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Ar. 143.

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Donnerstag, 18. September.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg» reichste Verbreitung.

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Verwendbare Beiträge werde« dankbar angenommen.

1902.

NW" Auf die vou uns erworbene ErzählungUnter der Sonne des Südens" von Hans Wald, welche in heutiger Nr. beginnt, machen wir die geehrten Leser besonders aufmerksam Reu hirrzrrtreteude Abonnenten er­halten die Erzählung, soweit sie bis 1. Oktober zum Abdruck kommt, auf Wunsch «achgeliefert. Gleichzeitig bitten wir unsere werten Abonnenten um rechtzeitige Er­neuerung des Abonnements.

Expedition des Blattes Aus den Tannen."

Amtliches.

_ Zur Bewerbuirg ist ausgeschrieben die Sch ulstelle i n Simmersfeld.

Das K. Oberamt Nagold macht erneut darauf aufmerksam, daß die Besitzer von Schweinen verpflichtet sind, bei vorkommendem Schweinerotlauf oder bei Verdacht des Bestehens dieser Krankheit un­gesäumt der Ortspolizeibehörde hievon Anzeige zu machen- Zuwider­handlungen werden mit einer Geldstrafe vou 10180 Mk. geahndet.

LVetzvfterrsV.

Um das Vierzigmillionen-Dffizit des Reichshaushalts zu decken, werden wohl wieder ueue Steuern eingeführt werden. Als gerechte Steuer empfiehlt da Jemaud im St. N. Tgbl." die Wehrsteuer für Leute, die vom Militär­dienst befreit bleiben. Er schreibt darüber:

Wie viele der gedienten Leute ha'ien es auf das tiefste als ein Unrecht empfunden, daß, während sie 23 Jahre ihres Lebens dem Dienste des Reiches widmen müssen, zahlreiche durchaus gesunde, mitten im Erwerbsleben stehende Altersgenossen nicht das Geringste für die Wehrhaftmachung des Reiches leisten. Unser Landheer und unsere Flotte er­fordern einen Jahrcsaufwand von mehr als 800 Millionen, für die im Frieden verabschiedeten Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten sind an Pensionen jährlich etwa 44 Millionen Mark erforderlich. Man sollte meinen, es wäre, bevor man die Gesamtheit des Volkes mit neuen Steuern zur Deckung des Reichsdefizits belastet, nur eine Maßregel der Gerechtig­keit und nebenbei auch der Zweckmäßigkeit, endlich diejenigen heranzuziehen, die bisher von der wichtigsten Steuer, der militärischen Dienstleistung" befreit waren. Mit Leichtig­keit kann durch ein mäßiges Wehrgeld zum mindesten der Betrag für Militärpenfionen mit 44 Millionen Mark auf­gebracht und dadurch der Fehlbetrag des Reichshaushalts ungefähr gedeckt werden.

Die Gegner der Wehrsteuer haben seither eingeworfen, der Dienst sei eine Ehre, die sich nicht mit Geld abkaufen lasse, und es sei ein Unrecht, die armen mit körperlichen Gebrechen behafteten Leute nun gewissermaßen zur Strafe für diese Gebrechen auch noch zum Wehrgelde heranzu- ziehen. Der Waffendienst ist ja freilich eine Ehre insofern, als Leute, denen die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt sind, nicht zum Waffendienst herangezogen werden. Der Dienst ist aber auch eine sehr schwere Last. Wenn man die jedes Jahr Ungezogenen 230 000 Rekruten über den Ehren­standpunkt fragen wollte, so würden gewiß viele Tausende bei aller Vaterlandsliebe und aller Achtung vor dem Heere auf die Ehre verzichten, 2 bis 3 Jahre ihres Lebens dem Dienste zu weihen, wenn nicht ein unerbittliches Gesetz sie dazu zwingen würde.

Bedauernswerte Krüppel zum Wehrgeld heranzuziehen, kann nicht in Frage kommen. Schon in dem im Jahre 1881 dem Reichstage vorgelegten abgelehnten Entwürfe war be­stimmt, daß nur die voll erwerbsfähigen und wegen kleiner körperlicher Gebrechen zum Dienst in der Ersatzreserve und im Landsturm bestimmten Männer zum Wehrgelde ver­pflichtet seien. Die Zahl dieser Männer beträgt jährlich etwa 200 000 Mann. Ein junger Mann, der schlechte Zähne hat, der nicht gut hört oder kurzsichtig ist, kann in seinem Berufe voll erwerbsfähig sein, gerade wie ein anderer, der krumme Beine oder Plattfüße hat odereiner mit Narben am Kopfe, mit dickem Halse, Krümmung der Wirbelsäule und dergl. Die Mehrzahl dieser jnngen Männer erhält von den sie vom Dienst befreienden Fehlern erst Kenntnis durch die Musterungskommission. Diese zum Wehrgelde heranzuziehen, wäre nicht unbillig meint der Einsender imN. St. Tgbl." Der Soldat bringt durch den Dienst ein schweres Opfer, er verliert aus Jahre den bürgerlichen Erwerb und während der Reserve- und Landwehrzeit muß er wiederum wochenlang Familie und Beruf im Stiche lassen. Die Familie des Dienenden empfindet die Last doppelt, denn nicht nur verliert sie im Erwerbe die Mithilfe oder die Unterstützung des Sohnes, sondern sie muß ihn auch während des Dienstes noch mit Geld unterstützen und ihm monatlich 25 Mark oder jährlich 2460 Mark als Zuschuß geben, wenn er nicht bei dem geringen Solde

kümmerlich leben soll. Nach Beendigung der Dienstzeit hat der gediente Soldat den Kampf ums Dasein neu zu be­ginnen und unter ungünstigen Umständen den Wettbewerb mit denjenigen aufzuuehmen, die vom Dienst befreit waren und ruhig in ihrem Berufe geblieben sind.

Im Entwürfe zu einem Wehrgesetz vom Jahre 1881 War der Mindestsatz des Wehrgeldes mit nur 4 Mk. an­genommen. Das stand in keinem Vergleich zu dem, was dem Soldaten entgeht. Das württembergische Gesetz vom Jahre 1868 sah eine Abgabe von 20 fl. 32 Mark vor, allein sie war für Arm und Reich gleich hoch und wurde mit größter Rücksichtslosigkeit, häufig auf gerichtlichem Wege eingetrieben, so daß die Steuer nicht sehr beliebt war. Im Gesetze wäre zu bestimmen, daß die Abgabe nach Vermögen abgestuft oder Armen ganz erlassen wird. Nehme man als Wehrgeldhöhe z. B. 1 Proz. bis zu 2000 Mk., 2 Proz. bis zu 3000 Mk. und 3 Proz. bis zu 4000 Mk. Einkommen, so würde das Wehrgeld bei 1000 Mk. Einkommen 34 Mk. bei 15002000 Mk. 3944 Mk., bei 25003000 Mk. 6686 Mk., bei 35004000 Mk. 164184 Mk. usw. betragen. Ein junger Mann, der eine Einnahme von 23000 Mk. im Jahre hat, wird in der Regel zum ein­jährigen Dienste berechtigt sein und dann würde er in dem einen Dienstjahr mindestens 1500 Mk. bei der Infanterie oder 25003000 Mk. bei der Reiterei aufzuwenden haben. Wenn er also 4486 Mk. Wehrgeld zu bezahlen hätte, wäre das keine zu große Last. Im bayerischen Gesetze vom Jahre 1868 hat man die niedrigste Stufe bei 200 Gulden 320 Mk. Einnahme auf 4 Mk. 80 Pfg. festgesetzt mit Steigerung um je 4 Mk. 80 Pfg. für jede weiteren 100 fl. Einnahme, so daß in der höchsten Stufe bei 1600 fl. 2750 Mk. Einnahme die Abgabe 100 fl. oder 172 Mark betrug. Auch im östreichisch-ungarischen Gesetze ist die niedrigste Stufe für Tazlöhner und gewöhnliche Arbeiter 4 Mk. 86 Pfg. und steigt alsdann in zehn Stufen bis zu 100 fl. Das Schweizer Gesetz geht noch weiter, indem es bei einer Grundtaxe von 6 Frks. bei Einnahmen über 600 Frks. für jedes weitere Hundert einen Frank Zuschlag erhebt bis zum Höchstbetrage für die Reichsten mit 3000 Franks im Jahre.

Im ganzen würde das Wehrgeld in Deutschland, gering gerechnet 42 i/'z Millionen einbringen, ungefähr so­viel als das gegenwärtige Defizit des Reichshaushaltes.

Tagespolitik.

Ein ehemaliger deutscher Offizier, der den Manövern in Ungarn beiwohnte, schreibt derNeuen Bahr. Landesztg.": Die ungarische und östreichische Presse macht großes Auf­heben davon, daß beim Manöver der ersten Honveddivision bei Großwardein so viele Hitzschläge, Kranke und Marode vorgekommen sind und daß deshalb das Kommando der Honveddivision verfügte, daß ein Teil der schwächeren Reservisten beurlaubt werde. Die moderne Taktik wirkt, weil die alte Drausgängerei ihren Wert größtenteils ein- gcbüßt hat, viel erschöpfender auf den einzelnen Mann, darum sollte er entsprechend kräftig und abgehärtet sein. Aber ich erlebe überall das Gleiche: bei den Manövern in Frankreich und Deutschland wie in Ungarn. Die un­geheure Vermehrung der Armeen und die Verschlechterung der landwirtschaftlichen Lage und bäuerlichen Ernährung, die Verlotterung und Genußsucht der städtischen und in­dustriellen Bevölkerung bringen mit jedem Jahr eine wach­sende Zahl von schwächlichen Leuten unter die Waffen. Daher erklärt sich die große Zahl derer, welche nach ihrer Einstellung ausgemustert werden müssen, die große Zahl der Kranken, Drückeberger und Maroden. Mit einer solchen Unzahl untauglicher und defekter Elemente behaftet, ist keine unserer Millionen-Armeen imstande, bei kurzer Dienstzeit den erhöhten Anforderungen der erschöpfendenBurentaktik" an dieraschere Beweglichleit, erhöhte Marschleistungen,Manövrier­fähigkeit, Feuerdisziplin, Schießfertigkeit, Treffsicherheit und Ausdauer zu entsprechen. Wenn man auf die Leistungen von 1864, :66 und 70/71 verweist, so vergißt man, daß damals die Armeen zumeist aus älteren gedienten und besser ausgesuchten Leuten bestanden haben. In einem künftigen europäischen Feldzuge werden wir's erleben, daß die großen Armeen mehr durch ihre Größe, die Menge der untüchtigen Leute, die Beschwerung mit unfähigen Maroden, die Schwierigkeit des Krankentransportes und der Verpflegung leiden werden als durch den Feind. Unsere riesigen Armeen und die Art ihrer Rekrutierung, Organisation und Aus­bildung seien unvereinbar mit den Bedingungen der künftigen Kriegführung. Nur die russische und türkische Armee mit ihrem alten Ersatz haben lang nicht so viel Scherereien wie

die anderen europäischen Armeen. Wenn man also den Ungarn vorwirft, daß sie ein weiches, nachgiebiges, größeren Strapazen nicht gewachsenes Material seien, so muß man gerechter Weise bekennen, daß anderswo die nämlichen oder ähnliche Erscheinungen zu Tage treten. Und über diese Mängel, welche 1866 und 1870 nicht entfernt im gleichen Maße vorhanden waren, täuscht weder der strammste Parademarsch noch die schneidigste Reiterattacke, noch das schönste Manöverbild hinweg.

* *

Aus Amsterdam wird gemeldet: Der Bruch zwischen Krüger, Reitz und Leyds einerseits und den Burengeneralen andererseits vertieft sich derart, daß die Generale entschlossen sind, den zu Sammlungen in Aussicht genommenen euro­päischen Aufenthalt abzukürzen und alsbald nach Südafrika zurückzukehren, wo das Vurenvolk wegen ihres bisherigen, sowie ferneren Verhaltens selbst urteilen soll. Die holländ­ische Regierung Pflichtet den Anschauungen der Burengenerale bei, daß mau durch Güte eher etwas von der englischen Regierung erreichen und dadurch den bedrängten Lands­leuten rascher beispringen könne. Zwei andere Regierungen ermahnten die Generale gleichfalls, in den bisherigen Bahnen zu verharren und sich unter keinen Umständen in Gegensatz zu England bringen zu lassen. Die nächste Zeit wird die Entscheidung darüber bringen, ob das Burenvolk sich zur Richtung Krüger oder Botha bekennt.

-s- S

* (Andrs von Pelletan übertrumpft.) Der französische Kriegsminister Andrs hat bekanntlich hinreichend bewiesen zuletzt durch seine Reden vomSoldaten der Zukunft", dem Rächer Frankreichs", daß sein Mnndwerk allen An­forderungen gewachsen ist. Trotzdem findet sich noch jemand, der ihmüber" ist: Camille Pelletan, den das unerforsch- liche Walten des Geschicks an die Spitze des Marine­ministeriums gebracht hat. Seiner gestern erwähnten Rede in der er höchst undiplomatisch davon sprach, daß Korsika Italien mitten ins Herz ziele, hat er in Biserta anläßlich eines vom dortigen Gemeinderat gegebenen Frühstücks einen noch viel gepfefferteren Erguß folgen lassen. Pelletan be­grüßte Algier und Tunis als afrikanisches Frankreich, wo dasselbe Blut stieße und das dieselben Ziele habe wie das französische Mutterland, von dem sie sich niemals trennen würden. Der Minister hob die Wichtigkeit Bisertas als Mittelpunkt der Verteidigung Frankreichs am Südgestade des Mittelmeers hervor und prophezeite, daß es ein neues Karthago sein werde ohne die Laster und Rohheiten des alten. Frankreich wolle aus dem mittelländischen Meer kein französisches Binnengewässer machen, es sei geheilt von seinen Träumen von Weltherrschaft, aber ein Teil des Mittelmeeres sei französisch und werde französisch bleiben. Mit Biserta, der mächtigen Schutzwehr, die in gleicher Weise für den Angriff günstig gelegen sei, ferner mit Korsika und Toulon vermöge Frankreich die Thüreu zu den beiden Hälften des Mittelmeeres trotz Malta und Gibraltar offen zu halten. Ich wünsche keinen Konflikt zwischen den Völkern herbei, ebensowenig mit England, wie mit Italien. Aber da wir nicht wissen, was die anderen auf ihrer Seite thun, so ist es uns ere Pflich t, den heiligen Krieg für dasfranzösischeVaterlandvorzubereiten, gegen welchen Feind es auch immer sein möge. Eine Sicher­heit existiert in der zivilisierten Welt nicht mehr, seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Nach Niederlage Frankreichs durch die Barbar ei des falschen Germanien sehen wir die offensive Rückkehr der Brutalität. Die ganze Welt scheint von dem Grundsatz Macht geht vor Recht beherrscht zu werden. Wir müssen alles aufbiete», um dem franzö­sischen Genius den Hort der Gerechtigkeit und des Lichtes unversehrt zu erhalten.

LcmdesnachrichLen.

* Irendeitftadk, 15. Sept. Wie man hört, ist der von den hiesigen bürgerlichen Kollegien dem Kultministerium vorgelegte Antrag auf Erweiterung der hiesigen stebenklassigen Realanstalt in eine achtklassige nicht genehmigt worden.

* Aeuenöürg, 15. Sept. Gestern wurde hier die neue Turnhalle eingeweiht. Jahrelang herrschte hier Meinungs­streit wegen des Baues dieser Turnhalle. Noch im vorigen Jahre bildete die Platzfrage den Anlaß zu hitzigen Rede- gefechteu in der Gemeinde-Vertretung und in der Einwohner­schaft. Am gestrigen Tage aber merkte man nichts mehr von all dem Vorhergegangenen, alles schien eitel Friede und Eintracht und auch dieOpposition" beteiligte sich an dem Feste der Einweihung der vielumstrittenen Halle.