Fernsprecher Nr. 11.

Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage Der Sonntags- Gast«.

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Wr. 9.

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Dienstag, 19. Januar

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

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1904.

Tagespolitik.

Gegen eine Eiseavahagemeinschaft mit Preuße« hat der sächsische Finanzminister sich in der Ständekammer er­klärt, weil sie Sachsen keine Vorteile bringen würde. Das einzige, worüber man sich etwa beschweren könne, sei die Frage der Berkehrsleitung, ob auf kürzestem Wege gefahren werden soll oder auf dem, der den Interessen der Bahn am

meisten dient. Hierüber schweben neue Verhandlungen.

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Ueber die Stellung der Kriegervererne verbreitet sich «in Artikel des Generalleutnants a. D. von Bogvslowski in derTägl. Rundschau," in dem u. a. auf die Mlßlichkeit der finanziellen Lage vieler Verbände hingewiesen wird. Die Bemühungen, hierin eine Besserung herbeizuführen, scheitern an dem Terrorismus der Sozialdemokratie, welche die ihr zugänglichen ehemaligen Soldaten den Kriegerver­einen fernhält. Es liegt darin mit ein Grund, die ehe­maligen Soldaten der höheren Stände zu einer größeren Beteiligung an den Kciegervereinen aufzufordern. Fast noch notwendiger aber ist diese Beteiligung in Bezug auf die moralische Unterstützung, die hierdurch den Verbänden zuteil wird. Es ist nicht in Abrede zu stellen, daß mannig­fache Hemmnisse manchmal der Beteiligung der alten Offi­ziere in den Weg treten. Dessen ungeachtet aber ist eine stärkere Beteiligung der oberen Klassen als jetzt möglich und dringend wünschenswert. Wie in treuer Kameradschaft Hoch und Gering dem äußeren Feinde gegenüberstand, so gilt es

hier dem inneren Feinde entgegenzutreten.

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Der Reichstag, der seine Arbeit seit Anfang letzter Woche wieder begonnen hat, läßt sich, das muß man aner­kennen, zu langen Sitzungen nicht nötigen, sie sind, von Mittag bis zur vorgerückten Arbeitsstunde, sogar etwas über­lang geworden, und über dem Quantum der Reden geht die Qualität des Erfolges in die Brüche. Bis zur Stunde ist im neuen Jahre der Reichstag noch nicht über Anträge und Interpellationen hinausgekommen, und in dieser Woche geht es damit munter weiter. Im deutschen Volke wünscht man aber doch etwas große Taten neben den großen Re­den, und es wäre recht wünschensmert, wenn die gar zu

redeeisrigen Reichstagsherreu sich daran erinnerten.

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Der südwestliche Zipfel Deutschlands gegenüber dem Loch von Belfort, durch das die Franzosen nach Deutsch­land hineinschieleu, liegt jetzt nicht mehr ungeschützt da. Die neugebaute Festung Jstein bei Lörrach kann dort einem Feind den Rheinübergang verwehren. Ihre Kanonen reichen zur Not bis gegen Basel hin. Soeben hat die zweite Schießprobe auf dem Jstein stattgefunden. Die erste wurde bekanntlich im letzten Herbst abgehalten. Es sind jetzt drei Jahre, daß mit dem Bau der neuen Festung begonnen wurde. Die Bauart wurde in aller Stille durchgeführt, Unberufene wurden durch einen starken Militärkordon von der Baustelle ferngehalten. Mitte Oktober war ein Teil der Festung soweit vollendet, daß er mit Geschützen armiert werden konnte. Und am 23. Oktober konnte die erste Schießprobe stattfinden. Die Geschützprotze hatte ein so be­friedigendes Resultat ergeben, daß bereits nach halbtägiger Dauer das Probeschießen eingestellt werden konnte. Die damals auf die Festung gebrachten Geschütze allerneuster Konstruktion sind an ihrem Standorte verblieben. Seitdem ist wieder ein Teil der neuen Festung fertig gestellt worden und abermals wurde angekündigt, daß am 13. und 14. Januar eine Schießprobe stattfinde. Das Gelände war weithin abgesperrt. Der Zweck der zweiten Schießprobe war wiederum die Prüfung der neugebauten Forts und der neuen Geschütze in Bezug auf die schießtechnischen An­forderungen. Ueber 50 Offiziere, darunter solche vom Ge- ueralstab, wohnten dem Versuche bei. Eben passierte der um 8 Uhr 59 Minuten abgehende Schnellzug die Station Jstein, da krachte der erste Schuß, mächtiger Widerhall kam von den Vogesen her. Das Geschoß schlug oberhalb des jenseitigen Rheinufers ein und warf die aufgewühlte Erde über einen Meter hoch aus, dann folgte Schuß auf Schuß. Nur wenn ein Eisenbahnzag die Strecke passierte, wurde das Schießen jeweils unterbrochen, aber nur auf ganz kurze Zeit ; bis um halb 2 Uhr waren aus den beiden Geschützen 250 scharfe Schüsse nach dem jenseitigen Ufer abgegeben.

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In England hat schon wieder eine Ersatzwahl zum Unterhanse mit dem Siege eines Liberalen und Freihändlers geendigt. Dieses Ergebnis fiel zeitlich zusammen mit der ersten Sitzung des von Chamberlain gegründeten Tarifaus- schusseS, mit dessen Hilfe Englands leitender, wenn auch in­aktiver Staatsmann die Verwirklichung seiner Zollpläne her­

beizuführen gedenkt. Wiederum fehlt es nicht an Stimmen, die diesen Wahlsieg als einen Beweis dafür ausgeben, daß Chamberlains Stern im Sinken sei. Und wiederum betonen alle Einsichtigen, daß das Reformwerk Chamberlains un­aufhaltsam ist, so unaufhaltsam wie jede Unternehmung dieses genialsten aller englischen Staatsmänner. Chamberlain hat im Sturm das ganze Kabinett für sich gewonnen und wird auch mit der ihm eigenen Beharrlichkeit die Mehrheit des englischen Volkes zu sich hinüber zu ziehen verstehen. Die Zeit wird's lehre».

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Man schreibt uns: Die kreuzbraven Engländer gleichen den betrübten Lohgerbern, denen die Felle wegge­schwommen find. Sie hatten es so gut gemeint, als sieden Krieg als unvermeidlich, ja als bereits begonnen bezeich- neten, und nun ist die monatelange mühevolle Arbeit wieder einmal umsonst getan. Der Friede in Oftasien ist so ge­sichert wie nur je. Die diplomatischen Verhandlungen sind im besten Gange und versprechen einen vollen und befrie­digenden Erfolg. Rußland will den Frieden und Japan muß ihn wollen; also bleibt er erhalten. Ja, wenn Eng­land statt blutrünstiger Kriegsartikel seine bewaffneten Panzer­schiffe nach Japan gesandt und sie diesem zum Kampfe gegen Rußland zur Verfügung gestellt hätte. Aber dazu konnte man sich in London nicht entschließen. Das war auch ganz korrekt. Aus dem Kriegssturm, den man gesät hatte, Früchte ernten zu wollen, hätte sich John Bull nur nicht beikommen lassen und daher seine Alarmnachrichte» erst garnicht aufnehmen oder doch wenigstens recht bald ein- ftcllen sollen.

LandesnachrichLen.

* Altevfleig. 18. Jan. (Konzert.) Im Saal des Gast­hofs zumgrünen Baum« fand gestern abend ein Konzert statt, das vom erst ins Leben gerufenenMuseum" seinen Mitgliedern gegeben wurde. Das Erstlingswerk fand vielen Zuspruch, vollzählig waren die Mitglieder mit ihren Ange­hörigen erschienen. In der Erwartung wurde mau nicht getäuscht. Den gesanglichen Teil hatte Fräulein Weber von Cannstatt übernommen, die Klavierbegleitung Hr. Musik­oberlehrer S ch äf fe r - Nagold ; Frau Finanzamtmann Clauß und Hr. Finanzawtmann Dinkelmann trugen 4händige Klavierstücke vor und Herr und Frau Oberförster Nördlinger und Vikar Knapp von Pfalzgrafenweiler Musikstücke für Klavier, Violine und Cello. Recht dankbar wurden die liebenswürdigen Darbietungen begrüßt und aus­genommen, zeigten sie doch, wie schön es ist, wenn die Musik eine hingebende und verständnisvolle Pflege findet. Indem reichhaltigen Programm war der Sängerin, Frl. Weber, keine kleine Aufgabe gestellt; sie entledigte sich derselben je­doch mit einer Sicherheit, die zu wachsender Bewunderung hinriß. Fräulein Weber besitzt eine kräftige, reine und gut­geschulte Stimme und sie versteht es in ihren Gesang den richtigen Ausdruck und tiefes Gefühl hineinzulegen. Schon der erste Vortrag, Arie aus Orpheus von Gluck:Ach, ich habe sie verloren«, fand allgemeinen Beifall, ebenso die weiteren Lieder von Schubert, Schumann und Brahms. Herr Kameralverwalter machte am Schluffe die erfreuliche Mitteilung, daß für nächste Zeit noch mehrere Veranstalt­ungen projektiert sind und sprach alsdann im Namen der Gesellschaft Museum den Damen und Herren, welche ihre Kräfte zur Verfügung gestellt haben, den herzlichsten Dank aus. Schließlich wurde aus dem Kreise der Erschienenen demTäufling Museum" ein gedeihliches Wachsen und Blühen in beredten Worten gewünscht.

* Atleusteig, 18. Januar. Endlich haben wir richtiges Winterwetter mit einer prächtigen Schlittenbahn. Bon der­selben wurde denn auch schon ausgiebiger Gebrauch ge­macht. Die Luft ist jetzt überaus rein und der Gesundheit förderlich. ES war aber auch höchste Zeit, daß das Sudel­wetter aufhörle, denn Halskrankheiten und Influenza waren bereits unwillkommene Gäste.

* Nom Lande, 15. Jan. (Wie soll der Landmann zur Rentabilität seines Betriebes beitragen?) Mit dieser Frage soll sich jeder Landwirt beschäftigen, zumal in der gegenwärtigen Jahreszeit, in welcher die Arbeit zumeist auf den Stall beschränkt ist. Es ist wohl unbestreitbar, daß bei unseren Verhältnissen jeder Landwirtschaft Treibende auf die Einnahmen seiner Vieh- und Schweinehaltung an­gewiesen ist. Insbesondere sollte der Viehhaltung das ganze Augenmerk geschenkt werden, da diese die Haupt- einnahme bildet, und wir müssen uns also mit der Fütterung und Pflege derselben in vollstem Maße beschäftigen. Zuerst handelt es sich um richtige Fütterung und Pflege beim Jungvieh, damit dieses bei dem Uebergang von der Milch

zur Dürrfütterung keine Not leidet. Das Kalb erhält zu­erst Muttermilch, welche jedoch nach 46 Wochen nicht mehr hinreichend ist und es muß ein Beifutter gegeben werden, welches noch nicht in Heu oder Oehmd

bestehen soll, da der Magen des Kalbes noch nicht voll­ständig ausgebildet ist. Dieses Beifutter kann iu ver­

schiedenen Nährmitteln gereicht werden, hiezu empfehlen sich vor allem solche, welche im Stande sind, die Milch am besten zu ersetzen, um so keine Unterbrechung oder soge­nannten Uebergang zu bewirken. Das beste Ersatzmittel ist, abgesehen von abgerahmter Süß- oder Sauermilch der Haber, sowie der Lein, oder was wohl am zweckmäßigsten ist, beide untereinander gefüttert. Der Lein ist ein sehr empfehlenswertes Futtermittel für das Jungvieh, da er neben dem sehr hohen Gehalt an Eiweiß- und Fettbestand - teilen eine nicht unbedeutende Menge von Mineralbeftaud- teilen, wie Phosphorsäure und Kalk besitzt, welch letztere zum Aufbau des Knochengerüstes unbedingt notwendig sind. Eine solche Ernährung ist schon aus de« Grunde vorteil­haft, da sich dadurch die Körperform sowie die Frühreife und die Fähigkeit, das Futter gut zu verwerten, besser aus­bildet. Jedenfalls mag die Ansicht ganz zu verwerfen sein, welche man noch bei so vielen Landwirten als ein uraltes Erbstück findet, das Jungvieh, oder wie sie sagen, das Schmaloieh, sehr rauh zu halten. Der Landwirt ist nicht minder als der Gewerbetreibende oder Industrielle darauf angewiesen, sich dem Zeitgeist anzupassen, und darin möchte ich gerade eine möglichst intensive Bewirtschaftung seines Betriebes erblicken. Das ist jedoch absolut unmög­lich, wenn man zu dem Rauhfutter, wie Heu und Stroh, nicht noch etwas gehaltvolleres Beifutter als Kraftfutter gibt. Durch eine solche Zugabe wird sämtliches Futter von dem Tiere besser verwertet. Die verschiedenen Nähr­stoffe müssen in einem passenden Verhältnis zu einander gegeben werden. Als solche Hauptnährstoffe seien hier blos die Eiweißftoffe. sowie die Fette angeführt. Von diesen beiden kommt den Eiweißstoffen der Fleischansatz zu und können in dieser Funktion von keinem ander» ersetzt werden; wogegen die Fettstoffe die dem Körper notwendige Wärme und Kraft liefern. Eine weitere Aufgabe derselben ist so­dann noch der Ansatz von Fett im Tierkörper, ferner wirken sie Eiweiß sparend auf die viel teureren Eiweißstoffe. Es ist nun Tatsache, daß bei dem gewöhnlichen Futter von Heu und Stroh das richtige Nährftoffoerhältnis von 1 zu 4 bis 1 zu 6 ohne etwas Beifutter nicht vorhanden ist; d. h. zu 1 Teil Eiweiß gehören 4 bis 6 Teile Fett. Bei den meisten Kraftmuttermitteln ist jedoch das umgekehrte Verhältnis der Fall, diese haben zumeist mehr Eiweiß als Fett und kann somit auf diese Weise das richtige Verhältnis erzielt werden. Da infolge beständigen Sloffumsatzes im tierischen Körper Stoffe verbraucht werden, so muß man diese wieder ersetzen, um das Tier wenigstens notgedrunzener Weise auf dem normalen Ernährungszustände zu erhalten. Es ist deshalb ein um so größerer Nutzen für jeden Land­wirt, daß er seine Tiere gut füttere, damit nicht das meiste, ja sogar fast alle Nahrung eines Tieres zum Lebensprozeß nötig ist, da ja erst von einem gewissen Quantum Futter zur Produktion von Fleisch, Fett, Milch und Arbeit rc. verwendet werden kann. Sehr billiges und den Tieren wohlbekömmliches Futter sind die Rüben, welche durch ihren hohen Gehalt an Zucker den Tieren gut munden und ferner das übrige Futter zu einer besseren Verdauung anregen. Ferner sind noch zu erwähnen, die Dreschabfälle, sowie die Abfälle von Brennereien und Bierbrauereien. Als hochprozentige Nahrungsmittel find sodann noch bekannt die verschiedenen Oelkuchenarten, welche zumeist noch mehr Nährstoffe aufweisen als die Körner unserer Halmfrüchte. So z. B. enthält Gerste ca. 8°/g Eiweiß und 2,5"/y Fett; dagegen Leinmehl ca. 29'>/g Eiweiß und 89", Fett. Nicht allein das Futter bedingt jedoch ein Wohlbehagen des Viehstandes, es ist eine zweckmäßige Stalleinrichtung mit guter Luftventilation verbunden mit genügender Wärme zur Winterszeit ein nicht minder wichtiger Faktor, um neben möglichst geringen Kosten eine ordentliche Rentabilität feiner Betriebes herbeizuführen. Zum Schluffe möchte ich noch eiumal jedem Landwirt raten einen Versuch zu machen, ob durch eine möglichst intensive Bewirtschaftung feines Be­triebes nicht die beste Rentabilität zu erzielen sei.r.

* (Nerschiedenes.) Von einem schweren Schicksalsschlag wurde die hochangesehene Familie des Oekonomierats Län­derer in Göppingen betroffen. Der 23jährige Sohn Richard studierte in Le pzig Landwirtschaft Derselbe ist nun am Donnerstag plötzlich verschieden. Eine Krankheit liegt nicht vor; der Tod ist, wie feststehl, infolge eines Un­glücksfalles, über den näheres noch nicht bekannt ist. eiuge- treteu. In G. heißt es allgemein, daß Student Länderer