Jerusprecher Ar. 11.

Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage j- »Der Sonntags- Gast".

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Donnerstag. 7. Aprit.

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1904.

Amtliches.

Uebert ragen wurde die Stationsmeistersstellc in Teinach dem Expedienten Spiegel in Calw.

Die Floßsperre auf der Enz ist bis 20. April d. I. verlängert worden.

Tagespolitik.

(Die Kaiserreise im Mittclmeer.) Die Jacht Hohen- zollern ist auf ihrer Fahrt in den fizilianischen Gewässern während der Osterfeiertage von günstigem Wetter begleitet gewesen, während zum Ausgang der Karwoche wiederholt Gewitter aufgetreten waren. Die Ausflüge, welche der Kaiser an Land gemacht hat, brachten ihm die herzlichster» Kundgebungen der Bevölkerung. Namentlich war das bei dem Besuch von Tornnua der Fall. Am Oster-Sonvtag hielt der Kaiser selbst den GottesSienft an Bord ab. Am Nachmittag wurde ein Ausflug nach dem hochgelegenen Friedhof (Campo Santo) von Messina gemacht, von wo man eine wunderbare Aussicht aus die Stadt und Umgebung genießt. Die Bevölkerung hatte sich überall in dichten Scharen eingefuuden und begrüßte den Kaiser, dessen Be­finden das beste ist. Die Reise ist jetzt fortgesetzt.

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Die sehr freundschaftlichen Beziehungen, welche sich zwischen dem deutschen Hofe und dem dänischen seit einigen Jahre» herausgebildet haben, werden durch die Tatsache be­kräftigt, daß sich der deutsche Kronprinz in dieser Woche nach Kopenhagen begeben wird, um dem greisen Könige Christian zu dessen 86. Geburtstage die Glückwünsche Kaiser Wilhelms zu überbringen.

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Jeder Besucher der deutschen Hochschule verursacht dem deutschen Reiche einen Zuschuß von 800 Mark. Diese Summe aber zahlen wir nicht für deutsche Studenten allein, sondern auch für die ausländischen, für Russen, Tschechen, Schlowaken, Ungarn und alles mögliche Volk. Die Studenten aus England und Amerika, die Deutschen aus Oestreich, die Schweizer, Niederländer, Skandinavier sind anständige Leute und uns willkommen. Aber die Schlowaken empfinden wir als eine Last, ja als eine wirtschaftliche und politische Gefahr. Es ist kein Zufall, daß die radikalsten Führer des Jungtschechentums auf deutschen Hochschulen ihre Ausbildung empfangen haben : Sie nehmen aus unseren Arsenalen die Waffen, die sie später im Kampfe gegen uns rücksichtslos verwenden. Wo treten im späteren Leben die Russen und Polaken, wenn sie heimgekehrt find, nach Wolhynien oder Podolien, als Pioniere oder auch nur als Verteidiger der deutschen Kulturideeu auf? Sie werden, wenn ihnen die Verfolgung ihrer politischen Ideale die Zeit läßt, die rücksichtslosen Konkurrenten der deutschen Industrie. Denn gerade die angewandten Wissen­schaften bilden das Hauptfeld, auf dem sie sich bewegen, um später das Gelernte praktisch zu verwerten, unsere Fabrikate nachzunehmen und vom Markte zu verdrängen. Die Schlange aber am eigenen Busen zu nähren, hat noch nie als der Weisheit letzter Schluß gegolten. Ausgabe unserer Hochschulen kann es nun nicht sein, die Kulturarbeit bei den Jünglingen aus Halb-Asten von Grund aus zu beginnen, zu Nutz und Frommen des Auslandes. Die Er­schwerung des Besuchs unserer Hochschulen für solche Ele­mente wäre eine entschieden gerechte Maßregel.

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In Deutsch-Südwestafrika schreiten die Vorbereitungen für das letzte große Kesseltreiben, das Ende d. M. oder Anfang Mai stattfiaden wird, rührig vorwärts. Man hoffte früher, daß die Herero s die Waffen schließlich freiwillig strecken würden, aber das scheint nicht eiutreffen zu wollen. In diesem Falle hätte, soweit möglich, Gnade gewährt werden können. Keinerlei Gnade erhalten selbstverständlich die Rädelsführer, sowie die Aufständischen, welche nachweis­bar wehrlose Männer, Frauen und Kinder ermordet oder Farmen ausgeraubt oder verwüstet haben. Sie erhalten nach Kciegsrecht die Kugel.

Wie cs mit dem Volksschulwesen in Oesterreich be­stellt ist, darüber wurden jüngst in der Wiener Pädagogischen Gesellschaft von einem Lehrer Mitteilungen gemacht. Hier­nach gibt es in Oesterreich trotz der gesetzlichen allgemeinen Schulpflicht eine Million schulpflichtiger Kinder ohne Schul­unterricht! Das soll zum größten Teil auf die traurige finanzielle Lage vieler Gemeinde» zurückzufühten sein, die ohne Staatshilfe nicht imstande sind, die Kosten eines halb­wegs modernen Schulwesens aufzubringen.

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Die Engländer dringen in Central-Afien weiter vor, nachdem sie einen heftigen, aber doch nur kurzen Wider­stand der Tibetaner unschwer zurüägeschlagcn haben. Da

auch Rußland in diesen Gegenden Truppen zu stellen und Interessen zu wahren hat, so könnten die britischen Regi­menter bei einer energischen und rücksichtslosen Fortsetzung ihres Vormarsches auf die Bataillone des Zaren stoßen, und die astatischen Auseinandersetzungen würden dann ge­waltig an Umfang gewinnen. Wenn auch wohl an man­chen Stellen in London die Neigung nicht klein ist, Ruß­lands Kraft in Oftasten durch Herbeiführung von Diffe­renzen in Zentral-Asien zu schwächen, so darf mau doch nicht vergessen, daß auch in Indien die Bewegung groß ist. Beim ersten Kugelwechsel zwischen Russen und Eng­ländern würden sich voraussichtlich auch die Indier ihrer alten Forderungen erinnern, und nichts ist für die Londoner Regierung unerwünschter. DasBischen Tibet" wird also Wohl schwerlich einen neuen Zankapfel in der nächsten Gegenwart bilden.

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Das Ausbleiben weiterer japanischer Erfolge und die größere Energie, die auf russischer Seite seit dem Eintreffen des Generals Kuropatkin und des Admirals Makaroff auf dem Kriegsschauplatz wahrzunehmen ist, scheint nicht ohne Rückwirkung ans die Haltung Chinas geblieben zu sein. Waren es anfangs die Russen, so find es jetzt die Japaner, die über China Beschwerde führen. Der Korrespondent des Stundart in Tokio berichtet, daß die japanischen Be­hörden anfange», über dieUnfähigkeit Chinas, die Neu­tralität zu bewahren, ungeduldig zu werden." Vor allem beschwert man sich darüber, daß die Chinesen nicht im Stande sind, die Russen auf der linken Seite des Liau- Flusses zu halten, und daß trotz wiederholter Einsprache von Japan dos russische Kanonenboot Mandschur noch immer im Hafen von Shanghai liegt, ohne daß Anstalten getroffen werden, den Japanern ihre, ihrer Ansicht nach rechtmäßig und wohlverdiente Beute auszulieferu. Die jüngste Beschwerde richtet sich gegen das Verbot der chine­sischen Behörden, betreffend die Ausfuhr von Eiern und - getrocknetem Gemüse, das mit der Erklärung begründet I wurde, diese Erzeugnisse seien Kriegskonterbande. Die japanische Presse macht die chinesische Regierung darauf aufmerksam, daß eine solche Parteilichkeit ihr unter Um­ständen teuer zu stehen kommen könne.

* Altevsteig, 6. April. Wir haben schon mitgeteilt, daß die Notariatsbezirke des Oberamts Nagold eine andere Ein­teilung erfahren haben. Die Zuteilung der Gemeinden ist nun wie folgt geregelt: dem Bezirksnotariat Altensteig gehören an Altensteig-Stadt und -Dorf, Berneck, Beuren, Ebershardt, Egenhausen, Enztal, Ettmannsweiler, Fünfbronn, Garrweiler, Gaugenwald, Simmersfeld, Spielberg, Ueberberg, Wart und Wenden; der Hilfsarbeiterstelle Haiterbach: Haiterbach, Beihingen, Böstngen, Oberschwandorf, Obertal­heim, Schietingen, Uaterschwandorf und Untertalheim; dem Bezirksnotariat Nagold: Nagold, Ebyausen, Effringen, Emmingen, Gültlinqen, Jselshausen, Mudersbach, Pfron­dorf, Rohrdorf, Rotfelden, Schönbronn, Sulz, Walddorf und Wildberg.

* Aktensteig, 6. April. Wenn Ostern in de« April fällt, darf mau natürlich über Aprilwetter nicht zu sehr klagen, besonders wen», wie diesmal, einigen Regenschauer» auch gutes Wetter, besonders am Osterfest, gegenübergestandeu hat. Schön war's eben doch! Diese freien Tage nach den langen anstrengenden Winterwochen haben Alt und Jung zugesagt, zahlreiche Besuche sind ausgetauscht, der Osterhase hat bei seinen süßen Gaben nicht geknausert, und viele Tausende von Ostergrüßen und Osterwünscheu hat die Post bestellt. Daß sich in den kommenden Frühlingswocheu alle diese guten Wünsche erfüllen mögen wäre allenthalben das reinste Glück.

* I» Kallwangen OA. Freudenstadt ist ein Darlehens- kassenvcrcin gegründet worden.

* Ueutliuge«, 1. April. Die im ersten Jahre ihres Bestehens erhobenen Gebühren für Schlachtvieh- und Fleisch­beschau ergaben den Gesamtbetrag von 3851 Mk. 20 Pfg.; da dieser Einnahme aber 3600 Mk. Ausgaben gegenüber­stehen, beschloß im Hinblick auf diese« Abmangel der Ge­meinderat, die Gebühren auch in der Folge in gleicher Höhe wie bisher erheben zu lassen.

* Die Aentkinger Handwerkskammer gibt betreffend die Dauer der Lehrzeit folgendes bekannt: Die Lehrzeit dauert in allen Haudwerkszweigen mindestens 3 und höchstens 4 Jahre. Lehrverträge, in welchen die Lehrzeit auf weniger als 3 Jahre bemessen ist, find ungültig. Der Besuch einer Baugewerk-, Kunstgewerbe- oder Fachschule während der Lehrzeit wird in diese mit eingerechnet. Lehroerhältnisse,

welche vor dem 1. April 1903 begonnen haben, bestehen zu Recht, wenn mindestens zweijährige Lehrzeit vereinbart ist.

* Stuttgart. 2. April. Die Beisetzung des Prinzen Max von Schaumburg-Lippe findet lautSchwäbischem Merkur" voraussichtlich in Ludwigsburg statt. Im Aufträge des Königs ist der Flügeladjutant Frhr. v. Tessin nach Abbazia gereist. Die Hoftrauer dauert drei Wochen.

* Stuttgart, 4. April. Die Landesversammlung der Sozialdemokraten Württembergs war von etwa 500 Per­sonen besucht. Im Anschluß an den Parteibericht hob Abg. Sperka hervor, daß die sozialdemokratische Partei Württem­bergs mit der Leistungsfähigkeit und de» Erfolgen ihrer Organisation und ihrer Presse wohl zufrieden sein könne. Aus dem Bericht des Landesvorstands ist hervorzuheben, daß viele Ortsvorsteher der Gründung von Mitgliedschaften Hindernisse in den Weg zu legen suche« durch Einforderung der Mitgliederlisten usw. Der Abg. Kloß hielt einen Vor­trag über die württembergische Gemeindereform und schlug eine Resolution vor, in welcher Forderungen, wie die Durch­führung des Prinzips der Einwohnergemeinde, die Ein­führung des allg. gleichen, direkten und geheimen Stimm­rechts zur Gemeindevertretung unter Anwendung des Pro- portionalwahlshstems, das Einkammersystem für Gemeinde­vertretung und Verwaltung, Sicherung der Gemeinde­autonomie usw. aufgestellt wurden. Dr. Lindemann trat energisch zu Gunsten des Einkammersystems in der Gemeinde­verwaltung ein und griff die Volkspartei an, weil sie diesen Fortschritt Hintertrieben habe. Weiter polemisierte Linde- maun gegen Oberbürgermeister Gauß wegen seiner Gut­achten erst für und dann gegen das Proportionalwahlsystem und wünschte den Einfluß der Gemeinden auf die Orts- Polizei erhalten zu sehen. Redner will mit der Oberamts­organisation aufgeräumt wissen, die weiter keinen Zweck habe, als den herrschenden Klassen gut bezahlte Stellungen zu bieten. Die von Kloß beantragte Resolution fand ein­stimmige Annahme. Angenommen wurden dann noch verschiedene Anträge: derjenige von Degerloch auf Besei­tigung der ersten Kammer; von Schwenningen betr. Ver­breitung einer Agitationsnummer jährlich einmal im ganzen Lande; ein Antrag Eßlingen auf Abhaltung von Be­sprechungen der sozialdemokratischen Mitglieder der bürger­lichen Kollegien: ein Antrag Gmünd betr. Recheuschafts- ablegung der in die Kommunalverwaltung gewählten Partei­mitglieder vor den Mitgliedschaften. In seinem Schlußwort kam der Vorsitzende auf den Dresdener Parteitag zu spre­chen und bezeichnete es als törichtes Gerede, wenn die geg­nerischen Parteien aus dem Verlaufe desselben den Unter­gang der sozialdemokratischen Partei Vorhersagen zu können geglaubt. Die Sozialdemokratie werde auch fernerhin den Sieg an ihre Fahnen heften.

* (Stundung von Postaufträgen). So entgegenkommend und zweckmäßig bei den Postaufträgen und Nachnahmen im allgemeinen die Fristgewährung ist, so lästig und unzweck­mäßig wird sie, wenn sie grundsätzlich mißbraucht wird. Wie die tägliche Erfahrung lehrt, verlangt ein großer Teil der Empfänger von Postaufträgen und Nachnahmekarteu regelmäßig Frist, um sie bei der zweiten Vorzeigung ebenso regelmäßig nicht einzulösen. Dadurch entsteht bei den Post­ämtern eine zeitraubende Vielschreiberei, die zu einem großen Teil leicht vermieden werden könnte. Zur Bekämpfung des mißbräuchlichen Fristverlangens macht die Württ. Verkehrs­zeitung den Vorschlag, daß von dem Fristverlangenden eine Gebühr von 5 oder 10 Pfg. für die zweite Vorzeigung er­hoben werden soll. Bei Verweigerung dieser Gebühr wäre eine Frist nicht zu gewähren.

* Der Gemeinderat in Kßkingerr erklärte sich damit ein­verstanden, daß in den Schulrat der Frauenarbeitsschule 2 Frauen mit Sitz und Stimme zugezogrn werden.

* Keilörou«. Im Otto- und Kaiser-Prozeß ist für beide Verurteilte Revision angemeldet worden.

* Aalen, 4. April. Freiherr Georg von Wöllwsrth in Hohenrode» ist gestorben. Georg von Wöllwarth ist seit 1870 ritterschaftlicher Abgeordneter, gehörte von 188187 dem Reichstag an, war Mitglied des Eisenbahnbeirats und Vorkämpfer für die preußisch-württembergische Eiseubahn- gemeinschaft.

* (verschiedenes.) InEutendorf (Gaildorf) brannte das Wohnhaus mit Scheuer des Bauern Kroumüller nie­der, während sich sämtliche Bewohner bei der Hochzeit der Tochter im Adler befanden. Nichts konnte gerettet werden. Die Aussteuer der Braut, sowie 800 Mark Bargeld sind mitverbrannt. In Königsheim wollte ein 7jähriges Mädchen mit einem Messer eine Schnur abschneiden. Hie­bei glitt das Messer aus, drang in ein Auge, das nun voll­ständig verloren ist. In Dunningen (Tuttlingen) fiel