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Aer« spreche« Ar. 11.

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Donnerstag. 4. Keöruar

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i 1904.

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Umrliches

Nebertragcn wurde die Oberkontrolleurstelle bei dem Ka- meralamt Oehringen dem Finanzsekretär Rieger in Freudenstadt.

Tagespolitik.

Schippet ist zwar sozialdemokratischer Reichstagsab- geordeter, aber er geht nicht aufs Parteikommando durch Dick und Dünn, er hat sich eine eigene Meinung bewahrt. In einer Versammlung im 3. Berliner Wahlkreise sprach er kürzlich über die landwirtschaftlichen Zölle:Wir werden die Durchführung eines internationalen Freihandels nicht erleben, er ist vorläufig undenkbar. Mau sagt nun: die Agrarzölle bereichern die wenigen landwirtschaftlichen Groß­grundbesitzer. Diese haben einen maßgebenden Einfluß auf die Regierung und sie benützen ihn, um sich den Vorteil aus der Einführung und Erhöhung der Agrarzölle zuzn- wenden. Ja, wenn die Sache so einfach wäre, da könnte man sich doch gar nicht erklären, daß die agrarische Be­wegung so stark wurde, wie sie zur Zeit ist. Bei den Wahlen hieß eS s ets, daß nur ein paar Großgrundbesitzer den Vorteil an den Zöllen hätten. Doch Schippe! rechnete immer aus:Es ist nicht wahr, daß die Preise infolge der Zölle gestiegen sind. Die Agrarzölle sind Zölle, welche mit Mühe und Not die alten Preise der landwirtschaftlichen Erzeugnisse gehalten und die Landwirtschaft vor dem völ­ligen Zusammenbruch bewahrt haben. Niemand ist durch die Agrarzölle bereichert worden. Sie haben den Zusam­menbruch der Landwirtschaft anfgehalte», können ihn aber nicht verhindern." Weiter rief Schippe! aus:Wenn unsere Landwirtschaft nicht wäre, wo bliebe da die In­dustrie? Für sie sind doch die ländlichen Bezirke ein Ab­satzgebiet. Wenn sich die Verhältnisse auf dem Lande noch mehr verschlechtern, so würde das eine Abwanderung der ländlichen Bevölkerung in die Städte zur Folge haben, wo sie in der Industrie Beschäftigung suchen. Das erhöhte Angebot würde die Löhne der Industriearbeiter drücken da durch würde die Lebenshaltung der Arbeiter verschlechtert und der Absatz der Industrie in den Arbeiterkreisen ver­ringert. Die Industriellen wollen doch ihr Absatzgebiet auf dem Lande erhalten, dadurch erklärt sich ihr Bündnis mit den Agrariern." Und dann gab er den freisinnigen Poli­tikern eins aus Bein, indem er ausführte: .Die Befürch­tung, daß wir mit unserem neuen Zolltarif keine Handels­verträge bekommen, ist unbegründet. Für die Länder welche kein Getreide bei uns eivführen, kommt der Getreidezoll nicht in Frage, die Viehzölle aber sind für jene Länder immer noch günstiger, wie die jetzt bestehenden Viebsperren. Rußland würde auch auf Grund der Minimalzölle Verträge eingehen, wenn es nur die Möglichkeit hätte, den ameri­kanischen Konkurrenten loszuwerden. Es gibt fo manchen Ausweg, um zu Handelsverträgen zu kommen. Man soll nicht sagen: Mit dem neuen Zolltarif ist nichts anzu- fange '. Damit ist sehr viel anzufanqen." Um de» Sturm zu beschwichtigen, den Schippel's Rede im eigenen Lager hervorrief, erklärt Schippe! jetzt, daß er «icht seine Ansichten, sondern nur die Meinung der anderen Parteien habe dar­legen wollen. Aber damit wird er kein Glück haben. Schippe! hat schon 1898 aus dem Stuttgarter Parteitage ganz ähnliche Ansichten entwickelt. Damals wurde kein Ge­ringerer als Kautsky gegen ihn ins Feld geschickt. Die Ansichten über Schutzzoll und Freihandel zeigten sich da­mals bei dey Genossen so verschieden, daß man sich mit dem WortBerkehrssreibeit" behalf, um zu einem Kompro- mis zu kommen, ein Wort, mit dem praktisch nichts zu machen ist.

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Der in den Reichstag gewählte Pole Korfanty hat dort in seiner sogenannten Jungfernrede alle Frechheit ent­wickelt, deren sein Stamm fähig ist. Der polnische Fana­tiker hat behauptet, daß die Kultur der tonangebenden Deut­schen in Oberschlefien tiefer stehe wie die des geringsten polnischen Arbeiters. In keinemLande wird, so meinte der Pollacke, die Menschenwürde so mit Füßen getreten, wie in Deutschland. In den polnischen Gegenden seien die Deut­schen nur die Hochstapler, die sich vom Staat ihren Patrio­tismus bezahlen ließen. In diesem Ton ging es weiter, und die Deutschen hörten zu, ohne sich besonders aufzu­regen.

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Der kritische Punkt in dem russisch-japanischen Kon­flikt liegt, wie nun von verschiedenen Seiten übereinstimmend berichtet wird, in der von Japan an Rußland gestellten Forderung einer vertragsmäßigen Festlegung der Unver­sehrtheit Chinas und der chinesischen Hoheitsrechte in der Mandschurei. Ueber die Sachlage, die sich daraus ergibt, erklärte ein japanischer Beamter in London, der, wie die Meldung sagt, mit allen Einzelheiten der Verhandlungen vertrant ist, in einer Unterredung mit einem Ver­treter des Reuterschen Bureaus folgendes: Ich bin über­zeugt, daß die Verzögerung der Antwort Rußlands nicht auf seinen Wunsch zurückzuführen ist, weitere Kriegsvorbe- reitungen zu treffen, sondern darauf, daß der russische Mi­nister des Aeußeren, Graf Lamsdorff, ehrlich versucht, den Streitfall zu einer freundschaftlichen und friedlichen Bei­legung zu bringen. Die ganze Angelegenheit dreht sich um die Frage der Versicherung Rußlands hinsichtlich der Souveränität Chinas in der Mandschurei. Japan ist ent­schlossen, wie immer, sich eine bindende geschriebene Ver­sicherung zu sichern. In anderen Punkten kann Japan ge­wisse Abänderungen zugestehen. Wenn aber diese Ver­sicherung nicht gegeben wird, so ist es keine Frage, daß Japan trotz aller sonstigen Zugeständnisse Rußlands die Verhandlungen abbrechen und Maßnahmen ergreifen wird, um seine Interessen sicher zu stellen. Ohne eine solche Ver­sicherung kann der Friede nicht aufrecht erhalten werden; diejenigen die behaupten, daß Japan geraten worden sei, die Dinge nicht zu weit zu treiben, wissen nicht genau, was vorgekommen ist. Obgleich England dringend den Frieden wünscht und sein Bestes getan hat, um den Krieg zu ver­hindern, kennt die britische Regierung ebenso wie Rußland das Mindestmaß der Forderungen Japans. Die Verzöge­rung der Antwort Rußlands deutet klar auf einen end­gültigen Kampf zwischen der Friedens- und der Kriegs­partei in Rußland, und ich hoffe und ich denke hinzu­setzen zu dürfen: ich glaube daß die elftere trium­phieren wird.

LandesncrchrichLen.

Wfakzgrafeuweiker. 1. Febr. Auf gestrigen Sonntag hatte derLiederkranz" seine passiven Mitglieder mit ihren Angehörigen zu einem Familienabend in de»Schwanen" eingeladen, da viele von der Weihnachts-Aufführung wegen Ueberfüllung des Sternensaals wenig Genuß hatten. Der Einladung wurde zahlreich Folge geleistet in der Hoffnung, einen gemütlichen Abend zu verleben. Die Erwartungen wurden auch vollauf erfüllt. In reicher Abwechslung folgten Männerchöre, Theater- und komische Stücke, Dekla­mationen. Die Männerchöre wurden präzis und rein vor­getragen. Die Theater- und komischen Stücke waren gut geübt, und die Darsteller fistelten durchweg flott und sicher. Sämtliche Mitwirkende boten ihr Bestes und ernteten reichen Beifall. Herr Dr. Levi sprach zum Schluß dem Dirigenten und allen Mitwirkenden den Dank der Zuhörer aus und brachte auf den Verein ein Hoch aus. (Gr.)

* (Strafkammer MSiugen.) Der 27jährige ledige Kaufmann Adolf Köberle von Rechberg kam am 5. Sept. nach Stockach und gab sich dem Maurer Georg Dürr, Agent der schlesischen Feuerversicherungs-Gesellschaft, als Inspektor Lewerenz jener Gesellschaft aus, legte eine ge­fälschte Vollmacht vor kraft welcher er bei Dürr die Kasse zu visitieren und wenn nicht alles in Ordnung sei, die Kasse mitzunehmen hätte. Nachdem aber Dürr die Abgabe der Kasse verweigerte, erklärte der Schwindler, er sei auch In­spektor der Unfallversicherung. Dürr solle sich mit seiner Frau in diese aufnehmen lassen, die Prämie für beide be­trage nur 12 Mark. Dürr alaubte dem Schwindler und bezahlte im sogleich die 12 Mark. Mit diesem Fang be- aab sich Köberle nach Jmmenhausen, wo er den Wirt Rnckwied ebenfalls in seine Versicherung gegen Unfall auf­nehmen wollte. Rnckwied ging aber nicht auf den Leim. In der Naislachmühle bei Calw gab er sich für einen Be­amten der Gewerbeinspektion Stuttgart aus und erklärte dem Müller Lutz, er müsse die Mühle visitieren. Nachdem er von Lutz sich 2 Mark 50 Pfennig erschwindelt hatte, reiste er wieder ab. Köberle, vielfach vorbestraft, wurde zu 6 Monaten Gefängnis und 3 Jahr Ehrverlust verurteilt.

* Stuttgart, 1. Febr. In einer Bertretersitzung der vereinigten Gewerkschaften wurde beschlossen, auch in diesem Jahre wieder eine Maifeier, bestehend in einem Festzug und in Abendversammlunge», abzuhalten. Von den sonst üb­lichen Vormittags-Versammlungen ist Abstand genommen worden.

* Stuttgart, 1. Febr. (Arbeitslosenzählung.) .Abge­geben wurden 702 Zählkarten, auf denen sich 528 männ­liche Arbeiter als gänzlich arbeitslos, 172 männliche Ar­

beiter und 2 Arbeiterinnen sich als mit verkürzter Arbeits- zeit beschäftigt meldeten. Am 16. Nov. 1903 waren 500 gänzlich Arbeitslose gezählt worden. Die mit verkürzter Arbeitszeit beschäftigten bezifferten sich damals auf 121.

* Stuttgart, 1. Febr. Das Königspaar reist dem Schwäbischen Merkur" zufolge am Freitag nach London ab zur Teilnahme an der Hochzeit des Prinzen Alexander von Teck mit der Prinzessin von Albany.

* Die Stuttgarter Polizei erlegte unlängst ein Dachs­hündchen, das heulend durch die Straßen lief und als wutverdächtig galt. Der Kopf des Tieres wurde zur Unter­suchung nach Berlin geschickt. Mehrere Personen, nach denen das von einer ganzen Menge Menschen verfolgte Hündchen geschnappt hatte, ließen sich gegen Tollwut impfen. Alle Hunde von Stuttgart und Umgebung bekamen Maul­körbe. Jetzt hat es sich herausgestellt, daß der verhängnis­volle Dachshund nicht toll, sondern in rasendem Schmerz und in Todesangst herumgesprungen ist. Ein elender Mensch hatte daS Tier bestialisch gequält. Wegen der hartherzigen Mißhandlung des getöteten Hundes wird sich der 18 Jahre alte Diener Christian Neuhäuser dem­nächst vor dem Schöffengericht zu verantworten haben.

* Es dürfte wünschenswert erscheinen, zu erfahren, wie viele Schlüssel zur Haustüre der Vermieter dem Mieter zu liefern verpflichtet ist. Der Mieter hat einen Anspruch, daß Ver­mieter ihm und seinen Hausgenossen durch Lieferung mehrerer Hausschlüssel den jederzeitigen Eintritt in das Miethaus ermöglichen. Daraus folgt aber nicht die Pflicht des Ver­mieters dem Mieter, der vielleicht eine große Anzahl er­wachsener Hausgenossen hat, in dieser entsprechenden An­zahl die Hausschlüssel zu liefern; immerhin wird das Ver­langen auf Lieferung von drei Hausschlüsseln billigerweise gerechtfertigt sei».

* (Aerschiedeoes.) In der Dampfwaschanstalt von Jos. Engler in Heilbronn brach Feuer aus, welches das Gebäude, in dem 5 Familien wohnten, zum größten Teile einäscherte. Auf der Eisenbahnstrecke Rottenburg- Nied e r n a u ist Sonntag nacht durch Auflegen von Steinen auf die Schienen eine Zugsentgleisung herbeizuführen ver­sucht worden. Der Versuch wurde vereitelt; Anzeige ist er­stattet. Bei Möhringen fand man einen Arbeiter namens Heinrich Kollmann von Tuttlingen erfröre« auf freiem Felde.

* Darmstadt, 31. Jan. Gestern, acht Tage nach dem Genüsse des vergifteten Bohnensalats, ist als zehntes Opfer eine 60jährige Witwe gestorben.

* Maiuz, 1. Febr. Die hiesige Strafkammer verur­teilte den 46jährigen Kurpfuscher Ottersen wegen drei Fällen, in denen seine Patienten starben, zu einem Jahr Gefängnis, 500 Mark Geldstrafe und verfügte die sofortige Verhaftung.

' Werli», 1. Febr. Die Abgg. Herold und Graf Praschma (Ztr.) beantragen im Äbgeordnerenhause, die Zwangs-Fleisch- und Trichinenbeschau solle auch auf Haus­schlachtungen nur dort ausgedehnt werden, wo ein dringen­des Bedürfnis dafür vorliegt. Weiter fordert der Antrag eine Herabsetzung der Gebühren für die Fleischbeschau.

* Werli», 2. Febr. Eine Versammlung, in welcher gegen die Rnssenpolitik der Regierung Stellung genommen werden sollte, wurde aufgelöst, als einer der Redner die Re­gierung heftig angriff.

js Werkt«, 2. Febr. Der Kommandant desHabicht" meldet, daß der Feind von Otjimbiuque abgezogen sei.

* (Des Kaisers Dank.) DerReichsanzeiger" ver­öffentlicht einen Dankerlaß des Kaisers vom 29. Januar für die ihm zahlreicher denn je zugegangenen Glück- und Segenswünsche zum Geburtstag, in denen namentlich die Freude über die Genesung des Kaisers und Wünsche für sein ferneres Wohlergehen ausgedrückt sind. Der Erl^ß betont, daß auch im Auslände der Tag von Deutschen und Angehörigen fremder Länder festlich begangen worden sei. Durch alle diese Aeußerungeu treuer Teilnahme und liebe­voller Anhänglichkeit bin ich, fährt der Erlaß fort, hoch be­glückt worden. Sie trugen wesentlich zu meiner Festesfreude bei. Bei der Unmöglichkeit, alle Glückwünsche einzeln zu beantworten, spricht der Kaiser hierdurch Allen, die seiner freundlich gedacht, wärmsten Dauk aus. Der Erlaß schließt: Solange Gott der Herr mir Leben und Gesundheit schenkt, werde ich nicht aufhöreu, meine Kräfte in den Dienst des Vaterlandes zu stellen und auf das Wohlergeheu des deut­schen Volkes in allen seinen Schichten und Berufen von Herzen bedacht zu sein.

* Die Summen, die jedes Jahr in Deutschland durch Konkurse verloren gehen, sind riesig. Im Berliner statistische u Amt werden darüber regelmäßig Aufzeichnungen gemacht.