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Jerusprecher Ar. 11.

Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag Vit der wöch. Beilage Der Sonntags- Gast".

Bestellpreis für das Merteljahr im Bezirk , ii. Nachbarortsverkei.r Mk. 1.18, außerhalb Mk. 1.25.

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Sonntag- 14 . Jebruar

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

Verwendbare Bei- - träge werden dankbar angenommen.

1904 .

Amtliches

Diejenigen Unteroffiziere und Mannschaften auch verheiratete der Reserve und Landwehr I. Aufgebots alle Waffen, welche zum Eintritt m die Oftastatische Be- satzungsbrigade bereit sind und tropendienstfähig zu sein glauben, wollen sich umgehend spätestens bis zum 25. dss. Mts. im Dienstgcbäude des Bezirkskommandos in Ca lw, an Wochentagen von 9 bis 10 ^ Uhr vormittags persönlich melden. Sämtliche Unteroffiziere und Mann­schaften müssen sich vor Einstellung in die Besatzungsbrigade für die Zeit bis zum 30. 9. 1906 zum Dienst in Ostasteu vertraglich verpflichten. Außer der Besoldung, welche für Sergeanten 49,50 für Unteroffiziere 36 für Sani­tätsgefreite und Miliiärkcaukenwärter 21 für Gefreite 16,50 ^ und für Gemeine 13,50 ^ monatlich beträgt, erhalten die zur Einstellung gelangenden Leute eine monat­liche Kapitulantenzulage von 18 und ein jährliches Kapitulationshandgeld von 100 sowie für die Dauer des Aufenthalts auf chinesischem Boden eine Teuerungszu­lage, welche gegenwärtig 1,75 für Unteroffiziere und 1 für Gefreite und Gemeine beträgt, deren Höhe jedoch jederzeit geändert werden kann. Bei der persönlichen Meld­ung beim Bezirkskommando werden Marschgebühren nicht gezahlt. Die Militärpapiere sind mitzübringen.

Deutscher Weichstag.

ff Berlin, 12. Februar. Die Beratung über den Etat des Reichsamts des Innern wird beim KapitelReichsver- ficherungsamt" fortgesetzt. Mugdan (F. V.) führt aus, der Umstand, daß von den Arbeitern in den Berufsge- nosfenschaften Vorwürfe gegen das Reichsamt des Innern erhoben werden, lasse darauf schließen, daß seine Recht­sprechung befriedigend sei. Ebenso wie bei den Kranken­kassen empfehle sich bei den Berufsgenossenschasten die freie Aerztewavl. Ga mp (Rp.) schließt sich der Anerkennung der Rechtsprechung des Reichsversicherungsamts voll und ganz an. Verschiedene Abgeordnete brachten spezielle Wün­sche vor, worauf ein Vertagungsantrag des Vizepräsidenten angenommen wird.

Landesncrchrichten.

* Mensteig, 13. Febr. Der Februar ist diesmal ein überaus feuchter Bruder. Regen, nichts als Regen und Sturm hat er bis jetzt gebracht. Mit dem Schnee räumte er rasch auf und das Erdreich ist so mit Wasser gesättigt, daß jeder Seltenbrunnen läuft. Unsere Nagold hat sich bis jetzt befriedigend gehalten; seit das Flußbett durch die Stadt besser ausgeräumt und die Einfahrten erhöht wurden, fällt's ihr gar nicht ein, so bald übler Laune zu sein und die An­wohner mit überschäuwenden Ergüssen zu belästigen. Also alle Anerkennung einem solchen Verhalten. Ein Gutes hat für unsere Landwirtschaft das ständige Regenwetter ge­bracht. Die Mäuseplage drohte einen höchst schädigenden Umfang anzunehmen. Durch den Umstand nun, daß bei Einsetzen des Regenwetters der Boden gefroren war und gleichzeitig Schneeschmelze eintrat, wurden alle Gänge und Schlupfwinkel mit Wasser angefüllt und mehr als durch alle künstlichen Vertilgungsmittel ging's hiedurch den Tier­chen an den Kragen. Ihre Zahl dürfte in den letzten Tagen einen großen Rückgang erfahren haben.

* Aagold, 10. Februar. Nachdem vor einigen Wochen die Demokraten und die Deutschparteiler je einen Verein gegründet haben, ist jetzt auch ein Deutschkonservativer Bund nachgefolgt, der allein in hiesiger Stadt bereits 50 Mit­glieder zählt. Vorstand ist Seminaroberlehrer Schwarz­maier.

* Aom Lande kommen Klagen über mangelhaften Ab­satz der Schlachtschweine. Die Preise seien zu nieder und oftmals müßten die Züchter ihre Tiere vom Markte wieder nach Hause nehmen. Kaum ein Jahr ist verflossen, seit der Fleischnotrummel in Blüte stand. Damals wurde mit der Statistik bewiesen, daß die deutsche Landwirtschaft gar nicht in der Lage sei, den Bedarf des Inlandes zu decken. Und nun haben wir Ueberproduktion.

* Ireudeastadt, 12. Febr. Gestern nachmittag wurde der 38jähr. Fuhrmann Guhl beim Waldheim Roßberg von seinem Wagen so gegen einen Baum gepreßt, daß der Brust­kasten vollständig eingedrückt wurde und der Tod sofort eintrat.

* Füöiuger Strafkammer, 10. Febr. In dem Dorf Nellingsheim bei Rottenburg ist der staatliche Briefpost­kasten am Gemeindebackhaus angebracht. In dessen Nähe arbeitete unlängst der Taglöhner Christian Haar von Nellingsheim und beobachtete, wie seine langjährige Be­kanntschaft einen Brief zur Post gab. Es war ihm bekannt, daß der Schäfer Spengler aus Freisbach sich auch um die Gunst seiner Bekanntschaft umtat. Haar vermutete des­

halb, jener Brief möchte an Spengler gerichtet sein. Schnell entschlossen erbrach Haar den Briefkasten, nahm den Brief heraus und sah, daß er richtig geraten habe. Spengler war in dem Brief mit Liebkosungen überschüttet und er, Haar, beiseite gesetzt. Zu dieser unangenehmen Entdeckung kam dann die gerichtliche Strafe für Erbrechen des Brief­kastens mit 4 Wochen Gefängnis.

ff Schwenningen, 12. Februar. Die hiesige Fachschule für Feinmechanik inkl. Uhrmacherei und Elektrotechnik be­ginnt kommenden 2. Mai mit Genehmigung der König!. Zentralstelle für Handel und Gewerbe erstmals höhere Fortbildungskurse von Ijähriger Dauer für Feinmechaniker, Elektromechaniker und Uhrmacher. Die Kurse sollen be­sonders der Vorbereitung auf die Meisterprüfung dienen und mit dieser abschließen.

* Stuttgart, 11. Februar. Der hiesige Geologe Pro­fessor Dr. Fraas, Vorstand des hiesigen Naturalienkabinetts, hat seine Forschungsreise nach Süd-Westafrika, zu der ihm ein längerer Urlaub erteilt worden ist, und die er Ende dieses Monats antreten wollte, wegen des Herero-Aufstandes vorläufig verschoben.

* Stuttgart, 12. Februar. Eine eigenartige und für

dos württembergische Gefühl überflüssige Verordnung des Verkehrsministermms über Maßregeln zur Sicherung der reisenden Fürstlichkeiten in Württemberg ist derNeckar- Zeitung" in die Hand gekommen. Danach ist es ausdrück­lich verboten, öffentlichen Tagesblättern irgendwelche Mit­teilungen über die Reisen von Fürstlichkeiten zu machen Nur die Oberämter und Militärbehörden find zu benach­richtigen. Auf den Bahnhöfen treten starke Absperrungs­maßregeln in Kraft, welch- dazu noch zwischen 10 Uhr nachts und 8 Uhr morgens verschärft werden. Das Bahn­bewachungspersonal hat seinen Bezirk unmittelbar vor der Vorüberfahrt des Zuges zu untersuchen und sodann sorg­fältig zu bewachen. Dieses Personal ist nach einem im Voraus auszustellenden Plane jeweils zu verstärken, und zwar in der Nähe von größeren Städten oder durch Orte in der Weise, daß die Wächter sich gegenseitig wahr­nehmen und verständigen können. Aus den Bahnhöfen be­findliche Baumaterialien, Schienen, Schwellen und dergleichen find stets zu überwachen. Früher hat man solche von einer gewissen Nervosität zeugenden Maßnahmen bei unS nicht gekannt. . (Frkf. Ztg.)

* (Lehrermangel in Württemberg.) Aus Lehrerkreisen wird demNeuen Tagbl." geschrieben: Aus der großen Zahl der Anmeldungen zur Vorprüfung für den evang. Volksschuldicnst ist der irrige Schluß gezogen worden, daß dem Lehrermangel in absehbarer Zeit abgeholfe» sein werde. Die vier evangel. Lehrerseminare mit ihren Vorschulen, den Präporandenanstalten, können den jährlichen Bedarf an Lehrern schon lange nicht mehr decken, weshalb in den 2 letzten Jahren noch zwei private Präparandenanstalten er­richtet worden sind. Auf diese Weise können nach 45 Jahren jährlich beinahe so viel junge Lehrer in den Schul­dienst eintreten, daß der durch Tod, Pensionierung, Ueber- tritt zur Kultministerialabteilung für das höhere Schul­wesen, Uebernahme von Schulstellen in Ländern mit besserem Gehaltssystem u. s. w. erfolgende Abgang an Lehrern nicht ersetzt werden kann. Nach Angabe eines höheren Schul­beamten fehlen zur Zeit etwa 300 Lehrer. Bis wieder normale Zustände herrschen, vergeht mindestens ein Jahr­zehnt. Dabei wird vorausgesetzt, daß der Staat unver­züglich ein fünftes und sechstes evangel. Lehrerseminar er­richtet. Ohne zwei weitere Lehrerseminare kann dem Lehrer­mangel nie abgeholfen werden. Der starke Andrang zur Aspirantenprüfung ist in erster Linie dem Umstande zuzu- schreiben, daß den Bolksschülern der Weg zum Verwaltungs­dienst durch die Forderung des Einjährigenscheins versperrt worden ist. Die Aussicht auf baldige Aufbesserung mag auch manchen Knaben zur Ergreifung des Schuldienstes bewogen haben. Bei der Zulassung zur Vorbereitung für das Bolksschulamt sollte übrigens mit kluger Vorsicht vor­gegangen werden, damit nicht durch Aufnahme ungeeigneter Elemente an die Stelle des quantitativen der qualitative Lehrermangel tritt.

* Kanustatt, 11. Febr. Die evangelische Kirchenge­meinde beabsichtigt den Bau einer dritten Kirche in der Neckarvorstadt. In seiner letzten Sitzung beschäftigte sich der Kirchengemeinderat mit der Erwerbung eines Bauplatzes.

* Alochingen, 11. Febr. Gestern abend ging der 26 Jahre alte, ledige Erdarbeiter Domenico dal Sasso von Asiago in der italienischen Provinz Vicenza mit seinen Ka­meraden die unsinnige Wette ein, ein ganzes Liter Schnaps zu trinken. Er gewann die Wette; heute früh aber fand ihn seine Hauswirtin tot im Bette. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende bereitet.

ff Akm, 12. Februar. Der Fleischverbrauch ist hier im Januar dieses Jahres gegen den Berichtsmonat des Vor­jahres wieder bedeutend zurückgegangen. Während Heuer 250000 Kg Fleisch ausgeschlachtet wurden, belief sich im Vorjahr der Verbrauch auf 277 000 kg. Der Stadtvor­stand führt den Rückgang auf die Erhöhung der Fleisch- Preise zurück.

* Aom Aodeasce, 10. Febr. Auf der Zeppelinscheu Luftschiffwelkstätte herrscht wieder reges Leben, 30 Arbeiter sind schon seit 14 Tagen mit den Vorarbeite» beschäftigt. Soviel man hört, soll der neue Ballon einige Meter kürzer, wie der ersterbaute werden. Bon der großen, im See ver­ankert schwimmenden Halle ist nichts mehr zu sehen, nur eine kleinere Halle, die auf Pfählen im See erbaut und mit einer 50 Meter langen Brücke mit dem Land verbunden ist, steht noch. Es ist sicher anzunehmen, daß auch der neue Ballon in einer Halle im See aufgeführt wird.

* (Aerschiedenes.) Der Landwirt I. Bach von Ge Il­lachs heim überschritt das Bahngeleise, um feinen Weg zu kürzen. Er wurde vom Zug erfaßt und getötet. In Schrozberg wurde eine Falschmünzerwerkstätte entdeckt. Größere Mengen Zehn- und Fünfzigpfennigstücke, sowie Ein­markstücke wurden beschlagnahmt. Ein erst vor 14 Tagen zugereister Tüncher wurde festgenommen. In Schöntal wollte ein an der Bahn beschäftigter Arbeiter von Bieringen auf dem Bahnhof zwei Wagen zusammenkoppeln. Dabei kam er aber so zwischen die Puffer, daß er schwer verletzt vom Platze getragen werden mußte und kaum mit dem Leben davonkommen dürfte. Um weiteren Industriebetrieben zum Anstedeln in Feuerbach Gelegenheit zu geben, haben die bürgerl. Kollegien ganz in der Nähe des Bahnhofes einen Platz von löh? Morgen angekauft, der an ueuan- ziehende Fabrikbesitzer abgegeben werden soll.

* In Asorzheim fiel ein fünfjähriger Knabe in den hochangeschwollenen Mühlkanal. Die Mutter versuchte, ihn herauszuziehen, fiel aber selbst hinein. Beide wären wohl sicher ertrunken, wenn nicht der Gärtner Karl Maurer mit großer Gefahr für sein eigenes Leben erst den Knaben, dann die Mutter gerettet hätte.

* Mannheim, 10. Febr. Die Strafkammer verurteilte den Kassier der hiesigen Filiale der Wiener Speditionsfirma Schenker u. C., Moritz Birnbaum, wegen Unterschlagung von 11000 Mk. zu 2</z Jahren Gefängnis.

* Mönche«, 12. Februar. Der KölnFrankfurter Schnellzug, welcher fahrplanmäßig um ^8 Uhr früh hier eintreffen sollte, ist um 6 Uhr in der Station Tauberfeld zwischen Ingolstadt und Eichstätt infolge Dammrutschung entgleist. Fünf Wagen, darunter der Schlafwagen, spro»-- gen aus dem Gleise, während die Lokomotive mit dem Pack­wagen noch über die Station hinausfuhr. Verletzt wurden vier Post- und Eisenbahnbedienstete und drei Passagiere, eine Dame und zwei Herren.

* (Zur industriellen Lage.) Aus den sächsische« Jndu- striebezirken kommen Meldungen, laut welchen infolge Aus­bruchs des Kriegs eine große geschäftliche Depression speziell in der Maschinenbranche eingetreten ist. Besonders sei die eisige Geschäftsstille auffällig. Eigentümlich ist dabei nur, daß die Wirkung des Krieges sich schon so bald bemerkbar machen soll. Noch find keine 8 Tage verflossen, daß der Kriegszustand besteht.

* Berlin. 12. Febr. Der KreuzerHansa," mit Kontreadmiral v. Holtzendorff an Bord, ist am 11. Febr. in Tschifu eingetroffen, und heute von dort nach Port Arthur abgegangen, um die deutschen Frauen und Kinder abzuholen.

* Die Russen haben ihre Schlappe von Port Arthur ihrer bodenlosen Fahrlässigkeit und dem Wutki zu verdanken. Das ist jetzt die allgemeine Ansicht. Alles war in den russischen Forts von Port Arthur voller Freude, daß der Krieg gegen Japan bald losgehen werde. Ebenso war es auf den russischen Schiffen. Soldaten und Matrosen waren in Heller Begeisterung. Selbstverständlich giebt es aber beim Russe» keine Begeisterung ohne einen guten Trunk, und so kam es, daß die nüchternen Japaner die sorglosen Russen unangenehm in ihrem Freudentaumel störten. Ganz unverzeihlich ist cs vom militärischen Gesichtspunkt aus, daß die Russen ihre Schiffe nicht im sicheren inneren Hafen von Port Arthur über Nacht ankern ließen, sondern weiter draußen, wo sie jedem Angriff preisgegeben waren und daß sie so gut wie keine Wache hielten. Sie verließen sich törichter Weise darauf, daß der Krieg noch nicht offi­ziell erklärt war. Ein vorsichtiger Kriegsmann aber ver­läßt sich nicht darauf, daß sein Gegner den Anstand wahrt, sondern rechnet auch mit unvorhergesehenen Fällen. Das haben die Russen nicht getan.