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Samstag. 16. Aprit.
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1904.
Der Krieg ohne Kampf.
(Nachdruck verboten.)
ss In immer stärkerem Grade taucht bei den europäischen Militärs die Anschauung auf, die japanische Heeresleitung habe überhaupt nicht die Absicht, wirklich ernsthaft den Krieg in die Mandschurei hinein zu spielen, sie wolle vielmehr nichts anderes, als Korea bis zum Aalufluß okkupieren, was glänzend und ohue Gegenwehr von russischer Seite gelungen ist, und es definitiv behalten. Damit hätte Japan seine Kriegsbeute, wenn Rußland sic ihm gönnt, was gar nicht so ganz unmöglich ist, ohne einen Kampf von Bedeutung gewonnen. Jedenfalls haben die Russen gezeigt, daß ihnen an Korea nicht viel gelegen ist, sie hätten sonst dem vorrückcnden Gegner den Besitz wenigstens einigermaßen streitig machen köuneu. Natürlichen Wert hat für den Zaren, der Sicherung der großen sibirischen Bahn wegen, nur die Mandschurei, das rst während dieses eigenartiger, Feldzuges schon oft genug dargestellt worden. Wen» ihm diese einstige chinesische Provinz sicher wäre, würde die Petersburger Regierung Korea wahrscheinlich gern den Japanern lassen, die auch wohl sonst kaum aus Widerspruch hierbei, wie er nach dem chinesisch-japanischen Kriege aus den Reihen der Großmächte laut wurde, heute stoßen würden. Das wäre ciae Auflösung in eitel Wohlgefallen I
Die Annahme, daß es sich die Japaner im Wesentlichen in Korea Wohl sein lassen und sich wegen der Mandschurei militärisch kaum groß ereifern würden, hat, was man nicht leugnen kann, eine gewichtige Grundlage. Sie besteh: in dem verhältnismäßig geringen Umfange der japanischen Rüstungen, denn es ist ausgemacht, daß, trotzdem nun seit Kriegsbeginn schon eine ganze Reihe von Wochen vergangen ist, kaum mehr als wirklich ein Drittel der ganzen japanischen Armee mobil gemacht ist. Daß hier Unfähigkeit vorlieg:, darf man schwerlich sagen, also ist es berechnende Absicht. Die ungünstigen Witterungsverhältnisse haben größere Mionen beschränkt, aber für die Mobilmachung in Japan selbst kamen diese Umstände doch wenig in Betracht, dort hätte sich alles ohne Störung vollziehen könne», so daß bei der jetzt eiuge:reteneu günstigen Temperatur sofort verschiedene Armee-Abteilungen zu Angriffen an verschiedenen Punkten bereit gewesen wären. Es steht vorerst aber nur eine einzige Armee-Abteilung Japans, die am Aalu, wirklich im Felde, und daß diese 60—75,000 Mann nicht genügen Werden, die Russen aus der Mandschurei hinauszuschlagen, kann keinem Zweifel unterliegen. Es ist also nicht ungereimt, wenn die Auffassung laut wird, die Japaner wollten nicht ernsthaft angreifen, sondern in gesicherten Verteidigungsstellungen, im tatsächlichen Besitz von ganz Korea ruhig abwarten, was die Russen ansangen werden.
Einigermaßen amüsant könnte die Sache sich gestalten, wenn die russische Regierung ihren Oberbefehlshaber in Ostasien, General Kuropatkin, autorisierte, ebenso wie der Feind zu handeln, also auch abzuwarteu; dann könnte mit Leichtigkeit die mehrjährige Kciegsdauer, von welcher früher immer die Rede war, herauskommen, und die beiderseitigen Soldaten könnten dabei vergessen, daß überhaupt ein Krieg existierte. Freilich wäre eine solche zeitweise Kriegsgemütlichkeit nur in einem Fall zu erwarten, nämlich in dem, daß bald einem guten Erfolg entsprechende Vermittlungs- Verhandlungen sich geltend machten. Diese Rolle war in verschiedenen Zeitungen bereits dem König Eduard von England zugcdacht; ob dieser es so eilig haben wird, sich beim Zaren und dem Mikado zu verwenden, dürfte abzuwarteu sein, das heißt, ist wohl für das Erste nicht sehr wahrscheinlich.
Nachdem das kleine Japan das große Rußland keck angegriffen und dem Gegner zu Anfang ein paar kräftige Schläge versetzt hat, erfordert es eigeutlich die russische Ehre, dem Feinde den Standpunkt gehörig klar zu machen. Freilich gehören dazu gesicherte Etappenlinien und große Vorsicht, denn gehr die russische Armee gegen die in Korea stehenden Japaner zu scharf ins Zeug, könnte der aufmerksame Fe.nd sich au einer anderen Stelle des Kriegsteaters rühren. Insofern mag es für die Japaner ganz klug sein, das sie warten und immer weiter warten wollen. Wird bei diesem Warten indessen die russische Macht übergroß, dann könnte sich das lange Zaudern doch rächen. Man steht viele Möglichkeiten! Eigenartig und plötzlich ist dieser Krieg im fernsten Osten gekommen, er kann auch plötzlich und eigenartig enden.
Ei« schwerer russischer Verlust
Die Zahl der russischen Kriegsverluste zur See ist durch einen neuen bereichert worden, den allerschlimmsten, den bisher der Draht meldete. Ein amtliches Telegramm bringt nämlich folgende Unglücksbotschaft:
* Sk. Oetersönrg, 13. April. Der Hafenkommandant
von Port Arthur, Grigorewitsch, telegraphiert von heute an den Kaiser: „Das Panzerschiff „PetropalowSk" geriet aus eine Mine, explodierte und kenterte. Unser Geschwader liegt unter dem Goldene« Berg; das japanische nähert sich. Admiral Ma- karoff ist anscheinenv nmgekomme». Großfürst Kyrill gerettet, leicht verwundet.
* Hketersöurg, 13. April. Ein Telegramm des Statthalters Alexejew au den Kaiser aus Mukden vom 13. April laut t: Auf Grund eines soeben vom Generalleutnant Stößel erhaltenen Telegramms berichte ich mit tiefer Trauer alleruntertänigst Eurer Majestät, daß die Flotte des Stille« Ozeans einen neuen schweren Verlust erlitten hat in der Perjon des Vizeadmirals Makarow, ihres ruhmvollen erfahrenen Chefs, der mit dem Flaggschiff „Perro- palowsk" zusammen untergurg.
ss Hfetersövrg, 14. April. Ein Telegramm des Kontre- admrrals Fürsten Uchromski an den Kaiser aus Port Arthur von heule besagt: Am 13. April kenterte in der 10. Stunde während eines Manövers des Geschwaders auf der Rhede von Port Arthur ange-ichts der feindlichen Flotte nach Explosiv!: einer Mine das Panzerschiff „Petropawlowsk", welches d:e Flagge des Kommandanten führte. Umgekommen find : der Kommandaur der Flotte und der Chef des Stades. Gerettet wurden: Großfürst Kyrill Wladimirowitsch. der Kommandarl Takowlew, die Leutnants Unkowski, Jenisch und Dukelski, die Midschipmen Wladimir Schmidt, Schlippe und 52 Matrosen. Gefunden worden sind die Leichen des Kapitäns 2. Rangs Wassiljew, der Midschipmen Akimow und Burotschka, des Dr. Wolkowitsch und einiger Matrosen.
* London, 14. April. Den „Central News" wird aus Tschisu gemeldet: Vizeadmiral Makarow batte eine Kreuzfahrt mit sämtlichen Schiffen seines Geschwaders unternommen. Als er von den Japanern, die sich hinter Liau- tieschan versteck: hatten, snZegnHrL wurde, gab er, als er die Falle bemerkte, den Befehl an die übrigen Schiffe, sich zurückzuziehen. Der Rückzug des Flaggschiffes wurde aber abgeschnitteu. Mehrere Torpedoboote umzingelte« dasselbe «nd gaben gleichzeitig S Torpe-oschnffe ab, worauf das Gchiff sofort sank Mehrere andere russische Schiffe sollen gleichfalls beschädigt sein.
* London, 14. April. Der „Times" wird von ihrem an Bord eines Dampfers auf der Höhe vor Port Arthur befindlichen Kriegsberichterstatter unter dem gestrigen Tage gemeldet: Um 4^/., Uhr früh sah ich das japanische Geschwader einschließlich der Schiffe „Kasuga" und „Nisshin", welche zum erstenmal auf dem Kriegsschauplatz erschienen, auf Port Arthur zu fahren. Als wir uns Port Arthur näherten, fanden wir dort bereits sechs japanische Kreuzer vor. Diese hatten in deu frühen Morgenstunden einen Torpedoarmriff aus Port Arthur gedeckt. Die Schlachtschiffe, damuter „Nisshin" und „Kasuga" näherten sich dem Vorgebirge bis auf 6 Meilen. Um 10 Uhr 20 Min. eröffneten die Küsteabatterien ein unregelmäßiges Feuer. Dreimal fuhren die japanischen Schlachtschiffe mit 18 Knoten Geschwindigkeit im Bogen um die russische» Stellungen, während die Russeu ein wirkungsloses Feuer unterhielten. Um Mittag ging der japanische Admiral Togo, der anscheinend eher eine Demonstration als ein Bombardement ausfühlte, zurück, ohne bemerkenswerten Schaden gehabt und ohne viel Munition verschossen zu haben. Einschließlich der Torpedoboote waren heute 40 japanische Schiffe vor Port Arthur.
ss Kschifu, 14. April. (Reuter.) Aus japanischer Quelle verlautet, der Angriff vom Mittwoch auf Port Arthur verlief folgendermaßen: Bei Tagesanbruch machten die Torpedoboote eine Demonstration. Zu derselben Zeit legten sie Minen in den Außeneingang zum Hafen, zogen sich dann zurück und vereinigten sich mit dem Hauptgeschwader, welches vorging, um die russische Flotte zum Herausgehen zu bewegen. Das Panzerschiff Petropawlowsk stieß auf eine japanische Mine und wurde zerstört.
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* Einen neuen unersetzlichen Verlust haben die Russen vor Port Arthur erlitten, eines der besten Panzerschiffe von den wenigen, die Rußland in Ostasten zur Verfügung hatte, das Flaggschiff des Admirals Makarow ist untergegangen und mit ihm eine Besatzung von über 660 Köpfen. Die Geretteten, unter denen sich auch der Großfürst Kyrill befindet, sind teils schwer, teils leicht verwundet. Großfürst Kyrill soll nach einer Meldung schwer, uach einer arideren Meldung leicht verwundet sein. Ein sehr schwerer Verlust für die Russen ist auch der Tod des Admirals Makarow, eines der ausgezeichnetsten Führer der russischen Marine. Als Admiral Makarow das Kommando über die russische Schlachtsiotte vor Port Arthur übernahm, merkte mau, daß
in die Bewegungen der russischen Flotte ein ganz anderer Zug kam, die Flotte, die nicht einmal so weit tragende Geschütze, wie die japanische Flotte besitzt, ergriff häufiger die Offensive und machte den Japanern viel zu schaffe». Rußland hat nunmehr, worüber nach den vorliegenden Nachrichten gar kein Zweifel herrschen kann, diesen Führer verloren. Der „Petropawlowsk" war im Jahre 1894 erbaut worden, er besaß eine Wasserverdrängung von 11 250 Tonnen, eine Schiffslänge von 113, eine Schiffsbreite von 21,3 Metern, verfügte über 11 200 indizierte Pferdekräfte, lief mit einer Geschwindigkeit von 16,7 Seemeilen und besaß die schwerste Panzerung. Unter den 52 Geschützen befanden sich 4 Schnellfeuerkanoneu von 30,5 Ctm. Kaliber mit 13,72 m Länge. Er hatte 700 Manu Besatzung an Bord.
* Tagespolitik.
Schon viel ist darüber geklagt worden, daß ausländische, oft ganz schlecht vorgebildete Studenten an unfern Hochschulen deu Inländern die besten Plätze wegnehmen. Die technische Hochschule in Darmstadt ist die erste, welche diesem Unfug ein Ende macht. Der Senat vergibt künftig Plätze an Ausländer für die Hör- und Konstruktionssäle erst 14 Tage nach Beginn des Semesters, so daß sich die
Inländer versehen können.
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Die Herero haben versucht, deu in Okombaha, westlich von Omaruru wohnenden Kapitän Kornelius der Berg- damara auf ihre Seite zu ziehen. Nach einem Bericht der Südwestafr. Ztg. umschmeichelten sie rhu und überliefen ihn mit Aufforderungen, sich ihnen anzuschlicßen. Die Hinterlist des Herero-Charakters offenbart sich aber in den Briefen des Unterkapitäns von Kawab, Johannes, der u. a. schrieb: „Lieber Kornelius! Du mußt so schlau sein, wie ich, und es nicht so machen, wie unsere Leute in Omarnrn. Wären sie vorsichtiger gewesen und hätten mehr List gebraucht, dann wären sie jetzt weiter. Ich habe mich zurück- gehalten und die Weißen getäuscht, und ich werde damit weiterkommen." Diese selben Kerle hatteu wochenlang vorher den Missionar mit Vorwürfen überhäuft, daß er seine treue Gemeinde in Kawab allzusehr vernachlässige. Sie hätten Verlangen nach dem Abendmahl.
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Die österreichische Regierung sucht der Los von Rom- Bewegung zu steuern, indem sie die Versorgung der neuerstandenen lutherischen Gemeinden mit Geistlichen erschwert. Vikar Braasch in Podersam wurde ohne Angabe von Gründen seines Amtes enthoben. Innerhalb vier Wochen ist dies die dritte derartige Maßregelung eines evangelischen Geistlichen.
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Der zurzeit bestgehaßte Mann in Spanien ist wohl der Ministerpräsident Maura. Seine Politik hat viele vor deu Kops gestoßen; im Parlament sagte selbst der greise Marquis de Armijo, daß er niemals ähnliche Verwegenheiten gehört habe, wie Maura sie oorbrachte. Besonders d:e Republikaner, Sozialisten und Anarchisten hassen den Ministerpräsidenten, der namentlich die letzteren mit unerbittlicher Strenge verfolgen läßt. Unter diesen Umständen kann die Meldung aus Barcelona vou einem Attentat auf Maura nicht weiter überraschen. Der Attentäter, ein früherer Bildhauer und zuletzt Bedienter, Namens Artal, führte emeu Messerstich gegen den Minister; die Gewalt des Stoßes wurde aber abgeschwächt durch die Stickerei der Minister- uniform, sodaß Maura nur eine ganz leichte Verletzung in der Nähe der sechsten Rippe daoontrug. Der Attentäter gibt sich für einen Anarchisten aus und rannte sich den Kopf an einer Mauer blutig; er schein: nicht recht bei Sinnen zu sein. Die Blätter verurteilten den Anschlag; der König beglückwünschte seinen ersten Ratgeber zu der Errettung. Ein spanischer Ministerpräsident ist bereits dem Anarchismus zum Opfer gefallen: Canovas del Castillo, der im Sommer 1897 von dem Italiener Angiolillo erstochen wurde.
Deutscher Weichsrag.
ss Berlin, 14. April. Das Haus setzt die Etatsberatung beim Etat des Reichskanzlers, Titel: Gehalt des Reichs- kanzlers, fort. Bebel (soz.) führt aus, das englisch- französische Abkommen sei ein Beweis, daß zwei Kulturvölker sich verständigen können, ohne im geringsten mit dem Säbel zu rasseln. Er betrachte dieses Abkommen als eine steigende Isolierung Deutschlands. Auch in Rußland herrsche ein große Antipathie gegen Deutschland. Redner bezeichnet die Bemühungen Deutschlands um die strikte Neutralisierung Chinas als eine Gefälligkeit gegen Rußland. Die in letzter Zeit vou deutschen Schiffsahrtsgesellschaften betätigten und