* Aus den Stromgebiete» der meisten Nord- und Ostsee-Flüsse wird Hochwasser gemeldet. So aus Kassel: Infolge heftiger Regengüsse ist die Fulda über die Ufer getreten und hat die Niederungen bei Fulda vollständig überschwemmt.
* Aus Affe« a. d. Hl. wird der Nat.-Ztg. gemeldet: In der gestrigen Bergarbeiterversammlung bezeichnete der Redner einen Massenausstand im Bergbau als sicher bevorstehend; die Führer hielten jedoch zurück, bis die Organisation genügend gestärkt sei. Die Versammlung verlangte, daß auf die Tagesordnung des nächsten internationalen Kongresses die Frage des allgemeinen Aufstandes zur Durchsetzung der Bergarbeiterforderungen gesetzt werde.
* Köln, 22. Febr. Das seit einigen Tagen anhaltende unaufhörliche Regenwetter bewirkte ein erneutes heftiges Steigen des Rheins und seiner Nebenflüsse. Die Wupper hat große Verheerungen namentlich oberhalb Wipperfürth, augerichtet. Weite Strecken gleichen einem See, aus welchem die leichtgebauten Häuschen wie Klippen hervorragen. Zahlreiche Häuser mußten schleunigst geräumt werden, weil sie dem Einsturz nahe waren. Das Wasser steigt rapide und bewirkt weiter, daß im belgischen Industriegebiet zahlreiche Betriebe stillgelegt werden mußten.
Ausländisches.
* Wie«, 23. Febr. Hiesige Fachkreise erklären die optimistischen Erwartungen in St. Petersburg anläßlich der Ernennung des Kriegsministers Kucopcurin zum Oberbefehlshaber der oftasiatischen Landarmee für ungerechtfertigt. Kuropatkin werde Monate brauchen, ehe die Schäden gmgemacht seien, die er selbst als Kriegsminister beruisacht habe. Ebensolange werde er zu tun haben, bis eine genügende Truppenzah! angesammelt sei, während die Japaner bald 200 000 Mann in Korea stehen haben würden. Berichte aus St. Petersburg an hiesige diplomatische Kreise schildern die erbitterte Stimmung des Zaren über die Mißwirtschaft in den milttärische» Magazinen, dessen wichtigste Artikel fehlen, sowie wegen des trostlosen Zustandes der Mandschureibahn. Alle Verrechnungen über die Kosten dieser Bahn sind abhanden gekommen. In St. Petersburg wurden außer allen öffentlichen auch alle privaten Festlich-
§ leiten und Bälle abgesagt. Die russische Kaufmannschaft spendete für den Bau «euer Schiffe 50 Millionen Rubel. H.Die Kaiserin Alexandra arbeitet mit 500 Damen an der Her- « ' stellung von Verbandzeug für Verwundete.
* Wer«, 22. Febr. Laut .GenferJournal" besitzt das « ' Rote Kreuz in Petersburg 12^/z Millionen Rubel Ver- .A , mögen, 636 Institute, 2500 Schwestern und reiches Sani-
' tätspersonal. Das Rote Kreuz in Japan zählt 800 000 L ! Mitglieder und hat Jahreseinnahmen von 42 Millionen Franken.
^ ^ * Hlom, 20. Februar. .Giornale d'Jtalia" schreibt:
Z ^ Die Handelsveriragsverhaadlungeu zwischen Deutschland und Italien nehmen einen guten Verlaut, da van beiden k« Seiten Entgegenkommen gezeigt wird.
« ^ * Soistons, 22. Febr. In einer Versammlung der
s» ^ republikanische» Bereinigung hielt Senator Meline, ehedem französischer Ministerpräsident, gestern eine Rede, in der er T iH, sich gegen die Angriffe wandte, die die revolutionäre Partei MZuL gegen die Armee gerichtet hatte. .Und doch," so führte der AN Redner aus, .müssen wir eine Armee ersten Ranges, eine AM starke und disziplinierte Armee haben, sowie eine mächtige Marine. Der russisch-japanische Krieg droht ganz Europa * Hx. in Brand zu stecken. Wünschen wir von ganzem Herze«,, daß die russischen Truppen triumphieren. Denken wir namentlich an den Tag nack dem russisch-japanischen Krieg. Es ist Zeit, an Stelle der Spaltung eine Politik wirklicher nationaler Brüderlichkeit zu setzen.
* Kopen-Sgen, 22. Febr. Der Reise des russischen Botschafters in London, Grafen Benckevdorf, angeblich zum
Besuch eines Sohnes, der nach Ostasten abgeht, wird in hiesigen Kreisen, wo man die guten Beziehungen des Grafen Benckendorff sowohl zum Londoner wie zum Petersburger Hof kennt, eine politische Bedeutung beigemessen. Graf Benckendorff hat sich um die Erhaltung des Friedens durch Konzessionen Rußlands an die japanischen Forderungen bemüht und bis zuletzt an den Frieden geglaubt. Man hält es nicht für ausgeschlossen, daß er auch jetzt noch, nach Ausbruch des Krieges, der Ueberbringer von Vorschlägen ist, die allerdings nach Lage der Sache sehr wenig ausfichtsvoll erscheinen müssen.
* London, 21. Febr. .Sunday Spezial" teilt in Form einer Berliner Depesche mit, die Mitteilung des „Figaro." daß Kaiser Wilhelm einen Brief an den Zaren geschrieben habe, der sich mit der Haltung Großbritanniens befasse, ist unbegründet. Es bestand gar kein Grund zu einer solchen Mitteilung. Zwischen Deutschland und England besteht völliges Einvernehmen, und der Umstand, daß der englische Botschafter in Berlin nächsten Donnerstag zu Ehren des Kaisers ein Diner geben wird, betont diese Tatsache «ocy besonders.
* London, 21. Febr. König Eduard hält sich »och immer in Portsmouth auf. Er hat die submarinen Boote, die Torpedojäger und Torpedoboote inspiziert und wirv am Montag die neuesten Verbesserungen der Marinegeschütze besichtigen. Dieser Aufenthalt des Königs in Portsmouth wird natürlich mit der politischen Lage in Zusammenhang gebracht. Es heißt, man rechne hier mit der Möglichkeit, daß Rußland es vielleicht gelingen könnte, Frankreich in den Krieg zu verwickeln, und dieser Möglichkeit gegenüber wolle England 'jedenfalls gerüstet sein.
* London, 22. Febr. In dem aus Petersburg verbreiteten amtlichen Berichte Pawlows über die Seeschlacht bei Tschemulpo liest man zum ersten Male, daß die Japaner in dieser Schlacht ein Torpedoboot und den Kreuzer .Takachicho" verloren hätten. Außerdem wiro über Paris hierher gemeldet, der Großfürst Alexei habe die Nachricht vom Sinken eines japanischen Torpedoboots und eines Kreuzers bei Tschemulpo bestätigt. Der Kreuzer „Takachicho" war eines der ältesten Schiffe der japanischen Marine. Er war 1885 bei Armstrong gebaut, hatte 3727 Tonnen Inhalt und 17 Knoten Geschwindigkeit. Die Nachricht von seinem Verluste war wiederholt schon in Depeschen englischer Blätter aufgetaucht.
* London, 22. Febr. Daily Telegraph meldet aus
Konstantinopel: Gut unterrichtete Diplomaten sind der
Anschauung, daß die Aussichten für den Ausbrach eines Krieges zwischen der Türkei und Bulgarien sich täglich vermindern. Diese Anschauung gründet sich auf die Information, > daß die Führer des revolutionären Komitees und der bul- s garischen Regierung von Rußland verständigt wurde«, daß ihm in Anbetracht der Verwicklungen in Oftafien der Bal- kanaufftand ungelegen sei, und daß es sür den Fall, daß die Türkei siegreich aus dem Kriege hervorginge, Bulgariens Vernichtung nicht verhindern könne.
* London, 23. Febr. Ueber Tschifu kommen einige unsichere Nachrichten aus Port Arthur. Der „Morniug Post" zufolge seien beim zweiten (von den Russen überhaupt geleugneten) Torpedoangriff auf Port Arthur zwei russische Schlachtschiffe zu»» Sinken gebracht oder beschädigt und ein Torpedojäger, der am.Eingänge des inneren Hafens Avrso- dienste tat, vom japanischen Torpedojäger .Heytori" zum Sinken gebracht worden.
* Aetersönrg, 22. Febr. Die Erklärung Japans, es betrachte Kohlen und Lebensmittel durchaus als Kriegs- kontrebande, wird als Willkür bezeichnet. Das Blatt des Statthalters fordert, daß die Engländer russischen Schiffen gestatten, sich in Singapore und Hongkong mit Kohlen zur Fahrt bis nach Port Arthur zu versorgen, das heißr
.Aber jetzt ist das Gewitter so gut wie vorbei," fuhr der Doktor fort .und wenn die Damen sich allein weiter amüsieren Wolken, so werden wir gewiß nicht stören, sondern uns sofort zurückziehe«."
.Nein, nein," kam der verliebten Trude das Herz von Neuem äus die Lippen, „wir hatten ja vorhin selbst gewünscht . . . ."
Sie unterbrach sich, und Dr. Greif schaute sie fragend an, während Agnes Lemme meinte, das Herz drohe ihr still in der Brust zu stehen. Nun kam nach allem Schlimmen dieses Tages wohl gar noch das Entsetzlichste: Eine Tanzerei und zum Schluß gar noch eine Kneiperei mit Ellenrittern und Genossen. Denn der eine Offizier . . .
.Darf ich vielleicht die kühne Hoffnung hegen, daß die Tarnen der Anschauung zugeneigt, rin kleines Tänzchen mit Herren sei doch noch interessanter, als ein Vergnügen der Damen unter sich?"
Werner erhielt keine Antwort, aber Trudes Augen sprachen zu deutlich. Und so faßte denn der kühne Doktor einen sofort zur Ausführung gebrachten Entschluß, der Georg Eberhard fast .starr vor Staunen" werden ließ, während der flotte Leutnant von Freilinger, sich köstlich amüsierte, obwohl er äußerlich sich nicht das Geringste merken ließ.
.Ich habe Weiße Handschuhe bei mir!' flüsterte er bedeutsam dem Prinzen zu, der nur mit der Hand winkte.
Inzwischen war vr. Greif auf Fräulein Lemme zn- getrete«, hatte sich ritterlich verneigt und um einen ersten Tanz gebeten. Die kleine Trude hatte zuerst etwas perplex ausgesehen, dann aber verstand auch sie die gewandte Taktik des Doktors, während aus Ernestine s Augen der Schalk blitzte, und die aufgeweckte Gustel halblaut .Bravo!" rief.
„Lemmchen hatte bei der Bitte des ernsten DoktorS um einen Tanz einen Augenblick gedacht, sie solle i»
die Erde finken. Aber es war eben nur ein Augenblick gewesen. Dann rauschte ihr Einiges von den harmlosen Freuden einer Landpartie, was sie sonst nicht als berechtigt hatte anerkennen wollen, durch den Sinn, und zuletzt kam die Hauptsache für ihre Erwägung: Sie ... . Agnes Lemme hätte kein Weib sein müssen, wenn ihr diese Liebenswürdigkeit eines so stattlichen jungen Manues nicht hätte schmeicheln sollen. Und sie war doch auch einmal eine gute Tänzerin gewesen, sie glaubte es sogar noch zu sein.
Und da hatte sie, wie einem unbesiegbaren Antrieb folgend, dem Doktor die Hand gereicht. Der schaute sich einen Augenblick wie überlegend und fragend um. .Ich weiß nicht, welche der Damen vorhin so freundlich war, den Walzer zu spielen, wir haben die Musik im Garten sehr gut vernommen."
Georg Eberhard und Leutnant von Freilinge» erhoben sich sofort und erklärten damit sich bereit, den musikalischen Teil des kleinen Bergnügtseins zu übernehmen, aber Ernestine Goldenberg war schon an das Klavier getreten, hatte es schweigend geöffnet und den schon einmal gespielten Walzer von Neuem begonnen.
Fräulein Lemme und der Doktor flogen dahin, sie tanzte wirklich gut, und nun kam, was da kommen mußte, waS zu verhindern keine Macht der Erde im Stande gewesen wäre, also auch die Lehrerin nicht: Georg Eberhard bat die sehnsüchtig auf ihren Doktor wartende Trude um einen Tanz, und Kurt von Freilingen die flotte Gustel, nachdem er sich vorgestellt. Und als Agnes Lemme dies muntere Walzen gewahr wurde, tat sie. was schon Klügere getan, sie fand sich darin, freilich mit dem bestimmten Vorsatz, das Amüsement so kurz wie möglich sein zu lassen.
Jetzt führte der Doktor sie wieder ihrem Platz zv,
auf zwölf Tage, und den japanischen Schiffen für die Fahr! dis Formosa, das heißt für zwei Tage.
* Konstantinopek, 20. Febr. Der heute eingetroffeue bulgarische diplomatische Agent Natschewitsch soll morgen im Palais Erklärungen abgeben, die dahin gehen, daß Bulgarien fest entschlossen sei, den Frieden aufrecht zu erhalten.
* In Serbien soll die Angelegenheit der Königsmörder demnächst im Sinne des Verlangens Europas erledigt werden und zwar durch Versetzung der betreffenden Offiziere in das Innere des Landes. Es verlautet, der serbische Gesandte Nowakowitsch, der kürzlich nach St. Petersburg abgcreist ist, solle die russische Regierung davon benachrichtigen.
* Peking, 22. Febr. Der englische, französische, amerikanische, deutsche und italienische Gesandte überreichten gemeinsam eine Note dem russischen und dem japanisches Gesandten, wonach der Krieg auf die Mandschurei begrenzt und nicht aus andere chinesische Gebiete hinübergespielt werden darf.
* Hfort Arthnr, 22. Febr. Am 9. Februar machte der japanische Gesandte dem Kaiser von Korea die Mitteilung, daß Korea sich von heute an unter japanischer Verwaltung befinoe. Falls der Kaiser sich nicht unterwerfe, würde der Palast durch Truppen besetzt werden.
* Koukong, 23. Febr. Der abberufeue russische Gesandte in Tokio, Baron v. Rosen, traf mit seinem Militär und Marineattaches aus dem Wege nach Rußland hierein. Er erklärte in einer Unterredung, der Angriff auf die rassischen Schiffe vor Tschemulpo sei ein Bruch der Neutralität und eme feige Tat gewesen. Die Japaner hätten vor der Kriegserklärung bereits das genaue Datum des Angriffs und der Landung bei Tschemulpo gewußt. Es sei wichtig, die Tatsache sestzustellen, daß die Japaner viele Monate lang die Trlegraphenliniea in Korea in Händen hatten, obgleich das Land neutral war. Der Statthalter Admiral Alexejeff habe den Japanern mißtraut und ein chiffriertes Telegramm au den Kapitän Warjag gesandt mit der Aufforderung, das Schiff solle Tschemulpo verlassen und nach Port Arthur zurückkehren; das Telegramm sei nie angekommen, die Japaner hätten es abgesangen und dechiffriert. Der Warjag sei somit iu Unkenutais gewesen, bis die japanischen Schiffe eiutrafen. Die Japaner hätten die Neutralitätsrechte durch diesen Schiffsangriff in den territorialen Gewässern Koreas verletzt. Baron v. Rosen schloß mit den Worten, nichts an dieser Handlung der Japaner könne als ehrlich betrachtet werden.
* Waihaiwei, 23. Februar. Der hier von Daloy au- gekommene englische Dampfer .Chingping" berichtet, daß er von den Russen beschossen und siebenmal gegen die Wasserlinie getroffen worden sei. Das russische Lotsenboot, das die „Chmgping" heransbrachte, sei auf eine Mine gestoßen und in die Luft gesprengt.
* Fokio, 20. Febr. Die Regierung erhielt Nachrichten aus Peking, wonach Admiral Alexejcw während seines Aufenthaltes in Mukden die chinesische« Truppen aufforderte, die Eisenbahn zu bewachen, um die Unterbrechung des Verkehrs zu verhindern. Die Chiueseu weigerten sich und erbaten Instruktionen aus Peking. Die chinesische Regierung befahl, Admiral Alexejew zu erklären, da Rußland sich dar- auf berufen habe, daß die Chinesen unfähig seien, die Eisenbahn in Friedenszeiten zu bewachen, könnte Rußland nicht daraus rechnen, daß China sie in Kriegszeitcn bewache.
Washington, 22. Februar. Man erwartet, daß die Forderungen Deutschlands, Großbritanniens und Italien- an Venezuela binnen zwei Jahren befriedigt find und die-i jenige« der übrigen Mächte später in Ratenzahlungen beglichen werden.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altrnsteig.
und als der Prinz dies bemerkt, gab er auch Trude frei, deren Wunsch nun endlich erfüllt war. Der Doktor walzte mit ihr dahin, daß es eine Lust war, und die sprechenden Augen der Beiden sagten jedem Beobachter genug, wie es den beiden jungen Menschen ums Herz war. Die Lehrerin hatte dagegen nichts einzuwenden, ihre Sorge war die unermüdlich weiter spielende Prinzessin. Wenn die nur . . . Aber jetzt stand .Herr" Georg Eberhard vor ihr, und sie tanzte, tanzte, wie in den Jahren ihrer schönsten Erinnerungen . . .
.Gnädiges Fräulein wolle» sich nicht beim Klavier- spielen ablösen lassen?" Die Frage war eine sehr einfache, aber Georg Eberhard'- Stimme erschien seltsam bewegt, als er sie sprach.
Ernestine schüttelte nur den blonde» Kops. Sie lächelte Fräulein Lemme zu, deren wieder ängstlich gewordenes Gesicht sie drüben erblickte, während die beiden Freundinnen lustig weiter tanzten.
„Gnädiges Fräulein wollen sich keine Erholung, kein Vergnügen gönnen?" fragte der Prinz nochmals.
„Ich bin nicht müde und ich tanze nicht!" war die Antwort, aber Ernestine vermied es wohl, dem Fraaer ihre Blicke zuzuweudeu.
«M.der H^r Papa so streng, daß er dem gnädigen Fräulein ein so harmloses Vergnügen nicht gestattete, nach welchem sonst der Sinn aller junge» Damen geht?" versuchte Georg Eberhard zu scherzen.
Die junge Durchlaucht richtete sich überrascht empor.. . Er tat ja, als spräche er von einer bestimmten Person I Für wen hielt er sie denn?
.Mein Papa?"
„Gewiß, der Herr Obeförster Grimm auf Goldeuberg, wenn ich den Restaurateur vorhin richtig verstanden habe!"
(Fortsetzung ft'Igt.)