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Erscheint Dienstag, Donnerstag, SsmStag und Sonmaz «it der GratiS-Beilage Der Sonntag S- Gast.

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Donnerstag, 23. Mloöer.

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1992.

M M - Mr die Monate November und Dezember nehmen alle K. Postämter, Postboten, sowie die Expedition Bestellungen ausAns de« Tannen" entgegen. Inserate aller Art finden den besten Erfolg. Billigste Insertions-Berechnung.

Amtliches.

(Beleuchtung der Fuhrwerke bei Nacht.) Zur Nachtzeit muß, d. h. vom Eintritt der Dunkelheit des Abends bis zum Beginn der Morgendämmerung, wenn die Nacht nicht vollständig mondhell ist, jedes auf öffentlicher Straße sich befindende Fahrwerk mit Ausnahme der mit Geläute oder Schelle fahrenden Schlitten und bloßer Hand­suhrwerke vorschriftsmäßig beleuchtet werden. Die Beleuchtung hat zu eschehen: 1) bei Fuhrwerken, welche vorzugsweise zur Personen- eförderung bestimmt sind, durch eine oben ani Verdeck in zweck­entsprechender Weise angebrachte Laterne, oder durch zwei Laternen, welche an den Seiten so weit wie möglich nach vorn anzubringen sind. 2) bei andern Fuhrwerken durch eine in der Mitte der Vorderseite des Fuhrwerks, wo dies aber vermöge der Beschaffenheit oder der Ladung des Fuhrwerks nicht ausführbar ist, durch eine an den Zugtieren, der Deichsel, oder einer sonst geeigneten Stelle in der Weise anzubringenden Laterne, daß das Licht derselben möglichst ungehindert nach vorn fällt. 4) Jedes in Fahrt befindliche Velociped muß mit einer leicht zu hand­habenden, helltönenden Signalglocke und zur Nachtzeit mit einer hell­leuchtenden Laterne versehen sein. Der Radfahrer hat die von ihm eingeholten und zur Nachtzeit auch die ihm begegnenden Fußgänger, Reiter, Radfahrer, Viehtransporte u. dgl. durch laute Glockenstgnale und, wenn diese unwirksam bleiben, durch lautes Ausrufen auf seine Annäherung aufmerksam zu machen. Auch an Straßenwendungen und Straßenkreuzungen ist rechtzeitig ein Glockensignal abzugeben. Die Laternen müssen in gutem Zustande und mit hell leuchtendem Licht versehen sein. Tie Verwendung rot oder grün geblendeter Laternen ist durch Verfügung des Ministeriums des Innern vom 29. September 1893 verboten morden. Verfehlungen gegen vorstehende Vorschriften werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft.___

Für die Gemeinde Beihingen wurde vom 1. Nov- 1902 ab, Friedrich Helber, Kübler bei der Traube in Haiterbach, als Gerichts­vollzieher, und Johannes Krauß, Gemeindepfleger in Beihingen, als Stellvertreter dessel ben gewählt und bestätigt. _

Vizemachtmeister Böcking-Schernbach wurde zum Leutnant der Reserve befördert.

sjIch statt' einen Kameraden."

Ein rechtes Wort am rechten Platz! Es bleibt die alte Sache. Keine blendende Kraft des Geistes hilft so sehr, als die urwüchsige Schlagfertigkeit, als die rechte Bolks- üußerung zur rechten Sache! Neue Dinge, neue Wendungen erfüllen die Luft, aber wer das Höchste mit einem schlichten Wort erreichte, wer darin den Vogel abschoß, das ward selten ermittelt. Es ist in der That ein Ausnahmefall, wenn einmal alle Stimmen einig sind, wenn sich der Widerstreit des Tages vor dem stillen, aber festen Erfolg neigt. Und so ist es, wie mitgeteilt, beim Boerendesuch in Berlin ge­wesen. Manches herzliche, manches gute Wort ist den Freiheitskämpfern, die mindestens dasselbe gethan, wie die deutschen Kämpfer von 18131815, zngerufen, aber Keiner traf den Nagel besser auf den Kops, als der einfache Mann, der das alte und doch so frische, wenn gleich wehmütige Lied austimmte:Ich hatt' einen Kameraden." Das klärte die ganze Situation mit einem Male, viel schneller, viel wirksamer, viel deutlicher, als lange Artikel und Reden. Boern und Tausende und Abertausende von Deutschen sind wirklich Kameraden, im deutschen Geist und im deutschen Mut. Haben die Boern weniger gethan, als unsere deutschen Veteranen? Niemand, nicht ein Einziger unter den Letzteren wird sich finden, der diese Frage bejaht! Und alle deutschen Krieger werden den Boern, die unsere Heimat verlassen, im herzlichen Gedenken nachgerufen haben : Lebt wohl, Kameraden, und auf Wiedersehen im besseren Glück."

Der schwarze Christian Dewet hat auch vondeutschen Brüdern und Schwestern" gesprochen, indem er darauf sich bezog, daß seine Mutter eine Deutsche war. Diese Anrede war eine zutreffende, aber die andere von den Kameraden wirkte mehr. Blut ist unter allen Umständen ein ganz be­sonderer Saft, aber das Blut, das auf dem Schlachtfelde vergossen wird, bindet dreißigfach. Wir wollen es uns doch nicht verhehlen, daß Hunderte von Deutschen Seite an Seite mit den deutschen Boern gefochten haben, aller­dings zum Beginn nicht immer recht gewürdigt, denn vor­sichtig bleibt der Bauer immer, aber diese Vorsicht ist nicht die allerschlechteste Eigenschaft. Und Zehntausende würden nach Afrika zu den Boern gegangen sein, wenn es ihnen möglich gewesen wäre. Mag ja nicht Jeder damit einver­standen gewesen sein, geschehen wäre, waS bei uns im Grunde genommen die ganze Nation für Recht hielt. Denn der Dank von England? Dem deutschen Volke ist von englischer Seite der Undank reichlich kredenzt, und kein instinktiver Haß hat sich bei uns gegen das stolze Albion gewendet, sondern der gesunde Menschenverstand. Als unser Kaiser 1896 dem alten Präsidenten Krüger zur glorreichen Abwehr der britischen Strauchritter gratulierte, da war das

Verhalten der Protektoren dieser Buschklepper wenig vor­nehm. Und dann die spätere Beschlagnahme der deutschen Postdampfer? Vergeben ist die Sache, vergessen wird sie nie. Der Wurm frißt in der deutschen Volksseele viel, viel mehr, als alle unsere sonstigen politischen Streitigkeiten.

Kamerad Voer! Ein schönes und auch ein richtiges Wort! Europa und auch wir Deutschen sind dem stamm­verwandten Volk weit mehr Dank schuldig, als mancher Mann denkt, selbst wenn er die Boern hoch einzuschätzen gewillt ist. Und wenn ein Diplomat bereitwillig sagt, erst die Engländer und dann die Boern, so verbirgt er den heimlichen Gedanken:Der Boernkrieg hat doch dem all­gemeinen Frieden und der Völkergerechtigkeit gewaltige Dienste geleistet!" Es ist so, wenn auch leider die Boern die Zeche, das heißt das Honorar für die Feststellung dieser Wissenschaft haben bezahlen müssen. Denn, selbst unseren recht klugen Herrn Reichskanzler in Ehren, dem wohl­wollenden König Eduard VII. von England Alles zum Besten gerechnet, glaubt denn eine einzige Menschenseele ans der Welt, daß der Eigendünkel und die Ueberhebung Alt-Englands und die Manipulationen Herrn Chamberlains noch bestimmte Grenzen gehabt haben würden, wenn die Boern die Flinte bald ins Korn geworfen haben würden, so daß die Briten ohne irgendwelche nennenswerte Ausgaben den Segen der Goldfelder hätten einheimsrn können? Daran glaubt doch Niemand! Wenn einer Nation, die über die Wolken des normalen Horizontes hinauswill, ein kräftiges: Besinne Dich auf Dich selbst ! zugerusen wird, verdient das immer Anerkennung. Es ist sicher: Ein im Boern-Kriege schnell siegreiches England würde bald einen Feldzug mit Rußland vom Zaun Asiens wegen gebrochen haben. Und was dann gekommen wäre, was uns selbst eine abwartende und besonnene Neutralität gekostet hätte, mag doch Niemand sagen. Es würde am Ende nicht wenig gewesen sein.

Kamerad Boer! Die tüchtigen Männer, die uns mit ihrem Besuche ehrten, haben den deutschen Boden wieder verlassen, aber die Erinnerung au sie bleibt. Sie Alle haben einen tiefen, einen ganz außerordentlichen Eindruck auf das deutsche Volksgemüt hervorgernfen, die deutschen Zeitungen sind ausnahmslos darin einig, daß die Ovationen bei Fürstenbesuchen in der Reichshauptstadt g:gen diesen WMommen total verblassen. Das ist kein Zufall, keine Uebertreibung. Diese Männer sind Volksmänner, zwischen sie und dem deutschen Volksdenken schiebt sich kein Blatt Papier. Sie sind Männer ihrer Zeit und auch für sie wird die rechte Zeit kommen. Warten ist eine schwere Auf­gabe, aber auch der Sämann muß der Ernte harren. Kameraden, fahrt dahin und fahrt Wohl! Andere Zeiten, andere Gesichter! Neue Zeiten, die alten Herzen!

Und auch die Diplomatie wird ihnen, aus den obigen Gründen, nicht laut, aber darum auch recht herzlich, doch einiges Glück wünschen! Die höchste Gefahr der Störung des Friedens droht für die internationale Ruhe von britischen Ansprüchen. Es kann Niemand sagen: Die Bescheidenheit, das Sich-Bcgnügen wäre heute übergroß, eher möchte man, nach den gemachten Erfahrungen, das Gegenteil bei mehr als einer Macht vermuten. Augenblickliche Ruhe garantiert kein dauerndes Friedensbedürsnis überall. Herr Chamber- lain hat die Courage der Zuversicht; ein gewonnenes Spiel reizt an sich leicht zum Zweiten. Die Boern wollen den Frieden, aber einen ehrlichen, keine Halskette! Besiegt sind sie, aber nicht verschwunden. Und die Kraft ihrer Existenz ist schon genug wert.

UagespoMik.

Zur Frage der Arbeitslosenversicherung wollen die Regierungen gemäß der Erklärung des Staatssekretärs Posadowsky in der Reichstagssitzung vom 15. Oktober in allernächster Zeit Stellung nehmen. Die Regierung erkenne an, daß sie die Pflicht habe, bei dem unzweifelhaften Not­stände diese Frage ernst zu prüfen, und das werde geschehen. Man werde prüfen, ob und welche Wege zu gehen seien, um der Frage näher zu treten. Nun, das ist doch wenigstens ein Fortschritt, wenn auch die Erklärung noch vorsichtig genug gehalten ist. Es ist also z« hoffen, daß der vom Reichstage bereits in der vorigen Session einmütig geforderte Ausschuß zur Untersuchung der Arbeitslosenversicherung end­lich ins Leben treten kann. An reichhaltigem Material und an manchen gründlichen Voruntersuchungen fehlt es ihm

nicht. Es sei nur daran erinnert, daß noch kürzlich in der dritten Konferenz des Verbandes deutscher Arbeitsnachweise eine ganze Reihe der vorliegenden beachtenswerten Vor­schläge eingehend erörtert wurde und dabei wenigstens in dem Punkte fast allgemeine Uebereinstimmung sich ergab, daß die Arbeitslosenversicherung unbedingt als Schlußzlied in die Kette der deutschen Arbeiterversicherungs-Gesetzgebung einzufügen sei. Mit Recht konnte in der Konferenz betont werden, daß man über die Möglichkeit der Arbeitslosen- Bersicherung, über die man noch vor einem Jahrzehnt spottete, heute bereits viel einiger sei, als zurzeit der Ein­bringung der ersten Unfallversicherungs-Borlage über die übrige Arbeiterversichernng. Als Hauptergebnis der Debatten genannter Konferenz kann man mit derSozialen Praxis" die nahezu einstimmige Ueberzengung der Vertreter aller Richtungen und aller Klassen bezeichnen, daß eine Ver­sicherung gegen Arbeitslosigkeit geschaffen werden muß. Der Einigkeit im Hinblick auf das Ziel steht freilich eine Ver­schiedenheit in der Wahl der Wege gegenüber. Immerhin herrscht doch bereits, wie auch jene Versammlung gezeigt hat, eine ziemliche Uebereinstimmung in folgenden Punkten: 1. Die Versicherung gegen Arbeitslosigkeit muß als öffent­lich rechtliche Institution mit Zwangscharakter eingeführt werden; 2. sie muß aus einem Zusammenwirken von Arbeiterorganisationen und Gemeinde, Unternehmerschaft und Reich beruhe i; 3. als wichtiges Hilfs- und Kontrollorgan kann und muß ihr der Arbeitsnachweis dienen. Wenn auch eine volle Klärung der Frage durch die Verhandlungen der Arbeitsnachweis-Konferenz nicht eingetreten ist und unter den herrschenden Umständen noch nicht zu erwarten war, so bieten die Beratungen doch einen tragfähigen Unterbau für eine fruchtbringende Weiterarbeit. Möchte diese nun in dem vom Reichstage geforderten Ausschuß bald erfolgen und solche Ergebnisse zeitigen, daß die Regierungen uicht nur an die Prüfung, sondern auch an die Schaffung einer solchen Versicherung ernstlich denken müssen.

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Eine Pariser Korrespondenz desObser" meldet, Ruß­land habe an die Türkei ein Allianzangebot gemacht. Hie­zu schreibt das Blatt weiter, Rußland habe seit einiger Zeit mit Beunruhigung bemerkt, daß der dominierende Einfluß in der Türkei der Deutschlands ist und daß der russische wie der englische Einfluß in Koustantinopel nur noch der Schatten von dem sind, was sie früher waren. Namentlich kommerziell ist die Türkei in den Händen Deutschlands. Rußland ist strategisch der Türkei gegenüber in sehr starker Stellung, aber leider hat es kein Kapital, um seine Pläne zu betreiben. In dieser schwierigen Lage richten die russischen Staatsmänner ihre Blicke auf England und glauben, wenn englisches Kapital ebenso für die Entwicklung der Türkei interessiert werden könnte wie das deutsche, dann könnten Rußland und England in gemeinsamer Arbeit dem deutschen Einflüsse zunächst ein Gegengewicht bieten und ihn vielleicht schließlich verdrängen.

Deutscher Weichstag.

* Aerlitt, 20. Okt. (Fortgesetzte Beratung des Zoll- tarifgesctzes.) Abg. Graf Schw-rin-Loewitz (kons.): Ein Teil der Konservativen stimmt für den Antrag Wangen­heim. Die Landwirte wünschen wenigstens, daß die Zölle auf Sommergetreide erhöht werden. Aber angesichts der politischen Lage und da es unmöglich sei, jetzt hohe Zölle zu erlangen, halten er und seine Freunde loyal am Kompromis der Kommission fest. Redner appelliert an die Regierung, das Kompromis auzunehmen. Württembergischer Minister des Innern Dr. v. Pischek: Die Regierung habe in der Vorlage den Standpunkt der Produzenten und Konsumenten ins Auge gefaßt und eS handle sich bei der Vorlage nicht um ein Kapitulieren vor der Sozialdemokratie. Der Ent­wurf ist der Landwirtschaft so weit als möglich entgegen gekommen. Redner betont, daß die württembergische Re­gierung mit den Ausführungen des Reichskanzlers und den daraus gezogenen Konsequenzen durchaus einverstanden sei. (Beifall bei den Nationalliberalen.) Abg. Dr. Sattler (ntl.) tritt für die Regierungsvorlage ein. Anzunehmen, daß nach den Erklärungen des Reichskanzlers noch eine Aender- ung in der Haltung der Regierung eintreten werde, sei geradezu eine Beleidigung. Die Reichsregiecung solle auf