Kervsprechöt Mr. 11.

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Sonntag, 10. Januar

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

Verwendbare Bei­träge werden dankbar angenommen.

1904.

Amtliches

Bestätigt wurde die Wahl des Gutsbesitzers Max Walther in Aach, Oberamts Freudcnstadt, zum Schultheißen di e ser Gemeinde.

Die Prüfung für den ärztlichen Staatsdienst hat u. a. bestan­den vr. Kurt Zimmermann, prakt. Arzt in Haiterbach.

König Peter von Serbien.

(Nachdruck verboten.)

Unter allen Fürsten, welchen die Jahreswende keine Zeitspanne ohne Sorgen war, ist König Peter von Serbien am meisten von trüben Gedanken und schwermütigen Aus­sichten bedrückt. Er regiert nun bald acht Monate, aber viele Freude hat ihm sein Königtum von Anfang an nicht gebracht. Ein paar Male versuchte er, bei öffentlichen Festlichkeiten sich unter das Volk zu mischen, und zuerst ist er auch recht herzlich begrüßt worden. Seitdem aber die Serben dahinter gekommen find, daß es mit der jetzigen, unter dem Einfluß der Verschwörer-Offiziere stehenden Wirt­schaft auch nicht viel besser bestellt ist, als mit der früheren von König Alexander und Draga, seiner Frau, denken sie von ihrem König etwas anders, und das Mischen unter's Volk hat für ihn seinen Reiz verloren. Er mag in mancher stillen Nacht ingrimmig denken:Hol' der Kuckuk die ganze Königskrone!' wenn er seine .Getreuesten", die ihn zum König machten, und die nun seine Wächter find, auf den Korridoren des Belgrader Königspalastes säbelrasseind und sporenklirrend umherstolziereu hört. Vielleicht möchte er mitunter wirklich gern fort aus dem Lande, aber er kann nicht. Die Offiziers-Gruppe, die im Juni 1903 in so scheuß­licher Weise Alexander und Draga vom Leben zum Tode beförderte, weiß ganz genau, daß es ihr au Kopf und Kragen geht, wenn König Peter wieder außer Landes geht, und darum passen sie sorgsam auf, daß er nicht etwa Plötz­lich wie ein Mäuslein entwischt.

Im Vorjahre, als von einer beginnenden Gegenrevolution gegen die Königsmörder unter den nicht an de« Junigräneln be­teiligten Offizieren berichtet wurde, sprach man vielfach die Vermutung aus, König Peter würde nicht mehr lange auf dem Platze seines Vorgängers sitzen. Diese Erwartung hat sich nicht erfüllt, diese eventuelle Gefahr ist auch Wohl die geringste mit der König Peter zu rechnen hat. Es ist ganz laut ausgesprochen, daß dieser Potentat, dessen einziger Ruhm es bisher war, ein Lebemann zu sein, zwar nicht an der Ermordung seines Vorgängers beteiligt war, aber doch darum gewußt hat. Die serbische Regierung hat dazu nein ! gesagt, aber die andere Seite hat sich hierdurch in ihren Behauptungen nicht stören lassen. Und so wird es heute nicht an Leuten innerhalb und außerhalb Serbiens fehlen, welche glauben, was gegen den heutigen Beherrscher von Serbien behauptet ist. Aber mag dem auch sein, die serbische Armee, die im Lande jetzt die bestimmende Rolle spielt, weiß, daß sie keinen anderen Mann für den heimischen Thron hat, sie muß also mit ihm auszukommen suchen. Eia montenegrinischer Prinz, oder sonst ein Fürst aus fremdem Lande würde sich in Belgrad nicht behaupten können, bei einer Proklamation der Republik würde das Politiker-Regiment ans Ruder kommen und die Offiziere ausstechen. So behält die Armee, die Offiziere jeder Richtung einbegriffen, den König, den sie mal hat. Seine Rolle ist keine sehr würdige, aber das ist denen, die aus seiner Anwesenheit N itzen ziehen, gleichgiltig, Würde spielt im Orient überhaupt eine viel geringere Rolle, wie der persönliche Vorteil, was wir für peinlich und nicht ge­ziemend arischen, ist dem Orientalen unendlich gleichgiltig. Und daß der Muselmann weniger treulos ist, als viele, die meisten orientalischen Christen es find, weiß Jeder, der da unten sich des Näheren umgesehen hat.

Ein Menschenleben ist den Orientalen wenig wertvoll und wegen der Forderungen der Großmächte, die Mörder Ale­xanders und Dragas endlich einmal zu bestrafen, wird sich kein Serbe aufregen, der irgend etwas bei den jetzigen Ver­hältnissen in seiner Heimat profitiert. Der König braucht es am Ende also auch nicht zu tun. Ist das Abwarten unter den vorhandenen Umständen nicht angenehm, so bleibt ihm doch nichts Anderes übrig; denn daß man ihn vor der Hand aus dem Lande ans den oben erwähnten Händen nicht Hera Massen wird, weiß er ganz genau. Doch rS ist Eins, und zwar die Hauptsache, welches die Lage wirklich peinlich macht: Der G.-ldmaigel im Staate! Serbien sitzt unendlich fest auf dem Trockenen, es fehlt an allen Eckeu und Eilen. Haben Alexander und Draga viel vergeudet, die heutigen M chthaber bringen noch mehr durch, und eine genaue Kissenverwaltung ist überhaupt die Schwäche des gesamten Orients. Serbien kann aber, so lange keine Auseinandersetzung mit den Großmächten erfolgte, absolut nicht darauf rechnen, von irgendwo eine finanzielle Hilfe

zu erhalten, und darüber kann eS einen Knacks geben, und den fürchtet Peter der Erste.

Tagespolitik.

.Auf daß alle Eines werden," daS ist der Titel einer Monatsschrift, die Domherr Dr. Soltmann in Breslau herausgibt. Die Schrift arbeitet auf die Wiederherstellung der Einheit der deutschen Christen in der römisch. Kirche hin. Dr. Soltmann meint, daß gerade jetzt die Zeit zu Wiederver­einigungs-Konferenzen gekommen sei. Die Grundlage für die Verhandlungen sollen sein: Die lutherischen Bekeuntnis- schriften und die Beschlüsse des Konzils von Trient. Die neuen Dogmen von der unbefleckten Empfängnis Mariä und der Üufehlbarkeit deS Papstes sollen begreiflicherweise vorläufig nicht zur Erörterung kommen. Ueber Priesterehe und Austeilung des heiligen Abendmahls in beiderlei Ge­stalt werde der Papst mit sich reden lassen. In Aussicht genommen ist die Wiedervereinigung der getrennten Christen als Kirchengemeinschaften. Die Katholiken werden es, meint Soltmann, an Bereitwilligkeit nicht fehlen lassen.So viel ist gewiß," schreibt er,wenn von evangelischer Seite eine Aufforderung ergehen würde, wir würden sofort bereit sein, zu erscheinen, und ich, der Verfasser dieser Schrift zu allererst. Wer die genannte Konferenz mit sicherem Erfolge berufenjkönnte, namentlich im Einverständnis mit dem Papste, das errät jeder auf der Stelle: es ist unser allergnädigster Kaiser Wilhelm II. Unter seinem allergnädigsten Schutze und noch mehr in seiner allerhöchsten Gegenwart würden

die Verhandlungen ganz sicher guten Fortgang nehmen."

* * ch:

Eine Bitte an die Frauen hat die Bereinigung zur Bekämpfung des Alkoholmißbrauchs in Oldenburg veröffent­licht, die folgenden Wortlaut hat:Wir gehen von der Anschauung aus, daß der Alkohol der schlimmste Feind unseres Volkes und des menschlichen Glückes ist. Frauen, erfüllt deshalb unsere Bitte, keinem der Arbeiter und keiner der Arbeiterinnen, die in Euer Haus kommen, alkoholische Getränke zu reichen! Gewährt ihnen statt dessen vollwertigen Ersatz! Benützet die Borenthaltung nicht zu Eurem Vor­teil, sondern gebt mehr und Besseres, als Ihr früher zu geben gewohnt wäret! Wir schlagen als Ersatz vor: 1) Bei stundenlanger Beschäftigung gebt den Arbeitern der Tageszeit entsprechende kalte oder warme Speisen, als Ge­tränke Kaffee, Tee, Kakao, Milch in allen Formen, Selters. (Wer einen Garten besitzt, karge auch nicht mit einem Teller Obst.) 2) Arbeiter, die nur kurze Zeit im Hause be­schäftigt waren, Boten und Briefträgern gebt ein Geldge­schenk. das dem Wert des Glases oder der Flasche Bier entspricht, die Ihr sonst spendet. 2) Den Näherinnen und Schneiderinnen gewährt statt des Glases Wein zum zweiten Frühstück eine Tasse Kakao oder Bouillon, Milch (warm oder kalt) Limonade mit Citrone oder Fruchtsaft. Eine freundliche Frage, was die Betreffende vorzieht ist jedenfalls das Richtigste. 4) Den Wasch- und Reinemachefrauen gebt Kaffee oder Tee mit gutgestrichenen Bröten (Butter oder Fruchtmarmelade), es wird ihnen gewiß das Liebste sein, aber auch Milch kann in allen Formen gereicht werden. Wurden früher alkoholische Getränke geboten, wie Wein, Bier und Likör, so sprecht mit den Frauen und jungen Mädchen über die Schädlichkeit des Alkohols und über Euren eigenen Entschluß, ihnen lieber jeden anderen Ersatz zu gewähren, als sie durch solche Getränke köiperlich und geistig zu schädigen. Frauen, wenn Ihr diesen Wunsch erfüllt, werdet Ihr zugleich den Frieden in manches Haus bringen, wo früher der Alkohol das Glück des Einzelnen und der Familie bedrohte. Ihr werdet diesen Feind bekämpfen helfen, der den Wohlstand des Landes untergräbt, die E n- wohner frühzeitig dahinrafft, die Familie zerrüttet. Ihr werdet mit uns kämpfe > für die besten Guter des Lebens:

Freiheit des Willens, Gesundheit und Gesittung."

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* In Frankreich hofft man bis zum letzten Augenblick auf eine Beilegung des Konfliktes, wte es ja Delcass- auch in seiner Kammerrede zum Ausdruck gebracht bat. Jeden­falls würde ein Krieg im fernen Osten die franzö'ischen Diplomaten in einen argen Herzensko.fl'kt dringen. We,en des Bündn sfrs mit Rußland müßte Fr mtreich auf dessen Seite stehen, während E ngland durch seinen Bündnisver­trag mit Japan gezwungen würde, diesem Lande beiz istehen. Dabei kann die so schön zwischen den beiden Ländern ein­geleitete Freundschaft schon nach k rrzer Zeit wieder in die Brüche gehen und es laßt sich leicht erklären, weshalb Del- casfe an die Möglichkeit eines Krieges zwischen den beiden Ländern absolut nicht glauben will. Aber in England

fängt man bereits au, nervös zu werden.

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Der anscheinend in Ostasteu bevorstehende Krieg dreht sich weniger um die Mandschurei, als hauptsächlich um Korea, das von Japan beansprucht, aber von Rußland nicht zugestanden wird. Die Halbinsel ist etwa so groß wie England mit Schottland und hat etwa 8 Millionen Ein­wohner. Sie ist sehr gebirgig, namentlich im Osten, wo sich auch keine guten Landungsstellen vorfinden. Vermutlich wird sie der eigentliche Kriegsschauplatz werden. Wie auch die Würfel fallen werden, die Tage der Selbständigkeit Koreas find gezählt. Aber für daS bedrängte und bis dahin ausgebeutete Volk bedeutet das keinen Verlust, son­dern den Beginn deS Aufschwungs, einer besseren Zukunft.

LandesnaiHrichLen.

* Aktenfteig, 9. Jan. Ja letzter Nacht vollzog sich plötzlich ein Witterungsumschlag, eS trat Sturm und Regen ein bei wärmerer Temparatur. Wir haben in letzter Zeit eine stattliche Zahl von Frosttagen gehabt, die namentlich die Bierbrauer und Restaurateure begrüßten, weil sie das Eis notwendig gebrauchten. Auch die Jugend hatte an der Eisbildung ihre Helle Freude, ermöglichte sie doch das Schlittschuhlaufen. Für die Gesundheitsverhältnisse war die kalte trockene Luft günstig, auch die Fuhrleute hatten ihre Freude an den gut passierbaren Straßen. Es wäre zu wünschen gewesen, daß letztere noch geraume Zeit an- gehalteu hätte, nun kommt der Schmutz wieder zur Gel­tung, unter welchem nicht nur Mensch und Tier, sondern auch die Straßen selbst hart mitgenommen werden. Nord­amerika hatte in letzter Zeit schweres Frostwetter. Da­selbst find bis 41,7 Grad Celsius unter Null zu verzeichnen gewesen. In New-Aork, wo die Kälte seit fast 30 Jahren nicht so stark war wie jetzt, ging zudem ein heftiger Schnee­sturm nieder, der eine allgemeine Verkehrsstörung hrrvorrief.

* Köhansen, 5. Jan. Die hiesige Milchgeuosfeuschaft hielt heute ihre jährliche Generalversammlung ab. Vor­stand Kleiner eröffnet« dieselbe mit begrüßenden Worten und dankte Herrn Schultheiß Dengler für dessen Erscheinen. Dieser ergriff das Wort, um mitzuteilen, daß er die ihm vom Vorstand zur Prüfung vorgelegten Geschäftsbücher der Genossenschaft bezüglich der vorjährigen Rechnung durchge­sehen und gefunden habe, daß die Geschäftsführung eine gewissenhafte und tüchtige sei; die Mitglieder könnten mit dem Resultat sehr zufrieden sein; er wünsche der Genossen­schaft auch im Interesse der ganzen Gemeinde ein ferneres Blühen und Gedeihen. Vorstand Kleiner teilte mit, daß der Ausschuß die Verteilung von 1100 Mk. Dividenden be­schlossen habe, daß von Gebäude und Geräten 10°/g ab- geschrreben werden und noch ein namhafter Betrag zu einem Reservefonds angelegt werde. Der Jahresumsatz beträgt ca. 25 000 Mk. Dieses Ergebnis wurde von den Mitgliedern freudig begrüßt. Der Vorstand ermahnte die Anwesenden zum Zusammenhalten; sie sollten nur gute Milch liefern, da die Konkurrenz groß sei und die Händler im Nagold­tal der Genossenschaft nicht hold seien. In milcharmer Zeit solle man nicht zurückhalten aber immer soviel Milch be­halte«, als man für die Kinder und für die Haushaltung nötig habe. Er hoffe die Genossenschaft auch im neuen Jahr weiter vorwärts zu bringen. Ausschußmitglied Hauser dankte dem Vorstand und dem Rechner für ihre Mühewal­tung und für tüchtige Leistungen, indem er noch betonte, daß man nun für seine Mühe besser belohnt sei, als füher.

(Ges.)

* Stuttgart, 7. Januar. Im Konzertsaal der Lieder­halle fand gestern die diesjährige Landesversammlung der württ. Volkspartei statt. Der Besuch hielt sich in gleicher Höhe, wie in früheren Jahren; im ganzen mögen etwa gegen 800 Personen, darunter mehrere Abgeordnete, der Versammlung angewohnt haben. Nachdem Laadtagsabg. Schmid-Bestgheim zum ersten, Kaufmann Berg-Nagold zum zweiten Vorsitzenden gewählt worden waren, erstattete Dr. Elsas-Stuttgart den Parteibericht. Bei den Reichstags- wahlen hatte die Bolkspartei eine außerordentlich schwierige Stellung; trotz dem Ansturm von rechts und links konnte sie sich aber mit ihren 5 Mandaten immer noch als dic- mächtigste Partei Württembergs behaupten. Bei den länd­lichen Parteigenossen sei in den letzten Jahren eine gewisse Resignation eingetreten, weil dieselben sich vom Bauern­bund, dem ja vielfach auch die Schultheißen angehören schwer bedrückt fühlen und auch bedrückt würden. Es wäre falsch, wie vielfach schon empfohlen worden sei, abzuwarten, ob und vis wann die Wasser des Bauernbundes sich ver­laufen. Den Bauern müsse gesagt werden, daß die schwäb­ische Agrarpartei, die unter der Führung des nunmehr glücklich htnausgeworfenen früheren Abgeordneten Schrempf in völlige Abhängigkeit vou den norddeutschen Junkern ge­raten sei, keine Existenzberechtigung habe und den Bauern