Jerusprccher Kr. 11.
Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage „Der Sonntags- Gast".
Bestellpreis für das Merteljahr im Bezirk u- Nachbarortsverkehr Mk. 1.15, außerhalb
Mk. 1.35.
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Einrückuugs- Gebühr für Altensteig und nahe Umgebung bei einmal. Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal. je 6 Pfg., auswärts je 8 Pfg. die einspaltige Zeile oder deren Raum-
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Sonntag, M. Januar-
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
1904
K. Oberamt Nagold.
Reiseplanfürdasdiesjährige Musterungsgeschäft i« Aushebuugsbezirk Nagold:
Am 7. März Musterung in Wildberg.
, 8. , „ ' „ Altensteig,
>, 9. „ „ „ Nagold.
10. „ Losnna „ Nagold.
Am Donnerstag, den 7. April d. I. wird in"Balingen auf
dem Viehmarktplatz die jährliche Staatsprämierung für ausgezeichnetes Schafvieh oorgenommen. Näheres ist in der diesbezüglichen Bekanntmachung St.-Anz. Nr. 23 (Beilage) ersichtlich.
Deutschem Wet-chsLog
* Merlin, 28 Januar Nach Eröffnung der Sitzung teilt der Präsident mit, daß der Kaiser die Glückwünsche des Reichstages zum Geburstage entgegengenommen habe. Es folgt die Fortsetzung der zweiten Etatsberatung und zwar beim Etat des Reichsamts des Innern: Gehalt des Staatssekretärs. Gothein (fr. Bgg.) stimmt mit dem Abg. Freiherrn Hehl zu Herrnsheim darin überein, daß der Ausgang des Streiks in Crimmitschau nur zu einem Vorteil für die Sozialdemokratie führte. Die sächsische Regierung habe ein historisches und notorisches Defizit an Geschick in der Behandlung von Arbeiterfragen bewiesen. Bezüglich des Aerztestreiks plädiert Redner dafür, daß auch hier die Parteien nicht eingreifen möchten. Eine schärfere Bestrafung vcn Beleidigungen durch die Kleine, besonders die sozialdemokratische Presse weise er von der Hand. Die Zunahme der sozialdemokratischen Stimmen bei der letzten Reichstagswahl finde ihren Grund auch in der Annahme des Zolltarifs. Dringend notwendig sei eine umfangreiche Enquette, inwieweit ein Notstand in der Landwirtschaft bestehe, und welche Mittel zur Abhilfe geeignet seien, mvr- fanty (Pole) tritt für die polnischen Arbeiter in Oberschlesien ein, von denen die deutschen Unternehmer nicht nur Arbeitsleistungen, sondern Leib und Leben, Überzeugung nud Glauben verlangten. Redner klagt über Ungerechtigkeiten gegenüber den Polen im Rergwerksbetriebe, in den Schulen, hei den Wahlen usw, und kommt auf eine Aeußerung eines oberschlefischen Arztes gegen die freie Aerztewahl im Zusammenhang mit der großpolnischen Agitation zu sprechen. Er bezeichnet diesen Arzt als ein verkommenes Individuum. Der Präsident bittet den Redner, unter dem Schutz der Redefreiheit nicht solche Ausdrücke gegen Jemand zu gebrauchen, der sich nicht verteidigen kann. Das sei im Reichstag nicht Sitte. Zuruf: Nur im polnischen Reichstag. (Große Heiterkeit.) Müller -Meiningen (fr. Vp.) weist auf die jedes Jahr zum Etat eingehenden Resolutionen hin. Es wäre besser, wenn alle Parteien sich verbinden würden, um einer einzigen Resolution zur Berücksichtigung durch die verbündeten Regierungen zu verhelfen. Wurm (soz.) führt aus, der Fortschritt der sozialen Reform sei bedingt gewesen durch das Anwachsen der Sozialdemokratie. Redner kommt auf die jüngst von seinem Parteigenossen Schippe! in einer Berliner Versammlung gemachte Aeußerung zu sprechen, daß er für Agrarzölle sei. Diese Erklärung Schippels stehe im schroffen Widerspruch mit dessen Unterschrift gegen die Wucherpolitik und Schippel werde Gelegenheit gegeben werden müssen, seine vom Standpunkt der sozialdemokratischen Partei abweichende Ansicht zu rechtfertigen. Staatssekretär Graf Posadowsky gibt auf Anregung eines Vorredners Auskunft über die Einmischung der Kölner Regierungsbeamten in die Verhältnisse der dortigen Krankenkassen. Die Reichsregierung könne dabei nichts tun, da es Sache der preußischen Regierung sei. Gegenüber Korfanty erklärt der Staatssekretär, die Regierung werde unter keinen Umständen dulden, daß Oberschlesien der Schauplatz einer großpolnischen Agitation werde. Die Regierung werde alle Hebel in Bewegung setzen, um das zu verhindern. Bezüglich des Erlasses eines Automobilgesetzes wurden im Reichsamt des Innern Erhebungen angestellt. Redner stellt ferner die gesetzliche Regelung des Photographieschutzes in Aussicht. Die Ausdehnung des Vereins- und Versammlungsrechtes ans die Frauen werde in Kraft treten; aber von der Befassung mit der Politik sollen die Frauen die Hände lassen. Gegenüber den sozialdemokratischen Kritikern weist der Staatssekretär darauf hin, daß wir in der Sozialpolitik an der Spitze aller Länder der Welt marschieren. Nach einer Reihe persönlicher Bemerkungen wird die Beratung abgebrochen.
MndesnocHinGLen.
-n- KöersHard, 28. Januar. Auch hier wurde in einfacher, aber würdiger Weise das Geburtsfest des deutschen Kaisers durch den Kriegerverein gefeiert. Zahlreich fanden sich nicht bloß Vereinsmitglieder, sondern auch sonstige Bür
ger bei Gastwirt Braun ein. Vorstand Kübler begrüßte die Versammlung und brachte ein „Hoch" aut den Kaiser aus! Es wurde bei der Versammlung der Beschluß gefaßt, in diesem Jahr eine Vereinsfahne zu beschaffen und dieselbe voraussichtlich am Pfingstmontag festlich zu weihen.
* ßakw, 28. Jan. Gegenwärtig kann man die höchst unerfreuliche Wahrnehmung machen, daß unter unseren einheimischen Stand- und Strichvögeln eine ganz bedeutende Abnahme eingetreten sein muß. Der Verein für Geflügelzucht und Vogelschutz hat wie in früheren Jahren io auch Heuer eine Anzahl von Fntterplätzeu eingerichtet. Während nun in den Vorwintern die Plätze v den Vögeln fleißig besucht wurden, trifft dies Heuer nicht zu; namentlich die Finkeparten werden m sehr schwacher Zahl beobachtet. Diese Erscheinung ist um so auffallender, da die Vögel aus dem Felde und im Wald wenig Futter erhalten; denn der Boden und teilweise auch die Bäume sind dicht mit Schnee bedeckt. Ob die Erscheinung nur lokaler Art ist oder ab die gleichen Wahrnehmungen auch anderwärts gemacht werden, entzieht sich unserer Kenntnis.
* Gal«», 29. Jan. Gestern vormittag ereignete sich in der Sägmühle von Lutz z. „Waldhorn" in Naislach ein schweres Uaglück, indem der Säger Friedrich Walz beim Schmieren in das Räderwerk geriet und zermalmt wurse. Der Unglückliche hinierläßt eine Frau und 2 Kinder.
* Schöumim;, 28. Januar. Gestern abend brach in dem einsam gelegenen Gasthaus zum Mohren Feuer aus, dem in kurzer Zeit das ganze Gebäude zum Opfer fiel. Mit knapper Not konnten die Bewohner, die teilweise schon zur Rübe gegangen waren, ihr Leben retten. Auch das Vieh gelangte unbeschädigt ins Freie; dagegen ist alles Mobiliar verbrannt.
* Ein strammes Fräulein vom Schwarzwald, das sich gegenwärtig in Stuttgart aushält, ging kürzlich von einer Feier abends nach ihrem Quartier. Da nahte sich ein etwas kurz* *gewachsener Jüngling mit der an Goethes Faust erinnernden Frage, ob er sein Geleit cmtragen dürfe. Schnell besonnen gab sie ihm zur Antwort: „Hast Angst, Büble, alle« beimz'gehe?" Da verschwand der galante Jüngling und ward nicht mehr zu sehen.
* Als am 24. August in Markgröaiugeu der beberühmte Schäferlauf, ein Volksfest stattsand, führte Metzger Sailer von Asperg auf einem Einspännerfuhrwerk 10 Personen. Während der Fahrt löste sich Plötzlich die ungenügend befestigte Aufhaltkette los, die Deichsel mit Kummet verbindet, das Pferd ging durch und der Wagen fiel um. Eine Frau wurde so schwer verletzt, daß sie bald starb, mehrere andere wurden mehr oder weniger schwer verwundet. Sailer ftaud soeben wegen fahrlässiger Tötung vor der Stuttgarter Strafkammer. Die Anklage ging davon aus daß die Aufhaltkette nicht ordnungsmäßig am Kummet befestigt und nur durch einen Ring, anstatt auch durch den Sicherheitsring gezogen worden sei. Der Angeklagte bestritt dies und wandte ein, die Loslösung der Kette sei einem selten vorkommenden Zufall znzuschreiben. Die vernommenen Fahrsachverständigen pflichteten diesem Vorbringen im wesentlichen bei, worauf Freisprechung erfolgte.
* Göppingen» 2. Jan. Die Kunstmühlefirma Albrecht u. Wildermuth in Fauerndau hat gestern mittag ihren Konkurs angemeldet.
js Göppingen, 29. Jan. Es wird wohl von Interesse sein, die Namen der Anfsichtsräte, die sich von Gutmann schwer täuschen ließen, kennen zu lernen. Es sind dies die Herren Kommerzienrat Zillina-Stnttgart, Vorsitzender des Aufsichtsrats, Bankier Lang, I. Gutmann-Göppingen, stellvertretender Vorsitzender, Rechtsanwalt Friede. Haußmann- Stutlgart. Bankdirektor Lott-Worms und Prokurist Eugen Herzog-Berlin.
* Neulich wurde gemeldet, die Göppinger Stadtväter hätten dem flüchtigen Fabrikdirektor und Schwindler Bernhard Gutmann, der nebenbei Stadtrat war, den Dank der Gemeinde für seine Tätigkeit als Stadtrat auszudrücken beschlossen. Jetzt erklärt der Gemeindevorstand, jener Beschluß sei eigentlich kein Beschluß gewesen, sondern eine ironische nebensächliche Bemerkung des Vorsitzenden. (Die „Neck.-Ztg." veröffentlicht nun das Protokoll der betr. Ge- meinderatsfitzung, nach welchem tatsächlich der Beschluß gefaßt wurde, Gutmann den Dank des Kollegiums bei seiner Rückkunft auszusprechen.)
* Daß Holzmacher Ende Januar bei 5 Grad Kälte vor den Bienen sich flüchten müssen, gehört gewiß zu den Seltenheiten. Dieser Tage waren Holzmacher mitten im Mrv- heimer Gemeindewald Buch damit beschäftigt, eine etwas große Buche zu fällen. Als sie dieselbe zersägten, zeigte sich 5 Meter vom Stock oder vom Boden ein rundes, zehn Zentimeter weites Loch, welches nach innen 15 Zentimeter
weit und 2 Meter lang war, in welchem sich ein Bienenschwarm eingenistet hatte. Als dieselben aus ihrer Ruhe gestört wurden, machten sie sich gegen die Arbeiter zum Kampf bereit, welcher aber nicht lange dauerte, den:: in fünf Minuten war alles Volk erfroren. Der Stock hatte blos 5 Waben, welche 60 Ceritimetrr lang und 13 Centi- meter breit und sehr volkreich war. Auch hatte er noch 2 bis 3 Pfund Honig. Es ist sicher anznnehmen, daß die Bienen sich erst dieses Jahr eingenistet hatten, denn unten in diesem Loche befand sich ein verendetes Hohltaubenpaar mit 3 Eiern, welches sicher von den Bienen totgestochen worden war.
- Es ist eine alte Erfahrung, daß wenn die Biehpreise steigen, sofort auch die Fleischpreise in die Höhe gehen, wenn aber die Viehpreise fallen, so sinken die Fleischpreise nicht mit. In Bayern befaßt sich jetzt das Ministerium mit dieser Angelegenheit, denn die Regierung hat ein Interesse daran, daß die Volkseruährung nicht uunötig verteuert und verschlechtert wird. Das Ministerium hat den Magistrat von München aufgefordert, die Metzger zur Herabsetzung der Fleischpreise zu veranlassen, da die Biehpreise gewaltig abgeschlagen hätten. Sollten die Metzger hartnäckig bleiben, so empfiehlt die Regierung den Zusammenschluß des Publikums zu Genossenschastsschlächtereien, die auf eigene Rechnung schlachten.
* Lindau, 27. Januar. Zwischen dem hiesigen Offizierkorps 20. bayer. Jus.-Regts. und dem des 5. ostpreußischen Regiments Nr. 41 von Lohen, 3. Bataillon in Memel, wurden auch Heuer wieder anläßlich des Geburtsfestes des Kaisers telegraphische Festgrüße gewechselt. Von hier ging folgender Gruß ab:
Treudeutschen Gruß an den Ostseestrand Von den Alpen hinab in der Litauer Land!
In Treue zum Kaiser, in Liebe zum Reich Sind Norden und Süden aus ewig gleich.
Zum kurischen Haff tönt froh unser Ruf,
Den Herrscher zu feiern, deß Ahne uns schuf Dort auf dem eisgefesselten Meer Ruhm seinem Adler, L>tolz seinem Heer.
Vor Lindaus Gestaden raget ein Leu,
Ein steinerner Wächter kraftvoll und treu.
Als erster grüßt er aus deutschem Land Zum Rhein, unser aller köstlichstes Pfand.
Und der Löwe im Süden, der Adler im Nord Sind heimischer Grenze sicherer Hort.
Was mühvoll errungen in eiserner Zeit,
Das einige Deutschland, das schirmen wir heut.
Hurra dem Kaiser!
Aus Memel traf folgender Gegengruß ein:
Was die Dichter einst gesungen Und der Michll oft versäumt,
Hat das deutsche Schwert erzwungen,
Hat das Kaiserreich errungen,
Herrlich, wie es nicht geträumt.
Deutsche Brüder, Weggenossen Aus der Bahn zur Einigkeit Laßt uns wirken unverdrossen Für des Kaisers Herrlichkeit.
Möge Loki grimmig schwingen Seines Hasses Feucrbrand,
Seine Flamme soll nicht dringen Und die Zwietracht wiederbringen In das deutsche Vaterland.
Laßt uns alle Flecken hassen —
Echtem Heldengeiste gleich —
Die der Ehre Schild verblassen.
Dann wird Gott auch nicht verlassen Unfern Kaiser und das Reich!
* Mamkerg, 29. Januar. In vergangener Nacht erstickten in einer hiesigen Brauerei zwei Braugehilfen, welche in ihrem Schlafzimmer mit Koks geheizt hatten.
js Parmftadt, 29. Januar. Zur Bergiftungssache in der Kochschule des Alice-Frauen-Vereins erfährt die „Darmstädter Zeitung" weiter, daß bis jetzt 7 Personen gestorben sind. Es bandelt sich höchst wahrscheinlich nickt um eine Vergiftung mit Pflanzen, sondern mit sog. Wurstgift, von dem vermutlich kleine Teile beim Einmachen in die Büchsen gelangten.
* Eine böse Verwechslung passierte in Kaiserslautern einer Wirtssrau. Ein Wirt namens Gebhard war bei ihr zu Gaste und verlangte Selterswasser. Als er einen Schluck getrunken hatte, fuhr er mit lautem Schrei in die Höhe und verzog entsetzlich das Gesicht. Ec hatte Schwefelsäure getrunken. Sein Zustand ist nun sehr bedenklich.
* Aus tzrtmmitscha» wird gemeldet: Den letzten Feststellungen znfolge sind noch über 1800 Arbeiter ohne Beschäftigung. Diese gehören zum größten Teil der Webereibranche an. In den Webereien liegen jetzt nur sehr ungenügende Aufträge vor, so daß es nicht möglich ist, den Betrieb in dem früheren Umfange sofort wieder aufzunehmen.
* Merlin, 28. Jan. Der Kaiser richtete an die aus-