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Erscheint Dien-tag, Donnerstag, Samstag und Sonntag «it der GratiS-Bellage Der Sonntag S- G-st.
Bestellpreis pro Quartal i« Bezirk u. Nachbar- «tSoerkehr Mk. 1.15 außerhalb derselben Mk. lLS.
Amtsblatt für
EiurückungSpreiS für Altensteig und nah« Umgebung bei einmaliger Ein- räckunz S Pfz. be> mehrmal. je 8 Plg auswärts je S Pfg. die Ispaltig« Zeile oder deren Raum
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Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
IK. 140.
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Amtliches
Oberamtliche Bekanntmachung.
Da schon wiederholt die Wahrnehmung gemacht worden ist, daß die wesentlichen Obliegenheiten der im Bezirk aufgestellten Distriktsärzte nicht genügend bekannt sind, ivird zur allgemeinen Kenntnisnahme veröffentlicht, daß die Herren Distriktsärzte auf Grund der bei ihrer Aufstellung vereinbarten Dienstverträge verpflichtet sind: jeden Ort ihres Distrikts wöchentlich einmal ohne Reisckostenanrechnung zu besuchen und die notorisch armen Kranken ihrer Gemeinden ohne besondere Anrechnung innerlich chirurgisch und geburtshilflich zu behandeln, sowie jeden Kranken ihres Distrikts auf Berufen oder auf behördliche Anordnung zu jeder Zeit in gewissenhafte ärztliche Behandlung zu nehmen, gleichviel ob schon ein anderer Arzt vor ihnen berufen war oder auf Wunsch des Kranken zugezogen wird. Als notorisch arm gelten nicht nur diejenigen Personen, welche in den Armenhäusern der einzelnen Gemeinden untergebracht sind oder Unterstützung aus öffentlichen Kassen erhalten, sondern auch solche, welche nach der pflichtmäßigen Aeußerung der einzelnen Ortsarmcnbehörde als arm und unvermöglich bezeichnet werden, auch sind unter diesen Armen diejenigen inbegriffen, deren vorläufige Unterstützung nach den Bestimmungen des Unterstützungswohnsitzgesetzes einer der in Frage stehenden Gemeinden zukommt. Als Distriktsärzte sind zur Zeit im Bezirk aufgestellt:
1) Oberamtsmundarzt Dr. Uliner in Nagold für die Gemeinden: Ebhausen, Rohrdors, Jselshausen, Emmingen, Mindersbach und Pfrondorf.
2) Distriktsarzt Dr. Bader in Altensteig für die Gemeinden: Alten- steig-Dorf, Berneck, Beuren, Ebershardt, Egenhausen, Euzthal, Ett- mannsweiler, Fünfbronn, Garrweiler, Gaugenwald, Simmersfeld, Spielberg. Ueberberg, Walddorf, Warth und Wenden.
3) Distriktsarzt Dr. Zimmermann in Haiterbach für die Gemeinden: Beihingen, Bösingeu, Oberschwandorf, Oberthalheim, Unterthalheim, Schietingen und Unterschwandorf.
4) Distriktsarzt Dr. Vesenmayer in Wildbcrg für die Gemeinden: Wildberg, Efsringen, Gültliugen, Schönbronn, Sulz und Nothfelden.
Übertragen wurde die erledigte zweite evangelische Stadt-
pfarrstelle in Nagold, dem Repetenten Samuel Faut am evangelischtheologischen Seminar in Tübingen.
Samstag, 13. September.
vek«Mt«schuns«r? aller Art finden di« erfolg. rÄchste Verbreitung.
1902.
Zur Bewerbung ist Schönbronn.
ausgeschrieben die Dchulstelle in
Tagespolitik.
Fleischnot oder Fleischwuchcr? Unter dieser Rubrik schreibt das „Bayrische Vaterland" aus Bayern: Geradezu krampfhafte Anstrengungen werden gemacht, um dem konsumierenden Publikum die in vielen Städten ab 1. Sept. lfd. Js. beschlossenen Aufschläge auf Fleisch nnd^ Fleischwaren mundgerechter zu machen und um alle Schuld auf die Grenzsperre und die Landwirtschaft abzuwälzcn. Am meisten schreit natürlich die freihäudlerischc Presse und man muß sagen, die Sache ist nicht ungeschickt angegangen; jetzt wo die Verhandlungen über den Zolltarif vor der Thüre stehen, treibt man die Fleischpreise in die Hohe und bei den Zollverhandluugcn weist man dann darauf hin, daß ein erhöhter Zollschutz das Brot gerade so verteuern würde, wie die Grenzsperre das Fleisch. Nun ist ja richtig, daß die offiziellen Preisnotierungen auf den Märkten in der zweiten Hälfte des Aug. ein starkes plötzliches Steigen der Preise erkennen lassen. Dem steht aber die Thatsachc gegenüber, daß die Grenze nicht erst seit zwei oder drei Wochen gesperrt ist und daß bisher trotz Grenzsperre die Preise in normalen Grenzen sich gehalten haben. Daß ans dem Rosenheimcr Markt fette und halbfette Ochsen und Kühe nur schwer oder gar nicht verkäuflich sein können und daß man in München, das kaum 65 Kilometer entfernt ist, zu gleicher Zeit von einer Fleischnot redet, ist doch recht eigentümlich. Vom Amberger Viehmarkt (30. Aug. er.) wird berichtet, daß er mit 301 Stück betrieben war und daß nur 54 Ockfen, 13 Kühe und 8 Jungrinder verkauft werden konnten! Nicht eine Fleischnot besteht, sondern der Wucher, die Spekulation hat sich auch dieses Artikels bemächtigt und seitdem der Großstadt-Metzger nicht mehr direkt beim Bauern einkauft, beherrschen die Viehhändler den Markt, die dem Bauern für sein Vieh wenig geben und dem Metzger viel verlangen. Treibt der Bauer sein Vieh selber auf den Markt, so kann er es unter Umständen wieder abtreiben, denn der Metzger tritt mit ihm nicht mehr persönlich in Verkaufsverhandlungen, sondern läßt sich jahraus jahrein seinen Bedarf einfach vom Händler besorgen und der Bauer ist auf die Gnade und Ungnade der Händler angewiesen, welche den Preis gerade so „machen", wie an der Börse. Daß ein Oeffnen der Grenzen dem Bauernstand hunderttausende von Mark kosten würde und bereits gekostet hat, das braucht man dem Publikum ja nicht zu sagen; ebensowenig, daß trotz Aufhebung der Grenzsperre die Fleischpreise für das konsumierende Publikum nicht znrückgehen werden, denn das sieht es dann schon selber. Der Bauer, der heute nur mittelmäßige Preise er- hält, bekäme natürlich weniger, der Arbeiter aber zahlt das Gleiche. Es wäre sehr zu wünschen, daß die berufenen Vertreter der Landwirtschaft in den Tagesblättern veröffentlichen würden, was der Landwirt für seine Ware bekommt
und wie viel an Vieh überhaupt unverkäuflich ist, nur so könnte man die wahre Ursache der Fleischteuerung konstatieren und dem Publikum gingen dann Wohl auch die Angen ans, daß es nicht die Fleischnot, sondern der Fleischwuchcr ist, der die Preise treibt.
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Binnen kurzer Zeit wird vielleicht alles Erdöl der Welt einem einzigen Ring gehören. Diese Monopolgesellschaft wird dann der gesamten Menschheit nach Belieben den Preis für das noch unentbehrliche Beleuchtungsmrttel diktieren können. Es ist die amerikanische Standard-Oel- Gesellschaft und die mit ihr zusammenhängende deutsch- amerikanische Petrolum-Gescllschaft in Bremen, welche nach diesem Monopol strebt. Ihre Hauptgcgner sind gegenwärtig noch die russischen Petroleumwcrke: die Nobel-Gesellschaft und die Rothschild-Naphta-Werke. Bald werden auch diese die Waffen vor dem amerikanischen Petroleumring strecken müssen, wenn cs so weitergeht wie jetzt. Bei dem Kampf um die europäische Kundschaft haben die Russen zwar den Vorzug, daß sie näher bei der Hand sind, aber ihr Erdöl läßt sich in unseren Lamden nicht ungemischt brennen und ans der anderen Seite trifft der deutsch-amerikanische Erdöl- Ring die raffiniertesten Einrichtungen, um die Länge seines BersaudwcgeL anszugleichen. Die deutsch-amerikanische Gesellschaft ist im Besitz der größten Erdölqucllen und Raffinerien Amerikas, von denen aus das Petroleum in eigenen Röhrleitungen zum Wasserweg befördert, dort in die eigenen TcmftCars (Kesselwagen) und später in die Ozean-Tank- Dampser gefüllt und nach den europäischen Hafenplätzen transportiert wird. Selbst für die Fahrt ins Inland besitzt die Gesellschaft eigene Tankkähne, sodaß sie bis nahe zum Konsumenten schnell, bequem und billig liefern kann. In den letzten Jahren hat sie nun begonnen, auf deu größeren deutschen Bahnstationen Petroleumtanks zu errichten, d. h. Kessel in cyliudrischcr Form mit einem Inhalt von 25,000 Kilo, in die das Petroleum aus den Bahn- kesselwagcn durch Rohr- und Schlauchverbindungen übergeleitet werden kann. In kleinerem Umfange haben die Bahnverwaltungen solche Tankaulagen schon zugelassen. Nachdem aber jetzt die Gesellschaft beginnt, diese Einrichtung systematisch auszudehnen, wird die Frage vielerörtert, welche wirtschaftlichen Folgen ein derartiges Vorgehen voraussichtlich bringt. Die erste Folge wird die sein, daß die inländischen Grossisten und die Detaillisten ganz ausgeschaltet oder doch in völlige Abhängigkeit gebracht werden. Von den Tanks ans wird nämlich das Petroleum in Tankwagen ans die Ortschaften gefahren und bei den Detailisten, mit denen die Gesellschaft bindende Verträge abschließt, in kleine Bassins gefüllt, welche Eigentum der Gesellschaft bleiben und von ihr nach jedesmaliger Füllung verschlossen werden. Der Kleinhändler muß sich verpflichten, kein anderes Petroleum als das der deutsch-amerikanischen Gesellschaft zu verkaufen. Er ist also im Grunde nichts als ein Verwalter für die Petrolenmbehälter der Gesellschaft und ist ihren Preisen ohne Widerrede unterworfen. Hat die Gesellschaft erst eine genügende Zahl von Detailisten gefunden, die sich auf ein Vertragsverhältnis mit ihr einlassen, so bleibt dem Grossisten nichts übrig, als sein Geschäft einzustellen oder die Verwaltung einer der großen Tankanlagen zu übernehmen, womit er in eine Art Agentenstellung heruntergedrückt wird. Aber wie für den Handelsstand, so besteht auch für das konsumierende Publikum eine bei Monopolen naheliegende Gefahr. Diese Gefahren werden von mancher Seite mit dem Hinweis auf die Konkurrenz von russischem Oel als übertriebene dargestellt. Die deutsche Reichs- regicrung hat allerdings die Frachtsätze für russisches Petroleum soweit ermäßigt, daß Rußland konkurrieren kann. Mit der Erleichterung der Tankanlagen wird diese Maßnahme aber wieder ausgeglichen. Sodann arbeitet man schon seit 5 Jahren am Zusammenschluß der ganzen Petroleum-Produktion. Sobald die russische Nobel-Gesellschaft, die Rothschild-Naphtawerke in Rußland, die Standart Oil- Company und die Londoner Petroleumgesellschaft übereingekommen sind, ist das Monopol fertig. Dann diktiert der Ring die Preise und das Publikum muß unweigerlich jeden Preis zahlen. Ein solcher Zustand wäre eine schwere wirtschaftliche Gefahr. Deshalb wird von den deutschen Eisenbahn-Verwaltungen verlangt, daß sie diese Monopolbestrebungen durch die Zulassung der Tankanlagen nicht noch fördern und unterstützen. Sehr unwahrscheinlich freilich erscheint es. daß die fernere Entwicklung des mit Energie und Sachkenntnis geleiteten und mit großen Mitteln ausgestatteten Unternehmens durch solche Erwägungen ausgehalten werden kann. Die deutsche Regierung sucht übrigens
schon lange die Gefahr der Erdöl-Monopolisierung dadurch zu verringern, daß sie den Spiritus als Ersatzmittel für Beleuchtungs- und Motorzwccke begünstigt. Spiritus aber können wir aus unseren deutschen Kartoffeln in jeder gewünschten Menge Herstellen und wenn es erst gelingt, die Spiritusbeleuchtnngskörper zu verbessern, werden wir den Erdölring kühl gewähren lassen können.
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CRevanche?) Der sozialistische Deputierte Jaurs schreibt in der Petite Republique: Die chauvinistischen deutschen Blätter freuen sich im Grunde genommen über die abscheuliche Revancherede, die General Andre jüngst gehalten hat. Sie wissen zwar, daß es nichts als leere Worte sind, daß Frankreich den Frieden will und das Ideal einer blutigen Revanche nicht hat, aber sie beuten die Rede für ihre Zecke aus.
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Das Blaubuch über die Verhandlungen der Buren- generale mit dem Kolonialminister Chamberlain ist soeben veröffentlicht worden. An der Publikation gefällt uns das eine, daß sie nach Möglichkeit schnell erfolgte; alles andere darin und daran macht aber den Eindruck, daß die Boern von England ganz gehörig über's Ohr gehauen worden sind, daß ihnen Hoffnungen erweckt und Versprechungen gemacht worden sind, über die England jetzt, nachdem es sein Ziel erreicht hat, kaltlächelnd zur Tagesordnung übergeht. Botha erklärte dem Kolonialmiuister ausdrücklich, so steht es auch in dem Bericht des Blaubuchs, daß Lord Milner und Lord Kitchener den Boern in Vereeniging versichert hätten, daß, wenn sie die Bedingungen im Ganzen anuehmen, es ihnen nicht versagt sei, als Ünterthanen zu erreichen zu suchen, daß der König auf sie Rücksicht nehme in allen Angelegenheiten, die ihnen als Ünterthanen in den neuen Kolonien zum Schaden gereichen könnten. Die Versicherungen werden zweifellos erheblich bestimmter gelautet haben, da sich die Boern ans so stark verklausulierte Versprechungen, wie sie nach dem Blaubuch gemacht sein sollten, sicherlich nicht eingelassen hätten. — Sehr hochtrabend erzählt der amtliche Bericht dann, daß die Generale den Herrn Chamberlain um eine Unterredung g'beten hätten, die dieser auch mit der Erklärung gewährt habe, er müsse zuvor erfahren, über welche Fragen die Generale mit ihm zu konferieren beabsichtigten. Dies geschah denn auch. Die Generale forderten nach unserer Meinung nichts Ungebührliches, sondern nur das ihnen in sichere Aussicht gestellte, wenn sie völlige Amnestie für alle britischen Staatsangehörigen, die im Kriege an ihrer Seite gesuchten hätten, verlangten. Daß England für die Unterstützung der Bocru-Witwen und Waisen sorgen, gleiches Recht für die holländische und englische Sprache gewähren, für alle infolge des Krieges erlittenen Verluste Schadenersatz leisten, die geplante Einverleibung eines Gebietsteils mit Natal aufheben und der Erzwingung des Unter- thaneneides abschen sollte, das alles sind eigentlich selbstverständliche Forderungen, deren Erfüllung, genau besehen, in Englands eigenem Interesse liegt. Herr Chamberlain stellte sich gleichwohl aufs höchste entrüstet über die Begehrlichkeit der Boern, erklärte, dermaßen zahlreiche und weitgehende Forderungen nicht erwartet zu haben und resümierte sich schließlich dahin, daß er sich ans nichts weiter Anlassen könne, das Abkommen sei in Pretoria unterzeichnet worden und es müsse dabei sein Bewenden haben.
Nagold, 9. Septbr. Dem nach Nürtingen über- stedelnden Seminaroberlehrer Hegele, der sich seit der Gründung des hiesigen Lehrerseminars als Musiklehrer, ferner als Organist an der Stadtkirche und als langjähriger Direktor des Liederkranzes um das musikalische Leben in unserer Stadt außerordentlich verdient gemacht hat, wurde gestern seitens der bürgerlichen und kirchlichen Gemeinde, sowie mehrerer Vereine eine Abschiedsfeier bereitet, wobei auch der Verdienste des Scheidenden als thätiges Ausschußmitglied und als Dirigent des evang. Laudeskirchengcsang- vereius gedacht wurde.
* Nagold. Am 19. v. Mts. wurde ein 13 Jahre altes Pflegekind des Waldschützen Wagner von einer älteren Frauensperson angeblich zum Photographieren auf zwei Tage nach Freudenstadt abgeholt, aber dem gegebenen Versprechen zuwider nicht mehr zurück, sondern nach dem Elsaß verbracht und den Pflegeeltern dessen Herausgabe verweigert. Es ist Untersuchung wegen Entführung des Kindes gegen die in Straßburg wohnhafte Frauensperson eingeleitet.
(St.-Änz.)