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Erschrint Dienstag Donnerst., Samstag j uiü> Sonntag mit der wöch. Beilage ) »Der Sonntags- Gast".

Bestellpreis für das »ieÄeljahr im Bezirk j n. Rachbarortsverkehr, Ml. 4.1S, außerhalb j Mk. 1L5.

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Samstags 26. März.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1904.

«mEcheS

Die erste Dienstprüfung für Volksschullehrer haben u. a. be­standen : Rudolf Ginader von Gechingen, Otto Glück und Christian Kim von Walddorf, Karl Habel von Dobel, Wilhelm Hauber und Hermann Luz von Nagold, Ernst Kömpf, Erwin Reichte und Gotthilf Rümclin von Stammheim, OA. Calw, Johann Rentschler von Nais- lach, OA. Calw, Leonhard Rommetsch von Altbulach und Friedrich Sprenger von Ebershardt.

Zur Bewerbung ist ausgeschrieben eine neuerrichtete Mädchen­mittelschulstelle in Nagold.

Mit dem 1. April 1904 geht die Ermstalbahn MetzingenUrach

in das Eigentum der Staatseisenbahnverwaltung über.

Umschwung in Frankreich.

(Nachdruck verboten.)

0 In Frankreich weht ein scharfer Wind gegen die herrschende radikale Strömung in der Regierung, die seit dem Spätfrühling 1899, also nun seit bald fünf Jahren, am Ruder ist. Der damals sein Amt antretende Premier­minister Waldeck-Rousseau, welcher vor zwei Jahren aus Gesundheitsrücksichten, richtiger in behutsamer Borficht, dem heutigen Ministerpräsidenten Combes seinen Posten übergab, glaubte den Kampf gegen dir katholischen Ordens-Gesell­schaften eiuleiten zu müssen, weil er in ihnen die Schutz- statken konservativer, der radikalen Richtung feindlicher Ge­sinnung erblickte. Die Agitationen der ehemaligen Patrioten­liga, der früheren Boulangisten und namentlich der militärischen Kreise gegen die Parlamentarische Regierung der Republik sollten den Beweis für die Richtigkeit der radikalen Anschauung liefern, und dieser Kampf hat sich in den verflossenen Jahren immer mehr verschärft. Dabei ist nun den leitenden Staatsmännern Passiert, daß sie im Eifer den Bogen doch etwas gar zu straff gespannt, daneben sich zu sehr als Herren und Meister der Lage gefühlt und gezeigt haben, und nun kommt der Umschwung. Wir werden nach den langen Dauermiuisterien wahrscheinlich wieder eine zeitweise Rückkehr in frühere Pariser Verhältnisse er­lebe», wo die Ministerien quartalsweise abwechselte».

Die heutigen französischen Staatsmänner lieben es, sich bei jeder, nur irgendwie passenden Gelegenheit als Retter der bedrohten Republik hinzustellen. In Wahrheit ist aber die Republik als solche gar nicht bedroht, sondern nur die Macht der regierenden Partei, die französischen Thronprätendenteu, Herzog Philipp von Orleans und Prinz Viktor Napoleon, find alles andere eher, denn Ausnahme- menschen, sie haben ihre Anhänger sich nicht vermehren, sondern immer mehr zusammenschrumpfev sehen. Nicht einmal bei der Armee, die seil dem Beginn der Dreyfus- Nffaire auf diePariser Advokatenwirtschaft" schlecht genug zu sprechen ist, find die Prinzen populär, sonst wäre es s. Z. General Boulauger ganz gewiß gelungen, für irgend einen Thronkandidaten genügend Anhänger zu werben. Worum es sich heute, und schon manches Jahr in Frank­

reich allein handelt, das ist die Nebenbuhlerschaft der konservativen Elemente, welchen sich die Armee anschließt, und die der radikalen Parteien, zu welchen letzteren sich auch die Sozialdemokraten geschlagen haben, die in Paris keineswegs alles ablehnen, waS für Armee, Marine rc. ge­fordert wird, sondern es der Reihe nach bewilligen. Dieser Gegensatz zwischen rechts und links ist in Frankreich un­überbrückbar, er ist durch den erbitterten Kampf der Re­gierung gegen die kirchlichen Orden noch verschärft, und es kann daher nicht Wunder nehmen, wenn alles aufgeboteu wird, das Ministerium Combes zu Fall zu bringen.

Diese Politik gegen die Ordensgesellschaften ist, die äußerst links stehenden Politiker ausgenommen, in der fran­zösischen Republik nicht populär. Sie stößt auf die allge­meinste Verurteilung bei den Frauen, und der weibliche Einfluß kommt in Frankreich viel mehr in Betracht, wie anderswo. Dann sagen sich aber auch ruhig denkende bürgerliche Kreise, daß die Republik dreißig Jahre lang mit den kirchlichen Orden auf das beste ausgekommeu ist, und wundern sich, wie das nun mit einem Male nicht mehr möglich sein soll. Wenn bei den letzten französischen Wahlen nicht eine so außerordentlich hohe Beeinflussung von der Regierungs-Seite aus stattgefunden hätte, das Resultat wäre wahrscheinlich ein anderes gewesen. Hinzu kommt, daß der Franzose den regierendenPariser Advokaten" die Gegnerschaft mit der Armee, die von der Drehfus-Sache ab datiert, nicht vergessen kann. Der herrschenden Richtung erscheint der Gedanke fürchterlich, unerhört, entsetzlich, daß ein General Präsident der Republik werden sollte, während der oito^sn kraiioais heute noch lieber als morgen einen Präsidenten in Uniform statt des würdigen, aber recht onkelhaften Herrn Loubet sehe. So findet die Krisis, trotz des Geschreies, welches Ministerpräsident Combes und seine allernächsten Freunde von der Sache machen, beim großen Publikum kein Bedauern, mau merkt's, wie der Hase läuft, ist des radikalen Regimentes müde und wünscht Abwechselung. Wenn Herr Combes geht, werden ihm schwerlich viel Tränen nachgeweint werden. Er war ein Priozipienmann, aber der Franzose schwärmt nicht sehr dafür, er will unterhalten sein.

LandesnachrichLen.

* Hlohrdorf b. Nagold, 21. März. Gestern tagte hier im Gasthaus zurSonne" die Generalversammlung des Nagoldgau-Sängerbundes. Gauvorstand Bayer-Calw be­grüßte die äußerst zahlreich erschienenen Vertreter der Bun­desvereine, worauf Gärtner-Wild berg den Kassenbericht er­stattete. Bei den hierauf vollzogenen Wahlen wurden die Herren Bayer (Vorstand) und Gärtner (Kassier) durch Zu­ruf einstimmig wiedergewählt. Für den zurückgetreteneu Schriftführer Holderle wurde Martin-Calmbach gewählt. Die vom Ausschuß vorgenommene Revision der Bundesstatuten

wurde freudig begrüßt. Nach einer lebhaften Debatte wurde auch der § 13 mit einer kleinen Aendrrung angenommen. Das alle zwei Jahre wiederkehrende Säugerfest verbunden mit Preisgesang wird Heuer am 12. Juni in Liebeuzell ab- gehalten. Nachdem der Bundesverein Rohrdorf noch einige schöne Mänuerchöre vorgetragen, schloß der Vorstand die Versammlung.

* K«gold, 24. März. Letzte Nacht verschied hier plötz­lich infolge eines Herzschlags Ingenieur Klingler, Be­sitzer des Elektrizitätswerks. Ein arbeitsames Leben Hit der Verstorbene hinter sich und tiefes Mitgefühl erregt es, daß der Mann gerade wenige Stunden zuvor ins Jenseits abge­rufen wurde, als die Tochter sich zum Gang an den Trau­altar zu richten hatte. Die Hochzeitsfeier ging heute in aller Stille vor sich.

* Klosterreichenöach, 22. März. Heute wurde die Ge­

meindejagd auf die Dauer von 6 Jahren an Max Haisch verpachtet. Während dieselbe früher 100 M. gekostet hat, wurden für die letzte Periode 200 M. und diesmal sogar 357 M. geboten. (Gr.)

* (Schwurgericht Fuöiugeu.) Strafsache gegen den 24jährigen Steinbrecher Karl Friedrich Herb von Loffenau wegen versuchten Totschlags, Körperverletzung und Wider­stands gegen die Staatsgewalt. Der Angeklagte kam am Stesansfeiertag abends betrunken in die Adlerwirtschaft. Mit Eintritt der Polizeistunde entkernte sich alles, während die übrigen Gäste vorausgingeu, blieb Angeklagter auf der Haustreppe stehen, zog seinen Revolver und feuerte den­selben zwei scharfe Schüsse nach. Als der Pflasterer Leh­mann den Angeklagten aufforderte, die dummen Sachen bleiben zu lassen und als er ihm den Revolver entreißen wollte, gab Herb 2 Schüsse auf Lehmann ab, wobei ihn eine Kugel in die linke Achselhöhle traf. Das Geschoß fitzt dort noch. Dem zur Festnahme herbeigernfeneu Landjäger widersetzte sich der Angeklagte. Herb wurde zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt.

* (Strafkammer WSingen ) Wegen eines Vergehens der Nötigung verübt mittels anonymen Briefes au den Schultheißen Weil in Kuppingen wurde der verheiratete Mühlebesitzer Friedrich August Weick von Wildberg vom Schöffengericht Herrenberg zu 3 Monat Gefängnis und den Kosten verurteilt. Die Gemeinde Kuppingen trug sich schon seit Jahren mit dem Gedanken eine Wasserleitung Herstellen zu lassen, es fehlte aber an einer geeigneten Wasserquelle. Der Angeklagte hatte seine Wasserkraft samt der Mühle dem Gemeinderat zum Kaufe angeboteu. Die diesbezüglichen Unterhandlungen waren ergebnislos. Auf diese Sache be­zog sich der anonyme Brief. Es wurde dem Schultheißen vorgeworfen, er sei schuld, daß die Kuppinger noch keine Wasserleitung haben, er hintertreibe die Sache, die rote Partei in Kuppingen habe beschlossen, ihm sein Amt zu ent-

L e f e fru «H i.

Ernsthaft streben, Heiter leben,

Vieles schauen, Wenigen trauen Deutsch im Herzen, Tapfer und still! Dann mag kommen, Was da will!

Der;rrnge Kerr.

Von Leopold Sturm.

(Fortsetzung.)

Georg Eberhard war aufgesprungen: seine Rechte umklammerte den Sessel, es sauste und brauste ihm vor den Ohren. Schon wollte er rufen:Ich kann es nicht, ich kann es nicht!" Da wurde der von Freilingen aus der Stadt herbeigerufene Hofarzt gemeldet, der die Fürstin Elisa­beth schnell untersucht hatte.

Ew. Hoheit dürfen beruhigt sein, es liegt keine ge­fährliche Verletzung vor. Ich hoffe auch, daß keine Gehirn­erschütterung stattgefunden hat, doch würde ich es für rat­sam halten, daß die hohe Kranke vorläufig hier bleibt; jeder Transport muß vermieden werden, denn es ist nicht zu leugnen, daß Ihre Hoheit in hohem Grade erregt ist, absolute Ruhe und Vermeidung jeder neuen Störung ist erforderlich."

Die Sache ist also doch nicht so einfach?" fragte der Herzog bestürzt.

Ew. Hoheit wollen sich nicht grundlos beunruhigen," beschwichtigte der Arzt.Solche Zustände find nicht selten, sie sind durch Gewährung der strengsten Schonung und Ferohaltung aller seelischen Beeinflussungen unschwer zu beseitigen. And ich hoffe, daß Ihre Hoheit in längstens zwei Wochen die Reise wird fortsetzen können.

Gut, so soll denn alles getan werden, was nur irgendwie den hohen Damen dienen kann," befahl der Her­zog.Ich bitte, lieber Doktor, bitten Sie Ihre Hoheit, die Frau Fürstin Mutter um Bescheid, ob es möglich ist, Sie vor meiner Rückkehr zur Stadt zu sprechen."

Im Schlößchen herrschte nach dem so überraschend eingetretenen Unglücksfall tiefe Stille. Die Hofgesellschaft unterhielt sich nur flüsternd, jetzt kam auch die Weisung für Alle, mit Ausnahme Freilingens, den Rückweg zur Stadt anzutreten. Um auf andere Gedanken zu kommen, ließ der Herzog den jungen Offizier, dem er auch in hohem Grade wohlwollte, in den Salon bescheiden und über allerlei Angelegenheiten aus dem Stadtleben, die ihn interessierten, berichten. Georg Eberhard lauschte schweigend; nun trat der Zwiespalt ein, den er gefürchtet. Denn nachdem der Herzog, allerdings unter dem Einfluß des jähen Unglücks­falles, sich schon mit der Möglichkeit einer Aenderung der Thronfolge vertraut gemacht hatte, war es bis zur Verwirklichung resp. bis zur Erfüllung der Wünsche Elisa­beths und des Erbprinzen Wohl nicht mehr allzuweit. Denn an eine Zurücknahme des einmal, nach schweren inneren Kämpfen gemachten Zugeständnisses war bei dem Charakter des Herzogs nicht zu denken. Für den jungen Prinzen stand aber das Eine nun felsenfest: Kam es, wie es kam, ohne noch einmal mit Tine Grimm gesprochen zu haben, band er sich nicht. Das Manöver stand nahe bevor, es führte ihn in die Nähe von Freudau, es mußte eine Ge­legenheit geben, um zur Klarheit zu kommen.

Jetzt kam der Hofarzt zurück: Die Fürstin Josephine bat selbst um eine kurze Unterredung.

Der Herzog folgte, Georg Eberhard und Freilingen blieben allein. Die hohe Dame hoffte bestätigen zu können, was der Arzt schon gesagt) Elisabeths heftige Erregung war größerer Ruhe gewichen. Nur flüsternd unterhielten sich die Beiden. Da blickte Herzog Dagobert in einen

hohen Wandspiegel, er schaute darin der Verunglückten bleiches, von ihrem dunklen Haar umrahmtes Antlitz. In den edlen Zügen lag eine solche wehe Empfindung, daß der Herzog so bald wie möglich sich verabschiedete, um seine tiefe Rührung nicht zu offenbaren.

Ich hoffe, es wird alles gut werden," sagte er leise, als er der Fürstin Josephine zum Abschied die Hand küßte. Ein dankbarer Blick war sein Lohn.

Ob es die Straßenbeleuchtung war, oder was sonst die Schuld trug: Die Hohenburqer meinten, der Prinz Georg Eberhard, der an der Seite seines Oheims am vor­gerückten Abend in die Residenz zurückkehrte, sei heute um mehrere Jahre älter geworden.

Acht Tage waren seit dem Unfall der Fürstin Elisabeth verflossen. Die Genesung der Verletzten hatte so erfreuliche Fortschritte gemacht, daß ihre Abreise etwa nach einer weiteren schonenden Raft von anderthalb Wochen vom Arzt in Aus­sicht genommen werden war. Mehr als die Medikamente des fürsorglichen Hofarztes hatte wohl der hoffnungsreiche Zuspruch der Fürstin Josephine genützt, an deren Lippen die Kranke mit wahrer Inbrunst hing. Zwei Wünsche waren es, die Elisabeth hegte: Vor ihrer Abreise Gewißheit wegen ihrer Zukunft zu erhalten und den Erbprinzen Bern­hard Karl noch einmal wiederzuseheu. Die Erfüllung des ersten Wunsches war Wohl selbstverständlich, denn daß der Herzog seinen Gästen Lebewohl sagen würde, war ein Ge­bot schon der Höflichkeit, zu dem er sich bei seiner offen­kundigen Teilnahme für Ernestine nicht groß zwingen lassen würde, und bei dieser Gelegenheit mußten dann natürlich auch die Worte gesprochen werden, die der nunmehrigen Stimmung deS Herzogs entsprachen. Nach dieser oder jener Richtung hin mußte Klarheit kommen ! Und daraus mußte sich auch ergeben, ob ein Wiedersehen der beiden Liebenden möglich sein werde.