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Samstag, 25. HKLoöec.

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Was nun? Die Regierungsvorlage ist für die wich­tigsten Zollbestimmungen abgelehnt, nnd die bezüglichen Kompromisbeschlüsse der Kommission sind angenommen worden. Und diese Noten, wurden von der Mehrheit des Reichstags unmittelbar nach einer sehr eingehenden und eindringlichen Rede des Reichskanzlers abgegeben, die mit der feierlichen Erklärung der Un annehmbarkeit der Komnnssions- beschlüsse geschlossen hatte. In parlamentarischen .Kreisen glaubte man vielfach, daß sich der Reichskanzler nach dieser Entscheidung erheben nnd die Anflösimgsordre verlesen oder doch im Namen der verbündeten Negierungen die Zollvorlage zurückziehen würde. Die so dachten, sahen sich enttäuscht. Trotz der Ablehnung der wichtigsten Positionen der Regierungsvorlage wird die Debatte fortgesetzt. Der Reichskanzler hat also die Hoffnung, doch noch znm Ziele zu kommen, noch nicht ausgegeben. Er hofft noch auf eine Verständigung zwischen der zweiten und dritten Lesung. Aber was wird im Reichstage geschehen? Bessern sich die Aussichten auf das Zustandekommen der Regierungsvorlage, dann wird die Opposition ohne Frage zur entschiedenen Obstruktion übergehen; dann werden die Anhänger des Freihandels kein Mittel unversucht lassen, die Verhand­lungen zu verschleppen und die Entscheidung bis über den Endpunkt der Legislaturperiode hinaus zu verzögern. Es wird auch behauptet, daß die Regierung die Beratungen nach Erledigung der Getreide- nud Viehzölle auf mehrere Wochen unterbrechen nnd den Reichstag entweder mit anderen Vorlagen' befassen oder vertagen werde. Daran können wir jedoch nicht recht glauben; sind vielmehr der Meinung, daß es zunächst eine nichts weniger als erfreu­licheFortwurstelei" im Reichstage geben wird. Die Re­gierung läßt den Mehrheitsparteien Zeit, um zu überlegeu und zu erwägen, augenscheinlich zu dem Zweck, um später, wenn trotz alledem nichts zu Stande kommen sollte, den Vorwurf zurückweiseu zu können, der Sache durch Ueber- eilthett geschadet zu habe».

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Der Beschluß des französischen Ministerrats, die 74 Bischöfe und Erzbischöfe, die den gemeinsamen Protest gegen die Anwendung des Vereinsgesetzes unterzeichnet haben, an den Staatsrat zu verweisen, hat auf beiden Seiten der Kammer Eindruck gemacht, obwohl die Diszchlinarmittel recht geringfügig sind. Der Staatsrat kann über einen formellen Tadel nicht hinausgehen. Der Minister des Innern kann aber wohl auf Grund dieses Tadels weiter­hin noch die ganze oder teilweise GehaltSsperre verhängen, und er wird, wie man der Frkf. Ztg. aus Paris versichert, ohne Zweifel sofort nach dem Urt.il des Staatsrats von dieser Befugnis Gebrauch machen.

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Andrew Carnegie, der amerikanischeStahlkönig", dessen philanthropische Riesenstiftungen seit Jahr und Tag weithin Aufmerksamkeit erregen, hat in seiner schottischen Heimat, in St. Andrews, den Ehrengrad der dortigen Uni­versität empfangen und bei dieser Gelegenheit eine bemerkens­werte und in gewisser Hinsicht aufsehenerregende Rede ge­halten. Er richtete darin, einer telegraphischen Meldung zu­folge, die Aufforderung an den deutschen Kaiser, seinen Ein­fluß dahin zu verwenden, daß die Bereinigten Staaten von Europa in Form einer politischen und industriellen Union geschaffen würden. Er allein könne Europa die fremden Märkte erobern und das Eindringen Amerikas zurückweisen. Der Kaiser werde eines Tages eine große Rolle spielen als der Erlöser Europas von dem Alp der Kriegsfurcht. Er Carnegie, glaube, eine so überlegene- große Persönlichkeit wie Kaiser Wilhelm könne die wenigen Männer, die heute Europa beherrschen, dahin beeinflußen, daß sie einen neuen Schritt zur Sicherung des Friedens unternehmen. Hierauf verbreitete sich Carnegie über Englands, Amerikas und Deutschlands wirtschaftliche Stellung. Die Engländer müßten eine Reihe nationaler Eigenschaften, das viele Rauchen und Trinken und die rohe« Spiele ablegen, um sich zum Glück und zur Freiheit zu erheben. Englands Eisenvorrat werde in 20 bis 25 Jahren so gut wie erschöpft sein, aber auch der der Vereinigten Staaten werde nur auf 60 bis 70 Jahre ausreichen. Amerika habe England von der Stelle der ersten Nation an Reichtum, Gewerbefleiß und Handel verdrängt, aber man dürfe sich freuen, daß die Führerschaft in der Familie bleibe. Es sei Englands ältester Sohn und recht­mäßiger Erbe, der jetzt die Krone trage. Deutschland habe sich auch vorwärts gearbeitet nnd verspreche, England um

den zweiten Platz hart zu bedrängen. Er glaube, daß schmerzliche und heilsame Lehren nötig seien, ehe die Eng­länder ihre schließliche Erhebung zum Glück und zur Frei­heit von mederdrückendm Neigungen erreichten.

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Die Engländer sind auf dem besten Wege, einen neuen Afrikakrieg zu bekommen. Es handelt sich um das Somali­land im nordöstlichen Afrika an der Grenze von Abessinien und italienisch Erythrea in der Nachbarschaft englisch Aegyptens. Somaliland ist eine von dichtem Wald und Busch bestandene Wildnis, deren Klima kein Europäer aus- halten kann. Dort hat vor ein Paar Jahren ein Häupt­ling Mad Mullah, ein halbverrückter, mordgieriger Geselle Waffen und Anhänger gesammelt, um ein Fürstentum zu errichten. Als die Engländer ihn frugen, was er eigentlich im Schild habe, üeß sie der Mad Mullah, oder besser gesagtMord-Mullah", wissen, er sei ein guter Freund der Engländer. Als er aber genug Leute hatte, verübte er ver­schiedene Räubereien in englischem Gebiet. Dafür sandte England Strafcxpeditioneu. Da diese aber zu klein waren, wurden sie selbst gestraft, und soeben meldet man, daß der Oberst Swayne mit einigen tausend Mann von den Wilden geschlagen wurde und verfolgt wird. Er kann von Glück sagen, wenn er heil zurückkommt. England hat hier wie in Südafrika den Fehler gemacht, daß es billig Krieg führen wollte, und nun wird die Sache erst recht teuer. Denn England muß nun sofort nochmal von vorn beginnen, den Mullah zu bekriegen und ein größeres Heer in die Wildnis schicken, sonst steht einer der mohammedanischen Stämme nach dem andern gegen seine Herrschaft auf.

JeuLfchsv KeichsLag.

* Werkitt, 22. Okt. (Beratung der Zolltarifvorlage.) Der Präsidententisch war, da cS die 200. Sitzung der Tagung war, mit Blumen geschmückt. Präsident Gras Ballestrem dankte und sprach die Hoffnung aus, daß auch der Spät­herbst der Session noch schöne Blumen nnd segensreiche Früchte der Gesetzgebung zeitigen möchte. (Heiterkeit.) Es wurden dann die Mindestzölle für Hafer und Gerste beraten. Die Kommission hat die Mindestzölle des Entwurfs für Hafer und Gerste von Mk. 5 und Mk. 3 auf Mk. 5.50 erhöht. Abg. Heim beantragt für beide Getreidearten den Mindestzoll von Mk. 6. Der Antrag Wangen heim Mk. 7.50 wird zurückgezogen. Die Maximalzölle, die nach dem Entwurf für Hafer nnd Gerste 6 Mk. und 4 Mk. be­tragen, hat die Kommission aus 7 Mk. erhöht. Abg. Süde- kum (Soz.) polemisiert in längerer Rede gegen die Erhöh­ung des Gerstenzolles und beantragt Zollfreiheit. Abg. v. Kardorff (Rp.) hebt hervor, daß sich hier die Soli­darität der süddeutschen Landwirte mit den norddeutschen zeige. Graf Vülow sei zwar ein Freund der Landwirtschaft, er scheine aber die Absicht zu haben, die politische Freund­schaft anderer Länder durch wirtschaftliche Zugeständnisse zu erlangen, das habe schon Bismarck als falsch bezeichnet. Abg. Müller-Meiningen (Frs. Vp.) bezeichnet« die all­gemeine Situation als eine so verfahrene, daß eine Weiter­beratung grausam sei und bekämpft dann in einstündiger Rede jede Erhöhung der Gerstenzölle. Abg. HLeber (nl.) tritt für die Vorlage ein und beruft sich auf die Haltung von sechs Abgeordneten der deutschen Volkspartei, die im württem- bergischen Landtag für eine Erhöhung der Getreidezölle gestimmt hätten. Bayer. Ministerialdirektor v. Geig er stellt fest, daß der bayerische Finanzminister auf dem Boden des Entwurfs stehe. Abg. Hilpert (wild) erklärt sich für die Kommissions­anträge. Abg. Rösi cke-Dessau (wild) bekämpft im Interesse der kleinen Brauer die Erhöhung des Gerstenzolles, zu der kein Anlaß vorliege, da der Preis der Gerste gestiegen sei. Die großen Brauereien brauchten den Zoll nicht zu fürchten, denn jede Erhöhung des Zolles stärke ihre Position gegen­über den kleineren Betrieben. Abg. G er ste nb erg er (Ztr.) erinnert, gegen Müller-Meiningen polemisierend, an das Zirkular der großen Münchener Brauereien betr. die Unter­stützung der Freisinnigen Volkspartei und erklärt sich Namens seiner Freunde bereit, die Futtergerste aus dem Rahmen des Minimaltarifs herauszunehmen. Die große Mehrheit derselben würde aber niemals einem Tarife zustimmen, der nur 3 Mk. Mindestzoll für Braugerste ansetzt, sonst würden sie zum Verräter an der bayerischen Landwirtschaft. Abg. GotHein (Frs. Ver.) sagt, mit solcher Ungeniertheit sei niemals Jnteressenpolitik vertreten worden. (Großer Lärm.) Redner bemerkt weiter, man könne es doch den Groß- Brauereien nicht verdenken, daß sie sich wehren, wenn man sie, wie Minister Riedel neulich sagte, tüchtig zwicken will.

Es habe gar keinen Zweck, die Rechte belehren zu wollen, daß die Zoll-Erhöhung zum Schaden der Landwirtschaft ausschlagru müsse, sie werde nur durch Thatsachen bei den nächsten Wahlen belehrt werden. Schließlich widersprach noch Ministerialdirektor von Geiger mehreren Ausführungen des Abg. Gerstenberger.

ff Werkt», 23. Okt. In der fortgesetzten Beratung über die Gersten- und Haferzölle spricht sich Abg. Franken (natl.) für den Regierungssatz aus. Lücke (Bund der Landwirte) erklärt, der Antrag Wangenheim sei zurückgezogen worden, weil man zeigen wollte, daß er nicht zur Demonstration dienen soll, also nicht, weil man den geforderten Zollsatz für zu hoch hält. Möge das Ausland sich mit seinem Ex­port nach unserem Bedarf richten, nicht aber wir mit unserer Produktion nach den Ueberschüssen der ganzen Welt. Abg. Echinger (Ztr.) tritt für höhere Gersteuzölle ein. Die Minister Thielmann und Möller sind im Saal erschienen. Abg. Stolle (Soz.): Die ganze Schutzzollära sei von Bismarck aus finanziellen Gründen eingeleitet worden. Bismarck sei der größte Arbeiterfeind gewesen, den es je gegeben. Auch jetzt wolle man den ärmeren Volkskreisen nur indirekt das Geld abpressen, um die Reichsfinanzen zu heben. Abg. Stolle sortsahrend: Der Zentrumsantrag, die Ueberschüsse aus den Zöllen für Witwen- und Waisen­versicherungen zu verwenden, sei gar nicht ernst gemeint. Abg. Heim (Ztr.) führt aus, da die Gerste kein Brot­getreide sei, handle es sich hier nicht um Brotwucher. Die preußische Regierung habe ursprünglich einen Gerstemnindest- zollsatz von 4 Mk. gewünscht. Ein bayrischer Minister habe die Herabsetzung auf 3 Mk. veranlaßt. Wenn auch die AnslandLgerfte noch so billig ins Land komme, werde das Bier doch rasch verteuert. Redner schließt mit einer Polemik gegen Müller-Meiningen. Abg. Schwarz-München (fraktions­los) spricht sich vom Konsumentenstandpunkt gegen eine Gersten­zollerhöhung aus. Ministerialdirektor v. Geiger tritt der obigen Bemerkung Heims bezügl. des bayrischen Finanz­ministers entgegen. Heim besitze ja nach seinem eigenen Zugeständnis keine genaue Kenntnis der betr. Vorgänge. Hierauf beantragen die Abg. Rettich, von Tiedemann und Hahn Schluß der Debatte. Als Abg. Singer hierüber namentliche Abstimmung fordert, wollen die Antragsteller ihren Schlußantag zurückziehen. Da dies nach der Ge­schäftsordnung unzulässig ist, wird über den Antrag auf Schluß der Debatte namentlich abgestimmt. Mit 209 gegen 104 bei 2 Siimmenhaltungen wird Schluß der Debatte beschlossen. Sodann folgen die Abstimmungen über die Gersten- und Haferzölle, wovon 12 vorgesehen sind, davon 4 namentliche. Zuerst wird über den Antrag Minimal­gerstenzoll Mk. 6 abgestimmt. Die Abstimmung ist auf Antrag Barth eine namentliche.

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* tzakw, 21. Okt. Zwei Messerhelden wurden gestern und heute an das hiesige Amtsgericht abgeliesert. Der erste Fall ereignete sich vom Freitag auf Samstag in Würzbach, wo es zu Thätlichkeiten kam, wobei der Hirsch- Wirt Keppler von dem Müller El. Lutz einen nicht un­gefährlichen Stich in die Brust erhielt. Beim zweiten Fall wurde am Sonntag in Unterreichenbach ein schon bejahrter Mann von einem jungen Goldarbeiter in den Magen gestochen.

* Arendenstadt, 21. Okt. Das reizend gelegene Hotel Waldlust des Herrn Emst Lnz, Besitzer des Schwarzwald­hotels, soll namhaft vergrößert und zu einem erstklassigen mit 4 Stockwerken, 60 Zimmern und 90 Betten erweitert werden, in dem jeglicher Komfort der Neuzeit zu finden sein wird.

* Horv, 21. Okt. Gestern abend 8 Uhr entgleisten auf dem hiesigen Bahnhof eine Lokomotive samt Tender sowie ein Eilgutgüterwagen. Der Materialschaden soll nicht unerheblich sein. Hilfsmannschaft aus Tübingen wurde telegraphisch berufen.

* Der 25jähr. Postgehilfe Richard Heim in Weilderstüdt hatte von seiner Dienstzeit her als Einjährig-Freiwilliger Schulden. Um diese zu decken, unterschlug er in seinem Amte 3000 bis 4000 Mk, und beseitigte Postkarten, auf denen wegen des Ausbleibens der Gelder angefragt wurde. Das Stuttgarter Schwurgericht verurteilte den ungetreuen Beamten am 21. Okt. zu zehn Monaten Gefängnis.

* Stuttgart, 21. Okt. Die Delegiertenversammlung des Evang. Bundes wurde Dienstag vormittag 10 Uhr im Herzog Christoph abgehalten. Unter den Anwesenden be­fanden sich u. a. Graf Uxkull, Landgerichtspräsident v. Schad und zahlreiche Geistliche. Nach Begrüßung der Versamm-

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