Jervfprecher Ar. 11.
Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag j und Sonntag mit der wöch. Beilage! »Der Sonntags- Gast".
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Dienstag? 15 . März.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1904.
Amtliches
An der unter der Oberaufsicht der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel stehenden Webschule m Heidenheim beginnen am 6. April wieder neue Untcrrichrskurse. Der in dieser Schule erteilte theoretische und praktische Unterricht erstreckt sich auf alle Zweige der gesamten Hand-, Jaquard- und mechanischen Weberei, auf Materiallehre und Warenkunde, Kalkulation, Musterzeichners und Entwerfen, Maschinenzeichner, u. s. w. Den Webschüleru ist zugleich Gelegenheit zum Besuch der in Heidenheim bestehenden kaufmännischen und gewerblichen Fortbildungsschule geboten. Anmeldungen find zu richten an den Schulvorstand Inspektor C. Leopold in Heldenheim.
Uebertragen wurde die Schulstelle in Garrweiler dem Anstaltslehrer Julius Flad an der Paulincnpflege in Stuttgart.
Tagespolitik.
(Der Z 2.) Der durch Bundesratsbeschluß aufgehobene tz 2 deS sogenannten Jesuilengesetzes, eine Maßnahme, die durch ihre awtliche Publikation bereits Gesetzeskraft erwirkt hat, wird auf manche Woche hinaus die bürgerlichen Erörterungen im deutschen Reiche mehr beherrschen, wie der ganze ostafiatische Krieg. Russen und Japaner, das mag Manches bedeuten, für alle Kreise der protestantischen Kirche bedeutet aber das Wort „Jesuiten" mehr. Und am Ende auch für die Glieder der katholischen Kirche. Wir haben doch darüber klar zu werden, daß der „Jesuitenorden , der populäre Name der Gesellschaft Jesu nicht mehr und nicht weniger, als ein Kampfgeschrei bedeutet, das nicht zu unterdrücken ist, trotzdem fett der Ordensgründung mehrere Jahrhunderte verflossen sind. Es gibt keine Bezeichnung, welche dermaßen einen Gegensatz, ein unüberbrückbares Prinzip bedeutet, wie die Bezeichnung „Jesuiten." Sie bedeutet das, obwohl aus dem Orden eine Anzahl hochstehender Personen hervorgegangen sind, welche ob ihrer Verdienste um Kultur, Bildung und Wissenschaft jede Anerkennung verdienen. So haben wir daran zu erinnern, daß zu einer Zeit, wo die Prediger der protestantischen Kirche noch auf dem Fundament des Vorurteils über den Hexeuglauben standen, bereits Jesuiten-Pater als Allererste auf den Wahnsinn dieser Anschauung hinwiesen. Alles das hat aber nicht verhindern können, daß der Gegensatz zwischen Jesuitenorden uud Protestantismus auch in unserer Zeit der Elektrizität, des Telephons und anderer moderner Errungenschaften aufrecht erhalten ist, und es ist kaum an seine Abschwächuug in absehbarer Zeit zu denken. Vielleicht hat der Bundesrat durch seine Jedermann überraschend gekommene Entscheidung verhindern wollen, daß sich eine neue Protestbewegung von Protestantischer Seite erhob, daß von katholischer Seite Zu- stimmungserkläruugen laut wurden. Wie dem nun auch
sein mag, einen Friedensschritt erblicken Tausende darin nicht, sie sehen nur neuen Kampf. Wir können nicht wissen, welche Gestaltung der Dinge sich ergibt, wir können nur wünschen, daß die Erkenntnis R^um gewinnen möge, daß für jede religiöse R'chtung zur Betätigung ihrer Kraft
Raum, Gelegenheit und Zeit vorhanden ist.
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Ueber das Beschwerderecht der Soldaten äußerte sich der Reichstagsabgeordnete Payer in der Reichstagssitzung am Donnerstag wie folgt: Ich kann mir als Laie ein sicheres Urteil darüber nicht zutrauen, ob die Einführung einer Beschwerdepflicht gerade im Jmcresse der Mannschaften läge. Ich neige eigentlich zu der Anschauung, daß das ein zweischneidiges Schwert für diejenigen wäre, denen man es in die Hans geben will. Ich furchte, das Resultat könnte oft sein, daß man zuerst mißhandelt und hinterdrein noch bestraft wird. Dieser Weg, so verdienstvoll der Versuch ist, der von höherer Seite in dieser Richtung gemacht wurde, wird wohl erst dann gangbar sein, wenn wir andere Bestimmungen über das Beschwerderecht haben. Er würde nur dann von Wert sein, wenn die Bestimmungen aufgehoben werden, die den Mißbrauch des Beschwerderechts bestrafen. Es darf nicht auf jedem Soldaten wie ein Alp das Bewußtsein lasten: Wenn ich in der Form fehle oder den Wahrheitsbeweis mcht erbringen kann, dann habe ich mir eine Suppe eingebrockt, an der ich mein ganzes dienstliches Leben hindurch auszuessen habe. Wie oft hört mau, daß den Soldaten, die sich beschweren wollen, zugeredet wird, daß sie es unterlassen. Das sind freundschaftliche Ratschläge. Das Risiko ist eben zu groß, und da ist es kein Wunder, wenn der Mann schließlich seine gerecht auflodernde Entrüstung bezwingt und sich alles gefallen läßt. Es handelt sich da um Auswüchse der militärischen Auffassung über das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, der Begriffe von Zucht und Disziplin, die in der jetzigen Zeit nicht mehr haltbar sind. Ich weiß, daß im Heer straffe Disziplin herrschen muß, aber diejenige Form der Disziplin, die bei gemieteten Soldaten notwendig gewesen sein mag, finde ich nicht am Platze gegenüber den Söhnen unseres Volkes. (Beifall.) Ich finde es nicht am Platze, wenn man sich nicht bemüht, Anschauungen aus früherer Zeit der Gegenwart zu akkomodreren. Wenn man das Beschwerderecht mit solchen Fußangeln umgibt, wie es tatsächlich geschieht, dann ist es kein Zufall, sondern eine höchst traurige Folge dieses Systems, wenn in den Militärprozessen öfter ganze Abteilungen von Soldaten an der Grenze des Meineides herumschwanken, (Unruhe rechts) oder sie überschreiten, weil die Furcht vor den Folgen des wahrheitsgemäßen Zeug- ulsfes größer ist, als das Bestreben, die Wahrheit zu sagen. (Sehr gut.) Es gibt, scheint mir, Vorgesetzte, die in dem Soldaten eine andere Art Wesen als sie selbst find, sehen.
Das scheint mir noch eine Tradition von früher zu sein' Es ist auch eine Folge des Kastengeistes, der namentlich in den Kadettenaustalteu ansgebildet wird, ekve Folge der geflissentlichen Trennung von Offizieren und Bürgertum, soweit es nicht als kasiaofähig erscheint —, die von oben herabbefohlen wird. Mir ist es schwer zu verstehen, wie ein Manu, der zu seinem Vorgesetzten Vertrauen haben, der für ihn durchs Feuer gehen soll, wieder und wieder monatelang mißhandelt wird, sich nicht das Herz nehmen kann, zu
diesem Vorgesetzten zu gehen und ihm sei« Elend zu klagen. * »
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Zur Frage der Zahlung von Diäten au die Reichstagsabgeordneten weiß die „Frkf. Ztg." zu melden, daß die Bemühungen des Reichskanzlers, den Widerspruch gegen die Neuerung zu beseitigen, in aller Stille und nicht ohne Aussicht auf Erfolg fortgesetzt werden. Man will bei dem Reichstage eine unnötige Ausdehnung der Sessionen vermeiden uud deshalb die Anwesenheitsgelder für den einzelnen Tag hoch bemessen, die Gesamtsumme ungefähr entsprechend der normalen Dauer einer Session von 6 bis 7 Monaten beschränken. Ohne auf die Detailaugaben vorstehender Mitteilung einzugehen, stellen wir daraus doch so viel fest, daß die Diätenfrage auch ihr zufolge noch nicht geregelt ist. Was wird, bleibt abzuwarten.
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Wie seinerzeit aus China, so kommen jetzt auch aus Deutsch-Südwestafrika „Hunneubriefe", wie die sozialdemokratische Presse sie nennt. In einem von der Halleschen Zeitung veröffentlichten Soldatenbrief heißt es: „Hier werden alle Tage Aufständische gefangen und aufgehäugt oder erschossen. Der neueste Befehl ist aber, keine Gefangenen zu bringen, also alles totschießen." Der Brief macht den Eindruck der Uebertreibuvg, gelinde gesagt. Wenn aber doch Herero hingerichtet werden, so haben sie das jedenfalls verdient. Man erinnere sich daran, mit welcher Bestialität die schwarzen Kerle wehrlose Frauen uud Kinder abgeschlachtet haben; auch Farmer sind von ihnen Überfalles und in barbarischer Weise gemordet worden. Wie kann
man da Mitleid haben mit den Mördern.
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Die Kühnheit des Bischofs Benzler von Metz, der den Friedhof des lothringischen katholischen Ortes Fameck mit dem Bann belegt hat, weil daselbst ein Protestant beerdigt worden ist, kam i« Straßburger Landesausschuß zur Sprache. Die Freisinnigen Götz und Blumenthal griffen den Bischof scharf an. Seine Handlung sei eine mittelalterliche Unduldsamkeit gegen Andersgläubige, die de» religiösen Frieden aufs gröbste verletzte. Abgeordneter Blumenthal führte weiter aus, wie die Anmaßung der geistlichen Herren großgezogen werde. Bischof Benzler sei unnötigerweise von der Leitung des Metzer Lyceums geehrt
Ein schönes Wort Gilt hier und dort Ein gutes Wort An jedem Ort.
Derjunge Kerr.
Von Leopold Sturm.
(Fortsetzung.)
Die Fürstin lächelte still, als sie Georg Eberhard während des Gespräches Prüfend beobachtete. Eine gewisse Befangenheit entging ihr nicht, sie hatte sich den jungen Gesellschafter des alten Herzogs nach den Schilderungen des Erbprinzen als einen frohen, lebenslustigen Kameraden gedacht und traf nun eine zurückhaltende Natur, die offenbar vermeide» wollte, aus sich herauszugehen, die verhüten wollte, daß ihr in einem unbewachten Augenblick Worte, die Niemand hören sollte, entschlüpften. Die hohe Dame hatte bei dem Vorschläge des Herzogs einen kühnen Plan sich leichter verwirklichen sehen, als sie bisher gedacht; sie war entschlossen, ihren Kavalier zu zwingen, ihr behilflich zu sein.
Fürstin Elisabeth ließ sich unten im Hofe des Schlosses diejenigen Pferde, die der Herzog für sie am geeignetsten hielt, vorführe», aber die lammfrommen Rosse fanden keine Gnade vor ihren Augen. Sie war eine stolze gewandte Reiterin und ihre Wahl fiel auf eine» prächtigen Rappen. Das gefiel dem Herzog erst recht und mit einem bewundernden Wort für des jungen Gast ließ er die Pferde für Elisabeth uud ihre Begleitung denn satteln.
Während die hohen Herrschaften mit einander plauderten, hatte sich Freiliugen der Hofdame vorgestellt, die, wie ihre Herrin, schnell die Toilette gewechselt hatte. Das frische Wesen des Offiziers sagte der fremden Hofdame so recht
zu, im heiteren Geplauder vergaß sie ein wenig die vorsichtige Acht auf sich selbst, die rhr als Begleiterin der Fürstin in gewissem Sinne Pflicht war. Aber man schied ja bald wieder, und Fräulein Baleska von Herrenhausen war mehr wie angenehm überrascht gewesen, als sich der Besuch an diesem gefürchteten stillen Hofe so heiter und ungezwungen gestaltete.
„Gestatten Gnädigste, daß ich Ihnen meine ehrfurchtsvollsten Dienste weihe," leitete der muntere Freilingen die Unterhaltung ein; „es ist in der Tat eine besondere Gunst des Schicksals, welche uns diesen Tag so freudvoll gestaltete, denn für gewöhnlich haben wir wenig Anlaß au unserem Hofe zu Ritterdiensten."
„So ist wohl auch die Neigung dazu geschwunden?" fragte die Hofdame neckisch.
„Aber ich bitte, gnädiges Fräulein. Erkennen Sie nicht, wie auf allen Gesichtern die Freudensonne glänzt? Selbst der regierende Herr ist an diesem Tage wie umgewandelt !"
„Aber ich sehe doch ein Gesicht . . sagte Fräulrin von Herrenhausen halblaut und schaute nach dem Prinzen Georg Eberhard.
„Sie meinen den Prinzen? Nun ist das ein Wunder? Er denkt an des Erbprinzen Hoheit . .
Das fremde Fräulein schaute ihn erwartungsvoll an. Was Freilingen wußte, war auch ihr bekannt. Aber was war dieser Erbprinz, dem ihre Herrin eine so unerschütterliche Sympathie widmete, für ein Mann. Die Helle Neugier leuchtete ihr aus den Augen.
„Sie kennen den Erbprinzen?"
„Nicht so gut, wie unseren Prinzen Georg Eberhard, aber doch genug."
„Nun und?"
„Mein gnädiges Fräulein, er wird sicher kein größeres Verlangen haben, die Farben seiner Gebieterin zu tragen,
wie ich die Ihrigen." Das klang ein ganz klein wenig schadenfroh, aber die Hofdame war im Staude, mit gleicher Münze zu bezahle».
„Sie Heuchler!" Dabei warf sie aber doch einen beobachtenden Blick nach den Herrschaften hinüber.
„Aber, mein gnädiges Fräulein, eine solche Verdächtigung?"
„Was steckt da?" Sie tippte flüchtig mit dem Finger auf die Uniform.
„Viel Verehrung für die gnädige Schönheit!"
„So! Und wenn ich uun wüßte, daß es doch nicht so ist? Meine kleine Cousine hat mir von einem jungen Offizier geschrieben, mit dem sie in einer gewissen ... na, wie heißt's . . . Waldhalle getanzt? Uud wenn dieses kleine dumme Mädel Gustel von Brandfels hieß, so hieß der Herr: von Freilingen."
„Alle Hagel!" entfuhr es dem geschlagenen Offizier unwillkürlich. Er sah so erstaunt aus, daß Fräulein von Herrenhausen ein herzliches Lachen nur mühsam unterdrückte.
„Sehen Sie nicht so unglücklich aus, bester Herr von Freilingen. Wenn ich auch nicht groß hoffen durfte, Sie zu sehen, ein klein wenig neugierig war ich, ich will es Ihnen nur gestehen, doch, zu sehen, wer dieser Herr war."
„Bally I" erklang da die Stimme der Fürstin, und der Herzog winkte lächelnd mit der Hand.
Die Hofdame war leicht verlegen geworden, in dieser lustigen Verhandlung hatte sie ganz ihren Dienst vergessen. Aber bei der heiteren Miene der hohen Herrschaften wollte die kleine Unachtsamkeit nicht viel besagen, und Fürstin Elisabeth unterbrach sofort die begonnene Entschuldigung.
„Bitte, meine Liebe," lachte die huldvolle Herrin, „eS wird Zeit, wir müssen nachher an unsere Abreise denken. — Irsno non asxetta, wie Du weißt."