Jerssprecher Kr. 11.

Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage »Der SonntagS- Gaßt".

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Mr. 3«.

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Sonntag. 6. März.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1904.

Amtliche»

Zur Bewerbung ist ausgeschrieben: die Pfarrei Besenfcld.

Deutscher Weichstag.

* Keltin, 4. März. Präsident Graf Balle ft rem eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 20. Das HauS beginnt die zweite Beratung des Heeresrtats nebst den dazu Ange­brachten Resolutionen, nämlich 1) einer Resolution Eick- Hoff-Müller-Sagan betreffend freie Bahnfahrt derHAmats- urlauder; 2) einer analogen Resolution Beumers;

3) einer Resolution Auer, in welcher die Vorlage einer Denkschrift über die Löhne und Arbeitsbedingungen bei den Verträgen mit den Unternehmern und Lieferanten für das Heer und die Marine verlangt; 4) einer Resolution der Natioualliberalen betreffend Ueoerbürdung und unzuläng­liche Löhnung der Unteroffiziere. Müller-Fulda (Z.) begründet die von der Kommission vorgenommenev, nicht wesentlichen Abstriche. Was die für das nächste Jahr zu erwartende Militäroorlage anbelange, so sei es ansge- schlossev, daß eine Vermehrung der Heerespräsenzstärke die Mehrheit im Hause stade. Es könne sich bei einer solchen Vorlage nur um eine Weiterentwicklung handeln. Bebel (soz.) führt aus: Die Grenze der militärischen Leistungs­fähigkeit der deutsche« Nation ist nachgerade erreicht. Die Soldateumißhandlungen nehmen nach Ansicht weiter Kreise nicht ab, sondern vielmehr zu. Kriegsminister von Einem äußert, die Mißhandlungen werden häufig durch den pas­siven Widerstand seitens sozialdemokratischer Soldaten Provo­ziert. Solche sonderbare Sozialdemokraten gibt es nicht. Der Fehler liegt vielmehr in der Organisation des Heeres. Die drei eingebrachteo Resolutionen über Mißhandlungen, welche später verhandelt werde», zeigen die Uebereinstimmung aller Parteien, selbst der äußersten Rechten, daß eine Ab­hilfe nötig ist. Die Mißstände werden in vielen Publi­kationen inaktiver Offiziere zugegeben, daher soll eine Kabi­nettsordre ergangen sein, welche denselben Zurückhaltung auferlegt. In Frankreich kritisieren die Offiziere die Heeres­verhältnisse schrankenlos. Das ist mit die Ursache des großen dortigen Fortschritts. Man spricht jetzt von einer sozialdemokratischen Verseuchung des Heeres. Tatsächlich ist nur heutzutage die intelligentere städtische Bevölkerung stärker im Heere vertreten gegenüber der geistig inferiore», fügsamen ländlichen. Selbst Caprivi sagte, die Sozial­demokraten seien durchschnittlich die besten Soldaten. (Wider­spruch rechts.) Die Sozialdemokraten find eben Leute hö­herer Intelligenz. (Schallendes Gelächter bei den Konser­vativen, im Zentrum und den Nationallrberaleu.) Aller­dings bekommt kein Sozialdemokrat die Unteroffizrerstressen. Bei der Beurteilung der Leistungen höherer Offiziere wird zu viel Gewicht auf Drill , anstatt auf kriegsmäßige Ausbil­dung gelegt. In den Mißhandlungen zeigen die Unter­offiziere eine unglaubliche Brutalität. Die Bestrafung des Hauptmauns Grolmaun zu vier Wochen Stubenarrest ist viel zu gering. Präsident Graf Ballestrem ersucht den Redner, das Thema der Mißhandlungen verabredmrgsgemäß jetzt auszuschalten. Bebel (fortfahrend): Die Sozial­demokraten betrachten übrigens von jeher das Getriebe des Heeres als ein noii wo tanKsro, schon um die Soldaten nicht zur Widersetzlichkeit zu reizen. Die in dem bekannten neueren Roman enthaltenen Schilderungen find durchaus wahr. Bebel kritisiert sodann das Reseroeoffiziertum, wel­ches das Kriechen vor der Armee befördere, den Luxus, die Liebesmahle, das Schuldenmacheu der Offiziere und tadelt die häufigen vorzeitigen Verabschiedungen höherer Offiziere sowie die neuerlichen Uniformändrruvgen. Er schließt: Weite Kreise der Armee und des Volkes glauben, wenn im Ernstfall der Krieg so geführt würde, wie die großen Kaisermau över zeigen, so wäre Deutschlauds Niederlage unabwendbar. Die Kaisermanöver seien nur eine Schaustellung. Kriegsmiuifter v. Einem erwidert. Bebel mache fortwährend den Vorbehalt, er wisse allerdings nur vom Hörensagen rc. Mir würde Bebel mit dem Schwerte ritterlicher Entrüstung rntgegeufahren, wenn ich in dieser Form einen Sozialdemo­kraten angriffe. Die meisten Behauptungen Bebels find .olle Kameelen". Die Geschichte von einem angeblich wegen bürgerlicher Verwandtschaft verabschiedetes Allensteiner Di­visionskommandeur ist der vollkommenste, bare Unsinn. Soldateumißhandlungen hat die Regierung stets verurteilt. Keine Partei ist weniger befugt, z» behaupten, daß sie auf die Besserung der Heereszustände hinwirke oder hinwirken könne, als die Sozialdemokratie. (Lebh. Zustimmung.) Auf dem Dresdener Parteitag wurde erklärt, daß sich die Gegen­sätze innerhalb des Volkes nicht mildern, sondern verschärfen werden. Wie können Sie (zu den Sozialdemokraten ge­wendet) annehmeu, daß durch so denkende und so verhetzte Leute harmonische Zustände i« das Heer kommen: Wenn

solche Ansichten in die Armee kommen, find Sie (zu den Sozialdemokraten) au vielen Mißhandlungen schuld. (Wider­spruch bei den Soz.) Die Kritiken inaktiver Offiziere werden nicht eingeschränkt. Von dem Erlaß, den Bebel erwähnte, ist mir nichts bekannt. Es ist möglich, daß französische Generale größere Freiheit haben als unsere. Wir brauchen aber nicht alles einzuführen, was in Frankreich Mode ist. Uebrigens versteht der französische Kriegsminister erheblich weniger Spaß als wir. Eme Versetzung nach Algier ist eventuell ziemlich sicher. Ich gebe zn, daß ein intelligenter Mann aus den Reihen der Sozialisten ein guter Soldat sein kann, aber nur solange, als es ihm paßt. In den Zeiten, wo nicht Intelligenz, sondern das Herz und die Ge­sinnung das Wichtigste ist, was nützt da ein Soldat, der sagt: Neiul Nun nicht mehr? Die Gesinnung macht den Soldaten. Bezüglich des Nichtbeförderns von intelligenten Sozialisten zu Unteroffizieren befolgen wir nu?ein Beispiel der Sozialdemokratie, wo alles, was nicht waschecht ist, ob intelligent oder nichr, hinansfliegt. (Große Heiterkeit.) Die Behauptungen, daß das Paradeweseu übertrieben werde, find unwahr. Vor sachlich irrigen, das Volk mit Mißtrauen gegen die Heereszustände erfüllenden Kritiken warne ich. Die Kritiken des Oberst Gaedte im Berliner Tageblatt find irreführend. Die Schilderungen des Beyerlein'schen Buches »Jena oder Sedan" sind durchaus romanhaft. Wenn Bebel sie glaubt, ist er ein Philister. Uebrigens blieb die Ehre bei Jena völlig intakt. Der Zusammenbruch des Staates erfolgte später. Heute ist ei.i Jena unmöglich, falls nicht etwa eine gewisse Partei dem Volk allen Patriotismus aus der Brust reißen und die rote Fahne der Sozialdemokratie uns nach Jena führen wird. (Beif. rechts. Unruhe links.) Die schweren Strafen wegen des Heidelberger Meutereifalles find durchaus berechtigt im Interesse der Disziplin, unseres Lebeusuerves. Den Pirnaer Fall bespreche ich nicht, weil sich Damen auf der Tribüne befinden. Meine Meinung darüber findet Bebel in Göthes Faust in den Worten des sterbenden Valentin an Grrtoje». Bebel ist doppelt im Irr­tum, wenn er in Dresden sagte: Auch die Armee, das letzte Bollwerk des Staates wankt. Erstens wankt die Armee nicht. Zweitens sind die köstlichen Schätze der Gottesfurcht, Vaterlandsliebe und Königstreue in unseren Arbeiterkreisen, im Bürgerstand und in dem Adel noch lebendig. Die Manöverkritiken sind sehr billig, wenn man nicht alle Vor­aussetzungen, unter denen gehandelt werden muß, kennt. Was das Heer zusammenhält, ist die sittliche Pflicht den Dienst zu tun aus der Freude am Vaterlande. (Lebhafter Beifall.) (Schluß folgt.)

LLlnbesnachrichLsn.

* Altensteig, 5. März. Erneut ergeht die Bekanut- machnag, betreffend den Schutz der Vögel. Verboten ist: , Das Zerstören und Ausheben von Nestern oder Brutstätten der Vögel, das Zerstören und Ausnehmen von Eiern, das Ausnehmen und Töten von Jungen, das Feilbieten und der Verkauf gegen dieses Verbot erlangter Nester, Eier und Jungen. Jede Art des Fangens und der Erlegung von Vögeln. Dem Fangen im Sinne des Gesetzes wird jedes Nachstellen zum Zweck des Fangens oder Tötens von Vögeln, insbesondere das Aufstcllen von Netzen, Schlingen, Leimruten oder anderen Fangvorrichtnngeu gleich geachtet. Wer Böget, von denen er weiß oder den Umständen nach annehmeu muß, daß sie unbefugt gefangen oder erlegt worden find, oder verbotswidrig feilgeboten werden, oder wer unter gleicher Voraussetzung verbotswidrig erlangte Vogel-Eier oder Nester ankauft, ist strafbar. Strafbar ist ferner, wer Hunde oder Katzen in der Zeit vom 1. März bis 15. September im Walde oder auf freiem Felde um­herschweife» läßt. Auch der Unfug kommt häufig vor, daß Hecken, die Nistplätze nützlicher Vögel, unbefugt ausgerodet oder Hecken und GraS an Grenzrainen in Brand gesteckt werven.

* (D er März.) Seit uralten Zeiten gilt der März als der Frühlingsmonat. I» ihn fällt die Frühlingstag- und Nachtgleiche. Darum erfreut er sich im Volke einer größeren Beliebtheit als sein wetterwendischer Frühlings- bruder, der April. Im allgemeinen ist auch das Wetter dieses MonatS beständig. Die frischen Frühlingslüfte, welche belebend auf die ganze Natur wirken, bringen den letzten Schnee zum Weichen und locken Schneeglöckchen und Veil­chen a»S der Erde, während die ersten Zugvögel in der alten Heimat wieder ihren Stand einnehmen. Der Land­mann liebt einen trockenen März, damit er mit Pflug und Egge a« die Bestellung seiner Frlder gehen kann. Trockener März, lachr des Bauern Herz. Märzenstaub ist Goldes wert, ein Pfund davon ist soviel wert wie ein Fader Heu. Märzenstaub, Aprilregen, Verheißen im Mai großen Segen.

Schnee im März hält man für ei« Unglück; Märzenschnee tut Bäumen, Sträuchern und Saaten weh. Auch Regen steht man nicht gern, denn: Ein feuchter, fauler März ist des Landmauns Schmerz. Giebts Gewitter so ist die Volks» Meinung geteilt. Die einen erwarten Kälte und halte« sich an die Regel: Douuerts über'« dürren Wald, wird's in der Regel wieder kalt. Andere aber meinen: Wenn's donnert in den März hinein, daun wird der Roggen gut gedeih'«. Der März bringt häufig Nebel und das Volk ist der Ansicht, daß am hundertsten Tage «ach einem Märzes- uebel ein Gewitter eintrete, eine Annahme, dle sich häufig als richtig erwiesen hat. Andererseits aber darf nach dem Volkswirten daS Wetter im März auch nicht zu trocken und warm sein, daß die Knospen der Obßbäume sich nicht öffnen und die Blätter erscheine», denn: Märzengrüu, Avrilenblnt tut selten gut. Hoffen wir, daß der März allen Wünschen entspreche und sich als der rechte Lenz­monat erweise I

jf Hrosstngeu, 4. März. Für im Zwangswege zu ent­eignende Grundstücke zum neuen Rathausbau im Flächen­raum 25 u 70 gm erhielten die Besitzer Pro gm 7.50 Mk.; im Ganzen 19 275 Mark oder nach altem Maß pro Rute 60 Mark.

* Stuttgart, 4. März. Unter dem Protektorat der Her­zogin und russischen Großfürstin Vera wurde ein Ausschuß gebildet zur Sammlung von Geldgaben zur Unterstützung der im russisch-japanischen Krieg verwundete« und erkrankten Soldaten.

* Stuttgart, 3. März. Der Unteroffizier August Knapp von der 1. Kompagnie Württemb. Pionier-Bat. Nr. 13, war vom Kriegsgericht Ulm wegen 170 Verbrechen und 50 Vergehen der körperlichen Mißhandlung Untergebener, wegen 30 Vergehen der vorschriftswidrigen Behandlung, wegen einer Anzahl weiterer Fälle vorschrisswidriger Be­handlung in Verbindung mit unbefugter Befehlsanmaßung, wegen unerlaubten Geldborgeus und Anstiftung eines Untergebene» zur Begünstigung zur Degradation und zu einem Jahr zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Knapp, der im Sommer 1902 Unteroffizier wurde, hat bei der ihm obliegenden Ausbildung von Rekruten diese ge­wohnheitsmäßig durch Fanstschläge auf die Brust, Fußtritte, Treten auf die Zehen, Schlagen mit dem ver­sorgten Seitengewehr auf die Finger, mit dem Klopfstock und einem Besenstiel über Kopf, Nase und Rücken miß­handelt. Die Verfehlungen des Angeklagten sind erst durch einen Reservisten zur Anzeige gekommen. Die in der Front stehenden Leute machten sicher keinerlei Anzeige und rück­ten aus Furcht vor dem Unteroffizier mit belastenden Aus­sagen selbst dann nicht heraus, als nach dem Selbstmord des Rekruten Stütz eine eingehende Untersuchung vorgenommeu wurde. Gegen das kriegsgerichtliche Urteil legte der Gerichts­herr wegen zu geringer Strafe Berufung ein. Das Ober­kriegsgericht fand die Berufung für begründet und erkannte unter Aufhebung des erftrichterlichen Urteils neben Degra­dation auf ein Jahr sechs Monate Gefängnis. Der Ver­treter der Anklage hatte zwei Jahre Gefängnis beantragt.

* KMvge«, 3. März. Arbeitskürzuog. Durch An­schlag wurde gestern den Arbeitern der Lackierwerkstätte in der hiesigen Maschinenfabrik die Arbeitszeit bis auf weiteres von 10 auf 8 Stunden gekürzt. Bekanntlich haben im vergangenen Jahr schon mehrfache Kürzungen in den ein­zelnen Werkstätten stattgefunden.

jf Fettnasg, 4. März. Ein schweres Verbrechen wurde laut »Oberschw. Anz." iu dem etwas isoliert stehenden An­wesen der Oekouomenwitwe Karoline Glas in Ebersberg hiesigen Oberamts, deren Mann im vorigen Jahr gestorben ist, entdeckt. In der Scheune, im Stroh versteckt, fand man nämlich Frau Glas mit Angeschlagenem Schädel als Leiche auf und im Zimmer ihren 15jährigrn Stiefsohn Schmid in einer Blutlache ebenfalls mit Angeschlagenem Schädel tot vor.

* Kk«, 4. März. Der Vorstand des Stuttgarter Ge- werbevereinS hat, wie bekannt, mit dem Präsidenten des Niederösterreichischen Gewerbevereins in Wien ein Abkom­men getroffen, nach welchem eine gemeinsame Studienreise der beiden Gewerbeoereine nach den Vereinigten Staaten von Amerika und nach Kanada zum Besuche der Weltaus­stellung in St. LouiS sowie hervorragender Industrie- und Handelsagenten ausgeführt werden soll. Ab New-Aork sollen besucht werden Philadelphia, Washington, Pittsburg, St. Louis, Chicago, Milwauke», Niagara, Toronto, Mon­treal und Boston. Dir Reise wird durchgeführt, wenn sich mindestens 30 Teilnehmer bis zum 25. März definitiv an­gemeldet und eine Anzahlung von je 260 Mark geleistet haben. Der Preis einer Teilnehmerkarte wurde mit rund 2900 Mark festgesetzt, wofür geboten wird Eisenbahnfahrt