vaterlandes zu durchwandern, bleibt immer ein Genuß, eine Erinnerung für'S Leben.

* Altensteig, 22. April. Gestern nachmittag wurde der ledige Schlosser Kübler beerdigt, welcher den Chinafeld- zug mitgemacht hatte. Ein Brustleiden, welches seine Kräfte langsam verzehrte, war die Todesursache. Der Kriegerverein erwies dem zu früh Verstorbenen nahezu vollzählig die letzte Ehre, 3 Böllersalven wurden ihm in s kühle Grab nachge­sandt und bildeten den letzten Scheidegruß.

* Den Landwirten wird die Versicherung ihrer Felderzeugnisse gegen die drohende Hagelgefahr dringend empfohlen. Es wird hiebei darauf hingewiese», daß die Norddeutsche Hagelversicherungs-Gesellschaft m Berlin auf Grund der von dem württembergischen Staat mit ihr abgeschlossenen Uebereiukunft vom 9. Januar 1900 verpflichtet ist, die Feldfrüchte sämtlicher verstcherungsuchender Landwirte in Württemberg gegen Hagelschlag in Versicherung zu nehmen und daß die württembergischen Landwirte, wenn sie der Norddeutschen Hagelversicherungs-Gesellschaft bei­treten, infolge der Uebernahme der Verpflichtung zur Nach- fchußleistung aus die Staatskasse durch Bezahlung des Zu­schlags von 30 o/g zur Vorprämie an den staatlichen Hagel- verstcherungsfonds von der Gefahr der Anforderung einer Nachschußprämie unbedingt befreit, also gegen feste Prämien versichert find. Die für die einzelnen Markungen geltenden Prämientaristätze der Norddeutschen Hagelversicherungs- Gesellschaft erfahren die Verstcherungslnftigen von den im Bezirk aufgestellten Agenten.

* ßakrv, 20. April. Bor 14 Tagen sollte ein Lehrling der Oberamtspflege einen Wertbrief von 7000 Mk. in den PGstsch alter geworfen haben. Aus angestellte Nachforschungen hin konnte der Brief nirgends ermittelt werden. Bereits war auf gestern eine gerichtliche Untersuchung der aus­fallenden Sache angeordnet worden, als sich herausstellte, daß der Wertbrief unter anderen Aktenstücken verlegt worden war. Neber dir Auffindung der Summe waren natürlich