Aerufprecher Ar. 11 .
Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage „Der Sonntags- Gast".
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Wr. 43.
Amtsblatt für
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obsrsn ^/cravlö.
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Samstag. 19. März.
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1904
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„Aus den Tannen". LLkSLm
wir zum bevorstehenden Quartalwechsel die höfliche Einladung zur Krueuersug der Nestellaug.
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Aus den Tannen" ^äßt sich eine rasche und
-.umfassende Berichterstatt
ung stets angelegen sem. Wichtige Ereignisse und Tagesbegebenheiten meldet das Blatt zumeist so schnell wie die großen Tageszeitungen. Den Zeitfragen wird eine erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet, nicht minder den Interessen unserer Gegend, unserer Landwirtschaft und unserem Gewerbe- und Handelsstand.
Wir bitten um allseitiges Wohlwollen, namentlich um Wciterempfehlung des Blattes.
Ale Kedakttou.
Tagespolitik.
Graf Bülow hat das Bedürfnis gefühlt, sich nicht blos durch das Sprachrohr der Nordd. Allg. Ztg., sondern auch persönlich vor der Oeffentlichkeit und zwar im preußischen Abgeordnetenhaus über die Aufhebung des tz 2 des Jesuitengesetzes zu äußern, indem er an eine Bemerkung des Abg. Hackenberg an knüpfte, der von kleinen Geschenken an das Zentrum gesprochen hatte. Darauf führte der Ministerpräsident aus: In Preußen werde von einem Kuhhandel gesprochen. Er sehe weder Kühe noch Kälbchen, die er aus dem Staatsstall habe treiben lassen. Das sogenannte „Klosetlgrsetz" wurde vom Abg. Barth verlangt, dem doch niemand Anhängerschaft an das Zentrum vorwrrfen könne. Der Gedanke von der Malzgerste wurde von den Liberalen nahrgelegt. Dann werde ihm vorgeworfen, daß er sich für Aufhebung des tz 2 des ^esuitengesetzes eingesetzt habe, und seine Taktik-chierbei getadelt. Im Februar 1903 habe er im Reichstage gesagt, daß die Zulassung von Jesuitenniederlassungen im Bundesrate keine Mehrheit finde. Das sei auch heute noch so. Er habe ferner gesagt, daß konfessionelle Verhältnisse den Paragraphen 2 unnötig machten und daß er deshalb dafür wirken werde, daß die preußischen Stimmen für die Aufhebung abgegeben würden. Eine Mehrheit im Bundesrat habe er erst nach einem Jahr gefunden. Die Mehrheit würde schon eher dagewesen sein, wenn nicht der Bischof von Trier damals Erregung in evangelische kirchliche Kreise gebracht hätte. Die Aufhebung des Paragraphen 2 sei ein Gebot der Billigkeit. Die Gründe dafür seien wesentlich von Bennigsen im Jahre 1896 zusammengestellt worden und wieder ausgenommen worden von den Nationalliberalen Marquardfin, Büsing und Bassermann. Die Nationalliberalen stimmten auch für die Aufhebung des Paragraphen. Wenn man auf konstitutionellem Bodeu stehe, könne man nicht für einen Antrag stimmen in der Hoffnung, daß die Regierung nicht darauf eingehen werde. Das sei ja beinahe jesuitisch. (Heiterkeit.) Ausgegangen sei der Antrag vom alten Fortschrittsmann Rickert. Wenn also von Schwäche gesprochen werde, könne es sich nicht um eine solche gegen das Zentrum, sondern nur um ein Entgegenkommen gegen die Reichstagsmehrheit handeln. Wenn dies gesündigt wäre, find wir allzumal Sünder. Wo find also die Staatskühe, die ich habe wegtreiben lassen? Gegenüber den Klagen des Abg. Porsch betone er, daß die katholischen Mitbürger allen Grund haben, sich der Rechte zu erfreuen, die sie bei uns genießen. Wir m üssen auf beiden Seiten uns scheuen, au dem moäus vivonäi zu rütteln, den Bismarcks Weisheit im Jahre 1887 geschaffen hat. Wenn wir unsere Verhältnisse mit den auswärtigen vergleichen, so müssen Sie den Segen der Toleranz fühlen und Ihrerseits Toleranz üben. Beide Konfessionen haben gleiches Recht auf den Schutz des Staates. Daß man die Kirchen nicht in gleicher Weise behandeln kann- enthebt nicht der Notwendigkeit, danach zu trachten, die Abgrenzung zwischen der weltlichen und geistlichen Gewalt möglichst schonend durchzuführen. Wir müssen zu einem ruhigen Nebeneinanderleben kommen. Die Mehrheit des Volkes will von einem neuen Kulturkampf nichts wissen. Das Volk braucht Frieden. Ich halte es nicht für angebracht, die Gegensätze zwischen den bürgerlichen Parteien zu verschärfen durch übertriebene Betonung der konfessionellen Gegensätze. Aus Gründen der äußeren wie inneren Politik müssen wir unnötigen Streit vermeiden. Das deutsche Volk ist schon politisch genug so zerklüftet, daß wir nach Möglichkeit Trennendes aus dem Wege räumen müssen, wenn es auch nicht ohne Opfer an Rechthaberei abgeht. — Die Ausführ
ungen des Grafen Bülow find nicht geeignet, den ungünstigen Eindruck abzuschwächen, den die Haltung desBuudes- rats in der Jesnitenfrage überall hervorgerufen hat — auch dort, wo ckan an sich dem § 2 wenig Gewicht beilegt, oder wo man aus prinzipiellen Gründen die Aufhebung dieses Paragraphen forderte. Die Berufung darauf, daß ja der Reichstag seinerzeit für die Aufhebung des Z 2 gestimmt habe, daß der Bundesrat dem Reichstag also nur ein Entgegenkommen zeigen wollte, klingt unter den gegenwärtigen Verhältnissen geradezu wie Hohn. Wenn man dem Reichstag entgegenkommen wollte, so hätte man nicht 8 volle Jahre warten, sondern sich alsbald entscheiden sollen. Von angesehenen Staatsrechtslehrern wird die Anschauung vertreten, daß der Beschluß des Bundesrats überhaupt gar nicht giltig sei ohne eine erneute Zustimmung des Reichstags, und es läßt sich nicht leugnen, daß die Praxis, die der Bundesrat hier geübt hat, zu merkwürdigen Dingen führen könnte. Die Abstimmung iß, wie aus Berlin geschrieben wird, in folgendem Verhältnis erfolgt: Für die Aufhebung haben gestimmt: Preußen mit 17, Bayern mit 6, Baden mit 3, Waldeck, Reuß ä. L. und Hamburg mit je 1 Stimme, zusammen 29, während die übrigen mit insgesamt 25 Stimmen den Antrag auf Aufhebung des K 2 ablehnten. Der Abstimmung enthielten sich mit je einer Stimme Lübeck, Anhalt und Schaum- burg-Lippe.
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Die Lage in Dentsch-Südwestafrika schildert ein genauer Kenner deS Landes, Redakteur Seiner-Graz in der „Franks. Zeitung." Sie ist hiernach recht günstig für uns. Wir lassen einiges folgen : Das Kesseltreiben auf die aufständischen Kaffer» hat nunmehr begonnen. Gouverneur Leutwein befolgt dieselbe Taktik, welche er einst gegenüber den WitboiS angewandt und die durch die eigenartigen südafrikanischen Verhältnisse geboten ist: Den Feind aus den flachen Buschsteppen in eia Bergland zu drängen, dort festzuhalten und einzuschließen. Leutwein rechnet mit dem Größenwahn und der Selbstüberschätzung des Oberkapitäns Maharero, der sich mit der Hauptmacht seiner Leute in den Onjatibergen östlich von Windhuk und nahe der Bahnlinie festgesetzt hat, sich scheinbar dort für unbezwinglich hält und keine Ahnung von der drohenden Gefahr besitzt, denn sonst hätte er sich schon längst mit seinen Herden und dem Raube an den Waterberg zurückgezogen. Es ist die ungünstigste Stellung, welche sich Maharero aussuchen konnte, denn in der Nähe von der Bahn ist es von der Haupttruppe schnell zu erreichen und kann auch leicht mit Proviant und Munition versorgt werden. Die Lage der Kaf- fern wird mit jedem Tage, der ihr Terrain verengert und damit auch die Zahl ihrer Wasserstellen und Weideplätze verringert, kritischer. Sind auch die Ooambandjeru in die I Ontjatiberge zurückgedrängt, so fitzen dort Maharero und Tetjo wie in einer Mausefalle. Allerdings ist die Einkreisung von 2- bis 3000 streitbaren Kaffern mit 20- bis 30 000 Weibern und Kindern und ihren enormen Viehherden keine Kleinigkeit, und ungemeine Vorsicht ist geboten, um sich vor unliebsamen Ueberraschungen zu bewahren. Leichter wird dann die Niederwerfung der Herero im Water- berggebiet sein. Die NaÄtragsforderungen für Südwestafrika belaufen sich auf rund 8,8 Mill. Mk.
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In diplomatischen Kreisen beschäftigt man sich lebhaft mit einer Pariser Meldung von der bevorstehende« Bildung eines ostasiatischen Dreibundes durch Japan, China und Korea. Man glaubt aber nicht an die Verwirklichung dieses Planes im jetzigen Augenblick. Umso bemerkenswerter ist eine St Petersburger telegraphische Meldung des Neuen Wiener Tagblatres, wonach Rußland wichtige Beweise über das Bestehen eines geheimen Bündnisses zwischen Japan und China besitze. China sendet demzufolge 80 000 von japanischen Offizieren befehligte Soldaten an die mandschurische Grenze, wodurch Rußland gezwungen ist, einen Teil seiner Armee gleichfalls an dieser Grenze zurückzulafsen. China werde sich bemühen, einen anti-europäischen Aufstand hervorzurufen, was eine französische Intervention notwendig machen dürfte. — Es entzieht sich selbstverständlich vorläufig jeder Kontrolle, was von obigen Meldungen tatsächliche Unterlagen hat und was in das Gebiet der Reporter- Phantasie zu verweisen ist.
Deutscher Weichstag.
* Berlin, 16. März. Zubeil (Soz.) erörtert ausführlich die Mißstände in dem Spandauer Institut. Ju Spandau wurden die Fabrikationskosten außerordentlich erhöht durch die Umständlichkeit der Arbeit und durch die Verkehrtheit der Anlagen. Generalleutnant v. Arnim erklärt, die Wünsche, betreffend Lohnverbesserungen liegen der
Lohuordnungskommisston vor, deren in einigen Monaten beendeter Bericht für die Arbeiter günstig sein dürfte. Die neue Lohuordnung werde hoffentlich stabile Verhältnisse schaffen. Pauli-PotSdam (Kons.) polemisiert gegen Zubeil und gegen die Sozialdemokraten überhaupt. Er wirft den Sozialdemokraten vor, daß sie Agitation treiben, um sich von den Arbeitergroschen zu nähren. (Großer Lärm bei den Sozialdemokraten; Rufe: Frechheit, Unverschämtheit.) Vizepräsident Graf Stolberg unterbricht deu Redner: Ich nehme an, daß Sie mit den Sozialdemokraten, die Agitation treibe», um sich von den Arbeitergroschen zu nähren, nicht Mitglieder des Hauses gemeint haben, sonst muß ich den Ausdruck für unzulässig erklären. Pauli (fortfahreud) wirft den Sozialdemokraten Mangel an Mut vor, da sie in Wahlversammlungen anderer Parteien nur zu Hunderten aufzutreten wagen. Singer (Soz.): Würde Pauli seine Behauptung von dem Arbeitergroschen außerhalb des Hauses vorgebracht haben, so würde ich ihn einen erbärmlichen Verleumder nennen. Vizepräsident Graf Stolberg ruft de» Redner zur Ordnung, da der Ausdruck auch in dieser Form nicht auf Abgeordnete angewandt werden dürfe. Im Verlauf der weiteren Auseinandersetzung zwischen Zubeil und Pauli über die Wahlverhältnisse sagt Pauli, der Abg. Herbert in Stettin habe von jedem Arbeiter pro Woche 5 Pfg., zusammen 200 Mk. wöchentlich, bekommen. Herbert (Soz.) bemerkt, wer zuerst die Behauptung von 200 Mk. aufgestellt habe, sei ein Idiot ersten Ranges. Bei Titel „Anschluß von Militärgebäuden in Metz an die Wasserleitung und Kanalisation" kommt Gröber (Ztr.) auf die Frage der Metzer Bouillonquelle und das bekannte Kaisertelegramm zurück. Entgegen deu Ausführungen des Geh. Rats Halley sei der Kaiser in der Angelegenheit falsch unterrichtet gewesen. Die gegen die Stadtverwaltung von Metz erhobenen Borwürfe seien nicht begründet. Wenn man gegen sie Borwürfe erheben wolle, müsse mau diese gegen die Militärverwaltung, die Landesverwaltung, und wenn man dann noch wolle, auch die Stadtverwaltung erheben. Generalmajor Gallwitz: Die von ihm in der Kommission gemachten Angaben beruhen auf amtlichem Material; darnach haben tatsächlich ungesunde Verhältnisse Vorgelegen. Das Wasser der Gorzer Leitung habe 1870 seine Schuldigkeit getan, aber nicht mehr nach 33 Jahren. Die Stadt Metz sei jedenfalls in den letzten 10 Jahren nicht mit der Rührigkeit vorgegangen, wie es sich für eine so große Garnison gehört hätte. Die Militärverwaltung sei immer die treibende Kraft gewesen. Geheimrat Halley verteidigt die Elsaß-Lothringische Laudesoerwaltung gegen die erhobenen Beschuldigungen. Der Militäretat wird genehmigt. Bei der Wahl Brejski, Münch-Färber und Dietrich wird die Beweiserhebung beschlossen. Längere Debatte entspinnt sich über die Wahl des Abg. Buchwald-Altenburg (Soz.), welche die Kommission für ungiltig zu erklären beantragt. Nachdem ein Antrag Wiemer (fr. Vp.) auf Rückverweisung der Wahl Buchwalds au die Wahlprüfungskommission abgelehnt war, wird der Kommissionsautrag auf Ungiltigkeit der Wahl in namentlicher Abstimmung mit 126 gegen 81 Stimmen bei 4 Stimmenthaltungen angenommen.
LandesnachrichLen.
* Akteufleig, 18. Februar. Wie uns Herr Schneider zur Krone in Egenhausen telephoniert, bestätigt sich der Verkauf des Gasthauses zur Krone nicht. Die Nachricht stammt aus einem Stuttgarter Blatte.
-n Alteuflekg, 17. März. Die bürgerlichen Kollegien der Filialgemeinde Wörnersberg und der Geistliche der Muttergemeinde, Pfarrer Kentner von Grömbach, holten gestern nachmittag Schullehrer Morlock hier ab. Eine Reihe von Gefährten gab dem neuen Lehrer daS Geleite in den Ort seiner ferneren Wirksamkeit.
* Krömösch, 17. März. Unser früherer Lehrer, Herr Beilharz, hat der Stätte seines langjährigen Wirkens auch noch im Tode Treue bewahrt. Die letzte Zeit seines Ruhestandes verlebte er in Nagold bei Angehörigen, als aber seine Sterbestunde nahte, wünschte er in Grömbach beerdigt zu werden. Der letzte Wille ist dem Manne erfüllt worden. Heute wurde hier seine leibliche Hülle in die Erde gebettet und eine ungewöhnlich große Trauerversammlung erwies dem Verstorbenen die letzte Ehre.
* ßatw, 16. März. In Neubulach wird das alte Bergwerk wieder in Betrieb gesetzt werden. Das Bergwerk wurde im Anfang des vorigen Jahrhunderts wegen ungenügender Ergebnisse aufgegeben. Es wurde auf Kupfer und Silber gegraben; die Ausbeute an letzterem war aber gering, dagegen enthielt das Gestein (roter Sandstein) ziemlich viel Kupfer. Der in den Berg führende Stollen hat eine große