LelsvksLRr. Li» Erscheint DiesStag, Donnerstag, Samstag und Sonntag «tt der GratlL-Beilage Der Sonntag S- Gaß.
LestellpreiS pro Quarta! im Bezirk n. Nachbar- ortSverkehr Mk. 1.1S außerhalb derselben Mk. I-Sö.
142.
vlalt für
ssZWige
unö NnkerhaltM
Einrückungspreis für Altessteig und nahe Umgebung bei einmaliger Einrückung 8 Pfz.
Le> mehrmal- je 6 P'g auLivartr je 8 Psg. die lipaltige Zeile oder deren Raum
Verwendbare Veitrstze werden dankbar angenommen-
Wan abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den Kgl. Postämtern und Postboten.
Dienstag, 16. September.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1902.
Amtliches.
Die Approbation als Apotheker hat u. a. mit Erfolg bestanden: Th. Schiler, Altensteig.
Uebertragen wurde die dritte Schulstelle in Calmbach dem Schullehrer Baumann in Wittendorf; die Schuistelle in Schopfloch dem Schullehrer Ernst Fischer in Kemnath.
^ Neue Arbeit.
Die Zolltarif-Kommission des Reichstages beginnt in wenigen Tagen ihre Arbeit von Neuem; im Sommer ist, wie erinnerlich sein wir-, die erste Beratung beendet, zuletzt etwas im Galopp-Tempo, und cs erübrigt nun die zweite Lesung und die Berechnung der finanziellen Wirkungen des neuen TarifeS. Zn dieser Klarstellung muß allerdings die Vorlage erst eine bestimmte Form gewonnen haben, und ob das in der Kommission erzielt weiden wird, bleibt, vor der Hand wenigstens, abzuwaucn. So notwendig eine Einigung zwischen Reichsregierung und Reichslagsmehrheit erscheint, es ist heute, wie früher, zweifelhaft, ob nie neue Arbeit im Parlamrntshause sie erbringen wird. Die Fassung, welche der Zolltarif in erster Lesung gewonnen hat, entspricht nur im letzten Teil durchgängig den Vorschlägen der Reichsregicruug; das sind eben die Paragraphen, welche im Schnell-Tempo beraten wurden. Die Redner betonten damals sofort, daß ihre Zustimmung zu den erwähnten Zollsätzen nur eine vorläufige sei, welche sie für die Zukunft nicht binde. Hierüber, über die Eisen- und andere Zölle, würde indessen schon eine schlicßliche Einigung erzielt werden; der Kein der Meinungsverschiedenheiten bleibt unverändert, die Höhe des von den verbündeten Regierungen mit 5 Mk. für den Doppelzentner (heute 3 st'? Mk.) normierten Vrodkornzolles, wie der Tarif für landwirtschaftliche Produkte überhaupt. Die BefürworterderlandwirtschaftlichenInteressen, die, mit Ausnahme der freisinnigen und sozialdemokratischen, sich unter den Abgeordneten aller anderen Parteien finden, bleiben heute, wie im Frühjahr dabei, daß zur wirklichen Gesundung der landwirtschaftlichen Verhältnisse zum Teil nicht unwesentlich erhöhte Zölle erforderlich seien, während die Reichsregierung meint, wie der Reichskanzler Graf Bülow und der Staatssekretär Graf Posadowsky zu wiederholten Malen erklärten, daß bci höheren landwirtschaftlichen Zöllen der Abschluß von Handelsverträgen mit dem Auslande arg gefährdet und die deutsche industrielle Waren-Aus- fuhr unterbunden werde. Das sind die Anschauungen gewesen, und das sind sie geblieben; die sommerliche Ferienpause hat hieran nichts geändert.
Landwirtschaft wie Industrie müssen gedeihen, das ist für die Wohlfahrt Deutschlands unentbehrlich. Es ist nicht zu bestreiten, daß die Industrie heute in keiner günstigen Lage ist, aber daran trägt nicht eine veränderte Zollpolitik die Schuld, wir haben ja noch den alten Tarif, sondern die überall geschmälerte Kaufkraft, die gesunkene Unternehmungslust, mit einem Wort die ungünstige Konjunktur. Und wir können nicht behaupten, daß der neue Zolltarif sofort zu einer besseren Gestaltung verhelfen muß, denn wenn kein Geld zum Kaufen vorhanden ist, muß die Produktion eben eingeschränkt werden. Dazu kommen die sehr unsicheren Verhältnisse in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika; da wackelt's bedenklich, und Niemand weiß, ob die gewaltigen Anstrengungen, eine Katastrophe zu verhüten, von wirklichem Erfolge begleitet sein werden. Die Landwirtschaft auf der anderen Seite gebraucht, wenn sie zu immer zeitgemäßerem Betriebe übergehen will, was man ihr allgemein rät, mehr Kapital, und sie kann dies nur durch genügende Einnahmen und ausreichenden Profit erhalten. In den Industrie-Aktien und Obligationen sind Millionen deutschen Privatkapitals angelegt, aber eine solche Anlage und Zuwendung ist für den landwirtschaftlichen Betrieb nicht zu erwarten. Dazu ist die Dividende da nicht hoch genug. Die Industrie wünscht nach Möglichkeit erleichterten Absatz, die Landwirtschaft Konsolidierung ihres Besitzes; ohne Geld ist Beides nicht zu erlangen, aber angesichts der unerfreulichen wirtschaftlichen Verhältnisse, die wir erst durchgemacht, kann nicht Allem und Jedem mit einem Schlage Rechnung getragen werden. Dazu reicht das Nationalvermögen heute nicht aus; wäre der Umschwung in der industriellen Konjunktur nicht gekommen, die wirtschaftliche Lage hätte ein anderes Gesicht, und wahrscheinlich wäre bereits eine Einigung erzielt. So haben sich die Dinge bedeutend schwieriger gestaltet, aber, wir denken, kommen wir diesen Herbst und Winter nicht ans Ziel, dann muß es im Frühjahr oder Sommer sein, denn in der Luft schweben bleiben kann der Kurs unserer Politik nicht.
Tagespolitik.
Zweifellos hat sich im Laufe des Monats August der Beschäftigungsgrad in einer Reihe von Gewerben merklich gehoben. Die rege Bauthätigkeit hat dem Holzgewerbe wieder mehr Arbeit zugeführt. Die Bautischlereien konnten den verkürzten Betrieb wieder ausdehnen und sogar Neu- einstellullgen vornehmen. Auch der Geschäftsgang in der Möbelindustrie hat sich gebessert. Weiler lassen die Fabrikanten in der Cigarrenindustrie ihre Arbeiter seit einiger Zeit wieder voll arbeiten; in der Handschuhfabrikation hat die Herbstsaison günstig eingesetzt. Auch im Bergbau machte sich eine kleine Belebung des Absatzes bemerkbar, die nicht ohne günstige Rückwirkung auf die Förderungsihätigkeit bleiben kann. Diese oerschlcoenen Anzeichen einer Besserung werden durch den Umstand, daß auf ben übrigen Gebieten des Arbcitsmarktcs die Stockung noch fortdauert, nicht beeinträchtigt, da ein^ weitere Verschlechterung jedenfalls nicht eingktrcteu ist. Recht ungünstig liegen noch immer die Be- schäftigungsverhältuisse im Metall- und Maschineugewerbe, wie dies auch auf der in Düsseldorf am 9. ds. abgehaltenen Hauptversammlung des Vereins deutscher Maschio.enbauan- stalten konstatiert wurde. Im Textilgewerbeistder Geschäftsgang zwar nicht mehr so gut wie im Frühjahr, aber mit Ausnahme der Baumwollspinnerei doch immer noch leidlich. Die Besserung im allgemeinen Beschäftigungsgrad der Industrie kommt nun allerdings hauptsächlich dadurch zum Ausdruck, daß die im vorigen Jahre vorgenommenen starken Betriebs- einschränkungcn und Verkürzungen der Arbeitszeit jetzt wieder aufgehoben werden. Neueinftcllungen von Arbeitskräften finden nur erst in ganz mäßigem Umfange statt. Denn wie die Ziffern der Krankenkassen ergeben, soweit sie der Arbeitsmarkt-Korrespondenz vorliegeu, betrug die Zunahme der Mitglieder im August 0,1 Vo gegen eine Abnahme von 0,4 im. Vorjahre. Die Besserung gegenüber dem Vorjahre genügt daher lange nicht, um auch nur einigermaßen das gerade jetzt nach den Erntearbeiten wieder stark steigende Angebot des Arbeitsmarktes in der gewerblichen Erzeugung aufzunehmen. Je weniger aufnahmefähig die Industrie während der letzten Monate war, desto stärker erscheint nun auf dem Arbeitsmarkt der Andrang der Arbeitsuchenden. Nach der Statistik der dcu schen Arbeitsnachweise kamen im August auf je 100 offene Stellen nicht weniger als 161,5 Arbeitsuchende gegen 149,5 im Vorjahre. Dabei steigt der Andrang nicht nur aus dem männlichen, sondern auch auf dem weiblichen Arbeitsmarkt, wo zwar noch immer Mangel be- s steht, aber doch Angebot und Nachfrage einander näher i kommen. Männliche Arbeitsuchende kamen auf je 100 offene Stellen 202,4 gegen 196,0 im Vorjahre, weibliche 86,9 gegen 70,1.
* *
-i-
Mit der neuen Handwerksorganisation sind selbst diejenigen Kreise nicht zufrieden, die seiner Zeit mit allem Nachdruck die Einführung von Zwangsinuungen gefordert hatten und von dieser Einführung die günstigsten Folgen für das Handwerk erwarteten. Es sind im Laufe der beiden letzten Jahre wiederholt Stimmen laut geworden, die auf die Notwendigkeit von Anordnungen und Zusätzen zu dem Handwerkergesetz hinwiesen und betonten, daß von dem gegenwärtigen Gesetze eine Hebung des Handwerks schlechterdings nicht zu erhoffen sei. Nach diesen Zugeständnissen darf die Handwerkerfrage noch nicht als gelöst betrachtet werden, so daß jede Anregung die bezüglich derselben gemacht wurde unbefangen zu prüfen ist.
* *
*
lieber die deutsche Flagge am oberen Jangtse wird der „Welt-Korr." aus Jtschang am Jangtse, 28. Juli, geschrieben: Die Flagge des deutschen Reiche? war bisher in Jtschang, wie überhaupt am oberen Jangtse nur ganz vereinzelt gezeigt worden. Es lag deshalb genügender Anlaß vor, die erste Hissuug der deutschen Konsulatsflagge am hiesigen Platze besonders feierlich zu gestalten. Der Akt fand am 20. ds. Mts., vormittags 8^ Uhr, statt. Es beteiligten sich daran S. M. Schiff „Jaguar/ der englische Konsul, der Zollkommissar mit seinen Beamten, die Spitzen der chinesischen Militär- und Civilbehörden (General, Präsekt, und Magistrat) und die Herren und Damen der Kolonie. Schon lange vor der festgesetzten Zeit rückten 200 Mann chinesische Infanterie — das ist der vierte Teil der ganzen Garnison — mit Fahnen und Musik in langer Reihenkolonne aus ihren flußabwärts gelegenen Lagern auf den Hof des Konsulatsgrundstücks und alarmierten mit ihren Bläsern und Trommlern das sonst ans Frühaufsteher: nicht
gewöhnte Jtschang. Nachdem das 50 Mann starke Matrosen- Detachement mit der Musikkapelle des „Jaguar" mit den chinesischen Truppen bei dem stattlichen Flaggenmast im Konsulatsgarten Aufstellung genommen hatte, ging die Reichsdienstflagge zum ersten Male hoch, die Kapelle spielte den Präsentiermarsch, Flaggenlied und Nationalhymne, die deutschen und chinesischen Truppen präsentierten, und der Kommandant des „Jaguar", Korvettenkapitän Berger, brachte drei begeistert aufgenommene Hurrahs auf Kaiser Wilhelm aus. Dann versammelten sich die Teilnehmer an der Feier auf der mit Flaggen reich geschmückten Veranda unseres Konsulats, wo der chinesische Seezolldirektor, Mr. Nuwiu, ein Engländer, in einer längeren Ansprache das neue^Konsulat und seinen gegenwärtigen Vertreter im Namen der Kolonie willkommen hieß und mit Worten rückhaltsloser Anerkennung des Aufschwungs gedachte, den das Deutschtum in. den letzten Jahren hier im Osten genommen hat. Wenn jetzt auch der Deutsche sich anschicke, am oberen Jangtse sich ein Thätigkeitsfcld zu suchen, so würden damit die wenigen bisher vorhandenen Faktoren der Verbreitung europäischer Zivilisation in diesem entlegenen Teile Chinas um einen neuen leistungsfähigen Faktor vermehrt, und dadurch aus kommerziellem Gebiet etwa geschaffene Konkurrenz könne nur als „gesund" bezeichnet werden. Der Konsul erwiderte mit einem Toast auf die Kolonie. Die Feier nahm einen würdigen, harmonischen Verlauf.
*
Die zwischen Oesterreich-Ungarn schwebenden Aus-' gleichs-Verhandlungen, sind immer noch nicht zu dem gewünschten Abschluß gekommen und es bestehen neueren Meldungen zufolge auch noch so gewichtige Meinungsverschiedenheiten zwischen den Vertretern der beiden Reichs- Hälften, daß man vorläufig auch noch garnicht aus eine baldige Beendigung der Unterhandlungen rechnen darf. Für die wirtschaftliche Entwickelung Oesterreichs wie Ungarns ist dieser endlose Streit natürlich ungemein hinderlich und schädlich; die Hartköpfigkeit der beiden Parteien hat aber die Rücksicht aus den praktischen Vorteil bisher stets überboten. Kaiser Franz Joseph, der beide Reichshälften mit der gleichen landesväterlichen Liebe umfaßt, erntet wirklich nur wenig Dank für sein Wohlwollen.
LcmdssnÄcheichLen.
-n. Aktenfleig, 15. Sept. Der Pforzheimer Männergesangverein „Germania" machte gestern hierher einen gemeinschaftlichen Ausflug. Die Sänger, etwa 30 an der Zahl, fuhren mit dem Frühzng nach Nagold. Von dort aus ging die Gesellschaft zu Fuß über den Schloßberg, Rohrdors und Walddorf hierher. Im Gasthof z. goldenen Stern war ein gemeinschaftliches Essen und hieraus gesellige Unterhaltung. Manches hübsche Lied wurde von dem gutgeschulten Chor vorgetragen und so der Nachmittag in angenehmer Weise ausgefüllt, bis die Gäste mit dem Abendzug wieder der Heimat znsuhren.
* Alleusteig, 15. Sept. Mit einem Mal, nach den letzten schönen Tagen, ist es Herbst geworden, gerade eine Woche vor dem kalendermäßigen Anfang; Herbststurm hat sich bemerkbar gemacht, er rüttelte und schüttelte die Baumkronen, und wenn er auch nicht geblieben, er hat seine Visitenkarte abgegeben und wird wieder kommen. Sonntag früh zeigte das Thermometer nur 1" Wärme. Herbstkühle regiert in den Nächten und drängt sich auch in den Tag hinein, und mag es im Freien auch noch wirklich grün sein, von Woche zu Woche nimmt doch jetzt das Rot und Gelb im Laub bedeutend zu. Regenschauer und Marienfäden wechseln ab, es kommen noch gute Tage, und, wir meinen sogar, recht viel, aber unter die schöne Zeit, deren Glanz freilich für viele Bezirke im deutschen Vaterlande ein recht fragwürdiger war, kann man nun in der Hauptsache einen Strich machen.
* Akleitstekg, 15. Sept. Nun erscheint er wieder, frisch und keck, die Unternehmungslust leuchtet ihm aus den Augen, als wollte er sagen: Was kostet die Welt! Ich kaufe sie! Natürlich meinen wir den Reservemann. Freilich, so „bunt", wie früher, sieht er nicht mehr aus, denn die Unisormstücke werden nur noch den armen Teufeln mitgegeben, die nichts weiter als einen starken Arm ihr eigen nennen, mit dem sie sich künftig durch die Welt schlagen wollen. Die Anderen aber, die etwas mehr „in die Suppe zu brocken" haben, die sieht man nur noch mit der Mütze auf dem Haupte, so rechr forsch auf das eine Ohr gelegt, das Stückchen mit der bunten Troddel in der Hand, die das Röhrlein ab und zu zischend durch die Luft sausen