Jerasprechee Nr. 11.
Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag Nit der wöch. Beilage „Der Sonntags- Gast".
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Donnerstag. 14. ApriL.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
Verwendbare Be,- D träge werden dankbar angenommen«!
1904.
Amtliches.
Bekanntmachung des Meoizinalkollegtnms, Tierärztliche Abteilung, betreffend die Abhaltung von Unterrichtsknrse» für Aleifchbeschaner.
Im Falle genügender Beteiligung werden an den Schlachthäusern zu Stuttgart, Heilbronn, Ulm und Ravensburg demnächst vierwöchige Unterrichtskurse für Fleischbeschauer abgehalten werden. Der Beginn des Kurses ist für Stuttgart auf 25. April, für Heilbronn auf 2. Mai, für Ulm auf 6. Mai, für Ravensburg auf 9. Mai in Aussicht genommen.
Die Gesuche um Zulassung sind alsbald an Stadt- direküons- und !. Stadtüerarzt Kösler in Stuttgart bezw. Sradttierarzt Hohl in Heilbronn bezw. Oberamtstierarzt Nagel in Ulm bezw. Oberamtstierarzt Devrler in Ravensburg einzureichen. Bemerkt wird, daß zu der im Anschluß an die Ausbildungskurse statlfinvenden Prüfung nach den Prüsungsvorschriften für Flcischbeschauer (Bundesrats- bestimmuugen L vom 30. Mai 1902) nur solche Bewerber zuaelassen werden, welche
1. das 23. Lebensjahr vollendet und das 50. Lebensjahr noch nicht überschritten haben,
2. körperlich tauglich, insbesondere im Vollbesitz ihrer Sinne find,
und bezüglich deren keine Tatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit des Nachsuchenden in Bezug auf die Ausübung des Berufs als Fleischbeichauer dartun.
Die Einberufung der Gesuchsteller wird durch den Leiter des Unterrichts schriftlich erfolgen.
Pt estle.
Nachdem von der K. Zentralstelle für Landwirtschaft, Abteilung für Feldbereinigung, durch Erlaß vom 31. März 1904 das beantragte Unternehmen einer unter Anwendung des abgekürzten Verfahrens auszuführenden Feldweganlage in den Gewänden: „Breite, Hirtenäcker, Monhardter Berg, Monhardter Bergteile, Teich, Halde, Hülben und Hulbach" der Markung WnkdSorf unter Einbeziehung von Parzellen der angrenzenden Markung Ebhausen auf Grund einer vorläufigen Prüfung als für die Landeskultur nützlich für ausführbar erkannt und zur Abstimmung zugelafsen worden ist, wird hiemit
Tagfahrt zur Abstimmung über den vorliegenden Antrag und zur Wahl der Mitglieder der Vollzugskommisfion auf Donnerstag de« IS. Mai 1SS4 vormittags
_1V Uhr anberaumt. _
Uebert ragen wurde eine Hauptamtsassistentenstelle bei dem Kameralamt Freudenstadt dem Finanzpraktikanten Dengler in Herrcnberg.
Sieg gegen die Herero.
* Merlin, 12. April. Gouverneur Leutwein meldet auz Okahandja, er habe am 9. April mit der vereinigten Hauptabteilung Dürr und der Westabteiluug Eftorff die Hauptmacht der Herero» etwa 30ÜÜ Gewehre, bei Dgaujira ««gegriffen. Nach achtstündigem Gefecht sei die starke feindliche Stellung durchbrochen worden. Der Gegner fei nach allen Seiten zurückgegangen. Tot Oberleutnant Estorff, Leutnant Erffa und 2 Reiter. Schwer verwundet Leutnant Rosenberg und 5 Reiter, leicht verwundet 5 Reiter. Die Verluste des Feindes find schwer.
Tagespolitik«
Gegen den Mißbrauch der Dienstgewalt richtete der kommandierende General des III. bayrischen Armeekorps, General der Infanterie Ritter von Asylander, kurz vor seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst einen Erlaß an alle ihm unterstehenden Truppenteile und Bezirkskommandos. Er wendet sich zunächst gegen die durch das Verhalten der Mannschaften provozierten rohen und verletzenden Ausdrücke r Vorgesetzten und weist darauf hm, daß solche durch sorgfältige Aufsicht seitens der Vorgesetzten und ausnahms- wse Sühne zu unterdrücken wären. Dieser leichteren Art nellt der Erlaß in einem zweiten Abschnitt die fortgesetzten Quälereien und planmäßigen Roheiten gegenüber. Der ^rlaß führt aus, daß diese Mißbräuche nicht nur bekämpft, sondern ausgerottet werden sollen, und bis auf seltene und kurzlebige Ausnahmen auch ausgerottet werden können. Bloße Drohungen mit strengster Ahndung haben diesen Mißbräuchen gegenüber wenig Wirkung. Vorbeugend hilft nur unermüdliche Aufsicht, die Einrichtung einer häufigen, unvermuteten und gründlichen Kontrolle. Nur diese und sofortige Meldung jeder auffälligen Beobachtung kann die sonst mögliche Mitverantwortung beseitigen. Die Kontrolle «egt, insbesondere außerhalb der angesetzten Dieuststunden,
zunächst dem Feldwebel und den Unteroffizieren vom Tag ob; den jeweiligen Verhältnissen entsprechend wird aber auch der Kompaguiechef teils persönlich, teils unter Heranziehung seiner Kompagnieoffiziere noch weitere Gewähr gegen Ausschreitungen jener Art sich zu verschaffen haben. Eine Beschwerdepflicht in dem Sinne, daß unterlassene Beschwerdeführung strafbar ist, gibt es nicht; die ständig wiederkehrende Aufforderung, vom Beschwerderecht Gebrauch zu machen, hat sittliche Berechtigung nur dann, wenn sie wurzelt in der allgemeinen Ueberzeugung, daß Ausschreitungen jener Art für den verübenden und leidenden Teil gleich unwürdig und wahrer Disziplin gefährlich sind. Die Mannschaft soll es innerlich fühlen, daß es bas gute Recht des Betroffenen ist, auf dem vorschriftsmäßigen Wege zur Unterbindung des Dienstgewaltmißbrauchs mitzuwirke:, und daß sie in der Ausübung ihres Rechts des vollsten Schutzes sicher ist, soll sich aber auch stets erinnern, daß ihr eigener Diensteifer und freudige Pflichterfüllung in erster Linie de» Ausschreitungen Vorbeugen kann. Beachtenswert ist die Stelle des Erlasses, in der zum Gedeihen gemeinsamer Arbeit auf die Bedeutung gegenseitigen Vertrauens hingewiesen wird. Je mehr dieses erstarkt, um so geringer ist die Gefahr, daß bei manchen Vorgesetzten au die Stelle kraftvoller Festigkeit und Frische schwächliche Zurückhaltung tritt, daß statt tüchtiger Soldaten ei» zum Teil überempfindlicher, der Verweichlichung und Verhetzung gleich zugänglicher Nachwuchs erzogen wird, daß Kameradschaft und Einheitsgefühl
vom Gegenteil verdrängt werden.
* *
Die Zeiten ändern sich I Vor ca. 130 Jahren rief Pitt den englischen Ministern zu. die Regierung möge immer im Auge behalten, daß England niemals ein mächtiges Frankreich zur See, kein Frankreich dulden dürfe, das im Besitz von Kolonien sei. Heute aber schließt die englische Regierung mit der französischen Negierung ein Kolomalab- kommen ab, in welcher es der Republik bemerkenswerte Zugeständnisse macht, um sich selbst das zu sichern, was es zur Fortführung seiner Kolomalpolitik bedarf. Frankreich hatte zahlreiche Trumpfe in der Hand, um England zu zwingen, Farbe zu bekennen und dies mußte notgedrungen, so schwer es ihm auch fallen mag, gewisse Pläne aufgeben, und die französische Suprematie in Marokko anerkennen. Das ist zweifellos ein wichtiger Erfolg der französischen Regierung, in erster Linie des Ministers des Auswärtigen, Delcasfe. Wir sind nun nicht der Meinung, daß der englisch-französische Vertrag eine dauernde Bürgschaft für de« Frieden zwischen den beiden Nationen bildet, denn auch in dem Abkommen kann im weiten Felde eine Gefahr liegen wie man es im bürgerlichen Leben selbst oft erlebt. Die beiderseitigen Interessen sind an manchen Stellen so widerstrebend, daß sie nicht durch einen Vertrag ausgeglichen werden können und Bündnisse und Verträge haben stets ihre eigenen Schicksale gehabt.
Deutscher Weichsrcrg.
* Merlin, 12. April. Auf der Tagesordnung sicht die erste Lesung der Novelle zum Münzgesetz, welche die Einführung eines neuen 50-Pfennigstücks vorschlägt. Nach einer längeren Debatte wird der Entwurf an eine Kommission von 14 Mitgliedern verwiesen. Hierauf Fortsetzung der Etatsberatunq. Es liegt eine Resolution Auer (soz.) vor, welche die Vorlegung einer Denkschrift verlangt, worin auf den bei Vergebung öffentlicher Arbeiten und Lieferungen mit Unternehmer« abgeschlossenen Verträgen die auf Löhne und andere Arbeitsbedingungen sich beziehenden Bestimmungen mitgeteilt werden, und eine Resolution Gröber (Ztr.), daß bei Vergebung öffentlicher Arbeiten und Lieferungen tunlichst auf die Handwerker und Arbeiter insbesondere des Leistungsortes Rücksicht genommen und einheitliche Bestimmungen getroffen werden über die Art der Ausschreibung und die Bedingungen für die Beteiligung an den Ausschreibungen u. s. w. Die Beratung dieser Resolutionen wird auf Antrag Singer (soz.) bis zum Ende der allgemeinen Besprechung verschoben. Bei der Diskussion über de« Gehalt des Reichskanzlers bespricht Spahn (Ztr.) angebliche Wahlbeemflussungen im Saarrevier und verlangt unter Erörterung von Vorgängen in einem Be- leidigungsprozeß im Saarrevier Aenderung der Strafprozeß- ordnung. Staatssekretär Nieberding erwidert, die Frage könne bei der bevorstehende» Revision der Strafprozeßordnung beraten werden. David (soz.) führt aus, zwischen den Erklärungen des Reichskanzlers und der Erklärung Buddes über die Schifffahrtsabgaben bestehe ein unvereinbarer Widerspruch. Die Erhebung von Abgabe» auf natürlichen Wasserstraßen sei nach der Reichsverfassung nicht zulässig. Staatssekretär Graf Posadowskh erklärt, zwischen den
Erklärungen des Reichskanzlers und des Ministers Budde bestehe keineswegs ein innerer Widerspruch. Beständen Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung der Reichsver- fassung, so würde der Bundesrat sich damit zu befassen haben. Sattler (ulö.) fragt den Reichskanzler, wie weit der Abschluß der neuen Handelsverträge gediehen sei, und bittet um Aufschluß über die Lage in Südwestafrika. Reichskanzler Graf Bülow führt aus: Die Fragen des Vorredners über die auswärtige Lage sind leichter zu stellen als zu beantworten. Er spricht von einer Verschiebung der europäischen Lage, wobei er wahrscheinlich das englisch- französische Abkommen im Auge hat. lieber dieses Abkommen kann ich mich nicht des längeren auslassen. Ich habe als Minister des Auswärtigen die Pflicht, solche Sachen zu sagen, die, wenn es möglich ist, das Interesse des Landes fördern. Ich möchte nur sagen, daß wir keine Ursache haben, anzunehmen, daß das Abkommen eine Spitze gegen irgend eine andere Macht bietet. Es scheint nur ein Versuch vorzuliegen, Differenzpunkte auf dem Wege gütlicher Verständigung beizulegen. Dagegen haben wir nichts em- zuwenden. Wir dürfen ein gespanntes Verhältnis zwischen England und Frankreich nicht wünschen, was den Weltfrieden gefährden würde. In Marokko sind wir im Wesentlichen wirtschaftlich interessiert. Wir haben daher ein wesentliches Interesse daran, daß in Marokko Ruhe und Ordnung herrschen. Wir haben keinen Grund, anzunehmes, daß dort unser wirtschaftliches Interesse durch irgend eine andere Macht verletzt werde» könnte. In Oftasien habe» wir alles Mögliche getan, daß aus dem Duell im fernen Osten kein Weltkrieg entbrenne. Das ist der Hauptgrund für unsere loyale und ehrliche Neutralität. Wir hatten keinen Grund, uns in den Krieg einzumischen, welcher die deutschen Interessen nicht direkt berührt. Gegenüber dem Vorwurf, daß wir dsrch den Ausbruch des Krieges überrascht worden seien und einen unbegrüudete» Optimismus au deu Tag gelegt hätten und daß wir dadurch andere in Sicherheit gewiegt hätten, verweise ich darauf, daß die leitenden Minister in London, Paris, Petersburg und selbst die japanischen Vertreter in Paris und Petersburg durch den Ausbruch des Krieges tatsächlich überrascht worden zu sein scheinen. Man hat uns einen Vorwurf daraus gemacht, daß wir uns für die Neutralisierung Chinas interessiert haben. Es liegt im Interesse aller Mächte und auch im Interesse der deutschen Politik, daß sich aus dem Krieg in Ostasien nicht ein Weltkrieg entwickelt. Dazu trägt wesentlich bei, daß das große chinesische Reich nicht in deu Krieg hineingezogen wird. Unser Eintreten für die Neutralisierung Chinas war der beste Beweis gegen dir Verleumdungen, als wollten wir den Krieg benützen, um Stücke Chinas an uns zu reißen. Redner fuhr fort: Auf kirchenpolitischem Gebiet hat kein Land unter konfessionellen Streitigkeiten mehr gelitten als Deutschland. Wer auch hier an dieser Stelle stehen möge, der wird, wenn er das Wohl des Ganzen über das Wohl der Parteien und über populäre Strömungen stellt, in erster Linie bemüht sein, eine über dem Hader der konfessionellen Streitigkeiten stehende Politik zu treiben. Abg. Sattler sprach von Zugeständnissen a» deu Ultramontanismus. Ich bestreite entschieden, daß ich irgend welche Konzessionen gemacht habe zum Nachteil des Reiches und ein Unrecht begangen habe gegen die evangelische Kirche. Ich muß mich dagegen verwahren, daß ich Staatsiuteresse» verleugnet und den Protestantismus geschädigt habe, und daß ich einen Gang nach Canossa cmgetreten hätte. Ich habe nur getan, was der Reichstag mehrere Jahre laug gefordert hat. Abg. Sattler sprach auch von der Lage in Südwestafrika. Ich glaube, daß der Augenblick nicht geeignet ist, uns eiugeheud damit zu beschäftigen, und ich will nur sagen: Wir denken gar nicht daran, von diesem Gebiet, auf das wir unser» Fuß gesetzt haben, auf welchem deutsches Blut geflossen ist, auch nur einen Fuß breit aufzugeben. Wir werden alles tun, um der Wiederkehr solcher Vorkommnisse für die Zukunft vorzubeugen. Wir werden es dahin bringen, daß die gegenwärtige Krise der Begirn einer neuen Aera wird. Wir gedenken mit Wehmut der Toten, aber auch mit Anerkennung ihrer Bravour und ihres Heldenmuts. Es ist mir ein Bedürfnis, hier auszusprechen, daß sie der Dankbarkeit uud des Vertrauens des Landes sicher sein können. (Beifall). Darauf vertagt das Haus die Weiterberatung auf morgen. Tagesordnung : Fortsetzung der Etatsberatung.
LcmdesnachrrchLen.
* Altensteig, 13. April. Deutsche Dienstmädchen, Köchinnen, Kindermädchen, Bonnen, ferner Erzieherinnen u. a. m. werden vielfach von Anstalten in Deutschland, die sich mit Stellenvermittlung befassen, mit Stellen in Frank-