französisch-englischen Abkommen. Außer den bereits be­kannten Punkten ist demselben noch folgendes zu entnehmen: In Egypten und Marokko erfährt der politische Zustand keinerlei Aenderung, Frankreich wird die Aktion Englands in Egypten nicht behindern. England räumt dagegen Frank­reich das Recht ein, über die Ruhe Marokkos zu wachen und der marokkanischen Regierung den etwa erforderlichen Beistand zur Umgestaltung der Staatsverwaltung, der Fi­nanzen und der Armee zu leisten. England tritt demUeber- einkommen von 1888 betreffend die Neutralität des Suez­kanals bei. Die egyptische Schuldkaffe bleibt erhalten, Frankreich gibt seine Einwilligung dazu, daß die durch Kon­vertierung der egyptischeu Schuld seit 14 Jahren erzielten Ersparnisse, 140 Millionen, der egyptischeu Regierung zur Verfügung gestellt werden. Frankreich gibt sein Recht auf die Freuch Shove auf, nämlich das Recht, auf dem Lande Fische herzurichten und zu trocknen. Es behält das Fischerei­recht in den Gewässern der French Shove längs einem Küstenstrich von 180 irm und erhält für seine Fische das Recht, sich an der Küste mit Köder zu versorgen und nicht nur Stockfische sondern auch Hummern zu fischen. Außer­dem soll der Schaden, den etwa die Rheder und Seeleute durch die Neugestaltung der Dinge erleiden sollten, durch eine französisch-englische Kommission oder eventuell durch einen vom Haager Schiedsgericht zu ernennenden Ober­schiedsrichter festgestellt werden. Für die Abtretung der French Shove wird Frankreich eine Grenzberichtigung zwi­schen dem Niger und dem Tschadsee zugestanden, wodurch Frankreich eine durch fruchtbares Gebiet führende Straße ! vom Niger nach dem Findergebiet erhält. Ferner erhält Frankreich die Los-Inseln, welche für England lediglich militärischen Wert hatten, sowie Stadt und Gebiet Jarbanda am schiffbaren Gambiafluß, wodurch französische Schiffe französisches Gebiet anlaufen können. In der Erklärung be- i züglich Siams wird das Uebereinkommen von 1896 Präzi- i fiert. Beide Mächte erlanaen vollständige Aktionsfreiheit in den westlich vom Menanfluß gelegenen siamesischen Pro­vinzen ; ferner wird die territoriale Unverletzlichkeit und der Statuo guo verbürgt. In der Erklärung betreffend die Neuenhebriden wird die Einsetzung einer Kommission be­treffend Beilegung von Grundstreitigkeiten beschlossen.

* Eine junge Dänin, die vor einiger Zeit nach Baris reiste, um Malstudien zu machen, Fräulein Augusta Grön- wall, und der Maler Heinrich Lauer haben in diesen Tagen an Freunde und Bekannte die Mitteilung versandt, daß sie eine freie Ehe eingegangen find. Die Mitteilung lautet: Hiedurch geben wir uns die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß wir ein Freundschafts- und Ehebündnis geschlossen haben, und zwar in freier Form, ohne Kirche und Staat. Für diejenigen unter unseren Freunden, die uns schätzen und achte», wird dieser unser eigenmächtiger Beschluß hinreichen. Wir haben die Ueberzeugnng, daß das eheliche Glück nicht auf dem Zwang des Gesetzes beruht, sondern auf gegen­seitiger Liede und Achtung und wir verzichten gern auf weitere Bekanntschaft mit denjenigen, die persönlichen Wert außerhalb des Gesetzes nicht glauben anerkennen zu können. Augusta Grönwall, Heinrich Lauer. Paris, März 1904." . Die Briefadresse für Frau Augusta Grönwall ist: Frau Augusta Grönwall-Lauer. Ein beigelegtes Schreiben enthält die Benachrichtigung, daß die Eheleute einander für sämtliche Geschäftsangelegenheiten Prokura erteilt haben.

* Großes Aufsehen erregt in Baris die Verhaftung des Präsidenten und zweier Verwaltungsdeamten der Crutral- Bank für Immobilien- und Industrie-Kredit. Gegen die Bank ist eine Untersuchung eingeleitet worden, die zu der Entdeckung führte, daß die Bank ungeheure Summen man spricht von 50 Millionen Francs verschleudert hat.

ff London, 8. April. Das englisch-französische Kolonial­abkommen ist heute hier unterzeichnet worden.

ff Kopenhagen, 8. April. Heute abend fand beim

Großes ausgerichtet, Ihnen würde es noch weniger gelingen bei diesen jungen Damen, die doch ihren eigenen Willen haben. Uedrigens, Benedikt, ein Geheimnis l"

Was denn für eins, Herr Oberförster?"

Ja, alter Freund, da müssen wir ein bischen seit­wärts gehn!"

Sie gingen, nicht ohne daß der Diener noch einen Blick nach der Flasche geworfen.Zum Kukuk nochmal," meinte der Oberförster,was steckt denn da drüben bei meinen Fasanen?" Und richtig, eS zeigte sich unter dem gefiederten Volke eine auffallende Unruhe.Na, das werden wir nachher untersuchen," schloß Grimm seine Betrachtung, vor allen Dingen nun das Nächstliegende."

Und er erzählte:Also hören Sie, Benedikt, was mir mein Schwiegersohn iu sps gestern abend erzählt hat. Der Fritz Lange ist, wie Sie ja wissen, Reserve-Leutnant und er ist zum Hoheuburger Bataillon einberufen. Er kommt zur Kompagnie des Prinzen Georg Eberhard, der in unserer Gegend in Quartier kommt. Denken Sie mal dran, ob das blos ein Zufall sein, ob dieser Besuch nicht zugleich unserer jungen Durchlaucht gelten könnte?"

Benedikt riß die Augen weit auf.Aber, Herr Ober­förster, wenn es sich doch um ein Manöver handelt?

Ja doch, alter Freund," war die eiftige Antwort, aber ich weiß auch, wenn die alte Durchlaucht von der Zukunft unserer Prinzessin sprach, dann verweilte sie am liebsten bei der Person des jungen Prinzen Georg Eberhard. Das ist schon solch eine alte Familien-Abmachung, wenn auch lange Zeit kein Wort darüber verloren ist."

Benedikt rieb seinen Schädel.Und wäre unsere Prinjessin etwa nicht gut genug für den Herrn?"

I bewahre, bewahre! Darum handelt es sich doch gar nicht. Ich meine blos, Benedikt, wir müßten doch etwas darauf achten, daß unsere junge Durchlaucht nicht etwa über­rumpelt würde. Benedikt, Sie wissen, die Prinzessin kann

dänischen Kronprinzen Galatafel aus Anlaß des Geburts­tages des Königs statt, an der teilmahmen König Christian, der König und die Königin von England, der deutsche Kronprinz, sämtliche Mitglieder der kgl. Familie.

ff Sofia» 8. April. Die Zeitungsmeldungen über die militärischen Vorkehrungen, insbesondere über die Einberufung von Reservisten des Jahres 1903, werden als vollkommen grundlos bezeichnet.

* Konstanliuopek, 7. April. Das schwierige Problem Fes oder Kalpak" ist noch ungelöst. Der Sultan ist ge­neigt, den in seinen Dienst tretenden 25 Offizieren die von den Botschaftern verlangten Zugeständnisse (nämlich das Fortfallen des Fes) zu machen, doch bestehen letztere auch darauf, daß bei der gesamten Mannschaft des mazedoni­schen Gendarmerie-Korps der Fes abgeschafft und der Kalpak eingeführt werde. Bon diesem Wechsel der Kopfbedeckung versprechen sich die Botschafter eine weitgehende Beruhigung der Gemüter der Christen in den drei mazedonischen Pro­vinzen, während der Sultan die Entfernung dieses äußeren Symbols der muselmanischen Macht als eine weitere Ein­schränkung dieser ansieht, gegen welche er sich aufs äußerste sträubt.

* Aus Aarcekoua kam am Donnerstag die Nachricht, daß bei dem Austritt des Königs aus der Arbeitsausstellnng ein Bombenattentat stattgesunden habe und daß 2Lavdleute ! schwer verletzt worden seien. Jetzt stellt sich heraus, daß die Sache ein ganz anderes Gesicht hat. Wohl platzte abends 9 Uhr vor einem Privathause eine Bombe und wurden einige Personen verletzt, aber ein Attentat gegen den König hat nicht stattgefundeu. Reporter-Phantasie!

ff Barcelona, 8. April. Als der König gestern abend das Theater verließ, wurden einige Pfiffe laut. Das Publikum protestierte aber mit Hochrufen auf den König, Spanien und den Ministerpräsidenten Maura. Es entstand ein Handgemenge. Die Gendarmerie stellte die Ordnung wieder her.

ff Gerorra, 8. April. Der König von Spanien hat dem - Präsidenten von Mexiko, der ihn telegraphisch dazu beglück­wünscht hatte, daß er dem gegen ihn gerichteten Anschlag entgangen sei, geantwortet, die Nachricht von diesem Anschlag entbehre jeder Begründung.

* Wie aus Washington berichtet wird, sollen in die Nordamerikanische Union zwei neue Staaten ausgenommen werden. Der Kongreßausschuß, welcher die Aufnahme der vier Territorien Arizona, Neumexiko, Oklahoma und Indian Territory in den Staatenverband der Union vorberaten sollte, hat sich dahin geeinigt, aus den vier Territorien zwei Staaten zu bilden, und zwar einen aus Arizona und Neu- mexiko und den anderen aus Oklahoma uud Indian Terri­tory. Es bedeutet dieL das Ende der Selbstverwaltung der vier Jndianerstämme des Jndianerterritoriums, deren Gebiet nunmehr unter Entschädigung des indianischen Besitzrechts der allgemeine» Ansiedlung eröffnet werden soll. Nach dem Zustandekommen des Gesetzes werden den 45 Sternen des Sternenbanners zwei neue Sterne hinzugefügt werden.

* Eine der größten Kornkammern der Erde nennt der amerikanische Konsul Miller in Nistschwang die Mandschurei. Nach seine.« Angaben gab es in Charbin, einer Stadt von s etwa 100 000 Einwohnern, im Jahre 1900 noch nicht eine einzige Mahlmüble; heute zählt man dort deren schon 8, welche täglich 340000 Kilo Mehl liefern. Die Maschinen dieser Mühlen stammen aus Deutschland und Oesterreich. Kleinere Mühlen, welche täglich je 9000 bis 12000 Kilo Mehl liefern, gibt es in Kwangtschengtsu (230 Kilometer südlich von Charbin), in Kirin, Mukden, in Port Arthur, aber überall nur eine. Der Bezirk von Südussuri dagegen zählt schon 12 Dampfmühlen, welche jährlich 40 Millionen Kilo Mehl Herstellen ; daneben bestehen dort noch mit Wasser­kraft betriebene Mühlen. Diese Entwicklung der Mehl­gewinnung bedroht die Ausfuhr amerikanischen Mehls nach

sehr heftig werden, wenn sie merkt, daß etwas hinter ihrem Rücken vorgeht. Lieber sie sofort darauf aufmerksam machen, wenn etwas bevorsteht."

Natürlich, natürlich," sagte Benedikt wichtig.O je, was wird das für ein Trubel werden, wenn all die Herr­schaften hier sich treffen!"

Na, Benedikt, Sie werden doch nicht perplex wer­den ? Kurage, alter Freund, Kurage! Passen Sie auf, ge­hörig auf, das ist die Hauptsache! Aber zum Henker, was steckt denn da bei den FasanenUnd der Pluto ist auch schon da? Was hat denn das Vieh?"

Die beiden Männer gingen die kurze Wegestrecke zur Fasanenhürde hinüber. Behutsam schritten sie im leichten Gebüsch vorwärts, um den etwaigen Störenfried zu ertappen. Aber nun blieb mit einem Male der Oberförster stehen und brach in ein herzliches Gelächter aus. Auch Benedikt lachte über das ganze Gesicht mit.

Da, am Eingang der Fasaneu-Niederlassung, stand .. Fräulein Agnes Lemme, Tini's Lemmchen, die auf eine dringende Einladung ihrer eiustigeu Schülerin heute am frühen Morgen aus Freudau nach Goldenberg abgefahren war und in der prächtigen Witterung einen Waldspaziergang von der Eisenbahnstation nach dem Goldenberger Schloß unternommen hatte, wo sie nicht so früh erwartet war. Es war deshalb auch kein Wagen für die Lehrerin zur Bahn gesandt worden. Die Dame war dem Oberförster ichon lange bekannt, uud Benedikt war nach seiner eigenen Auf­fassung nur zu oftLemmchen's" Kommando unterstellt, das er bei durchsichtigen Kritiken seines Durstes manchmal nur ungern ertragen hatte. Besonders für ihn war es daher ein hohes Gaudium, denalten Drachen", wie er die treffliche Dame respektswidrig nannte, auf diesem verbotenen Terrain von des Oberförsters Pluto attakiert zu sehen. Seinetwegen hätte Fräulein Agnes noch manche Minute hier verharren können, aber Oberförster Grimm war ritterlicher Natur und

de: Mandschurei; letztere bringt sogar Mehl nach China zur Ausfuhr, wo der Verbrauch von Weizenmehl rasch zu­nimmt.

Vermischtes.

* Die Ziege ist die Kuh des armen Mannes. Man schenkt ihr aber noch nicht überall die nötige Beachtung und hält noch viel zu wenig dieser nützlichen Tiere. Untersuchungen und Probemelken, welche in der letzten Zeit in verschiedenen Orten des südlichen Schwarzwalds vorgeuommen wurden, ergaben ei» durchschnittliches Milchergebnis von 683 Litem im Jahr. Von einer Zahl beobachteter Ziegen gab di^ beste 866, die geringste 500 Liter.

Konkurse.

Wilhelm Roßnagel, Restaurateur in der Liederhalle in Stutt­gart und Besitzer des Anwesens zum Schweizerhaus in Degerloch. Reinhold Kocheise, Straßenwart in Oberthalheim. Jakob Haselmeier, Schmiedmeister in Jrrendorf. ^Nachlaß der Friederike Schäfte, geb. Beck, Witwe des 1 Gottfried schäfte, gewes. Gemeindepflegers in Großglattbach. Johannes Abele, Bauunternehmer in Gmünd. Gsorg Rall, Schneidermeister in Tübingen. Michael Burgi, Inhaber eines Oel- und Fettwarengeschästs in Ulm.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Alteusteig.

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daß die Fabrikate der Hoherrsteirrer Seidenweberei Loche", Hoflieferant, Hohenstein.Ernstthal, bezl.

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Man verlange Muster.

* Kackfrnchldüa-uug. Im Stallmist find viel geringere Mengen von Phosphorsäure enthalten als in den übrigen Nährstoffen. Daher ist es leicht erklärlich, warum ThomaS- schlackenmehl als Ergänzung zum Stallmist so gute Ergebnisse liefert. So erntete z. B. bei Kartoffeln Herr H. Hahn in Werdorf (Rheiuprovinz) mit 800 Kg. Thomasmehl zu Stallmist auf dem Hektar 100 D.-Z. Kartoffeln mehr als mit Stallmist allein, hatte also nach Abzug von 36 Mark Kosten rund für Thomasmehl rund 250 Mk. Reingewinn vom Hektar. So erzielte z. B. Herr Pächter Schladach zu Stedebuch (Hessen-Nassau) durch eine Zugabe von 400 Kg. Thomasmehl zum Stallmist auf dem Hektar 185 D.-Z. mehr als mit Stalldünger allein, oder rund 165 Mk. mehr als die Ausgabe für das Thomasmehl betrug.

mit einem scharfenKusch Dich, Pluto!" machte er für Fräulein Lemme den Weg frei.

Meinen besten Dank, Herr Oberförster!" Damit lehnte sie sich etwas erschöpft auf den ihr dagebotenen Arm, während Benedikt nur ein strafender Blick traf. Und dann erklärte sie, wie sie hierher gekommen. Mit Heller Freude vernahm sie, daß Ernestine, Trude und Gustel sich gerade aus der Oberförsterei befanden, und eilig schritt sie mit Grimm dorthin zurück.

Ob das nun gerade notwendig war . . .!" äußerte sich Benedikt tiefsinnig, während er ihnen folgte.

Ja, es war notwendig, nach Fräulein Lemme's An­schauung wenigstens. Sie war mehr erregt, als man sie je in ihrem Leben gesehen, und die Schuld daran trug ein illustriertes Journal. Zwar meinte sie immer noch, sie würde in einem Irrtum sein wegen der in diesem Blatt gemachten Entdeckung, aber sie hielt es für ihre Pflicht, schleunigst, allerschleunigst auf dem Posten zu sein, um unerhörten Er­eignissen vorzubeugen, welche unter Umständen den ganze» hohen Ruf des Wolden'scheu Erziehungs-Instituts in Freuda« hätten erschüttern könne».

I» jenem illustrierten Blatte waren verschiedene Por- traits von bekannten hochgestellten Persönlichkeiten enthalten, und unter den Abbildungen war eine, die den Hauptmana Prinzen Georg Eberhard von Hohenburg darstellte, der an den Manövern in der Frendauer Umgegend teilnehmen sollte. Und dieser Hauptmaou sah, Lemmchen sagte es sich unter fürchterlichem Herzklopfen, jenem Seideukaufmann Georg Eberhard, den Ernestine, ihre jungen Damen und sie seit jenem Ausfluge über Erfurt hinaus kennen gelernt, so ähnlich wie ein Ei dem anderen! (F. f.)

* (AuS der Schule.) Lehrer:Maier, Ihre Arbeit ist wieder bodenlos schlecht ausgefallen sie fängt damit au, daß am Ende der Punkt fehlt."