Jernsprecher Nr. 11.
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Dienstag- 12. ApriL.
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1904 .
Uebrrt ragen wurde eine Schulstelle in Stuttgart-Ostheim dem Schullehrer Widmann in Gechingen; die erste schulstelle in Pfeffingen, Bez. Truchtelfingen (Balingen), dem Schulamtsverweser Christian Bahnet in Deckenpfronn; die Schulstelle in Neunuifra dem Schullehrer Trick in Psttzingen, Bez. Vorbachzimmern (Mergentheim).
Reue Reichstags Arbeit.
(Nachdruck verboten.)
Die Oster-Ruhepause für unsere Reichstags-Abgeordneten ist zu Ende, am heutigen Dienstag wird die Arbeit, von der noch in Hülle und Mille vorhanden ist, wieder ausgenommen werden. Die Ferien waren diesmal für die deutsche Volksvertretung im Vergleich zu früher nur knapp bemessen, der weite Rückstand in den Beratungen machte eine möglichst zeitige Wiederaufnahme der Verhandlungen zur Pflicht. Bon Neujahr bis Ostern war bekanntlich der Besuch der Sitzungen kein allzureger; eine Tatsache, die freilich zum Teil durch die endlosen Wiederholungen in den Erörterungen entschuldigt wurde, Dank der Lungenkraft der sozialdemokratische» Volksvertreter kam man nicht vom Fleck.
So ist d'e Situation! Unseren Lesern wird erinnerlich sein, daß das hohe Haus noch tief in der zweiten Lesung des Reichshaushsltes steckt, daß wichtige Etats-Kapitel, wie der Marine-Etat, überhaupt noch keiner Besprechung im Plenum unterzogen worden find, und daß die übrigen Aufgaben der Parlaments-Sesston eigentlich erst begonnen werden sollen, da über die Vorbesprechung in den Kommissionen so gut wie nichts berausgekommen ist. Wir haben Gesetzentwürfe, die, wenn sie auch nicht gerade einen sensationellen Charakter haben, doch alle wichtigen Gebiete des bürgerlichen, des wirtschaftlichen und gewerblichen Lebens betreffen, im Reichstage, und es ist mit einer Sesstonsdauer bis Pfingsten allermindestens zu rechnen, wenn auch nur ungefährdas vorhandene Arbeits-Pensum soll erledigt werden.
Die mituuter recht scharfen Beleuchtungen unserer inneren deutschen Verhältnisse, wie sie vor Ostern von den radikalen Reichstagsabgeordneten beliebt wurden, werden jetzt bis Pfingsten hin zweifellos fortdauern, aber es kann schon nach dem Borangegangcnen gesagt werden, daß man in unserer deutschen Bevölkerung auf beliebte Uebertreib- ungen nicht hirieinfallen wird. Das haben schon die stattgehabten Reichstags-Ersatzwahlen bewiesen, die doch gerade nach den hochtönenden und zornigen Worten in der Volksvertretung stattfanden. Es hat nichts geholfen! Und dann haben wir auch so viel aus dem Auslande über allerlei unerquickliche Vorgänge zu hören bekommen, daß der Deutsche «icht den allermindesten Anlaß hat, sich in eine fremde Haut zu wünschen! Wir haben bald sechzig Millionen Einwohner in Deutschland. Daß es in einem so großen Lande nicht in jeder Beziehung vollkommen stehen kann, niemals vollkommen stehen wird, ist ganz selbstverständlich. Da hilft man eben wacker mit, eS besser zu machen, aber schreit nicht fortwährend, daß es nicht mehr zum Aushalten sei. Damit wird nichts gebessert. Wir hören im Reichstage gern von jeder Seite Kritik, es kann getrost eine scharfe sein, wenn sie nur wahr und ehrlich ist. Aber den gemeinen Klatsch lassen wir gern den Kaffeeschwestern.
Die Erzählungen über neue, besondere Armee- und Marine-Vorlagen haben sich durch die ganzen Osterferien hindurchgezogen; wir können der Wahrheit gemäß sagen, daß kein deutscher Bürger aus dem Nährftand sich dadurch seine Arbeitsfreudigkeit hat beeinträchtigen lassen, aber vielleicht wäre es möglich, damit »icht nocb den ganzen Sommer diese Geschichten sich hinschleppten, wenn ein paar klare und wohlmeinende Worte ans dem Munde des Reichskanzlers hierüber fielen. Was die schwebenden Handelsvertrags-Verhandlungen mit den fremden Staaten betrifft, so werden wir uns wegen eventuellen Mitteilungen über den Inhalt der neuen Verträge wohl noch in Geduld fassen müssen. Auch wer ein gutes Spiel in Händen hat, und wir meinen, Deutschland hat ein solches in Händen, soll die Karten nicht zu früh aufdecken.
LanbesncrctzricHten.
* Atterrsteig, 11. April. Am gestrigen Sonntag fand in der hiesigen Kirche die Konfirmation statt. Die Taufbundserneuerung, das Gelöbnis unwandelbarer Treue zu der evaug. Glaubenslehre, das die nunmehr ins öffentliche Leben hinaustretcnden Knaben und Mädchen vor dem Altäre gaben, wie ergreifend ist doch dieser heilige Akt auch für die Alten, die einst an gleicher Stelle mit gleich gutem Vorsatz ihr Glaubensbekenntnis ablegten. Jahr um Jahr find darüber hingegangen, der Versuchungen war kein Mangel, ja die Alten wissen's, was es heißt gegenüber all' den Anfechtungen Stand zu halten und ein guter Christ sein und bleiben zutzwollen. Vor allem sollten heute die Aelteren und Alten unter uns vorbildlich auf die Jugend einwirken, denn sie
bildet unsere Zukunft. Christlicher Wandel, Unterordnung unter die bestehenden Verhältnisse, also Folgsamkeit, dann Fleiß und Sparsamkeit sind die Hauptpunkte, unter deren Beachtung die jungen Leute den Kampf des Lebens mit Erfolg aufuehmeu können. Wer sie anders beratet, belügt sie. Mögen alle Neukonfirmierten brauchbare Mitglieder unserer menschlichen Gesellschaft werden.
* Kltensteig, 11- April. Endlich Sonuenjchein! Endlich Erfüllung eines sehnlichen Wunsches! Der April hat uns zu Anfang mit unseren schönen Hoffnungen auf lächelnden Himmel und linde Lüfte gehörig in den April geschickt. Sturmesbrausen, Regenschauer, trübe Tage, hievon bot er mehr als genug. Gestern früh setzte nun ein kräftiger Nordwest ein, welcher mit den regenschwangeren Wolken rasch aufräumte und ein blaues Firmament schuf, das man schon lauge nicht mehr gewohnt war. Wer nur laufen konnte, machte eine« Spaziergang ins Freie, den schneidigen Wind nahm mau gerne in den Kaaf, zumal er die Wege rasch trocknete. Hier haben wir wie- dereinüberzeugendesBild,daßrinschneidigesDreinfahreu gegen alle U.ibilden, wie es der jetzt herrschende Nordweftwiad besorgte, eben doch von den besten Folgen begleitet sein kann.
" Aktensteig Psrf, 11. Apr.l. Für das Gasthaus zum Hirsch zeigten sich in letzter Stunde ea. 6 Liebhaber. Trotzdem wurde es dem Hirschwirtssohu Karl Hartmann um 20 400 Mark bei der Versteigerung erlassen.
* ßakw, 8. April. Seit acht Tagen wird der 59 Jahre alte Wirt zum kühlen Brunnen, I. Müller, in Teinach vermißt. Er zeigte schon seit einiger Zeit Spuren von Schwermut, und man befürchtet deshalb, daß ihm ein Unglück zugestoßen ist.
* Stuttgart, 8. April. D e Bemühungen der württem- bergischen Eisenbahnverwaltung, für den Sommerdienst die Fahrzeit zwischen Stuttgart und Berlin wieder erheblich zu kürzen, sind an dem Widerstande der beteiligten Verwaltungen gescheitert. Immerhin wird der Tagesschnellzug eine um 24 Minuten kürzere Fahrzeit bekommen. Statt wie bisher um 9.50 soll derselbe vom 1. Mai ab erst um 10.14 von Stuttgart abfahren, aber wie bisher um 10.30 in Berlin eintreffeu.
* Stuttgart, 8. April. (Zur Erleichterung des ländlichen Hypothekenkredits.) Es liegt jetzt der Bericht der volkswirtschaftlichen Kommission über den Antrag der Abgg. Haug u. Gen. betr. die Bildung und Unterstützung einer Landeskaffe für Gewährung von Rentenanlehen auf Gebäude an die Landbevölkerung im Druck vor. Einstimmig wurde von der Kommission der Beschluß gefaßt, „die Regierung zu ersuchen: 1) Mit den verschiedenen Hypothekarkreditinstituten des Landes in Verhandlungen darüber eiazu- treten, daß die z. Zt. bestehenden Erschwerungen für Pfanddarlehen auf Häuser in Gemeinden unter 3000 Einw. fallen gelassen werden; 2) Erhebungen darüber anzustellen, aus welchen Gründen die Befriedigung des Hypothekenkreditbedürfnisses in Form von Rentendarlehen bei der ländlichen Bevölkerung so wenig Anklang gefunden hat und 3) in Erwägung zu ziehen, ob nicht der Versuch gemacht werden kann, durch Verbilligung des Hypothekarkredits mit Hilfe des Staates den Bau und Erwerb eigeoer Häuser und damit die Seßhaftmachung in kleineren Gemeinden zu fördern." Minister von Pischrk erklärte sich event. bereit zu versuchen, ob einzelne Institute sich zu einer Milderung ihrer Darlehenbedingnngen, die zweifellos im Interesse der kleinen Leute auf dem Lande gelegen wäre, bestimmen lassen. Daß der Staat unmittelbar als Darlehensgeber anftrete und das Risiko trage, werde nicht möglich sein, dagegen wäre es an sich nicht ohne weiteres unausführbar, daß einer aus der Initiative landwirtschaftlicher Kreise heraus zu gründenden Genossenschaftskasse staatliche Zuschüsse zur Gewährung von Darlehen zu billigem Zinsfuß gewährt werden. Finanzminister v.Zeyer schloß sich im allgemeinen den Erklärungen des Ministers v. Pischek an.
* (Ein teures Gespräch.) Ein Stuttgarter Dienstmädchen benützte kürzlich in Abwesenheit ihrer Herrschaft das Telephon zu einer Unterredung mit ihren Eltern. Das Mädchen freute sich der vorzüglichen Einrichtung in der Meinung, daß es in weiter Ferne seine Gedanken mir den lieben Eltern in so rascher und kostenloser Weise austauschen könne. Das Gespräch dauerte längere Zeit, ohne daß daS Mädchen eine Ahnung hatte, daß schon 3 Minuten I Mk. kosteten. Wie mag es aber erschrocken sein, als es am nächsten Tage eine Rechnung von netto 14 Mk. bekam!
* Göppingen, 8. April. Dem im Gefecht gegen die Herero am Lievenberg bei Otjimbingwe am 16. Febr. d. I. gefallenen Matrosen Wilhelm Karle, Sohn des hiesigen Briefträgers, widmet der Kommandant des Kanonenboots Habicht, Korvettenkapitän Gudewill, in der .Göpp. Ztg."
einen warmen Nachruf, in dem der Pflichttreue und der Tüchtigkeit Karles, der als ein bei jedermann beliebter Kamerad galt, gedacht wird.
* Ehlingen, 8. April. Seit heute blühen trotz der schlechten Witterung die Aprikosenbäume. Auch Frähkirschen und Birnen haben sich so weit entwickelt, daß bei einigen warmen Tagen die Blüte beginnt, während sonst die Vegetation noch weit zurück ist.
js Heideubeiur, 9. April. Zum Andenken an seinen verstorbenen Vater, Dekan Scholl hier, hat Postdirektor v. Scholl in Stuttgart in seinem am 25. Oktober 1876 errichteten Testament der Stadt ein Vermächtnis von 6000 Mk. als „Scholl-Stiftung" ausgesetzt und bestimmt, daß die Zinsen alljährlich einem strebsamen Mann aus dem Handwerker-, Kaufmanns- oder Beamtenstaud zu einer Bildungsreise ousbezahlt werden sollen.
* Alm, 6. April. Ein Geständnis in der Erregung und Wider Willen hat für den Unteroffizier Post von dem hiesigen Artillerieregiment Nr. 49 böse Folgen gehabt. Er war angeklagt, gegen seinen Wachtmeister mehrere Drohungen ausgestoßeu zu haben, bestritt dies aber sehr energisch und gab an, die Drohungen seien gegen einen ihm im Range gleich gestellten Kameraden gerichtet gewesen. Die Zeugenaussagen waren für den Angeklagten insofern günstig, als sich nicht mit Sicherheit feststellen ließ, ob die Anklage begründet sei. Deshalb wurde auf ein früheres Geständnis des Angeklagten, das er vor dem Untersuchungsrichter Kriegsgerichtsrat Auteurieth abgelegt hatte, zurückgegriffen. Post erklärte, zu d'esem Geständnis sei er durch das Verhalten des Kriegsgerichtsrats geradezu gezwungen worden. Dieser habe ihn derartig angefahren, daß er schließlich in der Erregung angegeben habe, die Drohungen hätten dem Wachtmeister gegolten. Der dann als Zeuge vernommene Kriegsgerichtsrat mußte bestätigen, daß er den Angeklagten öfter „sehr energisch zurechtgewiesen * * habe, weil er zuviel dreiugesprochen habe. Aus den weitere» Aussagen des Kriegsgerichtsrats ging hervor, daß Post schließlich sogar in ein heftiges Weinen ausgebrochen sei. Sein „Geständnis" wirkte für ihn sehr ungünstig, da es nach den Ausführungen des Anklagevertreters das Hauptbeweismaterial bildete. Das Urteil lautete auf 10 Wochen Gefängnis und Degradation.
* (Wersch kedenes.) Stadttaglöhner Gottlieb Winkler in Aalen, welcher in der Nähe des städtischen Steinbruches mit Ausbesserung der Wege beschäftigt war, wurde von einem durch einen Sprengschuß aus dem Steinbruch herausge- schleuderten Stein derart an den Kopf getroffen, daß er bewußtlos zusammenbrach und nach wenigen Stunden starb. — Großes Malheur ereignete sich in Ebingen Donnerstag nachmittag. 3 Glaser aus Stuttgart wollten mit einigen dortigen Leuten 3 große Schaufenster, die in einer Kiste verpackt waren und zus. ca. 20 Ztr. wogen, vom Wagen abladen. Beim Abladeu kam die Kiste zu Fall und alle 3 Schaufenster, die einen Wert von über 1200 Mark haben, gingen in Scherben. — Ein trauriges Bild der Fürsorge für ein anv»trautes Kind wurde in Ochsenhausen durch den Landjäger festgestellt. Das von einem Dienstmädchen in Pflege bei Verwandten untergebrachte jetzt 4 Jahre alte Kind war seit einiger Zeit jeweils die Nacht über in einem im Freien in der Erde eingebauten Schweinestall untergebracht und dieser gut abgeschlossen worden.
* Weckarelz, 5. April. Das hiesige Portlandzementwerk, das seine letzte Bilanz 1902 mit einem Verlust von 552 000 Mark schließt, wurde von den Portlandzementwerkeu Heidelberg-Mannheim erworben. Als Kaufpreis werden 480 000 Mark genannt. Das Werk hat allein ein Aktienkapital von 2 400 000 Mk. erfordert. Man kann hieuach den Verlust der Aktienbesitzer des hiesigen Werks berechnen. Die Genehmigung der Aktionäre beider Gesellschaften wird in einer demnächst ftattfindenden außerordentlichen Generalversammlung eingeholt werden.
* Ein heiteres Stückchen trug sich vor kurzem auf dem Bahnhof in Altengla« zu. Ein gerade nicht zum Scherzen aufgelegter Landmann aus M. . . bach wollte mit dem Zugefahren, als der Stationsvorsteher gewahrte, daß er im Begriff war, sämtliche Geleise zu überschreiten, um auf den neuen Bahnsteig zu gelangen. Auf das Zurückweisen durch den Stationsvorsteher nahm er eine andere Richtung, erwiderte jedoch: „Ehr gehn mer jo ach üwer «ei Wies und froge mich nett!" Unter allgemeinem Lachen der Mitreisenden ging dann der Landmann weiter.
sl Das Hans-Sachs-Haus in Anrnöerg ist dieser Tage zwangsweise versteigert und von einem Fleischrrmeister erworben worden. Es wird vorgeschlageu, die Stadt solle das Haus aukaufen, um es der Nachwelt zu erhalten.