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ressen geschädigt schiene«, wen« sie später bei Gelegenheit deS Todes ihre« Vaters ihr Erbteil ungeschmälert hätte erwarten dürfen. Aber ihr Vater habe durch seine letzten Verfügungen (gemeint sind seine Schenkungen aller liegenden Güter an die Nation) ihr jede Hoffnung selbst auf Erhalt ihres Pflichtteils zunichte gemacht. Er habe sich ferner nicht damit begnügt, sich über das allgemeine Recht hinwegzusetzen, sondern habe ihr auch ohne jede Anzeige ihre seit Jahren bezogene bescheidene Pension eiubehalten, welche überdies nie zu einem standesgemäßen Unterhalt ausgereicht hatte. Obgleich es sich scheinbar nur um eine materielle Frage hierbei handle, hätten solche ungerechtfertigten Maßnahmen ihre innersten Gefühle verletzt; denn das allgemeine Recht erkenne selbst angesichts der schwersten Vergehen eine derartige Enterbung nicht an. Von einem Vater und König ausgehend, sei sie um so weniger zu ertragen, und im eigenen, sowie im Namen ihrer Tochter aus erster Ehe verlange die Gräfin ihre Rechte. Es ist natürlich nicht sehr wahrscheinlich, daß belgische Richter dem belgischen König Unrecht geben und daß sie so die Zuwendung der Liegenschaften des Königs an die Nation teilweise verhindern werden. Deshalb wird dieser König zu seinen andern zweifelhaften Erfolgen Wohl auch noch den weiteren ernten, seine eigenen Töchter zum Schluffe des Prozesses unwiderruflich enterbt zu sehen.
* Lovdoa, 3. März. Hiesige militärische und Flottenkreise finden die Untätigkeit des russischen Geschwaders in Port Arthur unerklärlich und bei den Schlachtschiffen besonders nur unter der Annahme begreiflich, daß sie kampfunfähig oder außer Stande wären, die Hafenmündung zu passieren. Daß die Torpedoflottille nicht schon lauge die dunkle Nacht benutzt habe, um einen Zerstörungsvei such auf die japanische Flotte zu machen, wird als höchst seltsam betrachtet. Nach Petersburger Meldungen des „Daily Telegraph" herrscht russischcrseits vielfach die Annahme vor, der Mangel an Nachrichten aus Port Arthur in den letzten Tagen erklärt sich durch die Unterbrechung der telegraphischen Verbindung, die durch den großen Schneefall oder andere Ursachen veranlaßt sein dürfte. Eine Meldung des „Temps" aus Rußland besagt, General Dragomirow sei nach Petersburg zur Teilnahme au den Beratungen über
den Krieg befohlen worden. Er habe dabei nicht nur die Regierungspolitik in Oftafien sehr streng beurteilt, sondern die Räumung Port Arthurs durch Heer und Flotte als unbedingt notwendig erklärt, wenn ei» ferneres großes Unheil vermieden werden solle. Der Rat des Generals sei unwillkommen gewesen und entschieden zurückgewiesen worden. Immerhin aber werde der Admiral Alexejew in militärischen Kreisen höchst absprechend beurteilt und die ganze ost- afiansche Flotte verloren gegeben.
* Kiew, 3. März. Der hiesige Gouverneur berief die angesehensten Juden zu sich und sagte ihnen, er habe erfahren, daß sich die Juden im allgemeinen über die Mißerfolge der russischen Armee in Ostafien freuen. Die russische Bevölkerung befinde sich in einem Zustande größter Aufregung und er könne daher für die Sicherheit der Juden in Kiew nicht einflehen, wenn sie ihre Gesinnung nicht änderten und aus den Kischinewer Vorgängen nicht eine Lehre ziehe» würden.
js Mntschwau-, 4. März. Die russisch-chinesische Bank hat die Vorbereitungen nach Mukden zu gehen abgeschlossen. Frauen und Kinder bereiten sich auf das Verlassen des Ortes vor, in der Annahme, daß die japanische Flotte, sobald der Fluß in ungefähr 14 Tagen eisfrei wird, zu erwarten ist.
* Söul, 4. März. Viscount Roki wird sich nack Korea begeben um eine Reform der inneren Verwaltung vorzunehmen. — In die Wohnung des Ministers des Aeußern und seines Sekretärs wurden gestern Bomben geschleudert. Der Beweggrund hiezu ist in den Jvtciguen zu suchen, die von der Opposition gegen den japanisch-koreanischen Vertrag genährt werden.
* In Korea werden die kriegerischen Operationen verschärft und beschleunigt. Die japanische Operationsbasts soll von Söul ein tüchtiges Stück weiter nordwärts, nach Hwcmdschu an der Tattunmündung, südlich von Phongyang verlegt worden sein. Alle japanischeu Truppen, so heißt es weiter, seien von Tschemnlpo an die Froi t abgegangen. Japan schein es also doch mit einem Angriff von Korea aus versschen zu wollen, da alle übrigen Versuche, auf kürzerem und bequmerem Wege die Mandschurei zu erreichen erfolglos geblieben sind. Natürlich würde dann die inner
halb Koreas sowie überhaupt auf der Südseite deS Dula stehende russische Avantgarde auf das Nordufer des Flusses zurückgezogen werden, um dort in gedeckter und äußerst günstiger Position die Annäherung deS FeindeS zu erwarten.
* Hsort Said, 4. März. (Reutermelduug.) Fünf russische Torpedoboote find aus Suez hier ein getroffen. Die drei Torpedoboote, die sich im Mittelmeer aufhieltra, haben durch «inen Sturm stark beschädigt, den hiesige» Hafen angelaufeu, aber den Befehl erhalte», den Hafen zu verlassen. Man wird ih»eu das Laden von Kohlen verweigern. Ein anderes russisches Torpedoboot hatte im Kanal einen Zusammenstoß mit einem ägyptischen Zoll- kvtter und brachte ihn zum Sinke», nachdem es die Mannschaft gerettet hatte. Es verlautet, daß der Kanal auf Mindens 24 Stunden gesperrt sein wird.
* Tokio, 4. März. 65 kranke und 4 verwundete japanische Offiziere und Mannschaften trafen in Saseho eiu; sie berichten, daß seit Beginn des Krieges 5 russische Torpedobootszerstörer vernichtet worden seien. In Port Arthur befinden sich an »»beschädigte» russischen Kriegsschiffen ihrer Ansicht nach nur »och ein Schlachtschiff, rin Kreuzer, 2 Kanoueuboote, ein Torpedoschiff und 10 Torpedobootszerstörer.
Handel «nd Berkehr.
->i Mogolö, 3. März. Der Besuch von Fremden auf dem heutigen Jahrmarkt war ein namhafter und die Zufuhr an Vieh in allen Gattungen mit Ausnahme von Fettvich und Zugochsen, die nur in mäßiger Anzahl zugetrieben waren, eine zahlreiche. Der Umfaß kann als guter bezeichnet werden. Die Preise blieben durchweg auf bedeutender Höhe. — Der Schweinemarkt war gut befahren mit Läufern, während nur wenig Milchschweine am Platz waren. Die Preise für Mlchschweine bewegten sich zwischen 25 und 34 Mk. pro Paar, während Läufer in schöner Qualität schon um 40—60 Mk. zu haben waren.
* H>sc>lzgr«st-n»,eirer. 3. März. Auf dem heutigen Rind
viehmarkt waren l40 Ochsen und Stiere, 85 Kühe und Kal- binnen und 65 Stück Jungvieh aufgetrieben. Trotz, der ordentlichen Zufuhr und des guten Besuchs war die Kauflust nicht besonders lebhaft. Für Stiere und Ochsen wurden 580—980 Mk. pro Paar, für Kühe 190—420 Mk., für Kalbinnen 280—380 Mk., für Jungvieh 108—>90 Stück gelöst. — Der Schweinemarkt war mit 110 Milch- schwcinen und 90 Läufern befahren. Die Preise blieben gleich. Der Absatz betru g etwa zwei Drittel der Zufu hr._ (Gr.)
Verantwortlicher Redakteur: W. Kieker, Altensteig.
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